Hallo meine Flauschepuffel, da bin ich wieder.
Ist bei euch auch so ein Sauwetter? Es würde mich nicht überraschen, wenn es heute noch Frösche und junge Hunde regnet …
Während das Wochenende gemächlich ausklingt und mir der Dauerregen den Spaß vermasselt, überlege ich wie ich es am besten hin bekomme meine Wuschelmähne zu färben.
Denn jede Frau kennt es: Ab und an brauchen wir etwas Veränderung.
Durch das kleine Teufelchen auf der Schulter, das einen immer wieder mit dem Dreizack malträtiert und leise Worte ins Ohr raunt, schleichen sich auch Wünsche nach Veränderungen oft unbewusst ein. Neben einer anderen Haarfarbe, einer anderen Frisur für Reiterin wie Pferd, nistet sich auch gern der Traum nach einem eigenen Fohlen, bei den Stutenbesitzern, ein.
Erst leise und zart: Was wäre wenn?
Bis man sich plötzlich und natürlich völlig überraschend, auf auf Seiten mit Deckhengsten wieder findet.
Im Kopf die schillernde Traum-Seifenblase, wie schön es wäre, wenn man ein Fohlen aus der eigenen Stute hätte. Was für eine Farbe es wohl hätte? Wie groß es wohl würde und welche wunderbaren Charaktereigenschaften es wohl mitbringen würde …
Ebenso malt man sich die einzigartige und spezielle Bindung zu seinem Fohlen aus – schließlich würde man es von Anfang an begleiten. Und außerdem wäre es ja von der eigenen Stute.
Fury und Ostwind wären also ein Scheiß dagegen und könnten einpacken …
In der wunderschönen Seifenblasenwelt sieht man sich bereits mit einem Blümchenkranz im Haar, zu sanften Musikklängen, mit dem Fohlen über die Weide hüpfen.
Aber wie sieht es außerhalb der Seifenblasenwelt aus?
Ist dieser Wunsch wirklich so erstrebenswert?
Natürlich werden nun viele Leser aus tiefstem Herzen »ja« rufen, und mit Herzchen in den Augen an große Kulleraugen und tollpatschige Fohlenbeine denken.
Schauen wir uns diesen Wunsch jedoch mal genauer an:
Warum wünscht man sich ein Fohlen aus der eigenen Stute?
Dass viele Stuten gute Mütter sein können, streitet niemand ab. Ebenso das manche Stuten auch gerne Mütter sind. Aber ebenso gibt es Stuten, die sich ein Fohlen so sehr wünschen, wie wir uns Genitalherpes …
Ich kannte mal eine Zuchtstute, die gerade mal das Trinken erlaubte, den Rest durfte gnädigerweise der sehr soziale Deckhengst in der Herde erledigen.
Hat die Stute also noch nie ein Fohlen gehabt, muss man mit einberechnen, dass es der Stute vielleicht nicht gefällt. Und wenn diese mit ihrem bisherigen Leben zufrieden ist, wird sie wohl kaum nachts Bittbriefe an die Peta schreiben, weil niemand ständig an ihr rum nuckelt.
Ebenso muss man das Alter, den körperlichen Zustand, wie auch die Vererbung beachten. Kein Stutenbesitzer wird es gerne hören, aber viele Stuten eignen sich schlicht weg nicht für die Zucht.
Egal wie sehr wir die eigene Stute lieben, wie sehr wir sie und ihren Charakter schätzen – ob die Stute zur Zucht geeignet ist, sollte nicht das Herz, sondern ein geübtes Züchterauge entscheiden! Und dabei darf man die Papiere und die Abstammung nicht außer Acht lassen! Hat das Pferd beides nicht, sollte man diesen Wunsch schnellst möglich begraben!
Auch wenn nun wieder dieser gruselige Satz kommt »auf Papieren kann man nicht reiten«, möchte ich genau diesen Menschen eine Frage stellen: Wisst ihr wie wichtig diese Papiere sind? Was sie einem kompetenten Züchter verraten?
Nein?
Dann Bitte kurz aufgepasst:
Diese Papiere geben Aufschluss über die Vererbung und schließen Inzucht ebenso wie Erbkrankheiten aus. Ein geübtes Züchterauge erkennt daraus wie sich die Generationen vererben, und welche Überraschungen der Genpool noch bereithalten kann.
