Die Sorgen eines Pferdehalters

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, es ist euch gut ergangen und ihr genießt das Wochenende? Ich stecke mitten in den Geburtstagsvorbereitungen für meinen Mann. Der Duft seines Lieblingskuchen kommt langsam wie ein Zeichentrickfilm Finger aus dem Ofen gekrochen und stubst mir unaufhörlich auf die Schulter.
Da ich aber noch warten muss, bis er aus dem Ofen darf, vertrödel ich wie immer ein wenig Zeit in den verschiedenen Facebook-Gruppen.

Immer wieder auffällig sind verschiedene Themen, die uns Pferdehaltern Ängste und Sorgen bereiten. Meist sind es Probleme, die unser pferdeunkundiges Umfeld nicht wirklich verstehen kann. Warum wir wirklich so besorgt sind, oder warum uns gewisse Probleme so belasten, die Andere nicht einmal ansatzweise verstehen können.
Und während wir unser normales Umfeld damit nicht belasten wollen, suchen wir den Austausch mit Gleichgesinnten in den Pferdegruppen.

Ein beliebtes Thema im Frühjahr für alle Selbstversorger ist zum Beispiel die Heuernte.

  • Wie wird die Heuernte ausfallen?
  • Wird es genug geben oder wird aufgrund von Heumangel der Preis in die Höhe getrieben?
  • Wie wird die Qualität sein?
  • Wird der Heudealer meines Vertrauens eine gute Ernte haben oder muss ich mir einen anderen suchen?

Und allein dieses eine Thema kann einem Selbstversorger über Wochen und Monate Bauchschmerzen bereiten. Wer kennt es nicht, der ängstliche Blick bei wochenlangen Regen und Unwettern. Oder das bange Hoffen, wenn man weiß das gemäht wurde und man förmlich betet, dass es bis zum Pressen und Einlagern trocken bleibt.
Und fällt die Ernte gut aus, dann tanzt man fast einen Freudentanz und ein Dauergrinsen ist für Tage auf dem Gesicht festgemeißelt. Erscheinen dann die ersten Bilder der gelagerten Heuballen von anderen Personen in den Gruppen, dann freut man sich ebenso für die eigentlich fremden Personen mit.
Man weiß schließlich, welche Sorgen ihnen damit genommen wurden.

Ein ähnlicher Sorgenfaktor sind ebenso Unwetter. Jeder Selbstversorger von uns kennt es. Sobald Unwetter und Orkane gemeldet werden, geht uns der Hintern auf Grundeis.
Obwohl wir wissen, dass …

  • unsere Ställe sicher gebaut sind.
  • unsere Zäune bombenfest halten.
  • die Pferde Unwetter gewöhnt sind.
  • im Offenstall jederzeit raus und rein können.
  • und wir egal, was zerstört wird, es eben wieder aufbauen werden

Das mulmige Gefühl im Magen bleibt.

Und so beobachten wir den Wetterdienst und verbringen Sturm und Orkanzeiten bei den Pferden. Auch das wir nachts raus fahren und alles kontrollieren ist keine Seltenheit. Obwohl wir wissen das eigentlich alles in Ordnung ist. Aber die Sorge quält uns und raubt uns jeden Schlaf. Also kann man auch aus dem warmen Bettchen krabbeln und nachsehen, ob bei der Pferdebande trotz Sturm alles in Ordnung ist. Steht man dann bei Unwetter tropfnass mitten in der Nacht auf der Weide, während die Pferdebande einem nur zugrummelt, ob man denn wenigstens auch etwas Essbares mit gebracht habe, dann ist die Welt wieder in Ordnung. Der Knoten im Bauch löst sich und die Angst verfliegt. Bis zum nächsten Mal …

Als Selbstversorger plagen uns viele Ängste und Sorgen:

  • Wie wird der Winter?
  • Ist genug Futter vorrätig oder muss ich bei längerem Winter nach odern?
  • Ist der Boden gut genug befestigt für den Winter?
  • Gibt es genug Schattenplätze für den Sommer?
  • Wie wird die Fliegen und Bremsenplage für das Jahr ausfallen?
  • Welche Tierarztkosten werden mir dieses Jahr einen Strich durch den geplanten Stallumbau machen?

und – und – und

Aber auch als Pensionseinstaller lehnt man sich selten einfach zurück und genießt das Leben. Denn auch wenn einem viel Verantwortung und Arbeit gegen ein Entgelt abgenommen wird, so gibt es immer noch genug Dinge die einem Sorgen bereiten können.

  • Wird wirklich nach Anweisung gefüttert?
  • Wie ist die Futter und Streu Qualität?
  • Wie ist die Herdenzusammenstellung?
  • Ist das Stallklima auch für mich als Besitzer erträglich?

