Tag-Archiv | Reiten

Hexenwerk Halsring?

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, es ist euch gut ergangen in der letzten Woche? Meine Woche war wie immer ein wenig stressig, denn wer kennt es nicht: Wenn die Pferde wieder zum Winter hin in den Offenstall einziehen, wächst das Arbeitspensum ungemein. Und während ich nun wieder Heunetz um Heunetz stopfe, habe ich genug Zeit, um über alle Pferdethemen aus dem Internet zu sinnieren.
Ein Thema, mit dem sich meine Gedanken dabei gerne beschäftigen, ist die Glorifizierung des Halsringes. DER Halsring, das Wunderwerk, welches die hohe Reitkunst darstellen soll. Jener, der für das absolute Vertrauen zwischen Reiter und Pferd gilt. Selbstverständlich muss dieses immer im Galopp auf Feldern und Wiesen im Gelände dargestellt werden, denn nur dann zeigt sich die tiefe Verbundenheit, die man zu seinem Pferd hat. Jedes Gebiss ist nur Zwang, jede gebisslose Zäumung ein reiner Kindergeburtstag, gegen den heldenhaften Halsring, dem absoluten Monument des Vertrauens.
Okay kommt es bei euch gerade auch zu Brechreiz, oder seid ihr echte Halsring Fanatiker? Ich meine, es spricht nichts gegen einen Halsring, aber eigentlich ist er nur ein weiteres Kommunikationsmittel mit dem Pferd.
Denn ob ich ein Gebiss nutze, eine gebisslose Zäumung, einen Halsring, meine Stimme, ein Handauflegen oder eine Gerte, die ich zum Zeichengeben nutze, der Sinn ist immer gleich: Man bringt seinem Pferd bei, auf ein bestimmtes Kommando zu reagieren. Das heißt, ich kann ein Pferd entsprechend trainieren, über eine Gebisshilfe nach links ab zu wenden. Aber das geht auch über eine Gewichtshilfe, eine leichter Druck mit dem Schenkel, ein Zügel anlehnen, ein Wortkommando, eine Gerte die sanft berührt usw. Die Möglichkeiten einem Pferd ein Kommando beizubringen sind nahezu grenzenlos. Oder wie mein verstorbener Vater so schön zu sagen pflegte:
»Es ist absolut egal welches Kommando du benutzt um eine Lerneinheit zu festigen, Hauptsache du nutzt es für das Pferd verständlich und konsequent. Also könntest du statt ›Steh‹ oder ›Whoa‹ auch ›Kaffeekanne‹ sagen, solange du es ihm genauso beibringst.«
Gut, meine Pferde hören nicht auf Kaffeekanne, aber ich denke, den Sinn versteht ihr dennoch. Es ist an euch, welchen Ausbildungsweg ihr für eure Pferde nutzt, ob dies mit oder ohne Gebiss ist. Aber ein Halsring ist nicht das Wunderwerkzeug zu welchem er oft emporgehoben wird. Ich verstehe einfach nicht, warum da so ein Aufheben drum gemacht wird. Im Westernreiten ist das ›Neck reining‹, also die Zügelführung über den Hals nun wirklich nichts Außergewöhnliches oder Mythisches. Und auch das stoppen ohne Zügeleinwirkung, nur über die Gewichtshilfen oder Stimmkommandos sind nun wirklich nichts Neues.
Warum sollte das dann mit dem Halsring anders sein? Es ist doch auch nur ein Kommando, das über eine Einwirkung auf den Hals abgerufen wird. Eigentlich so überhaupt nichts Neues, außer dass man das Kopfstück weglässt.

