Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Ich hoffe, ihr habt mich vermisst? Diese Woche genieße ich hemmungslos das sonnige Wetter. Mal im Ernst, das haben wir doch alle vermisst oder?
So ertappe ich mich dabei, wie ich nach getaner Stallarbeit auf die großen Quaderballen krabbele – bei meiner Zwergengröße ist das höchst belustigend. Und wenn ich dort sitze und die Aussicht auf die Pferde, samt der wundervollen Sonne genieße, dauert es nicht lange bis einer meiner ansässigen Jäger mit dem Auto vor fährt. Denn da mein Stall genau an der Grenze zweier Jagdgebiete ist, treffe ich fast täglich auf die Jäger.
Nun höre ich schon das erste Aufstöhnen, denn Jäger sind nicht sehr beliebt in der Reiterwelt.
Viel zu oft höre und lese ich:
- Jäger sind Mörder, die schießen nur weil sie Spaß daran haben
- Jäger schießen auf Pferde
- Jäger treffen sowieso nie
- Jäger saufen nur und vögeln nur auf dem Hochsitz
- Jäger zerstören mit ihren Wagen Reit- und Feldwege
- Jäger hassen alle Reiter
Und wahrscheinlich sind sie auch noch an der Pest und der Cholera und einem versauten Haarschnitt schuld. Bei der Masse an Pferden und Ponys, die dauernd erschossen werden sollen, wundere ich mich immer noch über meine volle Weide.
Als ich jung und dumm war glaubte ich solche Schauermärchen auch. Sie wurden immer wieder von Reitern erzählt und ich bin in den Ställen mit diesen Geschichten groß geworden. Aber ich bin ein wissbegieriger Mensch und habe, als ich dann älter wurde, das Gespräch mit den Jägern gesucht.
Ich war überrascht: Denn Jäger sind keine mordlüsternen Monster.
Die meisten Jäger sind sehr naturverbunden. Sie lieben und schützen die Natur. Aber ebenso halten sie auch den bestehenden Tierbestand im Auge, und wenn nötig reduzieren sie diesen.
Und das ist auch gut so, denn vielen Wildtieren geht es mittlerweile viel zu gut. Ihre Anzahl würde ohne Eingreifen oft maßlos ansteigen. Und eine Rotte Wildschweine die Vorgärten zerlegt oder Pferdeweiden sind nun wirklich keine Freude.
Aber ebenso erlösen Jäger auch alte und kranke Wildtiere, denn sie kennen ihren Tierbestand durch viele Stunden der Beobachtung sehr gut. Dazu kommen noch Wildunfälle bei denen die Jäger oft zu nachtschlafender Zeit gerufen werden, um ein Wildtier zu erlösen. Und das kann mitunter eine Nachtwanderung durchs Gestrüpp nach sich ziehen, um das verletzte oder verendete Tier zu finden.
Nein, ich kann ehrlich sagen: Ich mag meine Jäger sehr gerne.
Einer ihrer Hochsitze ist an einer Weide hinter meinem Offenstall. Ich kann euch versichern, dass meine Pferde nicht einmal mit der Wimper zucken, wenn nebenan geschossen wird. Auch fühlen sie sich nicht durch die nächtlichen Besuche der Jäger gestört. Und nein, keine Kugel kam auch nur annähernd in die Nähe meiner Pferde.
Wie kommt es also zu den Streitigkeiten zwischen Jägern und Reitern?
Eigentlich ist es ganz einfach, beide teilen sich Wald- und Feldwege, Weiden und Felder. Und während der Jäger ab der Dämmerung meist auf dem Hochsitz weilt und auf das Wild wartet, fühlen sich manche Reiter berufen genau zu dieser Zeit durch Feld und Wald zu streifen.
Ehrlich gesagt verstehe ich dann, wenn die Jäger verärgert sind. Sie müssen warten bis Wald und Feld ruhig und still sind, denn nur dann kommen die Wildtiere heraus. Und ebenso wollen sie niemanden in Gefahr bringen, wenn sie zur Waffe greifen. Also nutzen sie Zeiten, in denen der Wald eigentlich leer sein sollte. Dumm nur wenn sich dann so manche Tschackeliene und Chantalle berufen fühlt, auch nachts die leuchtende Neon-Pferdedecke mit Blinklichtern auszuführen. Meiden sie dann noch die Reitwege und reiten querfeldein, dem Jäger vor die Flinte, dann ist das Geschrei groß. Der Jäger, der seinem Ärger zu Recht Luft macht, und die 2 Quarktaschen, die heulend rum erzählen, dass der Jäger sie angeblich bedroht habe.
Nein ich halte mich da an die Regel, die mir damals schon als Kind eingebläut wurde:
»Wenn es dämmert, dann hast du am Stall zu sein.«
Denn schon damals lernte ich das Feld und Wald dann den Jägern gehört. Und wenn ich unbedingt raus wollte, dann ritt ich eine Runde durch das Dorf. Aber niemals in die Jagdgebiete!
Natürlich gibt es Jäger, die wirklich unfreundlich sind. Sicher auch welche, die bedingt durch schlechte Erfahrungen, Reiter förmlich hassen.
Aber es gibt überall dumme und doofe Menschen.
Doofe Reiter, doofe Bäcker, doofe Polizisten, doofe Autoren … Ebenso wie Nette!
Nur weil man den einen oder anderen doofen Jäger erwischt hat, sind nicht alle so.
Nehmt euch einfach mal die Zeit und redet freundlich mit ihnen. Ihr werdet verwundert sein, wie nett manche sind. Und vielleicht sind dann auch einige Jäger verwundert, dass nicht alle Reiter verwöhnte Gören sind, die auf ihr Recht pochen wollen zu jeder Zeit überall zu reiten.
Flauschige Grüße
Celeste