Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Ich hoffe, es geht euch allen gut und ihr versinkt nicht zu sehr im Schneechaos.
Bei mir ist es noch relativ zart, meist regnet es, dann gibt es wieder Schneeregen. Vereinzelte Schneeflocken treiben den Autofahrern den Angstschweiß auf die Stirn.
Dabei sind eine angemessene, keine schleichende Fahrweise, zusammen mit guten Winterreifen, doch die halbe Miete.
Treu dem Motto: Vorbereitung ist alles, dann kann man das Schlimmste verhindern.
Ähnlich verhält es sich bei den Pferden.
Diese zarten flauschigen 600 kg Kugeln, mit einem manchmal ungestümen Wesen, brauchen auch eine gute Vorbereitung, damit es mit dem Zusammenleben mit dem Menschen klappt. Denn mit einer guten Vorbereitung – auch Erziehung genannt – lässt sich ein Großteil an Unfällen und Schmerzen für beide Seiten verhindern.
Dumm nur das so viele Pferdebesitzer dieses »Hexenwerk« nicht nutzen.
Zumindest könnte man glauben, dass eine normale Erziehung fast einem Hexenwerk oder Voodoo-Zauber gleichkommt, da sich so viele Pferdebesitzer dagegen sträuben.
Schauen wir uns um gibt es nicht nur gern genutzte TV-Sendungen über unerzogene Pferde. Ich vermeide bewusst das Wort Problempferde. Nein, die selbst ernannten Trainer und Kurse schießen ebenso wie Pilze aus dem Boden. Und diese sind gut besucht. Oft sind das jedoch keine Pferde mit Problemen, bzw. Problembesitzern sondern einfach, schlichtweg unerzogene Pferde.
Also die unerzogenen, »Ey, Alteeeer!«-kreischenden Tschackelieeenes, Chantalles, Djustins und Kevins der Pferdeszene! (An dieser Stelle eine Entschuldigung an alle die mit diesen Namen wirklich leben müssen)
Woher kommen also diese unerzogenen Pferde die einem in Pensionsställen, auf Schauen und Turnieren, aber auch in Wald und Flur immer wieder begegnen? Oder von denen man im Internet liest:
- Also der Hansi der beißt immer beim Satteln. Der wurde sicher früher geschlagen …
- Die Resie steigt mich beim Longieren immer an. Die mag das eben nicht …
- Der Fiasko tritt eben nach Menschen, wenn man ein anderes Pferd außer ihm von der Weide holt. Dann müsst ihr eben den zuerst holen …
- Der Puschel beißt nie. Also nur selten. Naja, wenn er eben nicht sofort sein Futter bekommt …
- Anneliese rempelt mich nicht um. Nein, die läuft mich auch nicht immer um. Die ist einfach sensibel und sucht bei mir Schutz …
- Also wenn ich Pünktchen anbinde, dann darf da eben weder Mensch noch Pferd vorbei gehen, denn der tritt halt aus. Der braucht seine Ruhezone am Anbindeplatz …
Ich denke, ihr kennt solche Aussagen, die man liest und dann denkt: Echt jetzt?
Und muss man sich mit solchen unerzogenen Pferden rumschlagen, weil man zum Beispiel im selben Stall steht, dann ist das umso schlimmer. Und manchmal auch extrem gefährlich.
Wie kommt es das die Besitzer oft so verblendet auf den Zustand des eigenen Pferdes reagieren?
Unwissen:
Ihnen fehlt das Fachwissen, das Pferd neutral zu beurteilen.
Sie können nicht erkennen, wann eine Reaktion oder Situation wirklich gefährlich ist oder werden kann.
Ihnen ist nicht bewusst, wie wichtig das Fohlen-ABC und eine Grunderziehung ist.
Verleugnung:
Ihnen ist wohl bewusst, dass der kleine Djustin die Hüfchen gerne in Richtung Mensch lupft. Nur wollen sie das nicht wahr haben. Also überspielen sie die gefährlichen Situationen mit Ausreden.
Zum Beispiel »Der hat schlechte Erfahrungen mit XY gemacht«
»Der wurde geschlagen«
»Das ist eben ein ehemaliges Schlachtpferd, den habe ich gerettet«
Samt dem Klassiker »das ist eben ein Problempferd«
Und natürlich hat Djustin das auch nie böse gemeint oder eine schlechte Erziehung. Man muss das einfach alles entschuldigen, zumindest wenn es nach dem Besitzer geht.
Selbstüberschätzung:
Man mag es kaum glauben, aber viele Pferdebesitzer überschätzen sich gnadenlos.
Meist sind es wirklich gute Reiter , nur vergessen viele das Pferde reiten, und Pferde ausbilden grundverschiedene Dinge sind. Und beides muss man erst erlernen.
Die wenigsten Pferdebesitzer machen sich allerdings die Mühe zum Beispiel bei einem Züchter oder Ausbilder zu lernen. Oft kaufen sie sich ein Jungpferd in dem Glauben, das ein paar Bücher reichen, um dieses ausbilden zu können.
Viele Pferdebesitzer fallen dann derbe auf die Nase, wenn das Pferd erkennt, das der Lehrstoff nicht vernünftig übermittelt werden kann.
Die Kuschelwuschel-freie-Liebe-Fraktion:
Ja die gibt es auch.
