Tag-Archiv | Halsring

Hexenwerk Halsring?

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, es ist euch gut ergangen in der letzten Woche? Meine Woche war wie immer ein wenig stressig, denn wer kennt es nicht: Wenn die Pferde wieder zum Winter hin in den Offenstall einziehen, wächst das Arbeitspensum ungemein. Und während ich nun wieder Heunetz um Heunetz stopfe, habe ich genug Zeit, um über alle Pferdethemen aus dem Internet zu sinnieren.
Ein Thema, mit dem sich meine Gedanken dabei gerne beschäftigen, ist die Glorifizierung des Halsringes. DER Halsring, das Wunderwerk, welches die hohe Reitkunst darstellen soll. Jener, der für das absolute Vertrauen zwischen Reiter und Pferd gilt. Selbstverständlich muss dieses immer im Galopp auf Feldern und Wiesen im Gelände dargestellt werden, denn nur dann zeigt sich die tiefe Verbundenheit, die man zu seinem Pferd hat. Jedes Gebiss ist nur Zwang, jede gebisslose Zäumung ein reiner Kindergeburtstag, gegen den heldenhaften Halsring, dem absoluten Monument des Vertrauens.
Okay kommt es bei euch gerade auch zu Brechreiz, oder seid ihr echte Halsring Fanatiker? Ich meine, es spricht nichts gegen einen Halsring, aber eigentlich ist er nur ein weiteres Kommunikationsmittel mit dem Pferd.
Denn ob ich ein Gebiss nutze, eine gebisslose Zäumung, einen Halsring, meine Stimme, ein Handauflegen oder eine Gerte, die ich zum Zeichengeben nutze, der Sinn ist immer gleich: Man bringt seinem Pferd bei, auf ein bestimmtes Kommando zu reagieren. Das heißt, ich kann ein Pferd entsprechend trainieren, über eine Gebisshilfe nach links ab zu wenden. Aber das geht auch über eine Gewichtshilfe, eine leichter Druck mit dem Schenkel, ein Zügel anlehnen, ein Wortkommando, eine Gerte die sanft berührt usw. Die Möglichkeiten einem Pferd ein Kommando beizubringen sind nahezu grenzenlos. Oder wie mein verstorbener Vater so schön zu sagen pflegte:
»Es ist absolut egal welches Kommando du benutzt um eine Lerneinheit zu festigen, Hauptsache du nutzt es für das Pferd verständlich und konsequent. Also könntest du statt ›Steh‹ oder ›Whoa‹ auch ›Kaffeekanne‹ sagen, solange du es ihm genauso beibringst.«
Gut, meine Pferde hören nicht auf Kaffeekanne, aber ich denke, den Sinn versteht ihr dennoch. Es ist an euch, welchen Ausbildungsweg ihr für eure Pferde nutzt, ob dies mit oder ohne Gebiss ist. Aber ein Halsring ist nicht das Wunderwerkzeug zu welchem er oft emporgehoben wird. Ich verstehe einfach nicht, warum da so ein Aufheben drum gemacht wird. Im Westernreiten ist das ›Neck reining‹, also die Zügelführung über den Hals nun wirklich nichts Außergewöhnliches oder Mythisches. Und auch das stoppen ohne Zügeleinwirkung, nur über die Gewichtshilfen oder Stimmkommandos sind nun wirklich nichts Neues.
Warum sollte das dann mit dem Halsring anders sein? Es ist doch auch nur ein Kommando, das über eine Einwirkung auf den Hals abgerufen wird. Eigentlich so überhaupt nichts Neues, außer dass man das Kopfstück weglässt.

