Die eierlegende Wollmilchsau

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Wieder einmal ist Sonntag und es ist Zeit für einen Blogbeitrag.  Ihr kennt das ja schon und wisst aus Erfahrung, dass ich kein unangenehmes Thema scheue. Nun damit macht man sich natürlich nicht immer Freunde, das gebe ich zu. Schließlich trifft ein Blogbeitrag nicht jedermanns Geschmack. Nur will ich das auch überhaupt nicht. Würde ich das wollen wären meine Beiträge bösartige Lästerbeiträge über Pferdegruppen. Denn wie sich zeigt, sind solche Lästerbeiträge sehr beliebt. Oder Hetzbeiträge über Pferde-TV-Formate, das ist auch immer eine Like und Share Garantie mit unglaublicher Reichweite.
Hmm, nein. Ich bleibe lieber, wie ich bin und schreibe meine Blogbeiträge zu Themen die mir auffallen. Und was ich schreibe  beruht auf meinen eigenen Erfahrungen. Vielleicht ist dabei nicht genug Geläster. Vielleicht sind sie nicht bösartig genug um diebische Schadenfreude zu garantieren, aber sie sind zumindest eines: authentisch.

In diesem Sinne widmen wir uns dem heutigen Thema: der eierlegenden Wollmilchsau.
Kennt ihr sie auch diese Verkaufsanzeigen?

»Suche Verlasspferd, 3-6 Jahre alt, eingeritten, straßen- und kindersicher. Gesund, mit Zubehör, guter Abstammung und Transport. Bitte nur Angebote bis 1500 €.«

Ähm ja, bei solchen Anzeigen muss ich ernsthaft aufpassen, dass ich nicht laut loslache. Für 1500 € erwarten einige Menschen ein gesundes junges aber schon perfekt ausgebildetes Pferd mit bester Abstammung. Und Kaffee kochen und den Stall alleine ausmisten kann es sicher auch noch? Sicher mag es günstige Pferde geben. Aber um einmal meinen verstorbenen Vater zu zitieren:
»Wenn dir ein gutes Pferd zu günstig angeboten wird, dann zähl nach, ob es auch 4 Beine hat.«
Denn wir reden ja nicht von Freundschaftspreisen für Freunde und Verwandte. Oder einem »Platz vor Preis«, weil mir das Gegenüber so sympathisch ist. Hier wird in der Anzeige ein gutes Pferd für wenig Geld geordert, in der Hoffnung das sich ein Dummer findet.
Meistens sitzt der gefundene Dumme aber am anderen Ende der Anzeige. Denn bedingt durch den Wunsch nach dem perfekten Pferd und dem wenigen Geld, wird der Käufer oft über den Tisch gezogen. So wechseln viele kranke und verkorkste Pferde für wenig Geld den Besitzer, unter vielen heroischen Versprechen das genau dieses Pferd dem Gesuch entspricht.
Ich frage mich immer, was erwarten denn die Käufer?
Ein gutes Pferd wird – wenn es sich nicht um einen Freundschaftsdienst handelt – auch gutes Geld kosten. Denn eine gute Aufzucht, Impfungen, Wurmkuren, Eintragung der Papiere, Haltungskosten und Ausbildung kosten sehr viel Geld.  Und oft ist der Kaufpreis nicht einmal annähernd die Summe der Kosten bis dahin.
Sicher mag man ab und an Glück haben und ein gutes Pferd günstig erwerben. Aber niemand hat etwas zu verschenken. Und wenn doch bitte die Adresse an mich! 😉
Letztendlich ist es ähnlich wie bei einem Autokauf, da würde auch niemand einen neuen Porsche in tadellosen Zustand für 2000 € verkaufen. Da würde jeder mit den Ohren schlackern und sagen: »Da muss etwas faul sein.«
Bei einem Pferd wird die Vorsicht aber über Bord geworfen, nur weil treue Augen, einen liebevoll anblicken, und der Besitzer schaurig schöne Geschichten dazu erzählt.

Wenn ihr also auf der Pferdesuche seid, dann rechnet bitte mit einem vernünftigen Preis. Schaut euch auf den gängigen Suchportalen um und rechnet in die Preiskalkulation:

  • Rasse / Abstammung Papiere
  • Alter
  • Gesundheitszustand (AKU nicht vergessen)
  • Ausbildungsstand
  • Haltung / Aufzucht

mit ein.

Wird euch ein Pferd sehr günstig angeboten, dann werdet misstrauisch und testet alles, was es zu testen gibt.

