Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe ihr und eure Lieben haben diesen großen Sturm gut überstanden?
Ich gestehe, mir geht bei solchen Unwetterwarnungen immer der Arsch auf Grundeis. Verzeiht die offenen Worte, aber besser kann ich es einfach nicht beschreiben. Denn einmal hat es mir bei einem Orkan das halbe Stalldach und einige Zäune umgelegt und danach sieht man die Offenstallwelt bei einem Sturm einfach mit anderen Augen.
Gestern war wieder so eine Nacht, voller Wind und Regen. Gut ich wusste was auf uns zukommen sollte, denn ich beobachte den Wetterbericht täglich mit Argusaugen. Und auch wenn ich froh bin dass die Warnungen dank des Internets so schnell und aktuell wie möglich sind, beruhigend sind die Unwetterwarnungen nicht wirklich.
So lag ich, wie sicher viele von euch, die halbe Nacht wach, während draußen der Sturm tobte. Immer wieder wanderte mein Blick aus dem Fenster zu den wehenden Fahnen im Ort und auch meine klappernden Rollläden traute ich mich nicht zu schließen. In schönster Albtraummanier stellte ich mir die verschiedensten Horror-Szenarien vor und schlotterte unter meiner Kuscheldecke.
Mehrmals fragte mein Mann, ob ich nicht doch hoch zum Stall fahren möchte, aber dies verneinte ich dann doch. Denn was hätte es genutzt? Der Stall war sicher gebaut, die Pferde konnten jederzeit raus. Und selbst wenn es etwas zerlegt hätte, sind rund um meinen Stall riesige Weiden, samt den Feldern meines Bauern.
Auch wenn ich noch so gerne im Stall übernachtet hätte, siegte dann doch meine Vernunft. Denn zum einen ist es mit Grippe nur bedingt sinnig im Stall zu nächtigen, zum anderen, habe ich ja auch noch Versorgungspflichten daheim, welche ich wegen meiner eigenen Ängste nicht zurückstellen kann. Also zog ich die Bettdecke über den Kopf, die schnurrende kleine moppelige Katze neben mich, und mein Mann wachte gewissenhaft über das Wetter und meinen – wenn auch wenigen – Schlaf.
Nach vielen Albträumen und wenig Schlaf hüpfte ich also früh aus dem Bett und machte mich stallbereit, mit regenfester Kleidung und Gummistiefeln. Der Energydrink war fast unnötig so aufgedreht war ich als ich ins Auto hüpfte. Mein Weg zum Stall ist nur kurz, dennoch sah ich schon im Ort Bilder der Verwüstung. Die Straßen waren teilweise voller Schmutz, wie nach einem Silvestermorgen. Nur dass es sich nicht um Reste von Böllern, sondern um Laub und Äste handelte. Der Feldweg zum Stall entlang war nicht besser und mein Magen zog sich merklich zusammen. Auf dem Zufahrtsweg sah ich meinen Stall dann schon aus der Ferne. Soweit ich erkennen konnte, stand er noch. Je näher ich kam, umso mehr sah ich dann. Meine Raufen die alle noch standen, meine Zäune welche noch heil waren, und meine Pferde die schon auf mich warteten. So langsam beruhigte ich mich dann doch ein wenig.
Als ich ausstieg ließ ich kurz meinen Blick schweifen. Die Pferde begrüßten mich munter und erwarteten freudig das Frühstück. – Trotz 24/7 Heu meint die Bande wohl das man ohne Hafer augenblicklich vom Fleisch fällt. – Frau Panzer hüpfte über den Paddock wie ein Flummi auf Koks, Herr Pony suhlte sich erst einmal im Matsch der Winterweide und die zwei Schwestern begrüßten mich kurz und verkrümelten sich wieder in den Stall. Bei dem Schmuddelwetter konnte ich es ihnen nicht verdenken.
Ich gestehe, ich war so erleichtert, dass ich mir erst einmal neben meinem Auto noch einmal mein Frühstück durch den Kopf habe gehen lassen. Ja ich weiß, ein unangenehmes Thema aber solche Sorgen schlagen mir eben auf meinen Magen.
Ein verdatterter Blick meiner Pferde später checkte ich noch einmal ganz genau den Stall. Alle meine Sorgen waren wirklich unbegründet.
Okay, die Heuplane hatte etwas gelitten aber gehalten. Die Besucherstühle hatte es umgeweht und 3 Weihnachtskugeln lagen auf dem Paddock. Aber das war auch schon alles gewesen.
