Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Mittlerweile sind wir im Frühling angekommen, und während die Pferde das frische Gras in vollen Zügen genießen, plagt mich der Heuschnupfen enorm. Und wenn ich dann vor den grünen Weiden stehe und trotz aller Allergiemittel immer noch keine Luft bekomme, so freue ich mich doch über jeden grünen Grashalm, der den Pferden zugutekommt.
Gestern hatte eine meiner Damen Geburtstag, sie, wie auch ihre Halbschwester die ebenso bei mir steht, werden beide dieses Jahr 21. Für die oft so angeblich ausgelutschten Quarter Horses ein schönes Alter, erst recht, wenn sie so fit sind, wie meine. Und wenn ich dann so vor mich hin sinniere, dann fällt mir auf, was wir schon alles zusammen erlebt haben, in den letzten 20 Jahren.
Wie viel schlimme Sachen wir durchlebt haben, und wie viel wundervolle Dinge wir zusammen gemeistert haben. Wie glücklich bin ich dann sie an meiner Seite zu wissen, für noch viele weitere wundervolle Jahre.
Und zappe ich dann durch das Internet, dann stolpere ich immer wieder über Pferdeverkaufsanzeigen. Es ist erschreckend, wie viele alte und kranke Pferde plötzlich abgeschoben werden sollen. Pferde ab 18 werde dort wie reduzierte Auslaufware angeboten, bei der das vermeintliche Haltbarkeitsdatum zum Reiten abgelaufen ist.
Die angeblich so geliebten Verlasspferde müssen PLÖTZLICH umständehalber sofort in neue (gute?) Hände abgegeben werden.
Das sie zum Beispiel:
- zu Hufrehe neigen (aber die Fressbremse gibt man gleich mit)
- zu Ekzem neigen (muss man nicht viel machen mit Decke oder ein wenig Lotion geht‘s ja)
- nur bedingt reitbar sind (aber Kinder können sie ja spazieren tragen)
- chronischen Husten hat (mit nassem Heu geht das ja wieder)
- ein Problempferd sind (aber Züchten kann man damit ja immer noch)
- aus der Zucht ausgemustert werden (aber ein Fohlen geht bestimmt noch)
- es ist zu alt geworden, um die Turnierleistung zu bringen (aber für Kinderwettbewerbe ist es sicher noch super)
Und wer es noch nicht erkannt hat, die Beispiele in den Klammern sind Antworten der Besitzer auf Fragen, wie man mit dem genannten Problem umgehen soll. Zumindest haben die Besitzer auf jede Frage eine dumme Antwort, welche die Mängel des Pferdes beschönigen. Hauptsache der Mangel fällt dem möglichen Käufer nicht auf, und wenn wohl, redet man ihn so lange schön, bis die Herzen in den Augen glühen.Zieht das immer noch nicht, dann wirft man die »Platz vor Preis«-Aussage in die Runde. Wenn das auch nicht zieht, dann die »Muss bis Termin XY weg, sonst Schlachter«
Dazu wiederholen die Verkäufer immer wieder das sie nur wegen:
- Platzmangel
- Geldliche Notsituation
- Stallwechsel
- Plötzlichen Kinderwunsch
- Gesundheitlichen Problemen
- Man passt nicht zueinander
…
das Pferd hergeben müssen.
Klar, es hört sich eben nicht sehr verkaufsfördernd an, wenn man sagt:
»Sorry, das Pferd ist mir zu alt, die Krankheiten kosten mich zu viel Geld, und ich will lieber mehr reiten. Also verkauf ich den alten Gaul und hole mir dann später lieber ein junges gesundes Pferd.«
Hmm nein, das macht sich in einer Verkaufsanzeige nicht so gut.
