Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Irgendwie verfliegt dieses Jahr mächtig schnell. Die große Hitzewelle haben wir nun fast überstanden, und schon fangen die Pferde langsam an zu flauschen und erinnern uns daran, dass der Herbst sich mit großen Schritten nähert.
Während ich also Pläne schmiede, wie ich den Stall umbaue und mich neben her über die Handwerker ärgere, surfe ich natürlich auch gerne zur Ablenkung im Netz. Allerdings finde ich dann nicht nur Sachen die mich froh stimmen, nein, denn der neueste Trend beunruhigt mich wirklich: »Halsring im Gelände-Bildchen«(-ohne Zaum). Denn immer wieder werden die Bildchen und Videos vehement verteidigt. Und versucht man zu erklären oder aufzuklären, wird einem oft Unwissen und Neid vorgeworfen. Nun, ich kann euch versichern, dass meine Abneigung nichts mit Neid zu tun hat. Nur weil ich bestimmte Sachen aus Überzeugung nicht mache, heißt es nicht, dass ich sie nicht machen könnte. Mir liegt einfach zu viel an der Sicherheit meiner Pferde und der meines Umfeldes, um diese leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
Und mein Ego wird sicher keine schwarzen Trauerbanner aus dem Fenster hängen, wenn solche Lektionen in einer umzäunten Umgebung stattfinden, statt im freien Gelände.
Um es aber noch einmal ganz klar zu sagen, was gegen Freilauf oder Halsringreiten im Gelände spricht:
- Die Straßenverkehrsordnung, die auch auf Feldwegen gilt, schreibt eine ausreichende ZÄUMUNG vor. Und das ist ein Halsring nun einmal nicht.
Von den »Wir lassen das Pony/Pferd im Gelände frei laufen«-Uschis müssen wir wohl erst gar nicht sprechen. - Es gibt einige Versicherungen die keine Zäumung im Gelände vorschreiben, das ist richtig – aber eben nicht alle! Und selbst jene, die zahlen würden, zahlen keine Geldstrafen oder Schadenersatzforderungen, wenn man in einen Unfall verwickelt wird.
Übrigens kann auch die Polizei diese Strafen verhängen, wenn sie einen im Gelände/Straße nur mit Halsring antrifft. - Mit einem Zaumzeug hat man eine Einwirkung auf den Kopf des Pferdes, mit einem Halsring nur auf den Hals. Ohne Zaum hat man also mitunter nur Luft und Liebe, die leider nur im Märchen ausreicht, um alles zum Positiven zu wenden.
Von daher sollte es jedem klar sein, der in Physik nicht nur Kreide holen war: man hat durch die Hebelwirkung eine ganz andere Einwirkung auf den Pferdekopf. Sicher mag das im Notfall bei einem durchgehenden Pferd nicht flauschig sein, aber als Notbremse ist das immer noch besser, als ein Pferd das in ein Auto rennt. - Jedes Pferd ist ein Fluchttier. Sich etwas anderes einzureden ist entweder dumm oder naiv. Es ist Wunschdenken, das sich ein Pferd immer und bei jeder Gefahr zu Mutti aufs Ärmchen flüchtet. Das mag bei kleinen Erschreckern durchaus der Fall sein, aber nicht wenn einem gerade ein beißender Hund am Bein hängt oder ein Wildschwein kuscheln will.
Pferde sind Tiere und kein programmierter Terminator!
Ihr sprecht von Vertrauen und Liebe, aber wollt ihnen gleichermaßen einen wichtigen Instinkt aberkennen. - Ein Pferd nimmt auf der Flucht nicht immer den Weg nach Hause.
Egal wie lange ihr es schon kennt, wie vertraut ihr mit seinem Verhalten seid, wie gut ihr es dressiert habt: es ist immer noch ein Fluchttier. Und dieses Fluchttier handelt im Falle einer Flucht nicht rational!
Das heißt, es wird nicht unbedingt zum Stall zurück laufen. Auch wenn es das schon Vermeintliche 100 x getan hat. Es reicht die herausgestreckte Nase eines vorwitzigen Maulwurfs aus Richtung Stall, um das Pferd in eine andere Richtung zu bewegen. Und Pferde meiden deswegen nicht Straßen, Autos, Spaziergänger und/oder Kinderwägen. In Panik sind alle diese Sachen dem Pferd egal. Und da wir nicht im australischen Outback leben, sind auch Straßen die Kilometer weit entfernt sind, nicht außer Reichweite. - Und es ist zum Teufel noch mal nicht die alleinige Entscheidung des Reiters! Denn wenn ihr euch ohne Zaum im Gelände bewegt, bringt ihr eure Mitmenschen in Gefahr. Man kann ja auch nicht argumentieren »Ich fahre zwar betrunken Auto, aber das ist meine Sache, weil es nur auf einer wenig befahrenen Straße ist und das Risiko in meinen Augen gering« oder »Mein Auto hat im Winter keine Winterreifen, obwohl sie vorgeschrieben sind. Ich fahre ja eh nur die 5 km zum Supermarkt. Und wenn ein Unfall passiert, ist das ja mein Schaden.«
Nein sorry, das gilt nicht! Denn die Straßenverkehrsordnung dient der Sicherheit. Deiner und der deiner Mitmenschen. Und häufig sind die Unfallverursacher eben nicht die alleinigen Leidtragenden und damit ist es nicht deine alleinige Entscheidung!
