Tag-Archiv | Problempferde

Ein Pferd mit vielen Namen

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, es ist euch gut ergangen? Mittlerweile haben wir die Hitzewelle fast wieder hinter uns und ich gestehe, zu einer Abkühlung würde ich nicht ›Nein‹ sagen. Aber ich beschränke mich darauf, die Pferde abzuwaschen und mich selber mit Eis zu verwöhnen.

So auch gestern, als ich mit meiner Eisausbeute in der Schlange an der Kasse stand und die Familie vor mir beobachtete. Wie immer zu dieser Jahreszeit tauchen nicht nur bald die Weihnachtssüßigkeiten wieder in den Regalen auf, nein, an der Kasse sind nun auch wieder die Überraschungseier im Kassenständer zu finden.
Nun die Kinder vor mir fanden sie auch, mit gierigen verschwitzten warmen Händen und einem offenen Mund. Wenigstens da griff dann doch noch die Mutter ein: »Chantall nimm da Djustin dat Ei weg, der hat schon was von de Omma bekommen. Und de Shanaia krischt en Bueno, die will dat Ei eh nich«, sprach sie, während das Schokoladen Ei im Mund von besagter Shaneia verschwand.
Bevor einer fragt, nein die Namen sind kein Witz und waren alle in dieser Kombination.
Mein tiefstes Mitleid ging an die Kassiererin, die in stoischer Ruhe die angesabberte Verpackung über den Scanner ziehen musste. Dennoch fragte ich mich die ganze Zeit: Wie zur Hölle man seinen Kindern solche Namen geben kann? Haben die zu viel TV geschaut und wenn ja, welche Sender? Oder werden die Kinder jetzt schon bestraft für die Zukunft? Man weiß es nicht …
Mein Mitleid hatten die Kinder gewiss, nicht nur wegen der originellen Erziehung, sondern auch wegen der Namen. Denn Namen sind machtvoll und sagen unheimlich viel über den Träger aus.

Das gibt es auch bei Pferden, die von ihren Besitzern gerne mit Spezialnamen belegt werden. Namen oder Bezeichnungen, welche das Pferd näher beschreiben sollen. Die darüber Aufschluss geben sollen, was man da genau vor sich hat. Damit auch der letzte Depp merkt, wie besonders und einzigartig das eigene Pferd ist. Einige Pferdehalter sind sehr stolz auf diese Titel und ich habe sie daher mal ein wenig unter die Lupe genommen.
Ich bitte allerdings darum, die Beschreibungen mit Humor zu nehmen. 😉

Das Schlachtpferd:

Hier hat man doch fast gleich einen Orden verdient, wenn man sich eines ehemaligen Schlachtpferdes rühmen kann. Schließlich rettet man doch ein Pferdeleben. Zumindest glauben das viele Pferdebesitzer, die sich von Händlern wie Organisationen über den Tisch ziehen lassen.

Dazu wird ähnlich wie bei einem Problempferd jedes schlechte Benehmen und Verhalten entschuldigt. Schließlich wusste Puschel ja, dass er ein Schlachtfohlen war. Jeden Tag kam der Metzger an und flüsterte ihm ins Ohr: »Du bist der Nächste« und dann zeigte er ihm Handyvideos von Schlachtungen, bis Puschel weinend um Gnade flehte.

Dass auch andere Pferde oft schadlos bei Händlern stehen, welche nebenbei auch Schlachter sind, wird gerne übersehen. Nein, das eigene Schlachtpferd wusste ganz genau, was mit ihm passieren würde und ist nun dankbar über Muttis rettende Ärmchen.

Das Problempferd: (Ja, schon wieder. :-P)

Das Problempferd ist ein absolutes »Must Have« geworden, wenn man cool wirken will.
Denn zum einen wirkt man auch als schlechter Reiter wie der Pferdeflüsterer schlecht hin, wenn man sein Problempferd therapieren möchte.
Zum Anderen können damit die eigenen Fehler und Wissensdefizite wunderbar verschleiert werden. Schließlich ist an allen Reitfehlern und schlechtem Benehmen/Unarten immer das Problem des Problempferdes schuld. Als Reiter hat man also eine Universalausrede, die immer wirkt und dazu noch den Glanz eines Profitrainers auf einen strahlen lässt. Schließlich kommt ja nicht jeder mit SO einem Pferd klar.
Das meist kleinere Erziehungsfehler hier den Ausschlag geben ist völlig egal. Denn es ist einfach viel eindrucksvoller, wenn man sagt, dass sein Pferd die Hufe nicht geben mag, weil es ein Problempferd ist, statt zu sagen, dass man einfach die Erziehung verbockt hat.

