Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, es ist euch gut ergangen in den letzten stürmischen Tagen? Bei mir hat der Sturm doch glatt zwei Bäume zerlegt. So widme ich mich also – mal wieder – der Weidepflege, wie auch der Zauninstandhaltung der Sommerweiden. Die Akku-Sense aus meinem letzten Test ist mir übrigens nach wie vor eine große Hilfe dabei.
Und wenn ich dann meiner freien Zeit fröne, zappe ich – wer hätte es erraten – wie immer durch das Internet. Ich liebe Pferdegruppen und auch die Unterhaltungen darin, denn oft finde ich dort Ansätze zu meinen Blogbeiträgen. So stolpere ich diesmal über Aussagen, von recht jungen Damen, welche noch Daheim wohnen, die in etwa so lauteten:
- Das meine Eltern mir ein Pferd kaufen müssen, ist völlig normal.
- Natürlich zahlen meine Eltern alle Kosten meines Pferdes.
- Den Stall suche ich natürlich aus, er muss ja meinen Ansprüchen genügen. Meine Eltern müssen das dann eben in Kauf nehmen wenn es teurer wird.
- Sie zahlen auch Lehrgänge und Turniere, wie soll ich sonst erfolgreich werden?
- Alle meine Freunde haben verschiedene Zubehörsets, da müssen meine Eltern mir das auch kaufen, damit ich mithalten kann.
- Das Auto das ich zum 18. Geburtstag bekomme, muss aber einen Hänger ziehen können, und natürlich von Marke *Nobelhobel* sein, denn sonst taugt das ja nichts.
- Das sie den Führerschein bezahlen ist auch völlig normal, denn ich muss ja zum Stall kommen. Ich will ja nicht ewig auf den Bus warten.
- Mein Handy muss auch neu und modern sein, damit ich am Stall immer erreichbar bin.
Und das sind nur einige Beispiele von vielen, welche mir in letzter Zeit begegnet sind. Da denke ich mir auch: Was zur Hölle? Brennt’s bei euch?
(Wenn ja, könnte waschen und ein Antibiotikum helfen, aber kein Pferd!)
Wie kommt ihr darauf, das eure Eltern euch diese Sonderwünsche finanzieren MÜSSEN? Oder das es natürlich und selbstverständlich ist, wenn sie ihr hart verdientes Geld für eure Wünsche ausgeben?
Als ich jung war – kurz nachdem die Dinosaurier ausgestorben sind – gab es eine solche Einstellung nicht. Da gab es die Mädchen mit den wohlhabenden Eltern, welche Ponys besaßen, und die normalen Kinder, welche dann deren Pflegemädchen waren. Das war ein Job der nicht nur heißbegehrt, sondern auch mit viel Arbeit verbunden war. Denn logischerweise gab es mehr Pflegemädchen als freie Pflegepferde, und man legte sich mächtig ins Zeug um einen solchen Posten zu ergattern.
Reitstunden waren damals ebenso nicht selbstverständlich, sondern etwas das man vielleicht zu Weihnachten oder Geburtstagen bekam. Denn 10er Karten waren teuer, und das Geld dafür musste zusammen gespart werden. Oft hat man sich mit Stallarbeiten Reitstunden verdient, und selbst wenn man nicht reiten durfte, verbrachte man alle Freizeit im Stall.
Die Reitausrüstung bestand oft nur aus alten Jeanshosen, Turnschuhen oder alten Gummistiefeln. Und wenn ein Turnier anstand, dann wechselte man mit der Freundin die einzige weiße Reithose, im geliehenen alten Pferdehänger.
Nicht selten waren drei Mädchen in der gleichen Hose unterwegs. Auch Kappe und Stiefel wurden weitergereicht, denn man teilte das wenige, das man hatte.