  • Ist das Pferd als geritten angepriesen, dann reitet es. Lasst euch nicht abwimmeln à la »Im Moment haben wir keinen Sattel, aber der geht echt spitze«
  • Soll es kindersicher sein, dann schubst notfalls, die z. B. ungeliebten Kinder eurer Schwester, vor das Pferd, als Testobjekt.
    (Aber bitte mit Vorsicht, falls das Pferd doch ein Kinderfresser ist.)
  • Soll es ein Kutschpferd sein, dann spannt es an und testet dieses.
  • Soll es geländesicher sein, dann testet es aus. Allein wie auch in der Gruppe.
  • Soll es schmiedefromm sein, dann hebt alle Hufe und klopft darauf rum. Nehmt eine Feile und simuliert die Hufbehandlung.
  • Checkt die Papiere nach Impfungen und Wurmkuren und lasst euch nicht abwimmeln mit Ausreden wie: »Die Papiere hat gerade Tante Berta in Guatemala, aber die schickt die nach dem Verkauf gleich zu.«
  • Führen, putzen und zur Weide bringen – testet all das aus!
  • Und schaut euch an, wie das Pferd auf seine Pferdefreunde reagiert. Klebt es an ihnen oder benimmt es sich wie die wilde Hilde?

Ihr werdet sehen, selten ist alles so, wie es in den schönsten Worten versprochen wurde. Oft wird der Zustand des Pferdes beschönigt, um einen besseren Verkauf zu gewährleisten.
Manchmal ist es auch keine böse Absicht, sondern pure Verblendung.
Denn zeitweise gehen die Ansichten über Pferdeerziehung deutlich auseinander. Gerade wenn der 700-kg-Puschel einer zarten Elfe gehört, die zusammen bei Mate Tee mit ihm seinen Namen tanzt. Statt dem Koloss mal zu zeigen, was er darf und was nicht.
Testet also alles aus, was möglich ist!
Verweigert euch das der Verkäufer, dann sucht euch ein anderes Pferd.
Und bitte vergesst niemals die Ankaufsuntersuchung!
Erst recht nicht, wenn das Pferd so günstig ist. Denn gerade im unteren Preisbereich wird gerne betrogen, eben weil viele an der AKU sparen, da das Budget so begrenzt ist.
Aber niemand hat etwas zu verschenken, auch wenn er noch so sehr von der verstorbenen Großmutter erzählt, wegen der nun alles verkauft werden soll.
Und bedenkt, wenn solche Schauergeschichten erzählt werden, ist eine kurze Handy Googlesuche sehr hilfreich. Denn sicher gibt es Höfe und Gestüte, die wegen Todesfällen verkauft werden müssen. Aber selten verschenkt man dann gute Pferde derart unter Preis, das selbst ein Händler mit den Tränen ringt.

Ich wünsche euch alles Gute bei der Pferdesuche, aber bitte erwartet nicht die eierlegende Wollmilchsau. Denn das größte Glück, das neue Familienmitglied Pferd, ist eh nicht in Geld zu bewerten und darf auch manchmal etwas teurer sein.

In diesem Sinne,
flauschige Grüße
Celeste

060416

 

Ein Gedanke zu „Die eierlegende Wollmilchsau

  1. Hallo, ich lese sehr gerne deine Beiträge. Ich habe alle meine Pferde ( bisher 4) mehr oder weniger aus dem Bauch heraus gekauft, davon 2 mit Abstammung und sehr jung ( zweijährig und einmal im Alter von 1 Monat) diekt vom Züchter. Bei dem ersten jungen Hengst wollte der Züchter kaum Geld ( nur 1200 DM) und hat noch die Kastration bezahlt und den Transport kostenlos gemacht sowie die Eintragung in den Zuchtverband. für das 2. Pferd habe ich damals – wie ich fand für ein so junges Fohlen – einen stolzen Preis bezahlt, aber ich habe dieses „Fohlen“immer noch, also hat das Geld sich gelohnt. Mein allererstes Pferd war ein Kauf aus Mitleid und sicher überbezahlt, es gab hinterher viele Probleme, doch habe ich den Kauf nicht bereut bis heute, ich habe viel gelernt. Und mein letztes Pferd….gekauft im Dezember 2014, naja: kein Probereiten, keine Ankaufsuntersuchung, keine Papiere…..aber dieser Blick über den Zaun beim ersten Besichtigungstermin…. unbeschreiblich….“nimm mich mit!“. Dem Wallach ging es bei der Vorbesitzerin gut, er hatte alles, was er brauchte dort, aber sie sagte: „Der hat dich ausgesucht…“ Ich habe ihn dann genommen, obwohl vieles unklar war, auch, warum er abgegeben wurde. Und ganz so einfach, wie es die Vorbesitzerin darstellte, war es mit ihm auch nicht….er klebte sehr an meiner Stute und geritten werden ist bis heute nicht seine Lieblingsbeschäftigung. Er hat nicht sooo viel gekostet aber für den Preis habe ich auch nicht soviel erwartet…Also, ich finde eine Entscheidung aus dem Bauch heraus nicht schlecht. Eine Bekannte von mir hat 10000 Euro für ihr Pferd bezahlt, jetzt hat es mit 11 Jahren Arthrose, trotz Röntgenklasse 1 und besten Papieren und Ausbildung und und und….Aber du hast Recht….man sollte bei den Schnäppchen schon gut hinschauen.

     

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