Ponyhof oder Kinderhort?

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.

So langsam wird es wirklich herbstlich. Das Laub färbt sich, an den Apfelbäumen hängen Äpfel die Schneewittchen neidisch machen würden, und die Trauben an den Weinreben färben sich langsam rot.
Ich liebe diese Zeit, in der die Natur dieses wunderschöne Farbenspiel bietet. Diese Zeit nutze ich umso lieber für Spaziergänge mit den Pferden. Und dann passiert es: Mit einem Pferd oder Pony an der Hand wird man plötzlich zu Freiwild!
Denn auf einem Spaziergang begegnen einem immer Mal wieder Eltern mit ihren Kindern oder Jugendliche, welche den faszinierten Blick nicht von deinem Pferd abwenden können.
Während man im Sattel noch schnell flüchten kann, so hat man bei einem Spaziergang mit Pferd dieses Glück nicht.

Also wie reagiert man?
Augen zu und durch?
Einfach Lächeln und Nicken und weiter gehen?
Stehen bleiben und das Ponyreitopfer spielen?
Arrogant die Blicke des Kindes ignorieren?
Umdrehen und flüchten?

Ich glaube, Letzteres möchte man manchmal am liebsten.

Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Kinder, zumindest nichts was wirkt oder nicht strafbar ist. Aber wenn ich spazieren gehe, ausreite, auf der Weide oder am Stall mit meinen Pferden agiere, dann möchte ich meist eines: meine Ruhe!
Ich habe ein aktives und stressiges Leben. Und entsprechend möchte ich die Zeit mit meinen Pferden in Ruhe verbringen. Gerne nehme ich auch Freunde und Verwandte – auch mit Kindern – mit. Aber wann, wo und wie möchte ich selber entscheiden.
Umso schwieriger wird es dann, wenn fremde Personen meinen das man mit einem Pferd quasi zu einem Kinderhort wird. Das ist bei einer Zufallsbegegnung, wie einem Spaziergang, noch erträglich. Da kann man, wenn das Pferd/Pony geeignet ist, natürlich gerne mal streicheln lassen, und dann verabschiedet man sich freundlich.

Kompliziert wird es, wenn die Eltern dann meinen das man sein Kind doch gleich mal reiten lassen soll.
Da frage ich mich dann immer »geht`s noch?«
Leihe ich mir deren Auto einfach aus?
Oder den Rasenmäher?
Darf ich mir ihr Kind borgen? In meinem Keller könnte es Teppiche knüpfen!

Meist wiegele ich dann immer gleich ab, da man ja keine passende Kappe dabei habe. Und ohne Kappe dürfen Kinder bei mir nicht reiten. Tragen die Kinder aber dank Fahrrad einen Helm, braucht es eine andere Ausrede. Meist ist das Pferd zu unruhig, mag keine Kinder oder ist heimlich ein Mitglied beim Kuh-Schubs-Klan.
Und mal im Ernst liebe Eltern, es mag euch ja nicht in den Sinn kommen, aber wenn ich euren Zögling reiten lassen möchte, dann bin ich durchaus fähig das selber anzubieten! Das mache ich auch, aber eben nur, wenn mir das Kind samt Eltern sympathisch ist. Und das ist es selten, wenn ein geplärrtes »ich will aber!!!!« kommt. Oder wenn von den Eltern ein »nun setz den Karl Friedrich endlich auf das Pferd« genäselt wird.

Ein wundervolles Erlebnis war der Moment, als ich mit meinem Jungpferd spazieren war, und einer ungefragt sein Kind einfach darauf setzte. Glaubt mir, das Donnerwetter wird den Eltern noch heute in den Ohren klirren, dabei ist der Spross von damals nun erwachsen.

An Stall und Weide ist es das gleiche Spiel. Ist man mit der Arbeit beschäftigt und Eltern mit Kind kommen vorbei, erwarten sie förmlich das man sich um sie kümmert. Ignoriert man sie dank MP3-Player oder einer göttlichen Geduld, dann finden sie dennoch einen Weg, auf sich aufmerksam zu machen.
Und spätestens, wenn die ersten Grashalme und ausgerupften Sträucher über den Zaun fliegen, haben sie unsere Aufmerksamkeit.
Natürlich beantworte ich alle Fragen. Ich lasse auch gerne das Kind die Pferde streicheln. Aber immer unter der Ansage, dass die Weide nur betreten wird, wenn ich dabei bin und es erlaube.
Heidenei, das können so manche Eltern dann nicht verknuspern.
»Die stehen doch da, seien sie froh, wenn sich die Ann Katrin Elisabeth Florentina um die Pferde kümmert. Die hatte schließlich schon 5 Reitstunden, die weiß wie das geht. Aber putzen oder misten muss die nicht, die soll sich nicht schmutzig machen.«
Danke und ich weiß, wo der Ausgang der Weide/Stall ist.