Das misshandelte Pferd:

Die gibt es neuerdings auch wie Sand am Meer. Das Puschelchen verhält sich nicht wie erwartet und zeigt einem den Fuckhuf, dann wurde der früher ganz (ganz, ganz) sicher misshandelt! Es kann ja nicht sein das es an den eigenen mangelnden Ausbildungskünsten liegt, oder einer unpassenden Haltung oder Fütterung. Es muss misshandelt und geschlagen worden sein. Schließlich beißt er ja schon beim Satteln, da gab es sicher Schläge früher. Dass der Sattel nicht passt und der Sattelgurt angezogen wird wie von Hulk persönlich, ist natürlich keineswegs der Ursache für das Verhalten. Schließlich liegen bei einem misshandelten Pferd die Fehler ja nie beim jetzigen Besitzer.
Viele Pferdebesitzer wollen förmlich glauben das ihr Pferd früher ein schreckliches Leben geführt hat . Dabei vergessen sie, dass wirklich die wenigsten Pferde derart misshandelt werden. Und eine konsequente Erziehung und Ausbildung ist nun auch keine Misshandlung, die ein Pferd zum Pferdepsychiater aufs Sofa treibt.

Das traumatisierte Pferd:

Reichen Problempferd und misshandeltes Pferd nicht mehr aus um genug  Eindruck zu schinden, dann muss ein Trauma her. Traumatisierte Pferde sind toll, denn das Trauma ist eine klasse Entschuldigung, für alle Dinge die Puschelchen nicht tun will. Vor allen Dingen auch für alle Sachen an denen man als Besitzer nicht arbeiten will! Denn sein Pferd erziehen, oder an unangenehme Sachen zu gewöhnen ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Das wird auch mal unschön und sollte daher nur von ausgebildeten Personen versucht, oder wenigstens überwacht werden. Und wenn man daran nicht arbeiten möchte, dann holt man das Trauma heraus. Damit hat man die offizielle Antwort, um jeder Kritik an Puschels Verhalten zu begegnen. Er kann ja schließlich nichts dafür, wenn er das Stallpersonal am Strick zur Weide schleift und dabei der eine oder andere Huf den Pfleger trifft. Und da er ein absolutes Führtrauma hat muss man das eben akzeptieren. Schließlich kann man nicht daran herum üben und das arme Hascherl noch mehr verschrecken. Zumindest glauben das einige Pferdebesitzer welche mit dem Trauma jegliches Verhalten so verteidigen.

Seelenpferd:

Nur damit kann man wirklich seine innige Beziehung zu seinem Pferd verdeutlichen. Lieblingspferd, Herzenspferd das ist alles out. Das Seelenpferd ist die Bezeichnung für die zauberhafte Verbindung, die fast schon telepathische Wege nimmt. Dabei ist es völlig egal ob man nur eine  Reitbeteiligung ist, die einmal in der Woche vorbei schaut, oder seit 20 Jahren  Pferdebesitzer ist, welcher Tag für Tag mit seinem Pferd zusammen ist. Seelenpartner erkennen sich auch nach 5 Minuten. Und wer das nicht glaubt ist sicher nur neidisch!
Dabei gibt es wirklich tiefgreifende Beziehungen zwischen Mensch und Pferd, allerdings bei weitem nicht in der Menge, wie sie uns die heile Internetwelt vorgaukeln will.

Das Sportpferd:

Wenn man Turniere reitet, muss man auch jedem Vollpfosten klar machen, dass man ein besonderes Pferd hat. Es ist völlig egal, ob man zum Weihnachtshofturnier einmal im Jahr startet, oder in Saisonzeiten von Turnier zu Turnier schippert. Die weiße Reithose und das Jackett zeigen zwar auf den Sportevents das man sich zur Elite dazu gehörig glaubt, aber auch das gemeine Fußvolk muss – mit der Betitelung Sportpferd – ständig auf den Unterschied zum Feld Wald und Wiesegaul aufmerksam gemacht werden.