Ähnlich den Hippies wollen sie lieber mit ihren Pferden Mate Tee trinken, im Steinkreis ihre Sorgen und Nöte bereden, während sie anschließend ihre Namen tanzen.
Und Erziehung und Regeln sind Teufelswerk und werden nicht benötigt. Einzig Liebe und Vertrauen werden das Kind – Verzeihung das Pferd – schon schaukeln.
Lebt sich das Pferd dann mit Bissen und Tritten aus liegt das einzig daran das seine Umgebung ihm nicht genug Vertrauen entgegen bringt.
Beißt es dann doch mal die eigene Besitzerin lag es dann einzig daran, das wohl gerade eine ungünstige Mondphase war, und das Shi des Pferdes nicht im Einklang mit seiner Reinkarnation von Ramses dem III war.
Ok, ich denke nun ist klar, woher diese Masse an unerzogenen Pferden kommt. Doch wie weit muss die Pferdeerziehung reichen?
Was ist ein Muss? Was ist flexibel wählbar? Wann ist es zu viel?
Ein Muss in der Erziehung ist:
- Es darf nicht beißen
- Es darf nicht treten
- Es darf nicht rempeln
- Es darf nicht ein- oder abdrängen
- Es muss sich ÜBERALL berühren lassen
- Es muss sich anbinden lassen
- Es muss die Hufe geben
- Es muss sich vernünftig führen lassen
- Es muss Tierarzt oder Hufschmied Behandlungen über sich ergehen lassen.
Und das alles auch von einer FREMDEN Person ohne das Mutti Hüfchen hält!
So das sollte eigentlich kein Problem sein.
Diese Sachen sind das eigentliche Fohlen-ABC, aber bei vielen Erwachsenen Pferden kaum zu finden. Dabei sind das die grundlegenden Erziehungshilfen, die für ein friedliches Zusammenleben mit dem Menschen sorgen.
Flexibel wählbar ist alles Andere in der Erziehung.
Was das ist, kann der Besitzer frei entscheiden. Möglich ist beispielsweise:
- Still sehen beim Putzen
- Kopf absenken zum Halfter an- oder ausziehen
- Dulden von Unterbrechungen während des Fressens
- Verladen nur auf Fingerzeig
…
Was man also zusätzlich übt obliegt einem Selbst.
Und wann ist es zu viel?
Eigentlich kann es nicht zu viel Erziehung geben, solange es sich in einem vernünftigen Rahmen bewegt und das Miteinander davon profitiert. Aber es gibt Pferdebesitzer, die ihre Pferde zu gehorsamen Zombies erziehen. Keine Regung, kein Schweifschlagen gegen Fliegen, einfach ergebenes unterwürfiges Verhalten. Das ist natürlich deutlich zu viel und sollte nicht Sinn und Zweck der Übungen sein. Wir wollen einen Pferdepartner mit dem wir zusammen ein aufregendes glückliches Leben erleben.
Keinen willenlosen Zombie, aber auch keinen aufmüpfigen Rüpel.
Man tut also gut daran die »Muss«-Lektionen zu üben, und dann die Sachen, die einem noch wichtig sind.
Sitzen die »Muss«-Lektionen, ist das schon die halbe Miete für ein schönes Zusammenleben.
Und wenn man selber nicht fähig ist, seinem Pferd dieses Erziehungs-Basis-Wissen zu vermitteln, dann sollte man sich nicht scheuen Hilfe zu holen. Diese sollte wenn möglich in den eigenen Stall kommen, um das Verhalten von Pferd und Besitzer vor Ort zu beobachten und zu analysieren.
Natürlich gibt es auch viele Kurse außer Haus, doch schleichen sich viele Fehler einfach im täglichen Umgang ein. Hier hilft es, diese auch vor Ort unter die Lupe zu nehmen. Den Fehler zu erkennen und als Trainer Lösungen anzubieten.
Eine gute Alternative sind auch Videoanalysen, die man von seinem Trainer bekommt.
Denn sieht man sich selber im Umgang mit seinem Pferd auf einem Bildschirm, dann erkennt man erst einmal das man sich ganz anders verhält, als man von sich selber gedacht hätte.
Ich kann daher nur raten erzieht eure Pferde bitte!
Checkt neutral die »Muss«-Liste und streicht alle Ausreden, warum Lektion XY nicht immer funktioniert.
Arbeitet einfach daran und holt euch Hilfe. Denn Hilfe holen ist keine Schande!
Ein erzogenes Pferd ist eine Freude für alle Beteiligten, und deutlich geschätzter als das vermeintlich coole Problempferd.
Flauschige Grüße
Celeste
Erziehung ist ja auch ein kontinuierlicher Vorgang – immer und immer und immer wieder im Kleinen, damit es gar nicht erst groß wird. Das kann anstrengend sein und manchmal auch schwierig, weil erst die Lösung und der Erziehungsweg gefunden werden müssen. Trotzdem ist sie so wichtig und ich finde auch wichtig, dass wir uns immer wieder klar machen, dass der Weg das Ziel ist. Nichts wird von heute auf morgen klappen – aber das ist okay – solange es nur jeden Tag ein klein bisschen besser klappt 🙂 Liebe Grüße, Petra