Hallo meine Flauschehasen, wieder einmal ist eine Woche vorbei und so langsam geht der eiskalte Winter in ein nasses regnerisches Schmuddelwetter über. Und auch wenn ich meine Bande sehr liebe, an windigen Tagen mit Dauerregen würde auch ich so manches Mal gerne Daheim bleiben und mir die Decke über den Kopf ziehen. Wohl dem, der auch an solchen Tagen eine Vertretung hat welche einem die Stallarbeit gerne mal abnimmt. Aber ich gestehe, ich gehöre zu den glücklichen Personen, die öfter Hilfe im Stall hat. Ein Umstand, den ich durchaus sehr zu schätzen weiß.
Doch trotz aller Hilfe und allen Freiheiten, die ich meiner helfenden Hand zugestehe, trage ich alleine die Kosten und die Verantwortung für meine Bande. Ein Umstand, den ich selber nie ändern würde und doch lese ich immer wieder in Beiträgen, von dem frommen Wunsch sich ein Pferd zu teilen.
Nun der Gedanke ist ja nicht schlecht, ein geteiltes Pferd würde:
- nur die Hälfte der Kosten bedeuten.
- die Hälfte der Arbeit.
- bedeuten, ich wäre bei Verantwortungsfragen nicht auf mich alleine gestellt.
- bedeuten, ich wäre zeitmäßig auch mal entlastet.
Usw.
Hört sich eigentlich nicht so schlecht an, oder? Endlich ein eigenes Pferd, das man sich sonst nicht leisten könnte, oder für das nicht genug Zeit da wäre, wenn man alles alleine managen müsste?
Und schon sieht man sich mit der kleinen Schwester oder der besten Freundin zusammen auf dem Pferd sitzen. Zusammen galoppiert man über das Stoppelfeld, mit wehenden Haar, im Blümchenkleid. Macht Fotoshootings Hand in Hand und besucht zusammen eine Pferdemesse nach der anderen, um diese zu plündern. Und Meinungsverschiedenheiten die hätte man ja nicht mit der besten Freundin oder Schwester, schließlich ist man sich ja bislang immer einig gewesen, in allen Haltungs- und Fütterungs-Fragen. Und auch in der Pferdeausbildung möchte man zusammen denselben Weg beschreiten.
Nein, machen wir uns nichts vor, so einfach ist der Pferdekauf zu zweit nicht wirklich. Mögen die Neu-Pferdebesitzer am Anfang noch voller Freude und Enthusiasmus sein, irgendwann holt einen die Realität ein. Spätestens, wenn das Traumpferd eingezogen ist, wird es nach einer Weile einen Rattenschwanz an Problemen nach sich ziehen.
So wird es immer wieder Themen geben, die zu Diskussionen und Streit führen werden:
- Die Kosten können zwar 50/50 geteilt werden, aber was ist, wenn neues Zubehör angeschafft werden soll und ein Part der Besitzer findet dieses unnötig? Ein Sattel nach Mass kann da nicht nur das Budget sprengen, sondern mitunter auch die Freundschaft.
- Oder neue Futtermittel. Was der eine Besitzer als nötig empfindet, kann der andere als Guru-Kräuterkram ablehnen.
- Tierarztkosten werden auch irgendwann ein Streitpunkt. Denn wenn der eine Pferdebesitzer eine Operation zahlen würde, aber der andere nicht? Wer entscheidet dann über Leben und Tod?
- Auch können Reitweisen und Trainingsstunden, wie auch Lehrgänge zum Streitfaktor werden. Was dem einem zusagt, muss dem anderen nicht gefallen.
- Selbst die Erziehung des Pferdes ist mitunter ein schwieriges Thema. Was wenn der eine mit dem Leckerchenbeutel und der andere mit Konsequenz erzieht?
Es gibt unzählige Möglichkeiten die ein Besitzerpaar in Streitereien verwickeln kann. Mag man sich vorher noch so gut verstanden haben, ein geteiltes Pferd ist eine wahre Belastungsprobe für jede Freundschaft oder Familie.