Was ist also los in der Girlie- und Pferdeflüstererwelt, das so viele nun den Halsring anlegen und sich für das heißeste Wiener Würstchen halten?
Denn bei den ganzen Bildern, welche sich im Netz tummeln, sieht man wirklich selten gut gerittene Pferde mit Halsring. Sicher gibt es diese auch, nur waren die auch vorher gut geritten und ausgebildet, so dass der Sprung zum Halsring einfach ein weiterer Schritt einer normalen Trainingseinheit war.
In der Onlinewelt der Girlieseiten und selbst ernannte Horsemen sieht die Realität aber anders aus. Da werden schlecht ausgebildete und noch schlechter gerittene Pferde, mit einem hübschen poppigen Halsring verziert, und über Felder und Weiden gejagt. Wenn es dann mit dem Bremsen nicht so gut klappt, macht das ja nichts, schließlich ist das Feld, so Gott will, lang genug und irgendwann ist das Pferdchen auch mal müde. Na ja hoffentlich, bevor es – mit oder ohne Reiter – wieder am Stall ankommt. Gut ausbalancierte Pferde die sich selber wie auch den Reiter tragen, sieht man dabei aber eher selten. Der Fokus liegt auf dem Halsring draußen im Gelände, natürlich im Galopp um das vermeintliche Vertrauen bildlich festzuhalten. Das Ganze dann noch mit wehendem Haar, Wallekleidchen und einer Wolke aus Holi Pulver, das dann gepostet mit dem Wort Vertrauen und mit 10 Herzchen verziert, macht es zu einem Like-Catcher für alle online Plattformen.
Dabei hat der Halsring nichts aber auch gar nichts mit Vertrauen zu tun, denn das Pferd hat ja keine Angst geritten zu werden. Es hat keine Angst vor einem Feld, einer Weide und dem folgenden Galopp. Eigentlich freuen sich die meisten Pferde, wenn sie einmal richtig Gas geben dürfen auf weiter Strecke. Also sollten wir dem Pferd nicht einreden, das es uns vertraut, nur weil wir einen Halsring benutzen.
Und anders herum? Vertrauen wir in das Pferd, nur weil es sich mit einem Halsring stoppen lässt? Das wäre ein ziemliches Armutszeugnis, wenn man die eigene Ausbildung und das Training so herunterspielt und das Ganze nur als Vertrauen deklariert.
Entweder man bildet sein Pferd gut aus und trainiert es auf das entsprechende Hilfsmittel, oder man pfeift auf die Ausbildung, lässt sein Pferd einfach rennen und hofft auf das Beste. Aber sorry, dies ist dann kein Vertrauen in das Pferd, sondern Dummheit, wenn man den Wert einer guten Ausbildung verkennt. Vertrauen sollte man dann eher in Gott – oder wen man auch sonst immer anbetet – haben. Nicht zu vergessen, im Zweifelsfall auch in den Notarzt und das Krankenhausteam, welches einen nach einer missglückten Aktion wieder zusammenflicken darf.

Der Halsring ist einfach ein Hilfsmittel der Kommunikation mit seinem Pferd. Und ob und wie gut  dieses funktioniert, hängt einzig von der Ausbildung des Pferdes ab. Auch, wenn sich das sicher nicht so gut vermarkten, lässt wie ›Vertrauen, Liebe und Geborgenheit‹ so ist er doch nichts anderes. Wie gut die Umsetzung der Hilfen mit dem Halsring funktioniert, liegt also an der Ausbildung und dem Training vor und mit dem Halsring. Und wenn man diesen draußen im Gelände nutzen möchte, dann sollte man wenigstens eine Sicherheitstrense unterlegen. Zum einen, weil man im Notfall immer noch eine Einwirkung auf den Pferdekopf hat, statt nur auf den Hals (Stichwort Hebelwirkung) und zum anderen, weil somit der Straßenverkehrsordnung genüge getan wird.
Warum und wieso habe ich schon einmal hier erklärt: http://celeste-drake-books.de/regeln-sind-keine-ansichtssache/

Aber egal welches Mittel der Kommunikation ihr jetzt oder später nutzen möchtet, denkt immer daran: Der Schlüssel liegt in der Ausbildung und im Training. Er liegt nicht in frommen Wünschen, Gebeten oder mystischen Umschreibungen.