Was ist also los in der Girlie- und Pferdeflüstererwelt, das so viele nun den Halsring anlegen und sich für das heißeste Wiener Würstchen halten?
Denn bei den ganzen Bildern, welche sich im Netz tummeln, sieht man wirklich selten gut gerittene Pferde mit Halsring. Sicher gibt es diese auch, nur waren die auch vorher gut geritten und ausgebildet, so dass der Sprung zum Halsring einfach ein weiterer Schritt einer normalen Trainingseinheit war.
In der Onlinewelt der Girlieseiten und selbst ernannte Horsemen sieht die Realität aber anders aus. Da werden schlecht ausgebildete und noch schlechter gerittene Pferde, mit einem hübschen poppigen Halsring verziert, und über Felder und Weiden gejagt. Wenn es dann mit dem Bremsen nicht so gut klappt, macht das ja nichts, schließlich ist das Feld, so Gott will, lang genug und irgendwann ist das Pferdchen auch mal müde. Na ja hoffentlich, bevor es – mit oder ohne Reiter – wieder am Stall ankommt. Gut ausbalancierte Pferde die sich selber wie auch den Reiter tragen, sieht man dabei aber eher selten. Der Fokus liegt auf dem Halsring draußen im Gelände, natürlich im Galopp um das vermeintliche Vertrauen bildlich festzuhalten. Das Ganze dann noch mit wehendem Haar, Wallekleidchen und einer Wolke aus Holi Pulver, das dann gepostet mit dem Wort Vertrauen und mit 10 Herzchen verziert, macht es zu einem Like-Catcher für alle online Plattformen.
Dabei hat der Halsring nichts aber auch gar nichts mit Vertrauen zu tun, denn das Pferd hat ja keine Angst geritten zu werden. Es hat keine Angst vor einem Feld, einer Weide und dem folgenden Galopp. Eigentlich freuen sich die meisten Pferde, wenn sie einmal richtig Gas geben dürfen auf weiter Strecke. Also sollten wir dem Pferd nicht einreden, das es uns vertraut, nur weil wir einen Halsring benutzen.
Und anders herum? Vertrauen wir in das Pferd, nur weil es sich mit einem Halsring stoppen lässt? Das wäre ein ziemliches Armutszeugnis, wenn man die eigene Ausbildung und das Training so herunterspielt und das Ganze nur als Vertrauen deklariert.
Entweder man bildet sein Pferd gut aus und trainiert es auf das entsprechende Hilfsmittel, oder man pfeift auf die Ausbildung, lässt sein Pferd einfach rennen und hofft auf das Beste. Aber sorry, dies ist dann kein Vertrauen in das Pferd, sondern Dummheit, wenn man den Wert einer guten Ausbildung verkennt. Vertrauen sollte man dann eher in Gott – oder wen man auch sonst immer anbetet – haben. Nicht zu vergessen, im Zweifelsfall auch in den Notarzt und das Krankenhausteam, welches einen nach einer missglückten Aktion wieder zusammenflicken darf.

Der Halsring ist einfach ein Hilfsmittel der Kommunikation mit seinem Pferd. Und ob und wie gut  dieses funktioniert, hängt einzig von der Ausbildung des Pferdes ab. Auch, wenn sich das sicher nicht so gut vermarkten, lässt wie ›Vertrauen, Liebe und Geborgenheit‹ so ist er doch nichts anderes. Wie gut die Umsetzung der Hilfen mit dem Halsring funktioniert, liegt also an der Ausbildung und dem Training vor und mit dem Halsring. Und wenn man diesen draußen im Gelände nutzen möchte, dann sollte man wenigstens eine Sicherheitstrense unterlegen. Zum einen, weil man im Notfall immer noch eine Einwirkung auf den Pferdekopf hat, statt nur auf den Hals (Stichwort Hebelwirkung) und zum anderen, weil somit der Straßenverkehrsordnung genüge getan wird.
Warum und wieso habe ich schon einmal hier erklärt: http://celeste-drake-books.de/regeln-sind-keine-ansichtssache/

Aber egal welches Mittel der Kommunikation ihr jetzt oder später nutzen möchtet, denkt immer daran: Der Schlüssel liegt in der Ausbildung und im Training. Er liegt nicht in frommen Wünschen, Gebeten oder mystischen Umschreibungen.

Flauschige Grüße
Celeste

 

Reiter oder Pferdepfleger?

