Meine Süssen da bin ich wieder,
wie versprochen mit meinem Weihnachtspostig. Ich hoffe ihr seid bei euren Familien mittlerweile gut angekommen, oder eure Familie ist bei euch. Wie immer genieße ich eines an Heiligabend sehr, und zwar diesen besonderen Moment, wenn ich nachmittags die Pferde »ins Bett« bringe.
Wenn ich den kurzen Weg zum Stall fahre, sind die Straßen leer. Man schaut links und rechts in die Häuser und durch die hübsch geschmückten Fenster strahlen Lichter von Tannenbaum und Kerzen. Ich stelle mir dann gerne vor, wie die Familien sich um den Tannenbaum versammeln, und glücklich ihre Geschenke austauschen. Sicher wird so mancher Weihnachtswunsch unerfüllt bleiben, vor allem bei vielen Mädchen, die sich das eigene Pferd wünschen …
Als ich klein war wünschte ich mir auch immer ein eigenes Pferd. Allerdings wusste ich früh, dass dies niemals möglich war. Meine Eltern arbeiteten zwar beide, aber alles Geld floss in Kuraufenthalte meines früh verstorbenen älteren Bruders. Auch uns restlichen 3 Kindern wurden gerne Wünsche erfüllt, aber für ein echtes Pferd fehlte einfach das Geld. Das heisst nicht, dass ich nie davon träumte, aber ich hätte niemals versucht zu betteln oder gar zu überreden. Ich respektierte die Möglichkeiten meiner Eltern. Als ich dann mit 16 in die Lehre ging, habe ich alles Geld gespart, und mir einige Monate später mein erstes Pony gekauft. Dieses Pony, ein Highland, war ein absoluter Traum. Auch wenn sie sich in den ersten Monaten als kleines dominantes Miststück herausstellte. Sie trat, biss, stieg, klatschte einen in der Box an die Wand, und ließ sich beim Hufe geben auf dich drauf fallen. Aber es war eben mein Pony, und ich wusste da musste ich durch.
Auch wenn das Greenpeace nicht gerne hören wird, aber mein Vater sagte immer:
»Und wenn du mit dem Kopf unter dem Arm nach Hause kommst, du hast den letzten Schlag gehabt«
Wie haben 3 Monate gekämpft bis sie eingelenkt hat, das ich die Hosen anhabe. Ich muss dazu sagen ich habe nie wieder in all den Jahren eine so dominante Leitstute erlebt wie sie es war.
Als die Fronten geklärt waren bekam ich das beste Pony auf Erden, wenn sie auch gegen jedes Pferd nach wie vor ihren Platz behauptet hat.
Über 20 Jahre war sie an meiner Seite, und auch, wenn zwischenzeitlich weitere Pferde hinzukamen, war sie mein absoluter Liebling. Wer sie kannte weiss wie einmalig sie war. Aber wie das Leben so ist verstarb sie vor 4 Jahren an einem Tumor. Der Tag wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Sie ist friedlich eingeschlafen. Und ich werde nicht vergessen, wie sie mir am Tag zuvor noch die Weihnachtsdekoration für den Stall aus meiner Tasche geklaut hatte.
So stand ich da vor 4 Jahren, mit gebrochenen Herzen, denn mein Herzenspony, das mich so lange begleitet hat war, war nicht mehr da.
Es ist nicht so, das es mein erstes totes Pferd war. Ich hatte durch sehr traurige Umstände bereits eine andere Ponystute verloren, aber bei ihr war es einfach besonders schlimm. Ich war traurig, und das einige Wochen vor Weihnachten.
Meine anderen Pferde, die ich sehr liebe, taten ihr Bestes mich zu trösten, aber auch sie waren geschockt. Es war ihre Leitstute, ihr sicherer Pol gewesen. Und nun war sie fort und die Herde »allein«.
