Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. So langsam wird das Wetter doch wirklich frühlingshaft, so taumeln wir zwischen frostigem Sonnenwetter oder warmen Frühlingsregen. Und wenn die Sonne sich einmal länger blicken lässt, nutzen wir das gleich um mit unseren Pferden, oder am Stall zu arbeiten. Und ihr kennt das sicher auch, wenn man bei der Stallarbeit ist, Zäune richtet oder bastelt und werkelt. Dann dauert es nur einen Kaninchenpubs, bis eine vorwitzige Pferdenase ganz genau unsere Arbeit überwachen will. Und da Pferdenasen bei solchen Arbeiten selten hilfreich sind, gibt es bei mir eine Standard Redewendung mit denen ich sie wegschicke: »Geht mal die Soldaten gucken.«
Sicher habt auch ihr nun einen leicht verwirrten Gesichtsausdruck, denn den hatte letztens auch ein Spaziergänger, als er meinen Anspruch an die Pferde hörte. Aber die Neugier siegte wohl, und er fragte mich, was diese bedeute.
Ich erklärte ihm, das mein Vater diese Redewendung selber als Kind in den Kriegszeiten oft zu hören bekam. So schickten die Eltern damit ihre Kinder weg, wenn sie nervten oder im Weg waren. Sie sollten lieber den Soldaten zusehen und sich so beschäftigen, statt den Eltern auf den Keks zu gehen. Mein Vater übernahm die Redewendung für mich und meine Geschwister, als wir klein waren, obwohl es Gott sei Dank keine Soldaten mehr zu sehen gab. Und ich, ja ich benutze sie heute bei vorwitzigen Pferdenasen, wenn sie diese mal wieder in Angelegenheiten stecken, welche sie nichts angehen.
Junge Pferde haben übrigens sehr vorwitzige Nasen, welche sie mit ihrer kindlichen Neugier überall hineinstecken. Und das ist auch gut so, denn ein neugieriges Pferd lernt meist schneller, als eines mit dem Gemüt von Towelie dem kiffenden Handtuch.
Aber auch hier gibt es eine schöne Redewendung und zwar:
»Immer langsam mit den jungen Pferden!«
Denn ein junges Pferd ist immer noch im Wachstum und sollte somit weder körperlich noch psychisch überlastet werden. Nun werden einige Jungpferdebesitzer würdevoll den Kopf schütteln und leise murmeln: »Mir passiert das schon nicht.«
Und doch zeichnet sich in vielen Gruppen ein deutlich anderes Bild ab. War es früher noch so, das man sich ein ausgebildetes Reitpferd zum – na wer ahnt es – Reiten kaufte, so werden heute deutlich mehr junge Pferde oder Fohlen gekauft.
Das liegt mitunter …
- am günstigen Preis, entgegen eines ›fertigen‹ Pferdes.
- an dem Wunsch nach einer innigen Beziehung von klein auf. Man möchte es selber nach seinen Wünschen ausbilden.
- daran, dass man bedingt durch den eigenen Stall genug Platz hat. Da fällt so ein Zwerg nicht weiter auf.
- daran, dass man ein Schlachtfohlen retten möchte.
Obwohl man eigentlich gerade ein Jungpferd sehr bewusst auswählen sollte, entscheidet da doch bei vielen Besitzern eher das Herz. Oft werden sie von flauschigem Fell und Kulleraugen derart in den Bann gezogen, das so mancher Kauf unbedacht seinen Lauf nimmt.
Dabei haben doch gerade die Pferdekinder ein viel höheres Bedürfnis an eine spezielle Aufzucht und Ausbildung, als ein bereits erwachsenes Pferd das ›fertig‹ reitbar ist.
Leider passiert es dann sehr oft, dass den Zwergen keine vernünftige Umgebung geboten wird.
Gründe dafür sind oft:
- Man hat einen eigenen Stall und will keinen weiteren Pensionsplatz zahlen
- Man glaubt, passende Spielpartner bieten zu können.
- Man glaubt, dass fehlende Spielpartner nicht schlimm sind.
- Man traut fremden Aufzuchtplätzen nicht.
Usw.
Im besten Fall kann die heimische Aufzucht ohne passende Spielpartner gut gehen. Oft liest man aber leider genau das Gegenteil. Da wird auf einmal nach Spiel und Beschäftigungsmöglichkeiten gesucht, weil die kleine Kackbratze aus Langeweile den halben Stall zerlegt. Auch werden oft ältere Herdenmitglieder bis zur Weissglut genervt, oder aber der Pferdebesitzer muss schmerzhaft als Spielpartner herhalten.
