Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Momentan bin ich mitten im Umzugsstress. Kartons und Möbel schleppen lässt meine Arme immer länger werden, und mein Kreuz schreit langsam und stetig um Hilfe. Wenigstens erweist sich die Stallarbeit als großartiges Training, um auch diese Umzugshürde kraftmäßig zu meistern.
Die Pferde sehen mich eigentlich nur noch, wenn ich sie versorge. Wenigstens eine Stunde Heunetze stopfe, und ihnen einen Kuss auf die Nase drücke. Im Internet bin ich momentan auch nicht wirklich viel unterwegs, dank Zeitmangel, aber dennoch lasse ich es mir nicht nehmen noch einen Sonntagsbeitrag für euch zu schreiben. Schließlich kann ich euch bei all der Arbeit und dem Stress nicht vergessen.
Während ich also jeden Tag Heunetze stopfe, kreisen meine Gedanken. Auch wenn das mit meinem Heuschnupfen ein wenig delikat ist, entspannt mich die Stallarbeit dennoch immer wieder. Die Pferde warten geduldig, bis die vorher entfernten Netze wieder alle gefüllt in die Raufen und Heunetzständer gebracht werden. Sie stehen da wie Schlammschweinchen, genießen die Herbstsonne und wenn ich dann voll bepackt durch sie durch stapfe, wird weder gedrängelt noch geschubst oder gar am Netz gezerrt. Meine Pferde sind so normal, dass es schon stinklangweilig ist. Und mich stimmt das sehr glücklich, denn ich weiß, dass es da draußen Pferdemamis gibt, die damit tot unglücklich wären.
Denn es gibt viele Pferdebesitzer, deren Pferde müssen etwas Besonderes sein. Und damit meine ich nicht, das sie ein goldfarbenes Bonbon als Leckerli erhalten wie ein Kind in der Werthers echte Werbung. Nein, es gibt Pferdebesitzer, die dichten ihren Pferden Eigenschaften und Wesenszüge bis hin zu Krankheiten an, nur damit sie ein besonderes Pferd haben.
Immer wieder modern: das Problempferd
Dieses hat in seiner Vergangenheit immer etwas Schlimmes erlebt. Zum Beispiel der Regenwurm, der es böse angeschaut hat. Dich gefolgt von dem Schmetterling, der dem armen Pferd ins Gesicht gepupst hat!
Diese Pferde wurden immer geschlagen und misshandelt. Und dazu zählte nicht die Schlagermusik in Dauerbeschallung, die das Pferd heute im Reitstall bei der neuen Mutti ertragen muss. Nein, ein Pferd, das vorab etwas Schlimmes erlebt hat, (egal ob es stimmt oder nicht) bietet sagenhafte Vorteile:
- Man hat immer Gesprächsstoff zum Angeben
- Man kann es retten vor den bösen Vorbesitzern und bekommt damit wenigstens ein Fleißkärtchen oder ein Sternchen ins Aufgabenheft
- Man kann es durch Liebe und Zuneigung (Erziehung wäre auch eine Maßnahme) wieder auf den rechten Pfad bringen und dann sagen »man hat ein Problempferd korrigiert!«
Und klappt das alles nicht, weil Fury einem stetig den Fuck-Huf zeigt und einem etwas hustet, dann nutzt man die Problempferd Erklärung als Rechtfertigung für jedes schlechte Benehmen des Pferdes. Das heißt, Schatzelpupsie darf treten und beißen, und es wird mit seiner ach so schlechten Vergangenheit entschuldigt.
Lustigerweise entschuldigen derart viele Pferdebesitzer ein Grotten schlecht erzogenes Pferd mit einer angeblichen Problempferd Vergangenheit.
Spannend ist, wenn man dann wirklich die Vorgeschichte des Pferdes erfährt und lachend feststellt, was für ein rosa-flausche-gepuffeltes Leben dieses bislang geführt hat. Und sich ebenso bei den Vorbesitzern tadellos benommen hat. Nur bekommt das der neue Besitzer dank mangelnder Konsequenz nicht auf die Reihe.
Und dann wird die Problempferd / »schlechte Vergangenheit« -Keule geschwungen. Das muss das Umfeld dann natürlich akzeptieren, auch wenn Herzilein einen auf der Weide mit den Hufen zuerst begrüßt. Egal, Problempferd ist die universal Entschuldigung für alles!