Warum halten die Eltern es immer für ein Gottesgeschenk, wenn sie einem die Sprösslinge aufs Auge drücken? Bin ich ein Kinderhort?
Am Besten war der Spruch von mir unbekannten Eltern, deren Kind ich kurz die Pferde streicheln ließ. Die meinten glatt, das sie mir das Kind nun da lassen, sie holen es dann in einigen Stunden wieder ab. Ich habe hier ja eh zu tun, da störe das Kind nicht.
Äh ja sorry tut mir furchtbar Leid aber ich muss nun zu einer Zahnwurzelbehandlung ohne Narkose, ich habe mich doch so darauf gefreut …

Die absolute Looserkarte hat man aber gezogen, wenn man ein Pony besitzt. Alles was für einen selber zu klein zum Reiten ist, scheint der Freifahrtschein für fremde, als auch bekannte Eltern zu sein.

»Du kannst den ja eh nicht reiten, das macht dann der Justin Pascal Jeremy Kevin.«

Dass man eine unheimlich große Auswahl an Trainings und Beschäftigungsmöglichkeiten auch für Ponyzwerge hat, wird gerne überhört.
Nein, anscheinend beten die armen Ponys nachts einen Windelschrein an. Dies tun sie in der Hoffnung der allmächtige Schnullergott möge ihnen das einzig wahre Kind senden zu deren Bespaßung das arme Pony ja geboren wurde …
Zumindest denken das anscheinend einige Eltern.

Ich bin ehrlich, ich habe kein Problem damit, Kinder an meine Pferde zu lassen. Meine Pferde als auch Herr Pony lieben Kinder. Dennoch bin ich dabei, bestimme die Regeln, und sorge dafür das alles sicher und fair – auch für die Pferde – abläuft.
Aber ich möchte gefragt werden!
Ich möchte nicht das man einfach meine Pferde als Kindertagesstätte missbraucht, nur weil sie auf einer Weide in der Nähe stehen.

Und Himmel Herrgott nochmal, liebe Eltern seid den Kindern ein Vorbild, indem ihr höflich um Erlaubnis fragt.

Das heißt es wird:

  • Keine Weide betreten
  • Kein fremdes Tier gefüttert
  • Kein Pferd / Pony einfach angefasst
  • Im Gelände nicht hinter den Pferden her, oder darauf zu gelaufen
  • Und ein »Nein« auch als »Nein« akzeptiert!

Denn wenn ein Pferdehalter »Nein« sagt, ist das nicht immer, weil er euch oder euer Kind nicht leiden kann. Manchmal haben auch wir einfach keine Zeit, den Kopf voller Stress oder wollen schlicht weg unsere Ruhe.

Ich liebe meine Pferde ebenso wie meine Ruhe. Und möchte ich Gesellschaft, dann biete ich streicheln wie Reiten durchaus selber an.
Allerdings nur bei den Kindern, die ich mag. 😉

In diesem Sinne, flauschige Grüße
Celeste

 

Kinderhort

 

2 Gedanken zu „Ponyhof oder Kinderhort?

  1. Sorry, so etwas habe ich in 30 Jahren nicht erlebt. Ja, manche Menschen sind unerfahren mit Pferden, aber jeder lässt sich gerne aufklären und ist dann hinterher schlauer. Selbst mit dem füttern und anfassen. Reiter sind ein Vorbild- das ist bei unserem Hof sehr wichtig! Also wir begegnen nur tollen Menschen und Kindern unterwegs…

     
  2. Ich wohne am berliner Stadtrand. Ich habe schon alles mögliche und auch unmögliches erlebt. Leute die vor die Kutsche laufen, versuchtes Hundeleckerlie verfüttern, Mist von unserer Koppel sammeln als Dünger, Hunde zwischen den Beinen mit der tut nix Sprüchen, Großeltern die ihre Enkel auf unser damals 2 Monate altes shettyfohlen setzen wollten da es die passende Größe hatte und noch einiges mehr…. Aber ich versuche immer freundlich zu lächeln und weiß langsam auch wann und wo die geringste Gefahr ist auf zu viele Leute zu treffen.

     

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