Freizeitpferd:

Alle die es ein wenig Alternativer mögen rühmen sich gerne mit der Aussage: »Das brauche ich nicht, ich habe ja nur ein Freizeitpferd.«
Als ob ein Freizeitpferd keine vernünftige Ausbildung oder Ausrüstung braucht. Nein, im Hippi-Kleidchen und mit Blümchen im Haar wird durch Feld und Flur gehöppelt, frei dem Motto: Gymnastiziertes Arbeiten, egal in welcher Reitweise, ist was für Spießer.

Ihr seht, es gibt viele Namen für gute Ausreden, und wenige Pferde, die wirklich eine solche Bezeichnung wie oben verdient haben. Gerade für die Personen die wirklich mit traumatisierten oder misshandelten Pferden arbeiten, ist es ein Schlag ins Gesicht, wenn jede Uschi ihren Zossen ebenso nennt, nur weil er nicht gerne Hüfchen gibt.
Oder die Reiter die wirklich viel Zeit und Geld in jede Turniersaison stecken, und klein Chantall ihr Zottelpony, das einmal im Jahr ein Weihnachtsspringen meistert, ebenso Sportpony nennt.
Bitte verzeiht, dass ich es etwas überspitzt ausgedrückt habe, aber all diese Beispiele habe ich schon mehrfach live und in Farbe erlebt.

Eigentlich haben wir doch alle Pferde die wir lieben, die wir ausbilden, umsorgen und mit denen wir gerne Zeit verbringen. Braucht es spezielle Kategorien um sich von dem Rest abzuheben? Muss unser Pferd für ANDERE Menschen etwas besonderes sein? Reicht es nicht, wenn wir seine inneren Werte erkennen und wissen das es für uns unersetzlich ist? Namen und Titel sollten doch niemals eine Entschuldigung sein, um nicht am Verhalten unserer Pferde zu arbeiten.

Ich nenne meine Pferde einfach »die Liebies« oder »Hoppies«. Eine Bezeichnung, welche meine Freundin meinen Pferden gab. Sie sind keine Schlachtpferde, keine Problempferde, wurden nicht misshandelt oder sind traumatisiert.

Sie sind einfach normale Pferde und vielleicht stink langweilig falls man damit angeben möchte, aber das muss und will ich nicht. Ich mag meine normalen, langweiligen Pferde.

In diesem Sinne, flauschige Grüße
Celeste

Ein Pferd mit vielen Namen

 

Selbsternannte Trainer und andere Plagen

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, ihr habt mich vermisst? Letzte Woche habe ich es mal wieder geschafft mich auf die Nase zu legen. Nein, nicht zusammen mit dem Pferd oder gar von dem Pferd. Das kann ja jeder … Ich mache das daneben, beim Spazierengehen, wenn ich mit Herrn Pony unterwegs bin.
Ich meine da soll mal einer sagen ‘Reiten sei ein gefährlicher Sport’. Ich schaffe es, mich NEBEN dem Pferd lang zu legen. Gut, ich muss dazu sagen, die Straße war abschüssig und ich bin auf einen Kieselstein getreten. Dieser hat mich ähnlich einer Bananenschale derart aus dem Gleichgewicht gebracht, dass es mich schwungvoll lang gelegt hat. Elegant war es sicherlich nicht und in der B-Note gab es garantiert die Bewertung ‘betrunkene Schildkröte auf Koks‘.
Nur gut, dass Herr Pony bei mir war, denn ich habe mir Knöchel und Sehnen böse  angeschlagen bei meinem Salto. So habe ich mich an ihm hochgezogen und ihn humpelnd als Krücke benutzt. Braves Ponylein, du bist unersetzlich!

Da mein Bein eine Ruhepause benötigte, habe ich mal wieder viel Zeit im Internet verbracht. Ich meine wie sollte man auch sonst seine Zeit nutzen, wenn man sich schonen soll? Und natürlich bin ich wieder über einige Dinge gestolpert, die mich zu einem Sonntagsbeitrag angeregt haben.