Mal so unter uns Betschwestern: Schätzeleins, auch ein Pferd, das wirklich eine ECHTE schlechte Vergangenheit hat, kann man erziehen und ausbilden. Das kostet aber sehr viel Arbeit, eine Menge Zeit und noch mehr Geld. Und mitunter seid ihr dieser Aufgabe weder von eurem Ausbildungsstand, noch körperlich und geistig gewachsen. Dann muss ein Profi da ran. Und kein selbst ernannter Trainer aus dem Nachbarstall, Schamane oder Geistheiler oder der Neffe von Tante Berta der ja schon soooo viele Pferde korrigiert hat.
Und ein Pferd, das wirklich nicht mehr alle Latten am Zaun hat, ist eine Zumutung für jeden Pensionsstall. Nur weil ihr euch mit so einem Pferd (oder dessen Rettung) schmücken wollt, könnt ihr das nicht einfach auch von eurem Umfeld verlangen. Also, wenn ihr wirklich ein echtes Problempferd habt, dann arbeitet auch bitte daran. Denn so ein Pferd ist alles Andere als etwas Besonderes. Den Zustand nicht ändern zu wollen (und alles daran zu setzen) ist einfach nur dämlich.
Und die anderen Schätzeleins, die kein echtes Problempferd haben, es aber als Ausrede nutzen, damit ihr Pferd etwas Besonderes ist, oder einfach Allen auf der Nase rum tanzen darf: Euch soll der Blitz beim sch … treffen!
Auch ihr könnt eure Pferde erziehen, bzw. ausbilden lassen. Und fehlt euch dazu das Geld oder der Trainer dann seid ihr einfach kein guter Besitzer für dieses Pferd. Dann ist ein Verkauf an eine Person, die ernsthaft Zeit und Geld investieren möchte, eine gute Idee.
Ebenso beliebt: Krankheiten
Nein, Flauschepuffel kann das Futter nicht nehmen wie die anderen Pferde, der braucht noch XY-Zusätze. Dabei braucht Flauschepuffel diese Zusätze überhaupt nicht, aber es beruhigt das Gewissen der Besitzer.
Nicht zu vergessen die Decken und Schur Epedemie.
Heidenei wann auch immer man durch das Internet zappt es wimmelt im Herbst von vermeintlich kranken Pferden. Das Pferd schwitzt 3 Haare nass? Dann muss es aber geschoren werden, und eine Decke muss auch darauf …
Die muss sowieso drauf ,denn sonst ist Puschelwuschel verspannt im Rücken.
Das es Fälle von schlechter Thermoregulation bei alten und kranken Pferden gibt, ist unabstreitbar. Diese müssen entsprechend geschoren/eingedeckt werden! Aber die Masse an empfindlichen Pferden nimmt in letzter Zeit im selben Ausmaß zu, wie die Lese- und Rechtschreibschwäche der heutigen Jugend. Denn genau wie bei den Pferden, gibt es natürlich die echten Fälle, die betroffen sind. Das wünscht man sich nicht, aber man richtet sich darauf ein. Aber ebenso gibt es die Jackenlienes, und Chantalles und Djustins die zu faul zum Lernen sind, und sich unter dem Deckmäntelchen der Lese-Rechtschreib-Schwäche einen faulen Lenz machen. Diese entsprechen dann den Pferdebesitzern, welche den empfindlichen Rücken oder das flauschige Fell als Ausrede für Schur und Decken nutzen. Natürlich ist eindecken und scheren oft bequemer, aber dann seid so ehrlich und steht dazu!
Macht aus euren gesunden Pferden keine Problempferde, die sie nicht sind. Seid froh, wenn eure Pferde gesund sind. Seid froh wenn sie keine schlechte Vergangenheit hatten. Und übt so viel Selbstreflexion, um zu erkennen, ob das Pferd wirklich ein Problem hat. Oder ob es für euch einfach einfacher wäre, wenn das Pferd ein Problem HÄTTE!
Ein gesundes und normales Pferd ist vielleicht stinklangweilig, und es bietet auch nicht so viel Gesprächsstoff. Dennoch solltet ihr euch mit einem normalen Pferd glücklich schätzen. Schließlich ist eine Beziehung zu einem Pferd etwas wundervolles. Etwas wofür wir dankbar sein sollten.
Ein normales Pferd ist ein großes Glück, das ich euch allen wünsche.
Habt Vertrauen in eure Pferde, auch gut erzogen und ohne angedichtete Extras sind sie einfach einmalig.
Flauschige Grüße
Celeste