Flauschige Grüße
Celeste

 

Das Märchen vom Vertrauen

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, es geht euch und euren Pferden und anderen Vierbeinern gut? Viele sind ja momentan arg geplagt, von schweren Unwettern die Weiden wie Offenställe unter Wasser setzen. Allen denen es also momentan nicht so gut geht drücke ich fest die Daumen, auf das bessere Zeiten bald folgen werden.

Aber kommen wir zum heutigen Thema. Denn momentan gibt es ein Wort, das mich dauerhaft verfolgt, wie der Duft von Hundescheiße nach einem Tritt in selbigen Haufen. Und zwar das Wort: Vertrauen
Mit diesem Wort wird im Pferdebereich um sich geworfen, wie Prinz Karneval seine Bon Bons verteilt.

Die Anlässe dazu sind vielfältig, so z.B.:

  • Dein Pferd möchte Aufgabe XY nicht erledigen?
    Dein Pferd vertraut dir nicht!
  • Lektion XY kannst du mit deinem Pferd nicht erreiten, aber Andere schon?
    Dein Pferd vertraut dir nicht!
  • Dein Pferd hat Angst vor XY?
    Dein Pferd vertraut dir nicht!
  • Du reitest dein Pferd nicht mit Halsring im Gelände?
    Du vertraust deinem Pferd nicht!
  • Du machst keine Bilder ohne Zaum im Gelände?
    Du vertraust deinem Pferd nicht!
  • Du reitest nur mit Kappe/Weste/sicherem Schuhwerk?
    Du vertraust deinem Pferd nicht!

Aber was ist Vertrauen für viele Pferdhalter eigentlich?

Vertrauen bedeutet für sie, dass man als Pferd von seinem Gegenüber in eine unangenehme oder gefährliche Situation gebracht wird, aber diese trotzdem meistert, da man davon ausgeht das einem nichts Gefährliches passiert.
Dieses »Vertrauen« basiert also auf:

  • Positive Erfahrungswerte mit der Person.
  • Eine positive Einschätzung der Person.
  • Einer guten Argumentation der Person.
  • Aber auch eigene Erfahrungswerte welche uns die Situation neutral einschätzen lassen.

Vertrauen ist also dann wichtig, wenn wir unser Pferd in eine ungewohnte und neue Situation bringen. Aufgrund der Erziehung, wie auch der positiven Erfahrungen die unser Pferd mit uns zusammen gemacht hat, kann es sich leichter solch einer Situation stellen.
Ebenso ist Vertrauen wichtig bei unangenehmen Erfahrungen.
Solche kommen z.B. oft bei notwendigen tierärztlichen Behandlungen vor. Neben einer guten Grunderziehung ist es also wichtig das unsere Pferde lernen unangenehme Behandlungen zu ertragen, ohne sich derer zu entziehen.

Aber Vertrauen ist nicht die grundlegende Lösung für alle Probleme rund um den Pferdealltag.
Viele Dinge basieren eher auf einer guten Erziehung und einem vernünftigen Training mit vielen Wiederholungseinheiten. Ebenso eine angepasste Fütterung und eine artgerechte Haltung.
Dazu ist der Zeitfaktor eine entscheidende Hilfe.
Beispielsweise Selbstversorger haben oft eine sehr innige Beziehung zu ihren Pferden. Dies folgt aus der Zeit die man zusätzlich MIT seinen Pferden verbringt, aber eben in dieser Zeit keine Arbeit fordert. Zeit in denen man sie neben der Stallarbeit beobachtet, ihr Sozialleben verfolgt. Somit durch das Gesehene auch besser Bescheid weiß was sie gerade beschäftigt, als ein Besitzer der nur zu Pflege und Training erscheint.