Momentan ist es wieder sehr modern altbewährten Dingen aus dem Weg zu gehen. Nicht das alle alten Sachen gut sind und alles Neue schlecht, aber der Trend geht mal wieder zu neuen Wegen und Lösungen. Sprich, ist das Pferdchen eine unerzogene Kakerlake, welche dem Besitzer auf dem Kopf rumtanzt, dann muss es nicht einfach erzogen werden. Nein, der Besitzer muss sich nicht in Selbstreflexion üben und sein Handeln überdenken. Es müssen kreativere Lösungen her.

So braucht der unerzogene Pferdeteenager auf jeden Fall:

  • Eine Haaranalyse
  • Einen Tierkommunikator
  • Einen Futtermittelberater
  • Einen Tierheilpraktiker
  • Einen Pferdehomöopathen
  • Einen Tierpsychologen
  • Einen Bachblütentherapeuthen

Am besten noch alles zusammen in einer Person. Mehr bringt schließlich mehr, vor allen Dingen Geld. Und als möchtegern Profi in allen Bereichen, macht das werbemäßig einfach ein Bild von einem Allroundtalent.
Wenn das nichts nützt, dann braucht man auf jeden Fall einen Pferdetrainer, der nach individuellen und sehr abstrakten Methoden arbeitet. Normales Jungpferdetraining oder Horsemanship ist da schon zu langweilig. Da müssen spezial Trainer ran, die nach indianischen Methoden arbeiten. Welche die flüstern, mit Körperbewusstsein arbeiten, die mit Pferden tanzen, singen, Klangschalen rühren und Walgesänge anstimmen. Auch das Stallgebäude farblich Feng-Shui mäßig aus- und eingerichtet wurden, habe ich schon erlebt. Da wurde sogar darauf geachtet, dass die Farbauswahl keine negativen Energien auf die Libido des Hengstes ausübt.
Je abstrakter umso besser. Denn man will sich ja von den herkömmlichen Methoden der normalen Trainer abgrenzen. Nur was auffällt und anders ist, kann sich in der Masse an Internettrainern abheben und Geld bringen.
Um das Ganze noch zu unterstreichen bietet man natürlich auch Spezialzubehör an: Spezielle Halfter, Gerten, Decken und Zusatzfutter. Hilfszügel, welche die Wirkungsweise des ach so neuen Trainings, noch unterstreichen sollen. Allerdings leert auch das eher wieder die Geldbörse der ahnungslosen Kundschaft, wenn es diesen auch ein gutes Gefühl vermittelt. Schließlich wollen sie ja, dass es ihren Lieblingen an nichts fehlt. Und ein neues Halfter oder eine Gerte ist schneller gekauft, als ein Jungpferd konsequent erzogen.

Momentan sind wieder viele solcher selbst ernannten Trainer unterwegs. Sie schießen förmlich wie Pilze aus dem Boden und bauen sich online ihre Fanbase auf. Schließlich lässt sich eine Onlinegemeinde schnell von netten Worten und zauberhaften Bildchen beeindrucken.
Also bauen sie schnell eine Homepage und eine Facebook-Seite auf, bestücken sie mit eindrucksvollen Bildern aus dem ‘Training’. Vorzugsweise natürlich Steigbilder mit Wallekleid. Oder aber Liegebilder von Pferden, mit denen man das große Vertrauen dokumentiert. Dazu wird dann noch kurz ein Lebenslauf zusammen geschustert welcher einen guten Eindruck machen soll. Bei welchen Trainern man gelernt habe, wo man überall eine Ausbildung genossen hat usw. Schaut man dann genauer hin oder fragt bei den genannten Trainern wirklich nach, darf man meist herzhaft lachen. Denn die eigentliche Ausbildung war auf einmal nur ein Wochenendkurs. Der Lehrmeister war anscheinend nur aus dem Buch bekannt und der Hof bei dem man als angeblicher Ausbilder tätig war kennt einen nur als Schubkarrenschubse.
Und doch finden auch solche Trainer ihr Publikum.
Aber wie kann das sein?
Eigentlich ganz einfach. Der Pferdebesitzer mit dem knatschigen Jungpferd an der Backe möchte nur eines: Das sein Problem schnell und dauerhaft und ohne viel Aufwand gelöst wird.
Bei einem guten Trainer muss er mitunter:

  • Sein Pferd in einen anderen Stall zum Training geben, weil der Trainer gar keine Zeit hat, X Ställe anzufahren.
  • Er wird nicht nur mit dem Pferd arbeiten, sondern auch mit dem Besitzer. Dieser muss wahrscheinlich sein Verhalten/ seine Erziehung deutlich ändern.
  • Damit rechnen, dass so ein Training für Pferd und Besitzer nicht nur Zeit sondern auch viel Geld kosten wird.
  • Und genau da fangen dann die Zweifel bei den Pferdebesitzern an. Oft wollen sie ihr Pferd nicht aus der Hand geben. Dann ist da die Sorge, ob der Trainer nicht zu streng ist. Nicht zu vergessen das ganze Geld das in Training und in die Pensionskosten fließt, denn auch der andere Stallplatz ist mitunter nicht kostenlos.
    Und schon werden sie empfänglich für die freien Trainer dort draußen. Jene die:
  • So viel Zeit haben das sie in andere Ställe fahren können und das jederzeit.
  • Die nicht viel kosten, aber ein so breites Spektrum von der Tierkommunikation bis zum Problempferdetraining gleichzeitig anbieten können.
  • Die mit großen Worten wie ‘Vertrauen’ werben, aber auch X alternative Trainingsmethoden anpreisen, welche sie angeblich alle beherrschen. Egal in welcher Reit – und Ausbildungsweise.
  • Die endlich erkennen, dass man ein Problempferd hat, statt einem unerzogenen Jungpferd. Ein Grund warum das eigentlich nur verzogene Jungpferd traumatisiert ist, wird sich von unserem Pferdeguru ebenso zügig finden lassen. Denn nur Problempferde machen auch werbemäßig genug her. Außerdem ist der Pferdehalter dann umso leichter zu beeindrucken, wenn das angeblich traumatisierte Problempferd wieder normal reagiert.

Ja diese Wunderheiler sind wahre Pferdekenner, die für alle Probleme eine Lösung haben. Und das noch zu den Dumpingpreisen. Eigentlich sollte man ihnen huldigen!

Oder aber man schaltet seinen Kopf ein und merkt das es keine Wunderheilungen gibt.  Dass eine Pferdeausbildung Zeit und Individualität braucht und keine überstürzten Lösungen. Diese selbsternannten Trainer, Flüsterer und Tänzer sind mit Vorsicht zu genießen. Viele von ihnen haben nur einen Bruchteil der Ahnung, die sie vorspielen. Betrachtet man Bilder, Texte oder Videos dann sieht man oft gnadenlose Selbstüberschätzung und eine völlig andere Selbstwahrnehmung. Jedoch selten gutes und ruhiges Pferdetraining.

Ich kann euch nur raten, haltet euch fern von solchen Trainern und Gurus. Wendet euch lieber den tatsächlichen Problemlösungen der meisten Pferdeprobleme zu:

  • Artgerechte Haltung und Aufzucht
  • Vernünftige Fütterung
  • Eine passende Herde mit gutem Sozialgefüge
  • Konsequente Erziehung
  • Keine Überforderung, weder körperlich noch geistig

Und wenn ihr Hilfe braucht, dann sucht euch einen guten Trainer. Einer der mehr Informationen bietet als eine Facebook-Seite oder eine Kleinanzeige, in einem kostenlosen Internet Portal. Fahrt hin und schaut euch das Training vor Ort an. Gibt es wilde Versprechen oder werden schnelle Erfolge nur anhand einer Ferndiagnose versprochen, dann ist es nicht der richtige Trainer.

Tatsächlich es im Pferdetraining nämlich wie bei einer Diät:
Schnelle Erfolge bringen auf auf lange Sicht nur Frust und Rückschläge. Eine langfristige Umstellung allerdings auch auf Dauer Erfolg. Man darf eben nicht an seinen alten Gewohnheiten fest halten, weder beim Essen noch in der Pferdeausbildung.

In diesen Sinne, wünsche ich euch ein wunderschönes Restwochenende,
flauschige Grüße
Celeste

200915

 

Normal kann doch jeder

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Momentan bin ich mitten im Umzugsstress. Kartons und Möbel schleppen lässt meine Arme immer länger werden, und mein Kreuz schreit langsam und stetig um Hilfe. Wenigstens erweist sich die Stallarbeit als großartiges Training, um auch diese Umzugshürde kraftmäßig zu meistern.
Die Pferde sehen mich eigentlich nur noch, wenn ich sie versorge. Wenigstens eine Stunde Heunetze stopfe, und ihnen einen Kuss auf die Nase drücke. Im Internet bin ich momentan auch nicht wirklich viel unterwegs, dank Zeitmangel, aber dennoch lasse ich es mir nicht nehmen noch einen Sonntagsbeitrag für euch zu schreiben. Schließlich kann ich euch bei all der Arbeit und dem Stress nicht vergessen.