Mein Mann, wie meine Schwägerin und meine Freundin gaben gute Worte mir ein neues Pferd zu kaufen. Aber ein Pferd kann man doch nicht ersetzen dachte ich immer. Vor allem wollte ich nicht undankbar erscheinen. Ich meine, ich hatte doch noch 2 Pferde und Herrn Pony. Ich dachte, das reicht doch. Ich wollte nicht das jemand denkt ich sei unzufrieden mit den Anderen, die ich ja auch sehr liebe.
Tja, meine Familie kannte mich besser als ich dachte und wusste, was für mich gut ist. Es wurde über meinen Kopf hinweg beschlossen das ich wieder ein Pferd dazu bekomme. Natürlich ein Fohlen, denn ich bevorzuge alle meine Pferde, von klein auf auszubilden. Selbst die passende Gesellschaft zum Ausleihen wurde hinter meinem Rücken mit meinem Heudealer abgeklärt.
Und so haben alle hinter meinem Rücken Geld zusammengelegt und mich ausgehorcht, was denn EVENTUELL in Frage käme. Und ich dachte wenn nochmal ein Pferd dazu soll, dann etwas ponyhaftes. Ich habe ja die Quarterdamen, aber ich wollte wieder etwas mit Ponycharme. Wenn denn überhaupt. Und es sollte kein Highland sein und kein Schimmel. Denn die Hufabdrücke, denen es folgen müsste, wären einfach zu gross. Aber eigentlich wollte ich immer noch kein Neues, denn es kam mir immernoch falsch vor.
Zum Nachdenken brachte mich aber zusätzlich das Verhalten meiner Herde, die einfach unsicher und unzufrieden war. Die Quarterdamen waren komplett durch den Wind, und Ponylein war einfach nur tief betrübt.
Weihnachten kam und ich bekam von allen Seiten Geld. Quasie mit dem genauen Hinweis, das es für ein eigenes Pferd sein soll. Mein Mann hatte hinter meinem Rücken einen Händler beauftragt mir ein bestimmtes Fohlen zu besorgen. Vom Züchter, Absetzer bzw. Jährling, gutes Papier, geimpft entwurmt und natürlich eine Stute. Einige Tage nach Weihnachten kam dann ein Anruf und mein Mann schleppte mich zu jenem Händler. Die Weihnachtsbestellung war eingetroffen und vor mir stand ein wunderschönes kleines Ponymädchen. Klar im Kopf, etwas schüchtern, aber mit tollen Gängen. Und wie ich später herausstellen sollte, wahnsinnigem Sprunggeschick. Mein Weihnachtsgeschenk wurde einige Tage später geliefert, und es zog dieses kleine Mädchen in den Stall ein. Die kleine Dame hat die Herde wieder zum Leben erweckt. Die großen Damen spielten Nanny. Herr Pony wurde ihr bester Freund und Spielpartner. So konnte auf das Ausleihpony verzichtet werden, bzw. mussten wir sogar, da sie an Stutenspielchen Interesse hatte.
Und ich hatte wieder eine kleine Kackbratze deren Unfug – und Sprunggeschick – mich mit neuen Aufgaben – und Zäunen – ablenkte.
Warum Honig zu Weihnachten? Ihre Papiere waren noch beim Zuchtverband, und der Züchter aus Luxembourg war schwer zu verstehen. Ich hatte also bis die Papiere da waren keine Ahnung wie sie heißt. Da ihr Fell wie dunkeler Honig aussieht, nannten wir sie einfach »Sweethoney«. Und trotz anderem Namen im Papier heißt sie für uns auch heute noch so.
Honey kann mein altes Pony nicht ersetzen, aber die Freude, die sie uns bringt ist ebenso unersetzlich.
Inzwischen ist die Kleine Dame 4 und macht sich auch unter dem Sattel wunderbar.
Ich denke ein schöneres Weihnachtsgeschenk – wenn auch später geliefert – gibt es nicht. Und so danke ich meiner Familie und meinen Freunden die dies möglich gemacht haben, passend mit einem der schönsten Lieder des leider verstorbenen Joe Cocker: With a little help from my Friends