Auch das sind nur Beispiele von vielen Sorgen, die ihr sicher alle kennt.

Aber was macht man nun mit all seinen Sorgen die einen täglich begleiten?
Natürlich könnte man sein Pferd unter eine imaginäre Glasglocke packen und vor allem schützen was möglich ist. Aber so ein Leben ist weder für das Pferd noch den Besitzer erstrebenswert. Dennoch sollte man nicht alle Vorsicht schleifen lassen und dem Leben naiv und blauäugig begegnen.

Ich bin daher ein Freund der Absicherung bei Dingen, die möglich sind.

  • Alles versichern, was sich versichern lässt.
    Von der Pferdehaftpflicht über die OP-Versicherung, der Krankenversicherung bis zu Stallgebäuden usw. Bei mir ist sogar die Katze Krankenversichert, denn mir bereitet es ein gutes Gefühl das alle Kosten immer abgedeckt sind und ich kein Sparbuch plündern muss. Denn auch wenn man es nicht glaubt, aber meist kommen dann horrende Kosten zusammen, wenn man es nicht wirklich gebrauchen kann.
  • Bei Selbstversorgern hilft es ungemein wenn man alles Bombensicher baut.
    Sei es das Stallgebäude, das dem Orkan standhalten soll, aber auch die Zäune, die nicht nur aus ein paar Steckpfählen und Litzen bestehen.
  • Oder Ausläufe, die trocken gelegt werden, bereiten keine vorab Sorgen bei schlechtem Wetter im Winter.

Ebenso ist es gut immer einen Plan B für wichtige Dinge zu haben.

  • Sei es ein Ersatzstall, in den man notfallmäßig wechseln kann, falls der Sturm den eigenen zerlegen würde.
  • Ersatzrufnummern der verschiedenen Tierärzte und Hufschmiede, wenn der eigene im Notfall nicht zu erreichen ist.
  • Oder ein anderer Heulieferant, den man als Ass im Ärmel hat, falls dem eigenen Heudealer doch mal der Lagerbestand zur Neige geht.

Auch wenn man Plan B nie nutzen muss, es beruhigt ungemein, wenn man einfach weiß, dass es eine Notfall Lösung gibt.

Ich kann daher nur sagen, überlegt was euch wirklich Sorgen und Bauchschmerzen bereitet. Dann überlegt, wie man diese Situation so optimieren kann, dass es die Situation entschärft und euch Entlastung bringt. Denn alles was gut vorbereitet ist, kostet vielleicht erst Arbeit und Geld, aber wird euch dann das Leben leichter machen.
Es gibt noch genug Dinge im Pferdehalter Leben, die sich nicht vorbereiten lassen, welche uns aber dennoch ungeplant ein Bein stellen werden. Und es reicht völlig, wenn wir uns diesen Dingen widmen müssen, wenn es so weit ist, statt uns noch weiter mit unseren vorab Sorgen zu plagen.

Ich selber sorge mich um viele Dinge, das gebe ich gerne zu. Ich versuche aber alle Sorgen und negativen Gedanken zu sortieren, und entsprechend zu optimieren. Natürlich besitze auch ich das kleine schweinische Teufelchen das bei einem Orkan stichelnd auf meiner Schulter hockt und mir Angst und Sorgen einflüstern will, bis ich mich nachts zum Stall aufmache. Aber bedingt durch meine Vorbereitungen fahre ich nicht mehr voller Angst und Sorge nachts zum Stall, sondern in den Gedanken, das alles in Ordnung sein wird. So kann ich mich mit einem Fingerschnipsen des Teufelchens auf meiner Schulter entledigen. Egal wie wüst der Sturm um mich rum tobt.
Ich möchte keine Glasglocke für meine Pferde, aber ich möchte auch nicht naiv und blauäugig alle Gefahren ausblenden. Also bereite ich mich so gut es geht vor, und der Rest darf dann vom Schicksal ausgewürfelt werden. Und lese ich in den Gruppen das es anderen Personen ebenso geht, dann ist das beruhigend. Schließlich versteht das pferdeunkundige Umfeld so eine nächtliche Tour nicht wirklich.

In diesem Sinne wünsche ich euch Allen sorgenfreie Tage, Wochen, Monate und Jahre.
Und wenn euch die Sorgen doch einmal übermannen, seid gewiss: Ihr seid nicht alleine.

Flauschige Grüße
Celeste

sorgen

 

Ein Gedanke zu „Die Sorgen eines Pferdehalters

  1. Der Artikel trifft es ziemlich genau und spricht mir aus der Seele. Sorgen und Gedanken sind ja auch sehr nützlich -man darf sich nur nicht zu sehr davon einnehmen lassen. Wie schön und beruhigend ist es dann z.B. aus dem Urlaub zurückzukommen und zu merken es geht auch mal ohne einen 🙂

     

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