Aber statt dann einen adäquaten Spielpartner zu bieten, oder am besten gleich mehrere, versuchen viele das Jungpferd durch Beschäftigung auf andere Gedanken zu bringen. So werden Spielmöglichkeiten wie Äste und Knabberketten rangekarrt, mit dem Jungspund Ball gespielt, und wenn das nichts wirkt, dann kommen die Bodenarbeit und Zirzensik-Versuche.
Und das ist gleichermaßen auch praktisch. Schließlich kann man sich dann ja ausgiebig mit seinem Jungpferd beschäftigen und hat sogar noch eine Ausrede dafür, eben weil es sich ja sonst langweilen würde. *An dieser Stelle denkt euch bitte ein Augenrollen meinerseits*
Nicht zu vergessen sind solche Trainingsstunden ein wahrer Fotoerfolg für die sozialen Medien. Da werden munter Bildchen gepostet von Zirkuslektionen, welche eher schlecht als Recht ausgeführt werden. Und meist sind diese dann eher dem Leckerchenbeutel, als einem langsamen Training zugute zu halten.
Oder aber Spaziergänge über Stunden, auch das machen die Absetzer ja gerne mit, die langweilen sich ja sonst. Nicht zu vergessen, dass man auch hier schnell ein Bildchen machen muss, wie es frei auf dem Feld steht. – Denn das kann man ja unter ›Vertrauen‹ verbuchen. – Schließlich muss man ja der Internetwelt beweisen, dass auch ein Jungpferd schon als Seelenpferd alle Ängste beiseite schmeißen muss.
Die neuste Kollektion an Schabracken Decken und Halfter kann der Absetzer dann auch mal gleich tragen, gerne auch an der Longe mit Sattel und Trense. Schließlich muss das Outfit der Fangemeinde präsentiert werden …
Fast ebenso beliebt ist es, wenn das Jungpferd frei bei einem Ausritt mitläuft. Da kann es sich doch gleich entfalten, na ja wahlweise auch auf der Windschutzscheibe eines Autos, wenn es in Panik mal nicht hinterher rennt …
Mal im Ernst, ich habe nichts dagegen, wenn mit jungen Pferden frühzeitig gearbeitet wird. Aber diese Arbeit sollte auch dem Alter, der Psyche und dem Körperbau angepasst sein.
Ein Fohlen/Jungpferd muss nichts weiter können als das Fohlen-ABC. Dieses beinhaltet:
- Überall anfassen lassen
- Halfter tragen
- Führen lassen
- Anbinden lassen
- Hufe geben
- Putzen
- Hufschmied
- Tierarzt (Impfen/Wurmkuren)
- Aus der Herde nehmen lassen
- Verladen lassen bei Weiden die einen Transport brauchen
- Decke kennen lernen (für Notfälle)
Mehr muss ein junges Pferd bis zur Anreitphase nicht lernen. Alles was dazu kommt ist ein absolutes Plus.
Das heißt, ein Jungpferd kann bis zu den ersten Reitversuchen:
- Spazieren gehen
- Longieren
- Bodenarbeit
- Trense, Sattel etc. kennenlernen
Aber das sollte mit Vernunft und Fachwissen geschehen. Nicht weil dem Jungpferd langweilig ist, denn kein Training der Welt ersetzt einen Spielpartner. Es sollte auch nicht geschehen, weil dem Besitzer langweilig ist. Denn wenn er ›etwas von seinem Pferd haben will‹ und nicht warten kann, sollte er es mit einem ausgebildeten Pferd oder wahlweise einem Schaukelpferd versuchen …
Jungpferde können sich nur kurze Zeit konzentrieren, ebenso brauchen sie viele Pausen. Es reicht also durchaus, wenn man eine Trainingseinheit auf 10-15 Minuten beschränkt und mit einem Erfolgserlebnis abschließt. Und das bitte nicht mehr als 3x in der Woche.
Wer mehr Kinderarbeit möchte, sollte vielleicht über Teppichknüpfende Kinder im Keller nachdenken …
Von daher lasst euren Jungspunden ihre Kindheit und überlegt, ob so viel Training wirklich immer Sinn macht. Ich selber habe immer gerne früh angefangen, aber das Training immer kurz und klein gehalten. Das bringt freudig-interessierte Jungpferde, die aber ihren Spieltrieb mit ihren Freunden ausleben können. Denn ich bin für ihr Seelenheil, ihre Haltung und Versorgung zuständig, aber nicht ihr Spielpartner, das erledigt die Herde.
In diesem Sinne, immer langsam mit den jungen Pferden! 😉
Liebe und flauschige Grüße
Celeste