Während ich also jeden Tag Heunetze stopfe, kreisen meine Gedanken. Auch wenn das mit meinem Heuschnupfen ein wenig delikat ist, entspannt mich die Stallarbeit dennoch immer wieder. Die Pferde warten geduldig, bis die vorher entfernten Netze wieder alle gefüllt in die Raufen und Heunetzständer gebracht werden. Sie stehen da wie Schlammschweinchen, genießen die Herbstsonne und wenn ich dann voll bepackt durch sie durch stapfe, wird weder gedrängelt noch geschubst oder gar am Netz gezerrt. Meine Pferde sind so normal, dass es schon stinklangweilig ist. Und mich stimmt das sehr glücklich, denn ich weiß, dass es da draußen Pferdemamis gibt, die damit tot unglücklich wären.
Denn es gibt viele Pferdebesitzer, deren Pferde müssen etwas Besonderes sein. Und damit meine ich nicht, das sie ein goldfarbenes Bonbon als Leckerli erhalten wie ein Kind in der Werthers echte Werbung. Nein, es gibt Pferdebesitzer, die dichten ihren Pferden Eigenschaften und Wesenszüge bis hin zu Krankheiten an, nur damit sie ein besonderes Pferd haben.

Immer wieder modern: das Problempferd
Dieses hat in seiner Vergangenheit immer etwas Schlimmes erlebt. Zum Beispiel der Regenwurm, der es böse angeschaut hat. Dich gefolgt von dem Schmetterling, der dem armen Pferd ins Gesicht gepupst hat!
Diese Pferde wurden immer geschlagen und misshandelt. Und dazu zählte nicht die Schlagermusik in Dauerbeschallung, die das Pferd heute im Reitstall bei der neuen Mutti ertragen muss. Nein, ein Pferd, das vorab etwas Schlimmes erlebt hat, (egal ob es stimmt oder nicht) bietet sagenhafte Vorteile:

  • Man hat immer Gesprächsstoff zum Angeben
  • Man kann es retten vor den bösen Vorbesitzern und bekommt damit wenigstens ein Fleißkärtchen oder ein Sternchen ins Aufgabenheft
  • Man kann es durch Liebe und Zuneigung (Erziehung wäre auch eine Maßnahme) wieder auf den rechten Pfad bringen und dann sagen »man hat ein Problempferd korrigiert!«

Und klappt das alles nicht, weil Fury einem stetig den Fuck-Huf zeigt und einem etwas hustet, dann nutzt man die Problempferd Erklärung als Rechtfertigung für jedes schlechte Benehmen des Pferdes. Das heißt, Schatzelpupsie darf treten und beißen, und es wird mit seiner ach so schlechten Vergangenheit entschuldigt.
Lustigerweise entschuldigen derart viele Pferdebesitzer ein Grotten schlecht erzogenes Pferd mit einer angeblichen Problempferd Vergangenheit.
Spannend ist, wenn man dann wirklich die Vorgeschichte des Pferdes erfährt und lachend feststellt, was für ein rosa-flausche-gepuffeltes Leben dieses bislang geführt hat. Und sich ebenso bei den Vorbesitzern tadellos benommen hat. Nur bekommt das der neue Besitzer dank mangelnder Konsequenz nicht auf die Reihe.
Und dann wird die Problempferd / »schlechte Vergangenheit« -Keule geschwungen. Das muss das Umfeld dann natürlich akzeptieren, auch wenn Herzilein einen auf der Weide mit den Hufen zuerst begrüßt. Egal, Problempferd ist die universal Entschuldigung für alles!