Spannend ist es, wenn man die Verkäufer dann eine Weile beobachtet. Denn meist dauert es nur wenige Wochen nach einem erfolgreichen Verkauf des Altpferdes, bis die Suchanzeige zu einem jungen Pferd dann wie durch Zufall aktuell ist. Als habe sich die plötzliche Geldnot durch Zauberhand aufgelöst, der Kinderwunsch wird nun von Mary Poppins betreut, und der Platzmangel wurde mit neuen Dekorationen à la »Tine Wittler« aus der Welt geschafft.
Frei dem Motto: Für ein neues Pferd ist alles möglich, für das ausgediente Altpferd war das aber alles zu viel Arbeit und Geld.
In solchen Fällen kann ich nur sagen Pfui Deibel!
Es kann immer passieren, das man ein Pferd abgeben muss, auch wenn es schon älter ist, z.B. wenn man wirklich:
- eine längerfristige finanzielle Notlage hat
- selber krank oder pflegebedürftig wird
- die Versorgung durch Arbeit und Familie nicht mehr tragen kann
Aber bitte nicht, weil das Pferd alt und krank ist, und man etwas Neues will, das weniger kostet, aber mehr leisten kann. Pferde sind Familienmitglieder, keine Sportgeräte, die wie ein Fahrrad ausgetauscht werden, wenn sie alt und rostig sind.
Meine Pferde werden ihren Lebensabend bei mir und mit mir verbringen.
Ich genieße alle Zeit mit ihnen und bin glücklich das sie an meiner Seite sind. Alter, Krankheit oder Unreitbarkeit sind für uns kein Problem. Denn ich liebe meine Pferde nicht nur, weil ich sie reiten kann, sondern weil sie wundervolle einfühlsame Wesen sind. Wesen, mit denen mich eine innige Freundschaft verbindet, die für mich unersetzlich geworden sind. Und egal ob Pferd oder Mensch: Echte Freunde verkauft man nicht, oder schiebt sie ab, nur weil sie alt werden.
In diesem Sinne: flauschige Pfingsten
Celeste
Genau meine Meinung!
Meine Pferde werden unseren Stall auch niemals wieder verlassen. Auch wenn eins meiner Pferde ab und an Hilfe beim aufstehen braucht, nicht mehr reitbar ist (aber das mit soo viel Lebensfreude einfach doppelt wett macht), das Pferd von meiner Schwester schon 29 ist und einen enormen Fütterungsaufwand macht und mein zweites Pferd einfach kein stabiles Reitpferd ist, EMS hat und letztes Jahr Hufrehe und absolut kein perfektes Exterieur. Na dann reit ich halt nur 1-2 Mal die Woche, passen meinen Stall an sie an und bin sehr glücklich, sie alle an meiner Seite zu haben ♥ 🙂
Ein schöner artikel! Ich bin gerade unter die pferdebesitzer gegangen. Ein 16-jähriger haflinger, der seit 13 jahren bei uns im stall ist. Abgegeben aus geldnot und durch zusammenhalt in der stallgemeinschaft ist nun garantiert, dass er hier seinen Lebensabend erleben darf.
Hallo! Ich besitze auch 2 Pferde: eine 26 jährige Traberstute, die schon seit 7 Jahren nicht mehr geritten wird und eine 5 jährige Comtois-Mix-Stute, die ich gerade (mit Hilfe einer erfahrenen Trainerin) einreite.
Die Traberstute wurde aud gesundheitlichen Gründen meinerseits nicht mehr geritten und jetzt, wo ich langsam wieder anfange, aber für die Traber-Omi zu schwer geworden bin, habe ich mir die Comtoisstute angeschafft.
Hätte ich mir die Unterhaltung beider Pferde micht leisten können, hätte ich die junge Stute nicht gekauft!!! Nie!!! und ich meine wirklich n i e hätte ich die Traberstute abgegeben! Wir sind jetzt seit 22 Jahren ein Team und bleiben es bis Isas Zeit abgelaufen ist.
Dann hätte ich aufs Reiten verzichtet und hätte nur Isa betüddelt!!!