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, ihr habt die Osterzeit gut überstanden, denn wir kennen es doch alle: Die Ostereier und die Süßigkeiten bringen den Kindern die Freude und jenen von uns, die Familie und Gäste bewirten dürfen, meist eine Menge Arbeit.
Und so schön Besuche und Feste auch sind, wir sind froh, wenn die Wohnung wieder leer ist, man alles wieder aufgeräumt hat und die Füße hochlegen kann. Ich gestehe, mir ist es nicht anders ergangen, nur das ich statt Füße hochlegen, lieber meine freie Zeit bei den Pferden genutzt habe.
So kommt es dann, dass ich zum Beispiel mein Panzerlein an der Longe mit Cavalettis zu Denksportaufgaben anrege. Panzerlein ist, nun nennen wir es höflich, etwas schmerzfrei.
Durch mannshohe Brombeersträucher hüpfen?
Kein Problem!
Einen Zaunpfosten in der Kurve umnieten?
Huch war da was?
Und auch sonst sind Naturhindernisse auf der Weide für sie zwar vorhanden, aber wenn sie zufällig im Weg liegen, sie darüber stolpert und sich fast dabei lang legt, ist ihr das völlig egal.
Um dieses unter dem Sattel zu vermeiden, gibt es eben intensives Bodenarbeitstraining. Denn ich bin ehrlich, so traumhaft wie mein Panzerlein unter dem Sattel auch ist, an ihrer Tollpatschigkeit muss noch ein wenig gearbeitet werden. Und das bitte vorzugsweise, wenn ich nicht darauf sitze. Denn ein Salto mit ihr zusammen ist nun nichts, was ich mir unbedingt noch einmal wünsche. Aus Erfahrung wird man schließlich klug. Also quäle ich mein Panzerlein und es dauert nicht lange, bis sich Zaungäste einfinden. Und nur einen Wimpernschlag später kommt auch schon die erste Frage, statt einer Begrüßung:
»Reitest du auch?«
»Ähm, ja klar eigentlich schon.«
»Aber warum dann das Pferd da jetzt nicht?«
Hier folgen dann Erklärungsversuche, warum Frau Panzer nun am Boden gearbeitet wird, bis dann unweigerlich als Antwort kommt:
»Aber du könntest sie ja reiten, das würde doch mehr Spaß machen.«
Gut, das sind dann Momente, in denen ich mich frage, ob ich kantonesisch rückwärts rede?

Ähnlich ist es, wenn ich mit Herrn Pony spazieren gehe. Auch dann dauert es nicht lange, bis ich angesprochen werde:
»Aber reiten kann man den ja nicht oder?«
»Nein sorry, ich bin zu groß und zu fett für ein Minishetty, aber kleine Kinder von Freunden trägt er wirklich gerne.«
»Aber die sind nicht oft da, oder? Was machen sie denn sonst mit dem?« Das sind die Momente, in denen ich auf den Strick in meiner Hand schaue, dann auf das Pony und dann wieder auf mein Gegenüber. Wie gerne würde ich in solchen Momenten antworten: »Also eigentlich ist das ein Drogenschnüffelpony und es hat bei ihnen Alarm geschlagen.«
Aber ich reiße mich zusammen! Ich entgegne nett und höflich: »Spazieren gehen?!« Wohl wissend, das die Antwort ›Bodenarbeit‹ meinen Gesprächspartner wohl vollends überfordern würde. Denn meist ernte ich schon bei dieser Antwort ein unverständliches Kopfschütteln, mit einem entgeisterten: »Wie spazieren gehen,  aber das ist doch ein Pony.«
… Schnellmerker, der er doch ist …
»Ja und wir gehen gerne zusammen spazieren. Sie sind mit ihrem Hund ja auch unterwegs.«
Und wieder werde ich angeschaut, als leide ich an der Porzellankrankheit. (Nicht mehr alle Tassen im Schrank)
»Das ist doch etwas völlig anderes, das ist ja ein Hund!«
Ich erspare mir jeglichen Kommentar zu Waldi von Wuschelpuschel, welcher so fett ist, dass er höchstens einen Regenwurm erbeuten könnte. Zumindest wenn er sich auf ihn drauffallen lässt. Einen Jagdhund würde er wohl nicht abgeben. Einen Hütehund ebenso wenig, denn Herr Pony war ihm eindeutig derart suspekt, dass er seinem Besitzer während unserer Unterhaltung immer weiter ins Hosenbein rein kroch.
Vielleicht ist er ja ein Wachhund? Hmm wenn, bewacht er wohl eher den Kühschrank.
Aber was grüble ich, ein Tier muss ja keinen dienlichen Zweck haben. Na ja, zumindest für mich nicht.
Doch während ich vor mich hin sinniere, redet mein Gegenüber munter weiter:
»Aber die großen Pferde, die reiten sie doch oder?«
Hier kann ich wenigstens zustimmend nicken und bete leise, das mein Gesprächspartner nun Frieden gibt. Doch die Hoffnung ist trügerisch.
»Aber das sehe ich ja nie!«
Ich zucke kurz zusammen, atme tief ein und aus und frage mich, zu welchen Zeiten er mich wohl beobachtet? Er wird doch wohl kein heimlicher Spanner sein? Oder gehört er zu den Menschen wie meine Nachbarin, die morgens um 5 Uhr die Falschparker aufschreibt? Oder aber aus Langeweile das Laub mit der Hand vom Baum pflückt wenn der Herbst näher rückt?
Ich schiebe meine kleine paranoide Ader beiseite und antworte wieder taktvoll: »Gut, das mag daran liegen, dass ich meist früh morgens oder spät abends reite, wenn Bremsen und Mücken nicht so sehr beißen.«
Und obwohl ich mich nicht rechtfertigen möchte, hole ich kurz Luft und setze nach:
»Dazu kommt, dass mein Mann pflegebedürftig ist. Da bleibt neben der Versorgung eben nicht mehr so viel Zeit wie früher zum Reiten. Die meiste Zeit verbringe ich dadurch mit der Versorgung der Bande.
Ich umklammere den Strick fester, denn ich kann förmlich fühlen, was nun auf mich zukommt und dann höre ich auch schon die Worte:
»Ja, aber dann könnte ich sie doch in einen Reitstall stellen, dann sind sie versorgt und ich könnte reiten.«
Schon stehe ich wieder da und versucht zu erklären, warum ich den Offenstall gewählt habe. Warum man die ganze Arbeit 2x täglich auf sich nimmt. Das man für die optimale Haltung der Pferde gerne zurücksteckt und das Reiten irgendwann einfach nicht mehr das Wichtigste ist. Spätestens dann kommt dann der Satz der Sätze:
»Und dafür geben sie so viel Geld aus? Reiten nicht mal, sonder machen die Arbeit eines Pferdepflegers? Das könnten sie doch auch gegen Bezahlung, gleich als Beruf machen.«
Wie kann ich meinem Gegenüber vermitteln wie wundervoll und innig eine Beziehung zu seinen eigenen Pferden sein kann?
Das sie nicht von Reiten geprägt sein muss, sondern von einem Miteinander?
Das Glücksgefühl, wenn man frühmorgens auf die Weide geht und die Bande dort liegt und schläft. Wenn man sich dann einfach dazu legt, sich ans Pferd kuschelt  und für diese kurze Auszeit die Welt still steht?
Nein, in Worte kann ich das in diesem Moment nicht fassen. Ich versuche es, aber scheitere kläglich. Zu sehr ist das Reiten als reiner Nutzen eines Pferdes in den Köpfen der Menschen verankert. Verwirrte Blicke und betretenes Schweigen folgen. Irgendwann verabschiedet man sich höflich. Und während wir unserer Wege ziehen, denkt wohl jeder von seinem Gegenüber, das er sicher nicht mehr alle Murmeln im Glas hat. Dabei gibt es doch genug Gründe warum man seine Pferde nicht reitet:

  • Das Pferd ist zu jung.
  • Die Ausbildung lässt noch keinen Reiter zu.
  • Das Pferd ist krank.
  • Das Pferd ist unreitbar wegen Alter/Körperbau/Psyche.
  • Es müssen erst Muskeln aufgebaut werden, um den Reiter vernünftig zu tragen.
  • Es steht kein geeigneter Übungsplatz zur Verfügung.
  • Man hat  keine Zeit.
  • Man hat keine Lust bzw. arbeitet lieber vom Boden aus.
  • Man ist als Reiter selber gehandicapt, aufgrund Gesundheit oder Gewicht.

usw.

Es gibt so viele Gründe nicht zu reiten und sich dennoch mit seinen Pferden zu beschäftigen. Ich gebe gerne zu, dass ich das Reiten liebe. Ich liebe es jedoch auch, meine Pferde zu versorgen. Ihnen eine optimale Haltung zu ermöglichen, welche mir eine Menge Arbeit beschert. Und so ziehe ich in meiner wenigen Freizeit Zäune, schneide Weiden frei, bastel an Stall und Co., statt täglich auf den Pferden zu sitzen.
Sicher zieht das auch unter Reitern oft verwunderte Blicke auf sich. Dabei sollte es mich eigentlich nicht überraschen, selbst unter Pferdebesitzern ist es viel zu oft noch gang und gäbe, das manche einen Nutzen von ihrem Pferd haben wollen. Sei es für den Sport oder die Schau, aber auch schlichtweg zum Reiten.
Wie oft werden Pferde abgegeben weil sie alt oder unreitbar wurden?
Wenn sie nicht mehr die Leistung von früher erbringen können?
Die Anzeigen sind voll von älteren Pferden, die ab etwa 18-20 ein vermeintliches Haltbarkeitsdatum überschritten haben. Ein Alter, in welchem eben auch mal Zipperlein auftauchen und die Leistung manchmal etwas nachlässt. Dabei verlieren doch auch alte oder unreitbare Pferde nichts von ihrem Charme, Liebreiz und der Zuneigung, die man sich entgegenbringt.
Nun meine Tiere – egal ob Pferd, Katze oder Kaninchen – sind Familienmitglieder. Sie alle werden in die Familie integriert und verbleiben dort bis zu ihrem Tod.
Einen Nutzen müssen sie nicht erbringen. Die Pferde habe ich nicht zum Reiten, die Katze muss keine Mäuse fangen und nein, meine Kaninchen landen nicht im Kochtopf.
Wir leben miteinander, zusammen als Familie.
Und wenn ich dann eben mehr Pferdepfleger als Reiter bin, dann ist die Zeit bei meinen Pferden für mich trotzdem sinnvoll genutzt.
Sicher wirft das manchmal Fragen auf und nicht allen kann ich gerecht werden, noch kann alle überzeugen. Aber das muss ich ja auch nicht, denn so macht es MICH glücklich und ich bin trotz alledem niemandem Rechenschaft schuldig.