Mal so unter uns Betschwestern: Schätzeleins, auch ein Pferd, das wirklich eine ECHTE schlechte Vergangenheit hat, kann man erziehen und ausbilden. Das kostet aber sehr viel Arbeit, eine Menge Zeit und noch mehr Geld. Und mitunter seid ihr dieser Aufgabe weder von eurem Ausbildungsstand, noch körperlich und geistig gewachsen. Dann muss ein Profi da ran. Und kein selbst ernannter Trainer aus dem Nachbarstall, Schamane oder Geistheiler oder der Neffe von Tante Berta der ja schon soooo viele Pferde korrigiert hat.
Und ein Pferd, das wirklich nicht mehr alle Latten am Zaun hat, ist eine Zumutung für jeden Pensionsstall. Nur weil ihr euch mit so einem Pferd (oder dessen Rettung) schmücken wollt, könnt ihr das nicht einfach auch von eurem Umfeld verlangen. Also, wenn ihr wirklich ein echtes Problempferd habt, dann arbeitet auch bitte daran. Denn so ein Pferd ist alles Andere als etwas Besonderes. Den Zustand nicht ändern zu wollen (und alles daran zu setzen) ist einfach nur dämlich.

Und die anderen Schätzeleins, die kein echtes Problempferd haben, es aber als Ausrede nutzen, damit ihr Pferd etwas Besonderes ist, oder einfach Allen auf der Nase rum tanzen darf: Euch soll der Blitz beim sch … treffen!
Auch ihr könnt eure Pferde erziehen, bzw. ausbilden lassen. Und fehlt euch dazu das Geld oder der Trainer dann seid ihr einfach kein guter Besitzer für dieses Pferd. Dann ist ein Verkauf an eine Person, die ernsthaft Zeit und Geld investieren möchte, eine gute Idee.

Ebenso beliebt: Krankheiten
Nein, Flauschepuffel kann das Futter nicht nehmen wie die anderen Pferde, der braucht noch XY-Zusätze. Dabei braucht Flauschepuffel diese Zusätze überhaupt nicht, aber es beruhigt das Gewissen der Besitzer.
Nicht zu vergessen die Decken und Schur Epedemie.
Heidenei wann auch immer man durch das Internet zappt es wimmelt im Herbst von vermeintlich kranken Pferden. Das Pferd schwitzt 3 Haare nass? Dann muss es aber geschoren werden, und eine Decke muss auch darauf …
Die muss sowieso drauf ,denn sonst ist Puschelwuschel verspannt im Rücken.

Das es Fälle von schlechter Thermoregulation bei alten und kranken Pferden gibt, ist unabstreitbar. Diese müssen entsprechend geschoren/eingedeckt werden! Aber die Masse an empfindlichen Pferden nimmt in letzter Zeit im selben Ausmaß zu, wie die Lese- und Rechtschreibschwäche der heutigen Jugend. Denn genau wie bei den Pferden, gibt es natürlich die echten Fälle, die betroffen sind. Das wünscht man sich nicht, aber man richtet sich darauf ein. Aber ebenso gibt es die Jackenlienes, und Chantalles und Djustins die zu faul zum Lernen sind, und sich unter dem Deckmäntelchen der Lese-Rechtschreib-Schwäche einen faulen Lenz machen. Diese entsprechen dann den Pferdebesitzern, welche den empfindlichen Rücken oder das flauschige Fell als Ausrede für Schur und Decken nutzen. Natürlich ist eindecken und scheren oft bequemer, aber dann seid so ehrlich und steht dazu!
Macht aus euren gesunden Pferden keine Problempferde, die sie nicht sind. Seid froh, wenn eure Pferde gesund sind. Seid froh wenn sie keine schlechte Vergangenheit hatten. Und übt so viel Selbstreflexion, um zu erkennen, ob das Pferd wirklich ein Problem hat. Oder ob es für euch einfach einfacher wäre, wenn das Pferd ein Problem HÄTTE!
Ein gesundes und normales Pferd ist vielleicht stinklangweilig, und es bietet auch nicht so viel Gesprächsstoff. Dennoch solltet ihr euch mit einem normalen Pferd glücklich schätzen. Schließlich ist eine Beziehung zu einem Pferd etwas wundervolles. Etwas wofür wir dankbar sein sollten.
Ein normales Pferd ist ein großes Glück, das ich euch allen wünsche.
Habt Vertrauen in eure Pferde, auch gut erzogen und ohne angedichtete Extras sind sie einfach einmalig.

Flauschige Grüße
Celeste

081115