Was Vertrauen aber NICHT ist: Halsring/ohne Zaum Gelände Bildchen.
Das hat NICHTS mit Vertrauen zu tun, aber eine Menge mit Dummheit. Denn unsere Pferde sind Fluchttiere. Wie kann man immer wieder mit Liebe und Vertrauen argumentieren, aber gleichermaßen seinem Pferd einen wichtigen Instinkt – den Fluchtinstinkt – aberkennen?
Wie kann man davon ausgehen das sein Pferd wie eine Maschine, statt einem Lebewesen mit Ängsten und Gefühlen funktionieren soll? Nur weil man sich mit einem angeblichen Vertrauen brüsten will? Hier herscht eine gnadenlose Selbstüberschätzung was das Verhältnis zwischen Mensch und Pferd betrifft. Ebenso eine gnadenlose Unkenntnis, was die Gesetzgebung zur Strassenverkehrsordnung betrifft. Wer sich deswegen noch einmal informieren will, hier ein alter Text von mir dazu:

Reiten oder Halsring-Show?

Dort habe ich erklärt, warum eine Versicherung eben nicht zahlt, ebenso was einen noch an Strafen erwartet.

Von daher, wenn ihr mit Halsring ausreiten möchtet, dann nutzt einfach eine zusätzliche Sicherheitstrense. Diese muss ja nur im Notfall benutzt werden, aber sichert euch entsprechend ab. Ohne Zaum aber hat kein Pferd etwas draußen verloren. Selbst für teure Fotoshootings sollte wenigstens der Shooting-Bereich mit transportablen Pfählen und Litze entsprechend abgesichert sein. Fotografen die sich diese Mühe nicht machen sind in meinen Augen nicht empfehlenswert.
Aber den Halsring draußen ohne Sicherheitstrense zu nutzen, oder Shootings ohne Zaum und ohne Sicherheitszaun zu machen, das hat NICHTS mit Vertrauen zu tun.
Denn allein das man immer wieder mit dem angeblichen Vertrauen argumentiert zeigt ja das einem bewusst ist, dass diese Situation gefährlich werden kann. Und sein Pferd und sein Umfeld bewusst einer gefährlichen Situation aus zu setzen ist fahrlässig und nicht lobenswert.
Diese Aktionen dienen einzig dem eigenen Ego, weil man der Außenwelt beweisen will, welch angebliches inniges Verhältnis man zu seinem Pferd hat. Wie cool man doch ist. Und wie gut das Pferd doch angeblich auf die kleinsten Hilfen reagiert. Sachen, die viele Reiter ebenso locker beherrschen, aber sie dennoch nur in einer umzäunten Umgebung trainieren. Denn diese sind sich der Gefahren bewusst und trainieren lieber für sich selber, ohne nach Likes und Aufmerksamkeit zu geifern.

In diesem Sinne: Schraubt das eigene Ego ein wenig zurück und überlegt, was Vertrauen wirklich bedeutet. Denn das misst sich nicht an Facebook Likes. 😉

Flauschige Grüße
Celeste

Maerchen vom Vertrauen

 

Reiten oder Halsring-Show?

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Irgendwie verfliegt dieses Jahr mächtig schnell. Die große Hitzewelle haben wir nun fast überstanden, und schon fangen die Pferde langsam an zu flauschen und erinnern uns daran, dass der Herbst sich mit großen Schritten nähert.
Während ich also Pläne schmiede, wie ich den Stall umbaue und mich neben her über die Handwerker ärgere, surfe ich natürlich auch gerne zur Ablenkung im Netz. Allerdings finde ich dann nicht nur Sachen die mich froh stimmen, nein, denn der neueste Trend beunruhigt mich wirklich: »Halsring im Gelände-Bildchen«(-ohne Zaum). Denn immer wieder werden die Bildchen und Videos vehement verteidigt. Und versucht man zu erklären oder aufzuklären, wird einem oft Unwissen und Neid vorgeworfen. Nun, ich kann euch versichern, dass meine Abneigung nichts mit Neid zu tun hat. Nur weil ich bestimmte Sachen aus Überzeugung nicht mache, heißt es nicht, dass ich sie nicht machen könnte. Mir liegt einfach zu viel an der Sicherheit meiner Pferde und der meines Umfeldes, um diese leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
Und mein Ego wird sicher keine schwarzen Trauerbanner aus dem Fenster hängen, wenn solche Lektionen in einer umzäunten Umgebung stattfinden, statt im freien Gelände.