Ich bin auch der Meinung, ein Tier ist ein Familienmitglied, daß man sich anschafft und behält (wenn nicht wirklich schwerwiegende Gründe vorliegen), bis seine Zeit auf Erden zu Ende ist!!!
Du sprichst mir aus dem Herzen.
Ausnahmen gibt es immer 😉
Oh ja das mit dem Wegwerfpferde kenne ich nur zu gut. Bei mir stehen insgesamt fünf Pferde die ausgemustert worden sind. Zwei ältere Shettys die einfach zu klein geworden sind für die Kinder. Das eine ist schon etwas älter und hat natürlich seine Gebrechen. Aber er ist so ein tolles Pony das man einfach nur lieb haben muss. Bei uns genießt er seinen Lebensabend und zum Knuddeln reichte allemal. Das andere ältere Shetty läuft bei uns ganz lieb an Sulky und hat Spaß bei der Arbeit mit Kindern. Davor hat sie nur gebissen und getreten. Nun genießt sie jede Streicheleinheit . das andere Pferd wurde abgegeben weil die neue Besitzerin nicht mit ihm zurecht kam. Sie hatte ihn auch erst seit einem Monat. Wir hatten ihn durchchecken lassen und stellten fest dass er Spat hat. Kein Problem für uns reiten ist nicht wichtig. Dafür ist er am Boden der totale Schatz und Kinder können an ihm putzen und satteln lernen. Bodenarbeit mit den Kindern bereitet ihnen genauso viel Freude. Er ist ein ganz tolles Pferd und abgeben würden wir ihn niemals. Die andere Stute die wir haben hat nur ein Auge und ist fast blind. Dadurch taucht sie nichts für die Zucht und sie ist zudem auch noch ein Spätentwickler. Dafür darf sie bei uns fährt sein und die Zeit sich nehmen diese brauch um sich entwickeln zu können. Reiten ist auch hier wahrscheinlich nie möglich. Dafür lernen wir von ihr was es heißt Respekt vor Lebewesen zu haben die eine Behinderung haben. Und nur weil das Pferd behindert ist heißt es nicht dass es keine Lebensqualität hat. Der letzte im Bunde wurde uns geschenkt. Ein ausgedienter Quarter Horse mit Sehnenschaden. Er tauchte dort nicht mehr zum Reiten. Er zeigte Lahmheiten immer wieder. Sei dabei uns steht Lahmt der nicht einmal und ist voll einsatzfähig im Freizeitbereich. Dieses Pferd hat Spaß am Reiten und am Arbeiten. Ich kann nur sagen mit solchen wegwerf Pferden hat man viel mehr Spaß als mit den Pferden die gesund sind oder kein Traumata haben. Eine kleine Herausforderung ist für jeden gut um zu lernen was es heißt ein Pferd zu besitzen.
GAnz ehrlich, ich werde mien Pferd vermutlich mit etwa 9-12 Verkaufen, solange er noch fit ist und man ihn gut weiterverkaufen kann. Warum? Ganz einfach weil mir die Ausbildung junger Pferde wahnsinnig Spaß machen. Mein Pferd ist in erster Linie mein Teamkollege, mit dem ich gerne zusammenarbeite, aber eben kein Familienmitglied. Ich übernehme die Verantwortung für mein Pferd und tu alles das es ihm gut geht, er steht im Offenstall und ich würde ihn nur weiterverkaufen solang er topfit und noch relativ jung ist, würde er (chronisch) krank werden hätte er mienen Endplatz bei mir. Aber generell würde ich den Verkauf eines Pferdes um sich etwas zu holen das eher den Ansprüchen genügt nicht verteufeln, im Endeeffekt ist das ja für beide gut. Aber mal schauen ob ich es nach 5 gemeinsamen JAhren immer noch übers Herz bringe ihn wie geplant zu verkaufen 😀