Selbst wenn man vorher in vielen Dingen wirklich einer Meinung war, Meinungen und Ansichten ändern sich im Laufe der Jahre. Und ein Pferdeleben ist sehr lange, so Gott will. Man hat über 20 Jahre Zeit um dazu zu lernen, und auch neue Ansichten zu entwickeln. Entwickeln sich die Ansichten des Besitzerpaares dann in unterschiedliche Richtungen, kann man sich auf Dauerstreit und Stress einrichten.
Nicht zuletzt muss man auch bedenken, dass man nie weiß, was die Zukunft bringt. Blicke ich die letzten 20 Jahre zurück, dann wundere ich mich, wo mich das Leben hingetrieben hat. Und nicht nur mich, auch viele Freunde und Verwandte führen heute ein Leben das sie vor 20 Jahren niemals so geplant hätten. So kann ein Umzug, ein neuer Job der einen einnimmt, ein Auslandsaufenthalt oder ein krankes Familienmitglied, das Leben völlig auf den Kopf stellen. Ein eigenes Pferd in die neuen Lebensumstände einzufügen ist oft schwer genug, aber ein Pferd, für das man nicht alleine entscheiden darf, da wird es wirklich heikel.
Solltet ihr also mit dem Gedanken spielen euch ein Pferd (aus welchen Gründen auch immer) teilen zu wollen, dann macht bitte einen Vertrag. Ja, selbst wenn es die beste Freundin ist, die Mutter, die Schwester oder Justin Bieber: Macht einen Vertrag!
In diesem sollte klar geregelt sein:
Wer trägt welche Kosten und zu welchem Anteil.
Hier ist z.B. sinnvoll, alle Versicherungen gleich mit in den Vertrag zu nehmen, ebenso das Hufschmiedintervall (mit Zusatz, falls mal Eisen usw. dazu kommen). Ebenso die Impfungen, welche werden gegeben und wann. Denn wenn einer der Besitzer plötzlich zum Impfgegner wird, dann steht man da wie Pik 7 im Schneegestöber.
Wie hoch ist die Auslösesumme, wenn ein Vertragspartner seinen Anteil verkaufen will?
Hier ist ein Vorkaufsrecht des anderen Besitzers zu einer festgelegten Summe innerhalb einer gewissen Informationszeit sinnvoll. Frei dem Motto, Marie muss wegen eines neuen Jobs ins Ausland und will ihren Anteil verkaufen. Mitbesitzer Sally hat dann wie im Vertrag z.B. festgelegte 8 Wochen Zeit um Summe x zu zahlen. Sagt Sally nein, dann kann Marie ihren Anteil an eine andere Person verkaufen, welche dann zu denselben Vertragsbedingungen Mitbesitzer wird.
Wer entscheidet einen Stallwechsel, bzw. sucht den neuen Stall aus?
Auch wenn man in einem Traumstall steht, so kann es in den nächsten 15 Jahren durchaus zu einem Wechsel kommen. Und dann muss man sich einig werden, welcher es werden soll. Während Marie lieber in Boxenhaltung und Halle wechseln möchte, wäre Sally ein Offenstall lieber. Hier sollte man vorab im Vertrag festlegen welche Haltungsform gewählt wird. Ebenso in welchem Preisrahmen mit welchen Leistungen dieser liegen sollte. So kann man z.B. Offenstall oder Paddockbox mit mindestens 10 Stunden Auslauf festlegen, welche aber preismäßig Summe X nicht übersteigen sollte und nicht die Fahrtstrecke von X Kilometern von der heimischen Stadt.
Wer macht welche Arbeit?
Eigentlich möchte man sich ja alles teilen, aber die Praxis zeigt das es nicht lange dauert bis man sich gegenseitig die Arbeiten hochrechnet. Einmal wird ein Urlaub vertreten, ein andermal wegen Krankheit ausgeholfen und irgendwann ist die Unzufriedenheit da. Auch hier helfen klare Vertragsregeln.
