Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Verzeiht das es letzte Woche etwas stiller war, aber meine liebe Oompa Loompa war in ihrem wohl verdienten Urlaub. Und ohne sie bekomme ich Technik-Chaot meine Texte nicht in meinen eigenen Blog. Da sie aber nun genug davon hat die heilige Kakaobohne anzubeten, können wir uns nun wieder unserer Arbeit widmen.
Ich gebe ja zu, dass ich viel im Internet unterwegs bin. Und mittlerweile bekomme ich langsam einfach nur noch einen Brechreiz, wenn ich die ganzen Bilder Wettbewerbe sehe …
Ich liebe Gewinnspiele, das weiß jeder, der meine Seite kennt. Genau deswegen veranstalte ich auch welche. Aber ich mag keine Gewinnspiele die alleine über die meisten »Likes« den Gewinner bestimmen. Denn dann sieht man mal wieder die Start- und Gruppenseiten vor lauter »Ich mach das sonst nie, aber klickt bitte auf das Bild« -Bildchen überquellen.
Ganz vorne mit dabei: Halsring-, Freilauf-Bildchen und nicht zu vergessen, Zirkuslektionen.
Zumindest sollen die meisten Bilder so etwas darstellen.
Betrachtet man die Bilder aber ohne den Fotoshop-Effekt, denkt sich das Minikleidchen, das Holi-Pulver und die Wallemähne bei Mensch und Tier weg, dann ist man meist überrascht. Denn viel zu oft werden die Lektionen nicht sauber ausgeführt, und die Körpersprache des Pferdes zeigt eher ein deutliches »Du kannst mich mal ganz gepflegt muscheln« statt einem »Ich liebe meine Pferdemami soooo sehr«-Ausdruck.
Irgendwie ist das für mich ziemlich erschreckend, denn ich bin mit anderen Vorstellungen in der Pferdewelt aufgewachsen und erzogen worden. Früher war es wichtig, dass Pferde gehorsam, gut zu Händeln, rittig und eifrig waren. Dass sie gut im Futter standen, nett und freundlich waren und keine Unarten zeigten.
Steigen war damals beispielsweise eine absolute Unart und somit unerwünscht.
Das war etwas, das man seinem Pferd nicht beibrachte, außer es war ein Zirkusgaul. Und nur wenn man der Spanischen Hofreitschule angehörte, die solche Lektionen in jahrelanger Arbeit den Pferden beibrachte, wurde das als Lektion akzeptiert. Sonst aber war das etwas, das nicht gerne gesehen wurde.
Und hätte so manches Mädel seinem Pferd so eine Lektion beigebracht, dann hätte es eine mächtige Strafpredigt gegeben. Man hätte einen Teufel getan, als einem Pferd extra eine solche Unart anzutrainieren. Und noch weniger hätte man sich gewünscht, wenn sein Pferd als Zirkusgaul verschrien gewesen wäre.
Selten, wirklich ganz selten, wurden Ausnahmen toleriert. Meist nur dann, wenn einem Steiger diese Lektion abtrainiert, und dann als feste nur auf Abruf sitzende Lektion einprogrammiert wurde.
Den Zirkusgaul Stempel hatte man dennoch weg.
Beliebt waren solche Aktionen also nicht.
Das Pflegerinnen oder Reitbeteiligungen solche Dinge an fremden Pferden geübt hätten, wäre einem Rauswurf gleichgekommen. Und den Anschiss danach hätte man sicher noch 3 Dörfer weiter hören können.
Nein, mit solchen Lektionen machte man sich nicht beliebt.
Heute ist das anders, denn »Likes« und Bewunderungskommentare sind anscheinend wichtiger geworden, als eine vernünftige Ausbildung. Mittlerweile scheint es zum guten Ton zu gehören, das sich Facebook-Seiten mit schönen Fotos schmücken müssen.
Ja müssen, denn ohne Bilder mit Zirkuslektionen kann eine große Seite augenscheinlich nicht mehr leben. Und es muss sich immer weiter überboten werden, damit man noch mehr »Likes« bekommt.
Die Qualität der Arbeit und Ausbildung dahinter ist erst einmal irrelevant. Schließlich wäre es zu mühselig solche Lektionen über Jahre zu erarbeiten.