Um es aber noch einmal ganz klar zu sagen, was gegen Freilauf oder Halsringreiten im Gelände spricht:

  • Die Straßenverkehrsordnung, die auch auf Feldwegen gilt, schreibt eine ausreichende ZÄUMUNG vor. Und das ist ein Halsring nun einmal nicht.
    Von den »Wir lassen das Pony/Pferd im Gelände frei laufen«-Uschis müssen wir wohl erst gar nicht sprechen.
  • Es gibt einige Versicherungen die keine Zäumung im Gelände vorschreiben, das ist richtig – aber eben nicht alle! Und selbst jene, die zahlen würden, zahlen keine Geldstrafen oder Schadenersatzforderungen, wenn man in einen Unfall verwickelt wird.
    Übrigens kann auch die Polizei diese Strafen verhängen, wenn sie einen im Gelände/Straße nur mit Halsring antrifft.
  • Mit einem Zaumzeug hat man eine Einwirkung auf den Kopf des Pferdes, mit einem Halsring nur auf den Hals. Ohne Zaum hat man also mitunter nur Luft und Liebe, die leider nur im Märchen ausreicht, um alles zum Positiven zu wenden.
    Von daher sollte es jedem klar sein, der in Physik nicht nur Kreide holen war: man hat durch die Hebelwirkung eine ganz andere Einwirkung auf den Pferdekopf. Sicher mag das im Notfall bei einem durchgehenden Pferd nicht flauschig sein, aber als Notbremse ist das immer noch besser, als ein Pferd das in ein Auto rennt.
  • Jedes Pferd ist ein Fluchttier. Sich etwas anderes einzureden ist entweder dumm oder naiv. Es ist Wunschdenken, das sich ein Pferd immer und bei jeder Gefahr zu Mutti aufs Ärmchen flüchtet. Das mag bei kleinen Erschreckern durchaus der Fall sein, aber nicht wenn einem gerade ein beißender Hund am Bein hängt oder ein Wildschwein kuscheln will.
    Pferde sind Tiere und kein programmierter Terminator!
    Ihr sprecht von Vertrauen und Liebe, aber wollt ihnen gleichermaßen einen wichtigen Instinkt aberkennen.
  • Ein Pferd nimmt auf der Flucht nicht immer den Weg nach Hause.
    Egal wie lange ihr es schon kennt, wie vertraut ihr mit seinem Verhalten seid, wie gut ihr es dressiert habt: es ist immer noch ein Fluchttier. Und dieses Fluchttier handelt im Falle einer Flucht nicht rational!
    Das heißt, es wird nicht unbedingt zum Stall zurück laufen. Auch wenn es das schon Vermeintliche 100 x getan hat. Es reicht die herausgestreckte Nase eines vorwitzigen Maulwurfs aus Richtung Stall, um das Pferd in eine andere Richtung zu bewegen. Und Pferde meiden deswegen nicht Straßen, Autos, Spaziergänger und/oder Kinderwägen. In Panik sind alle diese Sachen dem Pferd egal. Und da wir nicht im australischen Outback leben, sind auch Straßen die Kilometer weit entfernt sind, nicht außer Reichweite.
  • Und es ist zum Teufel noch mal nicht die alleinige Entscheidung des Reiters! Denn wenn ihr euch ohne Zaum im Gelände bewegt, bringt ihr eure Mitmenschen in Gefahr. Man kann ja auch nicht argumentieren »Ich fahre zwar betrunken Auto, aber das ist meine Sache, weil es nur auf einer wenig befahrenen Straße ist und das Risiko in meinen Augen gering« oder »Mein Auto hat im Winter keine Winterreifen, obwohl sie vorgeschrieben sind. Ich fahre ja eh nur die 5 km zum Supermarkt. Und wenn ein Unfall passiert, ist das ja mein Schaden.«

