Meine Lieben, heute werde ich euch einmal mit einem unpferdigen Thema beglücken. Aber ich denke, es wird dabei nicht weniger interessant werden.
Widmen wir uns heute einmal meiner Buchrezension, und zwar zu »Fifty Shades of Grey«.
Jeder kennt es, viele haben den Film gesehen, alle sprechen darüber. Nachdem ich mir dieses »Meisterwerk« nun mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu Gemüte geführt habe, werde ich das auch tun:
Momentan ist das Thema einfach in aller Munde und in vielen Schlafzimmern. Der Autorin darf man Glückwünsche zusprechen, hat sie mit den Büchern doch das geschafft, was sich viele Autoren wünschen. Jeder kennt sie und die Kasse klingelt. Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass ich ihr das auch von Herzen gönne! Weiß ich doch, wie schwierig es ist.
Was ich nicht mag, ist dieser Hype, der dadurch ausgelöst wurde. BDSM wird auf einmal salonfähig, alle reden darüber und noch mehr wollen sich darin versuchen. Viele sehen in diesem Buch eine vollendete Liebesgeschichte. Andere sehen es als Erweiterung und Anreiz für ihr Sexualleben.
Umso erschreckender, wenn man von 13-Jährigen die Aussagen im Internet liest, das sie die Bücher verschlungen haben. Sie wollen unbedingt in den Film und jetzt kommt es: Die SM-Sachen auch UNBEDINGT mit ihrem Freund ausprobieren.
Das ist dann der Moment, in welchem ich im hohen Bogen kotzen möchte.
Ich stelle jetzt mal eine gewagte These in den Raum: Ein Großteil des Buches lebt nur durch den Reichtum des Christian Grey. Was bedeutet, dass ohne Geld, Ruhm und Vermögen dieses Buch nicht auf so viel Gegenliebe gestoßen wäre.
Das glaubt ihr nicht? Ok, ich verstehe, denn man möchte von sich selber ja auch gerne glauben, das einem Geld, Macht und Ruhm egal sind. Ist es doch schließlich die große Liebe!
Doch verändern wir die Geschichte doch mal ein wenig.
Was wenn Christian Grey nicht reich wäre? Nicht durchsetzt mit beruflicher Macht?
Stellen wir uns folgendes Szenario vor:
Eine kleine Zeitungspraktikantin Namens Chantalle soll einen Artikel über Langzeitarbeitslose schreiben. Sie trifft den jungen, gutaussehenden Justin, der schon seit er die Schule abgebrochen hat, von Hartz IV lebt. Bei dem folgenden Gespräch kommen sie sich näher, und sie verliert sich in seine mysteriöse Art.
Justin verwöhnt seine kleine Chantalle natürlich. Statt alter, wertvoller Bücher gibt es jedoch eine Special-Edition des Landliebe Doktor Romans, extra vom Zeitungskiosk nebenan. Statt des Hubschrauberflugs und dem Upgrade in die erste Klasse, sponsort er ihr ein S Bahn Ticket. Und statt dem Blackberry und Laptop verwöhnt er seine Chantalle mit einem gebrauchten Handy samt Prepaid Karte mit 10 € Guthaben. Denn er will sie schließlich umsorgen.
Und da er das wuschige, kleine Mädchen auch im Bett an sich fesseln will, gibt es SM-Spielzeug aus dem Baumarkt. Und die High Heels aus dem Discounter.
Weil man seine kleine Sklavin ja auch gut ausstatten will, kümmert er sich auch um ein umfangreiches Styling. Sie darf einmal im Monat in der Volkshochschule als Modell, zum kostenlosen Haare schneiden und Nägel stylen.
Ja, er sorgt doch Wirklich gut für seine kleine Chantalle, oder? Und wenn er dann im Bett seine ganze Macht raus kehrt und sagt »ich ficke hart« dann nimmt man das doch gleich richtig ernst.
Ok, ich wette, mit diesem Szenario wäre das Buch kein solcher Erfolg geworden … Warum nur? Ist es nicht die große Liebe?
Was ich aber eigentlich viel bedenklicher finde, als die Story an sich, ist die BDSM-Modewelle, die dieses Buch ausgelöst hat. Der Autorin mache ich da keinen Vorwurf, schließlich hat sie eigentlich eher Kuschel-SM und einen Kontrollwahn dargestellt. Dumm ist nur, das viele glauben das so etwas real ist. Sich letztendlich einen Mann an ihrer Seite wünschen, der ihr Leben in die Hand nimmt und daraus etwas Besseres macht. Dadurch sind sie leichte Beute für Möchtegern Doms, wie auch Psychos, die sich in den Erwachsenen Charts rum treiben. Ich kann da nur zur Vorsicht aufrufen, denn so wie es in dem Buch dargestellt, ist weder das reale Leben noch eine BDSM-Beziehung.
Fazit: Ein nettes Buch, dessen Inhalt aber nichts mit der Realität zu tun hat.
In diesem Sinne,
flauschige Grüße
Celeste