Ja, wir waren damals sicher nicht reich und anspruchsvoll, und wir haben für unsere Träume gearbeitet! Wir wären nie auf die Idee gekommen, solche Geschenke von unseren Eltern einzufordern.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich damals zu Weihnachten (nach vielen Jahren in Jeans und Turnschuhen) einen Gutschein für ein Reitgeschäft bekam. Für diesen hatte meine gesamte Familie zusammengelegt und er betrug 150 DM. (Nicht Euro!)
Auch wenn dies heute sicher einer einzigen Sammlerschabracke entspricht, damals war das unheimlich viel Geld.
So betrat ich das kleine Reitgeschäft in unserer Stadt. Dieses zu besuchen war immer ein Highlight. Selten konnte ich mir dort etwas kaufen, das über eine Tüte Leckerchen oder Mähnengummis hinausging. Und doch war ich mit meiner Freundin oft genug dort, nur um den Duft von Leder, Sattelseife oder Fliegenspray in uns aufzunehmen.
Die wundervollen Halfter, die glänzenden Gebisse, die hübsch aufgetürmten Putzkästen und Bürsten, an all diesen Dingen haben wir uns immer erfreut.
Oft blätterten wir durch die Fachbücher, welche es nur dort gab, und saugten alle Informationen auf wie ein Staubsauger. Denn das Internet als Informationsquelle gab es damals noch nicht.
Die Bekleidung wie Stiefel, Hosen oder Kappen und Turnierbekleidung war eine Etage tiefer. Diese Räume betraten wir nie, denn wir hatten nie das Geld für solche Dinge. Außerdem hatten Angst, das uns die Verkäufer ansprachen, und wir eine Beratung verneinen mussten. Aber an dem einem Tag hatte ich ja meinen Gutschein, und so traute ich mich dann die Treppe hinunter, in den Raum voller Reitbekleidung.
Das Angebot war überwältigend und trotz des großzügigen Gutscheins, war mein Geld sehr begrenzt und ich völlig überfordert, mit der Masse an Bekleidung. Ich hatte damals wirklich Glück, denn eine sehr nette Verkäuferin nahm sich meiner an. Wir besprachen was ich brauche. Sie stellte eine Reitkappe (die wunderschönen alten Samtkappen mit dem Gummiband), eine schwarze Knielederreithose (kratzig und mit knochenhartem Leder nach dem waschen) und ein paar Gummireitstiefel für mich zusammen.
Sie wählte nicht nur bereits reduzierte Sachen aus, sondern gewährte mir auch einen Sonderrabatt, damit mein Gutschein ausreichte. Ich glaube, heute noch, das sie an diesem Verkauf nicht viel Gewinn machte, aber mich hat sie damals überglücklich gemacht, hatte ich doch nun meine erste echte Reitausstattung.
Die Hose tat viele Jahre ihren Dienst, täglich. Oft gewaschen und noch häufiger geflickt, kratzig und unbequem, aber es war eine echte Reithose!
Die Kappe, welche soviel schützte wie ein Fliegenpubs, wurde mit kaltem Kaffee abgewaschen, damit sie nicht ausblich in der Sonne.
Und die Stiefel trug ich auch noch, als sie schon lange nicht mehr wasserdicht waren.
Ich habe diese Sachen lange in Ehren gehalten und getragen, bis sie fast auseinanderfielen.
Als ich dann endlich mein eigenes Geld verdiente, kaufte ich mein erstes eigenes Pony. Ich startete mit:
- Einem Halfter
- Einem Strick
- Einem gebrauchten Sattel
- Einer Billigtrense
- Zwei Satteldecken (Die zweite war ein gesammeltes Geschenk meiner Arbeitskollegen zum Geburtstag)
- Ein gebrauchter offener Putzkasten, mit altem Putzzeug meiner Freundin
Und das wars.
Keine Ansprüche à la ›ihr müsst‹ an meine Eltern. Nein, ich habe selber für alles gesorgt. Sicher kam später mehr Zubehör dazu, ebenso wie einige Pferde, aber das war meine Entscheidung und mein eigenes, hart verdientes Geld.
Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen dies von meinen Eltern einzufordern, oder es gar als selbstverständlich zu erachten.
Aber einige Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene, die noch daheim leben, sehen das anders. Sie fordern all diese Dinge einfach ein, obwohl ihre Eltern schon folgende Dinge bieten:
- Ein Zuhause, für das sie Miete, Darlehensraten oder zumindest alle Instandhaltungskosten zahlen.
- Wasser-, Strom- und Heizkosten.
- Eine gesicherte Ernährung
- Kleidung, Möbel für euer Zimmer
- Internet, Handyverträge usw.
- Lehrmittel für Schule, Lehre oder Studium
- Beförderung via Auto oder Bus- und Bahntickets
- Urlaube, Klassenfahrten
- Zusatzkosten für Medikamente und Arztbehandlungen, welche die Krankenkasse nicht trägt.
- Übernahme oder Bezuschussung für Hobbys, Wünsche sowie ein Taschengeld wird es sicher auch geben.
Und diese Kosten werden von dem Verdienst eurer Eltern getragen. Das heißt, sie gehen arbeiten, damit eure Kosten getragen werden. Dazu haben sie selber natürlich auch noch eigene Kosten für den Lebensunterhalt ähnlich wie eure. Dann kommen noch Versicherungen dazu, eine Altersvorsorge und nicht zu vergessen, eigene Wünsche und Träume.
Wie kommt ihr also darauf, dass sie euch eure Wünsche erfüllen MÜSSEN?
Das es ihre Pflicht ist, all euren Naupen nach zu gehen, nur weil sie euch in die Welt gesetzt haben? Eure Eltern haben durchaus das Recht zuerst auch ihre eigenen Wünsche zu erfüllen, schließlich ist es ihr sauer verdientes Geld. Sie müssen euch zwar versorgen, aber euren Sonderwünschen müssen keineswegs stillschweigend mittragen.
Und bitte kommt nicht mit dem Argument ›das Geld ist da, die haben genug‹, denn selbst wenn dem so ist, es ist IHR Geld und nicht eures.
Natürlich gibt es Familien, die man als vermögend bezeichnen könnte. Eltern, denen größere Ausgaben nicht so schwerfallen, wie einem normal verdienenden Ehepaar. Und sicher gibt es auch einige von ihnen, welche ihren Kindern gerne eine Freude bereiten. Ob dies dann durch derart grosse Geschenke gestaltet werden muss ist zwar fraglich, aber bleibt jeder Familie selber überlassen.
Von daher seid froh und verdammt noch mal dankbar, für jedes Geschenk, egal ob gross oder klein. Aber setzt bitte niemals voraus, dass dies normal in einer Familie ist, oder ihr ein Anrecht darauf habt. Denn auch wenn eure Familie vermögend ist, es ist nicht an euch darüber zu verfügen.
Wenn ihr über Geld frei verfügen wollt, geht arbeiten! Dann wisst ihr, wie lange so mancher Wunsch bis zur Erfüllung braucht.
Flauschige Grüße
Celeste
Schöner Beitrag. Die Einstellung zum Geld anderer (auch wenn es die eigenen Eltern sind) gefällt mir. Man sollte immer respektieren, dass das Geld auch verdient werden musste.
du sprichst mir aus der Seele. Aber auch ich war zu Dino-Zeiten jung. Meine erste Trense habe ich noch immer in Benutzung, lasse sie aber auch nicht draußen hängen, schmeiße sie nicht in den Dreck oder überlasse sie meinem Pferd als Kauknochen. Schabracken kann man waschen, muß man nicht wegwerfen. Aber selbst das wird oft vergessen. da bröckelt der Pferdeschweiß/ Dreck von der Unterseite der Schabbi, aber Hauptsache es blinkt. das Trensengebiss nach dem Reiten zu reinigen- warum nur?
aber das sind nur einige der Dinge, welche oft nicht wahrgenommen werden- leider.