Nein sorry, das gilt nicht! Denn die Straßenverkehrsordnung dient der Sicherheit. Deiner und der deiner Mitmenschen. Und häufig sind die Unfallverursacher eben nicht die alleinigen Leidtragenden und damit ist es nicht deine alleinige Entscheidung!

Und mal neben bei, was soll der Quark eigentlich?
Ist es so schwer seine »Halsring-ohne-Zaum-Lektionen«, auf einem umzäunten Bereich zu trainieren? Oder fehlt da einfach der Show Effekt?
Sind die Bildchen dann nicht werbeträchtig genug für Facebook und Instagram?
Ihr könnt auch mit Halsring ins Gelände gehen, aber dann legt bitte einfach einen Sicherheitszaum dazu an.  Somit seid ihr rechtlich im sicheren Bereich, aber auch auf der menschlichen Ebene.
Einzig das es vielleicht auf den Bildchen nicht ganz so hübsch ausschaut. Aber dann zeigt es sich doch deutlich, das euch nicht die Lektion selber wichtig ist, sondern einfach die reine Show!
Von daher, kommt mal bitte wieder von eurem Trip runter.

Irgendwie scheint richtiges, gefühlvolles Reiten langsam wieder zu einer Seltenheit zu werden. Denn immer wieder gibt es Phasen, in denen vielen Reitern eine solide Ausbildung zu mühselig ist. Sie wählen dann andere Wege, und wollen diese mit schnellen Erfolgen feiern. In den 90ern waren es die Pferdegurus wie Hempfling und Co. Danach wurde alles gejoint was nicht bei 3 auf dem Baum war. Dann gab es eine Welle, in der alle die in der klassischen Reitkunst nichts auf die Kette bekamen, zum Westernreiten wechselten. In der Hoffnung, dass es ausreicht, wenn man die Ausrüstung wechselt und ein wenig Neckreinig betreibt. Jene die dann merkten das man auch im Westernreiten solide ausbilden muss wechselten oft überraschend schnell wieder zurück. 😉

Und nun haben wir die Welle der Halsringreiter und Zirzensik-Versuche.
Da wird dem Pferd der Halsring umgeschnallt und durchs Gelände gejagt. Und diese Bildchen kann man dann auch stolz im Internet zeigen, schließlich bietet das eine große Show und jede Menge Likes. Denn hier wird dann nicht mehr darauf geachtet, ob dieses Pferd vernünftig geritten wird und an den Hilfen steht, sondern es werden die Schlagwörter Vertrauen und Freiheit in den Vordergrund gestellt.
Oder aber es wird solange mit der Gerte vor dem Pferd rum gewedelt bis es Männchen macht und das dann als Levade verkauft. Ebenso wilde Verfolgungsspielchen, bei denen eigentlich der Beutel mit Leckerchen eine Dankesrede verdient hätte, statt einer soliden Ausbildung.

Mir wäre lieb wenn weniger Wert auf Show, und dafür auf eine vernünftige Ausbildung gelegt würde. Und noch lieber wäre mir die Reiterstarlets würden ihre große Fanbase nutzen um ein positives Vorbild zu sein. Sie können ja all ihre Bildchen machen, aber bitte in einem umzäunten Bereich. Und wenn es denn draußen sein muss, verschandelt auch eine Sicherheitstrense nicht eure Bilder. Im Gegenteil, sie würde zeigen das ihr verantwortungsbewusste Vorbilder seid. Das euch nicht nur das Leben eures Pferdes und eurer Mitmenschen wichtig ist, sondern auch eure Fans, die euch nacheifern.