Wer versorgt wann und wie und was passiert bei Krankheit oder Urlaub. Natürlich hört sich das etwas hart an, sogar solche Dinge vertraglich zu regeln, aber im Zweifelsfall weiß so jeder, wo er dran ist.
Welches Training bekommt das Pferd?
Das Pferd bestimmt das Training und den Weg wie auch die Dauer. Nur ist es für manche Besitzer schon schwer genug sich nach dem Tempo des Pferdes zu richten. Umso schlimmer, wenn es 2 Besitzer mit unterschiedlichen Ansichten sind.
Auch hier hilft ein Trainingsplan der zusammen erstellt wird, ebenso eine Trainerauswahl. Nichts ist schlimmer als wenn die verstimmten Gemüter ihr eigenes Süppchen kochen und mit unterschiedlichen Trainingsmethoden das Pferd verwirren.
Welche Krankheit/Verletzung wird behandelt und welche nicht?
Man mag es nicht glauben, aber auch darüber kann man streiten. Während Marie vielleicht jede Kolik-Op durchführen lassen würde, wäre bei Sally vielleicht nach einer Schluss, aus Angst vor den Kosten, aber auch das sich das Pferd quält.
Ebenso stellt sich die Frage, wann erlöst man ein Pferd? Was wenn ein Part es aus falsch verstandener Tierliebe weiter am Leben erhalten will? Auch hier sollte man vorab dieses gruselige Thema besprechen und klären. Auch wo eine Kostengrenze bei der Behandlung ist, oder ob man diese Anteilmässig an den Partner in Raten abzahlen kann. Besonders wichtig finde ich daher neben der normalen Pferdehaftpflicht noch die OP- und Krankenversicherung für das Pferd. Denn damit sind ein Großteil der Krankenkosten schon einmal abgedeckt, ohne das man darüber streiten muss.
Okay, das sind ganz schön viele Regeln ich weiß, und man kommt sich fast dabei vor wie bei einer Beziehungsrahmenvereinbarung zwischen Sheldon und Amy. (The Big Bang Theory)
Und doch sollte man sich so gut es geht absichern, wenn man zu zweit diesen Weg als Pferdebesitzers gehen möchte. Sinnvoll wäre auch, wenn man schriftlich einen Schiedsmann festlegt. Eine Person die das Vertrauen beider Pferdebesitzer geniesst, und deren Stimme im Streitfall den Ausschlag gibt. Denn auch wenn man vorab viele Dinge festlegt und klärt, es kommt immer irgendwann zu Streit. Wie schön wenn dann eine neutrale Person festgelegt wurde, welche bei Streitigkeiten klärend zur Seite steht.
Alternativ wäre da noch die Möglichkeit das es einen Hauptbesitzer und einen Nebenbesitzer gibt. Somit hätte der Hauptbesitzer das Stimmrecht in allen Entscheidungsfragen, aber auch einen Mehranteil an Kosten, Arbeit und Vergnügen. Das hat gegenüber der Reitbeteiligung oder Halbpacht den Vorteil, das keiner der beiden Parteien einfach abspringen kann. Denn wer kennt es nicht, das eine Reitbeteiligung einfach abspringt oder der Pferdebesitzer das Pferd verkauft, und die Rb. steht weinend vor der leeren Box.
Hier wäre das System von Haupt- und Nebenbesitzer ein Verhältnis, das auf Dauer ist. Vertraglich geregelt mit 2 Besitzern und deren Rechten und Pflichten. Also ein Reitbeteiligungs Upgrade, 😉
Doch egal, für welchen Weg ihr euch entscheidet, geht ihn mit Sorgfalt und Vorsicht. Überlegt es euch gut ob ihr wirklich ein Teilhaber an einem Lebewesen sein wollt. Ein Lebewesen das ein Familienmitglied wird und für dessen Wohlergehen ihr nicht alleine verantwortlich sein werdet.
Ich selber würde nie ein Pferd teilen wollen, da bin ich ehrlich. Und wenn es denn sein müsste, dann nur mit einem Vertrag der »Sheldon like« mit allen Eventualitäten abgesichert wäre.
Flauschige Grüße
Celeste