Wie soll man sich das auch vorstellen?
Jahrelang an der Rittigkeit und Durchlässigkeit und Harmonie arbeiten, bis solche Lektionen erarbeitet werden können? Himmel, das würde ja Jahre harter Arbeit kosten. Und bis dahin haben dann die Facebook-Mädels Falten und Orangenhaut, die auch Photoshop nicht mehr verdecken kann.
So wäre also das Traumfoto mit der Wallemähne im Minikleidchen neben dem steigenden Pferd hinfällig. Außerdem sind die Fotos, die während des Trainings geschossen werden einfach nicht werbefähig.
Eine Seite die eine normale Ausbildung zeigt? Reitbilder oder Pferde mit Halfter?
Sorry, aber damit wird man einfach kein Facebook-Starlet.
Also scheiß auf Levade, Pesade und Kompliment.
Wenn das Pferd die Haxen in die Luft streckt, dann reicht das!
Und wenn es sich mit dem Rüssel in den Staub wirft, um nach einem Leckerchen zu suchen, muss das einfach genügen!
Den Rest erledigen das Mini- oder Wallekleidchen, das Holi-Pulver und der Sonnenuntergang. Zumindest für viele, eigentlich viel zu viele der Bilder, die ich immer wieder sehe.
Noch schlimmer: es werden dazu sogar schon Anleitungen gegeben.
Über Facebook, Instragram, Youtube, die kleinen Facebook-Starlets erklären ihren Fans, wie man die Pferde dazu bringt – äh, ausbildet.
Da sind dann so nette Erklärungen wie Fußlonge dabei, aber auch die Sache mit dem Gertenwedeln vor dem Pferd, bis es steigt. Und nicht zu vergessen die Leckerli-Methode zum Kompliment, sowie folgen, fangen spielen und Kaffee kochen.
Das sind die Momente, in denen ich den Kopf auf den Tisch schlage.
Spinnen diese Mädels/Damen eigentlich?
Wisst ihr wie gefährlich das ist?
Ihr belohnt wahllos Gesten, die teilweise Drohgebärden sind. Und selten wird dem Pferd durch eine vernünftige Ausbildung klar gemacht, das es auch wirklich nur eine Übungslektion ist. Meist wird gewartet bis das Pferd auf das Gehampel reagiert, und dann mit Leckerchen nach geschoben.
Super Ingo!
Noch besser ist dann, das diese eingeübte Lektion auch ungefragt kommen kann. Und das nicht nur bei dem Besitzer, sondern auch bei Personen, die das Pferd dann händeln müssen, ob sie wollen oder nicht.
Ein Tierarzt freut sich ganz bestimmt, wenn der Puschel ihn ansteigt, weil er gerade einen Gegenstand aus der Tasche zieht. Oder der Hufschmied wird begeistert applaudieren, wenn er einen Huf auf den Bock setzen will und dieser ihm schwungvoll die Zähne ausschlägt.
Burschi hat es ja nicht böse gemeint, wie konnte der Hufschmied auch unbewusst eine Handbewegung machen, die Burschi an das erlernte Kommando erinnert.
Nein, ich kann diesem neuen Trend nichts ab gewinnen. Und wenn man wirklich solche Lektionen ERARBEITEN will, dann macht man das bitte nicht in Eigenregie. Holt euch dazu bitte einen Trainer vor Ort dazu.
Regelmäßig!
Damit ihr die Lektionen nicht nur vernünftig erarbeitet, sondern eure Pferde dabei auch gesund bleiben. Denn unsachgemäß ausgeführt kann der Tierarzt und Osteopath sonst schnell zum Dauergast werden.
Und eins noch neben bei: Zirkuslektionen sind nicht dazu gedacht Jungpferde zu bespaßen. Diese gehören in passende Spielgesellschaft.
Von daher spart nicht an einem guten Trainer, der euch und euer Pferd ausbildet. Und denkt daran, eine harmonische Beziehung zu seinem Pferd misst man nicht an der Anzahl der Facebook-Likes.
In diesem Sinne, flauschige Grüße
Celeste