Flauschige Grüße
Celeste

beitrag1505

 

Vertrauen bis in den Tod

Hallo meine Flauschemäuse, da bin ich wieder.
Während das Wochenende voller Regen ist und ich Zecken aus dem Pferdefell pflücke, kreisen meine Gedanken, wie der Titel bereits verrät, um ein ernstes Thema.

Immer wieder stolpere ich über Bilder, welche mir die Haare zu Berge stehen lassen. Bilder von jungen Mädchen im Gelände, welche zum Beispiel mit Halsring ausreiten aber ohne Sicherheitstrense darunter. Oder aber Bilder von Spaziergängen, Posing in Feldern oder auf offenen Weiden, bei denen das Pferd weder Trense noch Halfter trägt, sondern einfach NICHTS!

Immer wieder werden diese Bilder umschrieben mit einem Wort, das mir langsam einen Würgereiz beschert: Vertrauen.

Die Damen, lustigerweise habe ich nämlich so eine schwachsinnige Aktion noch nie von einem Mann gesehen, betiteln diese Bilder immer als Vertrauensbeweis. Als Vertrauen das sie in ihr Pferd haben, dass es nicht von ihnen weg läuft.  Ebenso als Vertrauen das ihr Pferd dem Besitzer/Rb entgegen bringt, sich in seiner Gegenwart nicht vor der Außenwelt zu fürchten. Und falls es sich doch einmal Angst haben sollte, dass es sich vertrauensvoll unter Muttis Rock, oder wahlweise auch auf deren Ärmchen flüchtet.
Denn so stellen sich manche Menschen Vertrauen vor. Vertrauen das selbst in Risikosituationen immer auf Knopfdruck vorhanden sein soll, und vor allem funktionieren soll.

Dumm nur das ein Pferd ein Fluchttier ist und vor einer Gefahr weg flüchtet.

Ist die Gefahr nur minimal, zum Beispiel der böse drein blickende Regenwurm, oder ein Geist in Form einer Tüte, kann es gut sein, dass die Pferdemutti der Ort ist der bei Angst aufgesucht wird. Schließlich wird Mutti das Pferdchen hätscheln und trösten und alles ist wieder flauschig.
Das wiegt die Pferdemutti dann nur allzu schnell in dem Glauben, das ihr Pferd auch bei größeren, Angst einflößenden Erlebnissen immer wieder bei ihr Schutz suchen wird.

Pferde denken aber anders als Menschen.
Bei kleinen Sachen suchen sie gerne Schutz beim Menschen. Aber ein Hund, der sich in Pferdebeine verbeißt und hinter ihm her jagt, wird nicht dafür sorgen das klein Fury zu Mutti aufs Ärmchen hüpft. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tritt das Pferd die Flucht an.
Wohin ist dann erst mal egal – Hauptsache weg!

Viele Pferdebesitzer glauben, dass die Pferde dann zum Stall rennen, zur nächsten Weide, oder irgendwann stehen bleiben. Und dann, nach dem ersten Schrecken, die Situation bei einem Sitzkreis mit Mate Tee überdenken. Leider ist dem nicht so. Die meisten Pferde werden so kopflos das sie sich selber und ihr Umfeld in Gefahr bringen.
Ich habe diese Situation leider schon mehrfach erleben dürfen, und ich bin ehrlich, ich hätte gerne darauf verzichtet. Die Pferde sind nicht wie erhofft zurück zum Stall gelaufen, zur Weide oder zu den Pferdekumpels, sondern direkt auf die befahrene Straße.
Erst vor einigen Wochen war es nur eine Vollbremsung meinerseits, die dafür sorgte, dass ich kein Pferd auf der Motorhaube hatte. Ich kann es nicht in Worte fassen, was für ein Schreck das ist. Welche Angst man um das fremde Pferd hat, wenn man hinter diesem herläuft. Ein Ohr am Telefon, im Gespräch mit der Polizei, das Herz bis zum Hals schlagend. Das ist der Stoff aus dem Alpträume gemacht werden.
Und ich glaube, die Besitzer hätten nicht im Traum daran gedacht das sich dieses Pferd weg bewegt – von Stall, Gras und seinem panisch wiehernden Pferdekumpel.