Denn Zucht ist keine Backmischung, zu der man die vermeintlich passende Stute und einen netten Hengst nimmt, beides zusammen würfelt und dann kommt ein netter Kuchen – Verzeihung ein Fohlen heraus. Zucht ist immer noch ein Überraschungsei. Aber mit viel Vorbereitung, einer guten Hengstwahl und einem Augenmerk auf die gesamte Abstammung hat man zumindest gute Chancen auf ein Pferd ohne körperliche oder charakterliche Defizite.
Leider oft in den Träumereien vernachlässigt: Selbst wenn die Stute alle Voraussetzungen erfüllen sollte, um den richtigen Hengst zu finden muss man oft weite Wege auf sich nehmen, oder aber den Tierarzt samt Gefriersperma in Anspruch nehmen. Dazu kommen die nicht unerheblichen Kosten für Voruntersuchungen und gegebenenfalls auch Behandlungen, falls die Stute nicht »sauber« ist. Denn auch dieses Los kann die eigene jungfräuliche Stute treffen, wenn sie mit dem Wallach auf der Weide ein Stelldichein hatte.
Und ganz ehrlich? Wir Frauen drücken uns schon wenn möglich vor jedem Termin beim Frauentüv(/-arzt). Aber unsere Stuten sollen für unseren Wunsch dann alle Behandlungen über sich ergehen lassen?
Das sollte man, im Sinne seines Pferdes, nochmal genau überdenken …
Und egal wie gut man sich vorbereitet, egal was man sich wünscht, Risiken gibt es IMMER! Die Stute kann bei einem Deckakt verletzt werden. In der Schwangerschaft können Komplikationen auftreten. Fohlen, wie auch die Mutter, können bei der Geburt sterben.
Diese Risiken muss man einplanen, und zwar auch im Hinblick auf das Wohlbefinden sein Pferd. Denn über dessen Kopf hinweg wird diese Entscheidung gefällt.
Sind die Würfel gefallen und die Kackbratze einmal da, wartet direkt die nächste Hürde, die im Vorfeld außer Acht gelassen wird: Die passende Gesellschaft muss her.
Im besten Fall steht die Mutter dann in einer Mutterstutenherde mit vielen Fohlen die zusammen spielen, toben, raufen, und das Sozialverhalten erlernen.
Steht die Stute in einem Pensionsstall, ist das oftmals nicht möglich. Bis der Zwerg dann abgesetzt wird, muss er sich meist mit einem, oder gar keinem Fohlen begnügen.
Sieht so eine verantwortungsvolle Pferdehaltung aus? Sicher nicht …
Wenn es denn unbedingt ein Fohlen sein soll, was spricht dagegen, eines zu kaufen?
Von einem Züchter, der einem die Eltern, Geschwister und Grosseltern vorstellt?
Ein Fohlen, dessen Charakter man in der Herde beobachten kann? Wie es spielt? Wie es auf den Menschen reagiert? Dessen Bewegungen man nicht nur selber, sondern auch vom Zuchtverband beurteilen lässt?
Ich weiß ein gekauftes Fohlen ist nicht das Gleiche wie das der eigenen Stute. Aber hier sollte man die Kosten und Risiken nicht außer Acht lassen. Und vor allem nicht die Verantwortung gegenüber diesem Pferd. Eine artgerechte Kindheit hat Einfluss auf das gesamte spätere Pferdeleben, vergesst das bitte nicht.
Auch wenn ich jetzt einige Seifenblasen zerplatzen lassen:
Aber das Fohlen wird nie das Ebenbild des geliebten Pferdes werden und die Realität bietet immer mehr Stolpersteine, als die »Seifenblasenwelt«. Man riskiert viel für ein Überraschungsei, dessen späteres Leben man in Händen hält. Ist man kein geübter Züchter, kann dies schon einen sehr schlechten Start und Beeinträchtigungen bedeuten.
Daher kann ich nur raten, diese Entscheidung nur mit erfahrener Hilfe zu fällen. Und nicht auf die süßen Versprechungen des Teufelchens auf der Schulter zu hören.
Flauschige Grüße
Celeste