In diesem Sinne, flauschige Grüße
Celeste

 

Ponyhof oder Kinderhort?

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.

So langsam wird es wirklich herbstlich. Das Laub färbt sich, an den Apfelbäumen hängen Äpfel die Schneewittchen neidisch machen würden, und die Trauben an den Weinreben färben sich langsam rot.
Ich liebe diese Zeit, in der die Natur dieses wunderschöne Farbenspiel bietet. Diese Zeit nutze ich umso lieber für Spaziergänge mit den Pferden. Und dann passiert es: Mit einem Pferd oder Pony an der Hand wird man plötzlich zu Freiwild!
Denn auf einem Spaziergang begegnen einem immer Mal wieder Eltern mit ihren Kindern oder Jugendliche, welche den faszinierten Blick nicht von deinem Pferd abwenden können.
Während man im Sattel noch schnell flüchten kann, so hat man bei einem Spaziergang mit Pferd dieses Glück nicht.

Also wie reagiert man?
Augen zu und durch?
Einfach Lächeln und Nicken und weiter gehen?
Stehen bleiben und das Ponyreitopfer spielen?
Arrogant die Blicke des Kindes ignorieren?
Umdrehen und flüchten?

Ich glaube, Letzteres möchte man manchmal am liebsten.

Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Kinder, zumindest nichts was wirkt oder nicht strafbar ist. Aber wenn ich spazieren gehe, ausreite, auf der Weide oder am Stall mit meinen Pferden agiere, dann möchte ich meist eines: meine Ruhe!
Ich habe ein aktives und stressiges Leben. Und entsprechend möchte ich die Zeit mit meinen Pferden in Ruhe verbringen. Gerne nehme ich auch Freunde und Verwandte – auch mit Kindern – mit. Aber wann, wo und wie möchte ich selber entscheiden.
Umso schwieriger wird es dann, wenn fremde Personen meinen das man mit einem Pferd quasi zu einem Kinderhort wird. Das ist bei einer Zufallsbegegnung, wie einem Spaziergang, noch erträglich. Da kann man, wenn das Pferd/Pony geeignet ist, natürlich gerne mal streicheln lassen, und dann verabschiedet man sich freundlich.

Kompliziert wird es, wenn die Eltern dann meinen das man sein Kind doch gleich mal reiten lassen soll.
Da frage ich mich dann immer »geht`s noch?«
Leihe ich mir deren Auto einfach aus?
Oder den Rasenmäher?
Darf ich mir ihr Kind borgen? In meinem Keller könnte es Teppiche knüpfen!

Meist wiegele ich dann immer gleich ab, da man ja keine passende Kappe dabei habe. Und ohne Kappe dürfen Kinder bei mir nicht reiten. Tragen die Kinder aber dank Fahrrad einen Helm, braucht es eine andere Ausrede. Meist ist das Pferd zu unruhig, mag keine Kinder oder ist heimlich ein Mitglied beim Kuh-Schubs-Klan.
Und mal im Ernst liebe Eltern, es mag euch ja nicht in den Sinn kommen, aber wenn ich euren Zögling reiten lassen möchte, dann bin ich durchaus fähig das selber anzubieten! Das mache ich auch, aber eben nur, wenn mir das Kind samt Eltern sympathisch ist. Und das ist es selten, wenn ein geplärrtes »ich will aber!!!!« kommt. Oder wenn von den Eltern ein »nun setz den Karl Friedrich endlich auf das Pferd« genäselt wird.