Man sollte sich, bevor der Ernstfall eintritt, darüber klar werden, wie man ein Pferd wieder einfangen kann, wenn es kein Zaumzeug und Halfter trägt. Nichts wo man zu oder rein greifen kann. Genau: Gar nicht.

Da frage ich mich dann: Muss das sein?
Für ein dämliches Foto?
Weil man cool sein will?
Weil man sein Ego vor der Pferdewelt aufpolieren will, indem man zeigt was man mit seinem Pferd so alles kann?

Mir kann kein Mensch erzählen, dass die Pferde das wollen und nachts Petitionsbriefe an den Tierschutz schreiben, weil sie unbedingt ohne Halfter raus möchten!

Was ist also Vertrauen wirklich?
Vertrauen ist etwas, das kleine Kinder in ihre Eltern haben.
Kleine Kinder die ihre schokoladenverschmierten Patschehändchen in die großen Hände der Erwachsenen legen. Sie haben die Gewissheit, dass ihnen nichts passieren wird, solange Mutti an ihrer Seite ist. Und es ist dann an der Mutter dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen und dafür Sorge zu tragen das ihrem Kind nichts passieren wird.
Denn kleine Kinder und Pferde sind sich in dieser Hinsicht sehr ähnlich:
Sie können Gefahrensituationen nicht rational einschätzen.

So nehmen wir auch unser Kind, egal wie gut sie erzogen ist, in Gefahrensituationen an die Hand um es zu schützen. Wir können einem Kind noch so sehr einschärfen nicht auf die Straße zu rennen. In einem unbedachten Moment besteht trotzdem die Gefahr, dass es einem wegrollenden Ball auf die Straße folgt. Wir fahren mit den kleinen Passagieren als Mitfahrer sehr vorsichtig, und dennoch verstauen wir unsere Kinder in sicheren Kindersitzen, sicher angeschnallt. Nicht nur weil wir das aus unserem Pflichtgefühl heraus möchten, sondern weil auch der Gesetzgeber das verlangt.
Und so wie wir Kinder schützen und aus Vorsorge und weiser Voraussicht  Gefahrensituationen/Quellen vermeiden, so ist es an uns das auch bei unseren Pferden zu tun.
Denn Vertrauen bedeutet, dass auch ihr Schutz in unseren Händen liegt.
Und dieser ist mit Halfter und Trense deutlich mehr gewährleistet, als mit einem Hauch von Nichts. Nicht zu vergessen sei dabei, dass es ein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung ist, sein Pferd ohne geeignete Zäumung auszuführen. Diese gilt auch auf Feldwegen und wird ggfs. mit Bußgeldstrafen geahndet. Selbst auf privatem Grund kann nicht gewährleistet sein, dass ein Pferd in Panik dies nicht verlässt. Also seid ihr letztendlich auch da nicht vollständig abgesichert. Man sollte sich daher genau überlegen, ob man wirklich Ärger mit der Polizei haben möchte.

Ebenso sollte man bedanken, dass keine Versicherung die angerichteten Schäden begleichen wird, welche z.B. bei einem Verkehrsunfall in die Millionen gehen können. Denn man hat nicht nur gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen, sondern auch noch fahrlässig gehandelt. Somit darf man dann selber zahlen und hat wegen diesem »Vertrauensbeweis« sein Leben bis ins Rentenalter finanziell ruiniert.

Ich glaube nicht, dass Jemand so etwas möchte.
Von daher bitte ich euch dieses Verhalten zu überdenken, zur Sicherheit eurer Pferde, als auch eures Umfeldes.

Flauschige Grüße
Celeste

11169919_1050999858246807_6459223214980795340_n