Der Offenstall-Guru

Hallo meine Flauschehasen,
da bin ich wieder. Ich hoffe, ihr alle kommt gut durch dieses stürmische und nasse Wetter. Und euch und euren 4 Hufern- / Pfotenhelden geht es gut? So langsam aber sicher bin ich genervt von diesem Wetter, ja ich gebe es ehrlich zu. Wo sind die Winter hin mit Wochenlangen knackigen Frost aber strahlend blauen Himmel? Oder Wochen voller Schnee in denen die Pferde im Schnee toben konnten? Ich sehe nur noch Regen, Regen und noch mehr Regen, und langsam entwickeln sich meine Pferde zu Seepferdchen. Wenn auch gut gelaunten Seepferdchen.
Unterhalte ich mich dann mit den verschiedenen Personen, heißt es:  Du bist ja selber schuld, du bist ja so ein Offenstall Verfechter.
Äh ja, Offenstall Verfechter, wie darf ich mir das vorstellen?
Sitze ich vor dem Stall bewaffnet mit dem Lichtschwert und jage meine Pferde raus?  Frei dem Motto: Los ihr Luder ihr, müsst an die frische Luft?
Oder hüpfe ich mit Blümchenkranz im Haar, Mate Tee trinkend um einen Steinkreis und bete den heiligen Offenstall an?
Gehe ich sektenartig von Boxenstall zu Boxenstall und verteile selbst gedruckte Magazine, in denen mein Offenstallkonzept angepriesen wird?
Nein, eher nicht.

Dennoch stehe ich zu meiner Meinung, dass eine Offenstallhaltung das für mich sinnvollste Konzept der Pferdehaltung ist. Aber nur weil das meine Meinung ist, muss ich nicht jede Boxenhaltung gleich verteufeln.
Denn lese ich durch die verschiedenen Internetgruppen, fällt mir immer wieder auf, wie streng, teilweise guruartig so manche Offenstaller ihr Konzept verteidigen. Oft werden Worte wie Knast, Tierquälerei und Boxenhaft in jede vernünftige Diskussion geworfen.
Und dabei ist es völlig egal, ob es sich um ein vernünftiges Boxenstall-Konzept mit sehr viel Auslauf handelt, oder nicht. Es wird verallgemeinert. Es werden die Knastargumente in den Raum geworfen. Und es wird groß verteufelt, das man sein Pferd nie, nie, und niemals nicht, und schon überhaupt niemals – und hatte ich das NIE schon erwähnt – in einen Boxenstall stellen würde. Oder das man sich niemals ein Pferd kaufen würde, wenn dieses nicht in den Offenstall könne.
Ähm, ja gut das wir darüber gesprochen haben.
Ich frage mich ja immer, wie diese Personen für die Zukunft planen.
Haben sie eine Glaskugel? Wenn ja bitte einmal die Lottozahlen zu mir!

Natürlich plant man die zukünftige Haltung seines Pferdes. Man überlegt, welche Haltungsform man am liebsten auswählen möchte, und besucht dann alle in Frage kommenden Ställe. Hat man den perfekten Stall gefunden, zieht das Pferd ein und man ist glücklich.
In vielen Fällen erlebt man dieses Glück über viele Jahre. Mit sehr viel Glück dann ein Pferdeleben lang. Allerdings können sich die Lebensumstände rund um Pferd und Reiter in der Zeit eines langen Pferdelebens, doch sehr schnell ändern.

So kann:

  • Der Stallbesitzer wechseln und somit Preise, Haltungsbedingungen und Qualität
  • Der Stallbesitzer geht in Rente oder wird krank, und niemand kann den Hof weiter führen
  • Der Stall muss anderen Baumaßnahmen weichen
  • Im Stall stellt sich für Reiter und Pferd, bedingt durch Menschen oder Pferde, ein unzumutbares Klima ein
  • Ein Familienmitglied wird krank oder pflegebedürftig und man benötigt einen anderen Stall mit Vollpension
  • Ein Umzug steht berufsbedingt an und das Pferd soll natürlich mit
  • Und dann steht man da und muss den Traumstall wechseln. Und da man ja auch einen gewissen Umkreis hat, der für einen fahrtmäßig erreichbar ist, muss man wieder neu abwägen, welche Ställe in die engere Auswahl kommen können. Ist dann kein geeigneter Offenstall dabei wird man sich dann auf das nächst Beste besinnen. Mitunter ist das dann ein Boxenstall, der viel Auslauf anbietet.

Vielleicht hat man am Anfang Gewissensbisse, aber jeder Pferdehalter muss doch nach den Möglichkeiten entscheiden die das Leben ihm anbietet. Nur weil wir uns an jeder Ecke einen schönen und zahlbaren Offenstall wünschen, ist dem noch lange nicht gegeben. Und man sollte nie vergessen, jedes Pferd ist für den Offenstall geeignet, aber die wenigsten Offenställe für jedes Pferd. Diese wenigen Ställe haben oft lange Wartelisten und sind schwierig zu finden. Und wenn man nicht das Glück hat, einen solchen Stall in seiner Nähe zu haben, ist nichts Verwerfliches daran das nächstbeste zu nehmen.

Wir sollten froh und glücklich sein, wenn wir einen Offenstallplatz ergattern konnten, der unseren Pferden gerecht wird. Wir sollten aber nicht die Nase hoch tragen und uns etwas auf unser Glück einbilden. Denn es ist pures Glück, wenn wir die Möglichkeit haben einen eigenen Offenstall zu führen, oder einen geeigneten Platz zu ergattern. Es ist kein Grund die Nase über Boxenhaltung mit Auslauf zu rümpfen und im Guruton den Offenstall als das einzig Wahre an zu preisen. Viele Boxenpferdbesitzer sind sehr bemüht, um ihren Pferden ein möglichst artgerechtes Leben mit viel Auslauf zu bieten. Auch wenn das nicht so optimal wie ein Offenstall ist, so ist es doch oft nahe dran.

Flauschige Grüße
Celeste

210216

 

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