Ein wundervolles Erlebnis war der Moment, als ich mit meinem Jungpferd spazieren war, und einer ungefragt sein Kind einfach darauf setzte. Glaubt mir, das Donnerwetter wird den Eltern noch heute in den Ohren klirren, dabei ist der Spross von damals nun erwachsen.

An Stall und Weide ist es das gleiche Spiel. Ist man mit der Arbeit beschäftigt und Eltern mit Kind kommen vorbei, erwarten sie förmlich das man sich um sie kümmert. Ignoriert man sie dank MP3-Player oder einer göttlichen Geduld, dann finden sie dennoch einen Weg, auf sich aufmerksam zu machen.
Und spätestens, wenn die ersten Grashalme und ausgerupften Sträucher über den Zaun fliegen, haben sie unsere Aufmerksamkeit.
Natürlich beantworte ich alle Fragen. Ich lasse auch gerne das Kind die Pferde streicheln. Aber immer unter der Ansage, dass die Weide nur betreten wird, wenn ich dabei bin und es erlaube.
Heidenei, das können so manche Eltern dann nicht verknuspern.
»Die stehen doch da, seien sie froh, wenn sich die Ann Katrin Elisabeth Florentina um die Pferde kümmert. Die hatte schließlich schon 5 Reitstunden, die weiß wie das geht. Aber putzen oder misten muss die nicht, die soll sich nicht schmutzig machen.«
Danke und ich weiß, wo der Ausgang der Weide/Stall ist.

Warum halten die Eltern es immer für ein Gottesgeschenk, wenn sie einem die Sprösslinge aufs Auge drücken? Bin ich ein Kinderhort?
Am Besten war der Spruch von mir unbekannten Eltern, deren Kind ich kurz die Pferde streicheln ließ. Die meinten glatt, das sie mir das Kind nun da lassen, sie holen es dann in einigen Stunden wieder ab. Ich habe hier ja eh zu tun, da störe das Kind nicht.
Äh ja sorry tut mir furchtbar Leid aber ich muss nun zu einer Zahnwurzelbehandlung ohne Narkose, ich habe mich doch so darauf gefreut …

Die absolute Looserkarte hat man aber gezogen, wenn man ein Pony besitzt. Alles was für einen selber zu klein zum Reiten ist, scheint der Freifahrtschein für fremde, als auch bekannte Eltern zu sein.

»Du kannst den ja eh nicht reiten, das macht dann der Justin Pascal Jeremy Kevin.«

Dass man eine unheimlich große Auswahl an Trainings und Beschäftigungsmöglichkeiten auch für Ponyzwerge hat, wird gerne überhört.
Nein, anscheinend beten die armen Ponys nachts einen Windelschrein an. Dies tun sie in der Hoffnung der allmächtige Schnullergott möge ihnen das einzig wahre Kind senden zu deren Bespaßung das arme Pony ja geboren wurde …
Zumindest denken das anscheinend einige Eltern.

Ich bin ehrlich, ich habe kein Problem damit, Kinder an meine Pferde zu lassen. Meine Pferde als auch Herr Pony lieben Kinder. Dennoch bin ich dabei, bestimme die Regeln, und sorge dafür das alles sicher und fair – auch für die Pferde – abläuft.
Aber ich möchte gefragt werden!
Ich möchte nicht das man einfach meine Pferde als Kindertagesstätte missbraucht, nur weil sie auf einer Weide in der Nähe stehen.

Und Himmel Herrgott nochmal, liebe Eltern seid den Kindern ein Vorbild, indem ihr höflich um Erlaubnis fragt.

Das heißt es wird:

  • Keine Weide betreten
  • Kein fremdes Tier gefüttert
  • Kein Pferd / Pony einfach angefasst
  • Im Gelände nicht hinter den Pferden her, oder darauf zu gelaufen
  • Und ein »Nein« auch als »Nein« akzeptiert!

Denn wenn ein Pferdehalter »Nein« sagt, ist das nicht immer, weil er euch oder euer Kind nicht leiden kann. Manchmal haben auch wir einfach keine Zeit, den Kopf voller Stress oder wollen schlicht weg unsere Ruhe.

Ich liebe meine Pferde ebenso wie meine Ruhe. Und möchte ich Gesellschaft, dann biete ich streicheln wie Reiten durchaus selber an.
Allerdings nur bei den Kindern, die ich mag. 😉

In diesem Sinne, flauschige Grüße
Celeste

 

Kinderhort