Also versorgte ich meine Pferde und dachte dabei, dass ich mit meiner Sorge wohl langsam übertreibe, wenn sogar die Weihnachtsdekoration überlebt hat. Wahrscheinlich hatte ich mich heute Nacht einfach in meine Ängste hinein gesteigert. Ich überlegte sogar schon, wie ich mich bei meinem Mann für die unruhige Nacht entschuldigen sollte. Einzig die immer wiederkehrenden Geräusche von Feuerwehr und Motorsägen, welche bis zum Stall hallten, zeigten mir, dass wohl doch an einigen Stellen größere Schäden entstanden sein mussten.
Als ich anschließend meine Einkäufe erledigte, wurde mir auf der Fahrt dann auch das volle Ausmaß der Schäden bewusst. Immer wieder sah ich umgefallene Straßenschilder, welche aus der Bodenverankerung gerissen waren. Oder Werbeschilder mit riesigen Betonfüssen, welche dem Sturm zum Opfer gefallen sind.
Später im Internet las ich von abgedeckten Dächern aus meiner Region, umgestürzten Bäumen und zerlegten Gartenhäusern wie auch der Feuerwehr im Dauereinsatz.
Ein späterer Blick durch die Offenstallgruppen offenbarte dann auch Bilder von zerstörten Ställen und umgewehten Weidezelten. Erneut machte mein Magen einen Hüpfer, wenn ich mich auch diesmal beherrschen konnte. Mir wurde bewusst, dass meine Sorgen nicht übertrieben gewesen waren und wie viel Glück ich wieder einmal gehabt hatte.
Natürlich vertraue ich auf meinen Stall und meine Weiden, ebenso auf meine wirklich wundervollen Pferde. Aber ich weiß, dass so ein Sturm nunmal nicht aufzuhalten ist. Früher als ich jung und unbekümmert war machte mir ein Sturm keine Angst. Meine Pferde standen in Pension, hatten nachts ihre Boxen und ich war mir sicher, dass ihnen nichts passieren konnte. Schließlich waren die Boxen sicher, der Stall gemauert und mein jugendliches Vertrauen grenzenlos.
Heute weiß ich den Offenstall gerade bei Sturm umso mehr zu schätzen, denn sollte einmal etwas passieren können die Pferde jederzeit raus und flüchten.
Wie wichtig das ist wurde mir erst vor einigen Jahren klar als ein schlimmer Orkan mein Stalldach teilweise abdeckte und auch einiges an Zäunen zerlegte. Obwohl meine Pferde damals unbekümmert auf der Weide standen, war ich sehr frustriert und schockiert über das Ausmaß des Sturmes. – Bis ich den Hof meines Heubauern besuchte.
Dort waren so viele Bäume umgefallen, dass die Zufahrt komplett versperrt war. Aber umso schlimmer waren die zwei Bäume, welche auf das Haus gefallen waren. Gott sei Dank gab es weder Verletzte bei Mensch oder Tier, wenn man von dem großen Schrecken absieht. Mir wurde aber damals bewusst, dass auch die stärksten Mauern und das beste Dach mitunter keine Chance gegen einen Orkan haben. Und wie gut ist es dann, wenn Mensch und Tier flüchten können, wenn einem das Dach buchstäblich über dem Kopf zusammenbricht.
Nein, ich sehe solche Stürme nicht mehr so unbedacht wie früher. Dennoch zwinge ich mich, nicht ganz meinen Ängsten zum Opfer zu fallen.
Ich weiß,
- der Offenstall ist gut gebaut.
- die Pferde können jederzeit raus.
- sie haben riesige Flächen um zu flüchten.
Und das Wichtigste:
Was auch immer der Sturm an Schäden anrichtet, solange es den Pferden gut geht ist alles wieder zu richten. Denn Ställe und Zäune kann man immer wieder aufbauen. Wobei es allerdings nicht schaden kann, einen Notfall Unterbringungsplan in der Tasche zu haben. Auch wenn wir ihn hoffentlich nie nutzen müssen, hat er doch etwas sehr Beruhigendes.
So bin ich nun froh, dass der Sturm vorbei ist, auch wenn ich weiß, dass es nicht der letzte Orkan gewesen ist. Ich werde sicher noch viele Nächte ängstlich im Bett liegen und mein Kopfkino voller Sorgen wird mich wach halten. Allerdings weiß ich, dass es vielen von euch ebenso geht und der Gedanke ist tröstlich, dass ich mit diesen Ängsten nicht alleine bin.
In diesem Sinne wünsche ich euch sturmfreie Tage,
flauschige Grüße
Celeste