Manchmal gibt es wichtigeres als Reiten

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Nach einigen Irrungen und Wirrungen findet ihr mich nun bei den »Flauschehasen« wieder. Ihr seid herzlich willkommen, und ich freue mich über jede Meinung und Frage.
Ich hoffe für die Zukunft auf ein flauschiges Beisammensein, anregende Gespräche, interessante Diskussionen, aber auch gerne die eine oder andere Verkaufsanzeige.
Das Teilen der Gruppe ist daher ausdrücklich erwünscht! 😉

Nun widmen wie uns dem heutigen Thema.
Immer wieder habe ich Besucher an den Weiden, oder begegne ihnen auf Spaziergängen. Und neben vielen interessierten Fragen rund um die Pferde, taucht eine Frage immer wieder auf:
»Reiten sie die Pferde eigentlich?«
Meist antworte ich mit einem Schmunzeln: »Ja sicher, denn zum Tragen sind sie mir eigentlich zu schwer.«
Oft kommt dann noch der Nachsatz: »Das seh ich aber nie.«

Nun ja, da haben die meisten Besucher nicht unrecht, denn überwiegend reite ich zu Zeiten, in denen der Publikumsverkehr mitten in der Pampa nicht sonderlich hoch ist.
Ich reite, wenn andere noch schlafen, oder abends ihre Kinder ins Bett bringen.
Ich reite, wenn den Spaziergängern das Wetter einfach zu schlecht ist.
Wenn ich nicht reite, dann arbeite ich mit den Pferden vom Boden aus, oder gehe mit ihnen spazieren. Nun, das ist für viele Menschen unvorstellbar. Sich am Boden mit einem Pferd zu beschäftigen, oder gar spazieren zu gehen. Das ist für viele keine adäquate Lösung, um sich mit einem Pferd zu beschäftigen. Denn schließlich soll das Pferd einen ja tragen, damit es seinen Sinn erfüllt.

Doch muss es einen Sinn erfüllen?
Muss ich immer reiten, um ein Pferd besitzen zu dürfen?
Darf ich es nicht lieben und versorgen, ansehen und mich mit ihm beschäftigen, oder mich einfach daran erfreuen?
Muss ich jeden Tag verbissen trainieren, um Leistung vorweisen zu können?
Nicht das etwas gegen gutes Training spricht, aber steht ein imaginäres »Muss« dahinter wie ein Sklaventreiber mit der Peitsche?

Als ich jung war hatte ich viel Zeit. Ich war in der Schule und huschte danach in den Stall. Neben der Stallarbeit saß ich auf X Pferden und fiel daheim todmüde aber glücklich ins Bett. Allerdings sorgten die Heinzelmännchen für das Essen auf dem Tisch, wie die gewaschene Wäsche. Ich hatte das Rundum-sorglos-Paket.
Mit Studium oder Beruf wird die Zeit immer weniger, dafür kommt dann der eigene Haushalt hinzu. Bei Einigen eine Familie, bei Anderen Krankheitsfälle oder andere Sachen die Zeit kosteten. Und auf einmal hat man nicht mehr so viel Zeit bei den Pferden. Wohl dem, der dann in Vollpension steht und wenigstens für das Pferd das Rundum-sorglos-Paket gebucht hat.
Selbstversorger oder Stallbetreiber in Eigenregie, wie ich, verbringen dann auf einmal die Zeit mit der Reparatur der Zäune, der Pflege der Weide und der allgemeinen Versorgung. Irgendwann schwinden langsam aber stetig die Trainings- und Leistungswünsche und machen anderen Prioritäten platz.
Man wird zufriedener und ruhiger, zumindest wenn man sich nicht dem Druck von außen beugt. Über kurz oder lang wird einem bewusst, dass Pferde keinen Job erfüllen müssen, außer glücklich zu sein. Wie auch nicht jeder Hund wachen und bewachen muss und nicht jede Katze Mäuse fangen …
Tiere müssen nicht zwangsläufig einen Job erledigen, damit sie eine Daseinsberechtigung haben und wir gerne mit ihnen zusammen sind.
Oder sollte es rein hypothetisch in der Welt so aussehen, dass während mein Hund Franzel gerade die Zeugen Jehovas verjagt, meine Katze Adelheid schon mal die Zeitung rein holen darf. Mein Papagei Horatio holt derweil bitte den Toast aus dem Toaster und mein Goldfisch Theodore springt aus seinem Glas auf die Fernbedienung und schaltet bitte auf die Nachrichten.
Ich hoffe, ich habe gerade euer Kopfkino angeregt …

Aber im ernst. Nein, ich genieße lieber mein Leben mit meinen Tieren zusammen.
Meine eigenen Wünsche stelle ich dafür zurück. Ich beuge mich keinem Leistungsdruck von außen, sondern kümmere mich um die Gesunderhaltung und das Glück meiner Tiere. Denn sie haben so viel mehr zu geben als Leistung.
Dass ich natürlich gerne reite, steht außer Frage. Aber an Tagen wie heute, an denen die Bremsen beißen, wie der Teufel arme Seelen sammelt, da verzichte ich. Da werde ich die Pferde nicht zu meinem Vergnügen in Ganzkörperkondome stecken, die bei der Hitze genauso lästig sind, wie jeder Fetzen Stoff am eigenen Körper.
Nein, ich zopfe sie ein, damit es unter der Mähne nicht zu warm wird, und die Zöpfe die Mücken und Bremsen verjagen. Ich sprühe und creme sie ein, damit sie geschützt sind. Ich massiere die Stellen die ihnen gefallen, schmuse, streichele und verbringe einfach Zeit mit ihnen. Ohne Druck, ohne Zwang, ohne Forderung an einen selbst auferlegten Zweck denen sie dienlich sein müssten. Und dann verabschiede ich mich, bis zum Abend und lasse sie über den Tag dösen, damit sie die kühle Nacht genießen können.

Ob ich reite?
Sicher!
Aber manchmal ist Liebe und Pflege eben wichtiger und macht glücklicher als jede Schleife an der Wand …

Flauschige Grüsse
Celeste

Sleep

 

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