Und mal neben bei, was soll der Quark eigentlich?
Ist es so schwer seine »Halsring-ohne-Zaum-Lektionen«, auf einem umzäunten Bereich zu trainieren? Oder fehlt da einfach der Show Effekt?
Sind die Bildchen dann nicht werbeträchtig genug für Facebook und Instagram?
Ihr könnt auch mit Halsring ins Gelände gehen, aber dann legt bitte einfach einen Sicherheitszaum dazu an. Somit seid ihr rechtlich im sicheren Bereich, aber auch auf der menschlichen Ebene.
Einzig das es vielleicht auf den Bildchen nicht ganz so hübsch ausschaut. Aber dann zeigt es sich doch deutlich, das euch nicht die Lektion selber wichtig ist, sondern einfach die reine Show!
Von daher, kommt mal bitte wieder von eurem Trip runter.
Irgendwie scheint richtiges, gefühlvolles Reiten langsam wieder zu einer Seltenheit zu werden. Denn immer wieder gibt es Phasen, in denen vielen Reitern eine solide Ausbildung zu mühselig ist. Sie wählen dann andere Wege, und wollen diese mit schnellen Erfolgen feiern. In den 90ern waren es die Pferdegurus wie Hempfling und Co. Danach wurde alles gejoint was nicht bei 3 auf dem Baum war. Dann gab es eine Welle, in der alle die in der klassischen Reitkunst nichts auf die Kette bekamen, zum Westernreiten wechselten. In der Hoffnung, dass es ausreicht, wenn man die Ausrüstung wechselt und ein wenig Neckreinig betreibt. Jene die dann merkten das man auch im Westernreiten solide ausbilden muss wechselten oft überraschend schnell wieder zurück. 😉
Und nun haben wir die Welle der Halsringreiter und Zirzensik-Versuche.
Da wird dem Pferd der Halsring umgeschnallt und durchs Gelände gejagt. Und diese Bildchen kann man dann auch stolz im Internet zeigen, schließlich bietet das eine große Show und jede Menge Likes. Denn hier wird dann nicht mehr darauf geachtet, ob dieses Pferd vernünftig geritten wird und an den Hilfen steht, sondern es werden die Schlagwörter Vertrauen und Freiheit in den Vordergrund gestellt.
Oder aber es wird solange mit der Gerte vor dem Pferd rum gewedelt bis es Männchen macht und das dann als Levade verkauft. Ebenso wilde Verfolgungsspielchen, bei denen eigentlich der Beutel mit Leckerchen eine Dankesrede verdient hätte, statt einer soliden Ausbildung.
Mir wäre lieb wenn weniger Wert auf Show, und dafür auf eine vernünftige Ausbildung gelegt würde. Und noch lieber wäre mir die Reiterstarlets würden ihre große Fanbase nutzen um ein positives Vorbild zu sein. Sie können ja all ihre Bildchen machen, aber bitte in einem umzäunten Bereich. Und wenn es denn draußen sein muss, verschandelt auch eine Sicherheitstrense nicht eure Bilder. Im Gegenteil, sie würde zeigen das ihr verantwortungsbewusste Vorbilder seid. Das euch nicht nur das Leben eures Pferdes und eurer Mitmenschen wichtig ist, sondern auch eure Fans, die euch nacheifern.
Flauschige Grüße
Celeste
Sehr gut geschrieben.Spiegelt meine Gedanken .
Sie sprechen mir aus der Seele. Natürlich weiss ich als Reittherapeut auch, dass Pferde in Menschen Sehnsüchte und Bedürfnisse wecken, die dann in den von IHnen genannten „Freiheits und Vertrauensbeweisen“ gesucht werden. Aus diesem Grunde haben Gursus unterschiedlichster Provenienz auch so wahnsinnig viel Zulauf . Ich dfinde es auch immer weider wichtig die Stimme der Vernunft von Zeit zu Zeit öffentlich sprechen zu lassen.