Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Ich hoffe, ihr habt den ersten Schnee wie auch den Eisregen gut überstanden?
Auch bei mir war es eisig kalt und der Winter hat sich doch noch einmal deutlich gezeigt. Und schon ploppten in den verschiedensten Gruppen die Fragen auf, wie man seine Pferde im Offenstall denn am besten vor Eis und Schnee, aber auch Blitzeis, schützen könnte. Denn auch wenn sich eine Herde noch so gut versteht, es gibt Zeiten, da ist sich auch jedes Pferd selber das Nächste. Und während Puschelwuschel draußen im Eisregen warten muss, strecken ihm seine Pferdefreunde den Fuckhuf entgegen, frei dem Motto: »Du kommst hier net rein!«
Denn auch Pferde gehen sich einmal auf den Senkel, egal wie gut sie sich sonst verstehen mögen. Und passiert dies ausgerechnet in Dauer- oder Eisregen, dann ist der Tierarzt bald Dauergast.
Nun, ich bevorzuge in solchen Fällen das »Einzel-Offenstall-Prinzip«.
Dazu muss man erst einmal trennen, was einen Offenstall wirklich ausmacht.
- Es gibt Boxen mit Auslauf:
Hier übernimmt der Mensch die Entscheidung, wann das Pferd gefüttert wird und wann es seinen Auslauf (Großpaddock / Weide) besuchen darf. Ebenso die Dauer. - Laufställe:
Große Hallen in denen mehrere Pferde zusammenstehen, fressen und schlafen. Wann der Auslauf geöffnet wird entscheidet wieder der Mensch, nicht das Pferd. - Boxen mit anschließendem Paddock:
Hier hat das Pferd einen Miniauslauf, den es selbstständig aufsuchen kann. Dieser reicht seltenst für ein paar Trabschritte oder Hüpfer, aber wenigstens genießt das Pferd frische Luft und die Aussicht. - Oder aber der von vielen favorisierte Offenstall:
Den Pferden steht ein Stallgebäude je nach Herdengröße zur Verfügung. Die Pferde entscheiden selbst, wann sie auf ihren Auslauf möchten oder wieder rein.
Sie suchen eigenständig die Raufutterstellen auf.
Durch die Größe des angebotenen Auslaufs haben die Pferde Tag und Nacht die Möglichkeit zur Bewegung. Innerhalb der Herde pflegen sie ausgeprägtes Sozialleben.
Der große Unterschied zu einer Boxenhaltung ist also, dass die Pferde eigenständig entscheiden dürfen, ob und wann sie raus in den Auslauf wollen. Und nicht wie sonst der Mensch. Also eigentlich etwas das man seinen Pferden gerne anbieten würde. Oft wechseln viele Besitzer mit ihren Pferden in die Offenstallhaltung, um ihren Pferden diesen Freiraum bieten zu können. Und wechseln dann überraschend schnell wieder zurück. Denn auch wenn fast jedes Pferd für den Offenstall geeignet ist, so ist nicht jeder Offenstall für jedes Pferd geeignet.
Oft scheitern Offenstall Versuche an folgenden Dingen:
- Die Herde ist nicht harmonisch
- Der Offenstall ist zu klein für die Herde
- Die Pferde haben keine passende / nicht ausreichende Liegefläche
- Es gibt nicht genug Futterstellen
- Die Fütterung kann nicht an spezielle Bedürfnisse angepasst werden (mehr / weniger Futter)
- Es gibt zu wenig Ein-/Ausgänge, was zu Rangeleien führt
usw.
Gründe warum es nicht klappen kann, gibt es also viele. Und bevor das eigene Pferd im Regen stehen bleibt, wechselt man also lieber zurück. Gerade alte und kranke Pferde, aber auch Pferde mit speziellen Futterbedürfnissen kommen in einer bunt gemischten Offenstallherde oftmals nicht zurecht.
Die Lösung kann dann ein Einzel-Offenstall-System sein.
Dieses lässt sich aber nur umsetzen, wenn man selber am Stall bauen und verändern darf. Und ebenso reichlich, also wirklich reichlich Auslauffläche zur Verfügung steht.
Das Prinzip sieht so aus, das man ein Stallgebäude hat, das man in verschiedene Offenboxen aufteilt. Das heißt, pro Pferd einen großzügigen Boxen-Bereich mit eigenem Ausgang. Dieser Ausgang führt dann zu einem eigenen GROSSEN Paddock/Weidestück. Jeder dieser Ausläufe ist mit einem eigenen Bereich für Wasser, Kraftfutter und Raufutter bestückt. Innerhalb des Stallgebäudes werden die Einzeloffenboxen mit flexiblen Elementen voneinander getrennt.
Dazu kann man selbst gebaute Tore nehmen, Klappriegel, oder aber Holzbalken, die mit Karabinern in Ösen einfach eingehangen werden. Außerhalb gibt es auf den Paddocks und Weiden Verbindungstore, welche die einzelnen Weiden / Paddocks voneinander trennen – oder eben miteinander verbinden können.
So kann man komplett variieren, ob man das gesamte Stallgebäude und alle Ausläufe zur Verfügung stellt. Ebenso möglich sind 2er-Gruppen oder eben Einzel-Offenställe.
Und das hat dann folgende Vorteile:
- Man kann nach Bedarf trennen oder eben nicht.
- Man kann kranke Tiere separieren
- Man kann zu Futterzeiten die Pferde trennen
- Man kann bei Glatt- / Blitzeis die Pferde trennen
Denn gerade im Winter kann die eine oder andere Pferdefreundschaft schnell kippen, und die Pferde möppeln sich gegenseitig an. Und bevor es da zu Streit kommt und Puschel zu Hasenpubs sagt: »Deine Nüstern passen mir nicht, also vertrab dich«, kann jeder seinen eigenen Bereich nutzen.
So kann man den Pferden bei schönem Wetter die gesamte Fläche zur Verfügung stellen, oder aber bei Dauerregen und Sturm die Bande trennen. Damit ist man auf der sicheren Seite, das alle in Ruhe ihr Futter bekommen, und jederzeit einen trockenen Schlafbereich aufsuchen können. Und Mähnenkraulen, angiften und Popokraulen geht auch wunderbar über niedrige Zäune und Trennbalken hinweg.
Das so etwas leider nicht mit großen Herden geht, ist verständlich. Denn es müssen ja entsprechende Ein-/Ausgänge samt entsprechenden Ausläufen und Futterstellen geschaffen werden. Für Herden von 2-6 Pferden/Ponys ist es aber eine umsetzbare Lösung.
Wichtig ist allerdings das man die Ein-/Ausgänge windsicher gestaltet. Denn je mehr Durchgänge der Stall bietet, desto mehr Wind kann auch hinein.
Sinnvoll sind daher PVC-Streifen Vorhänge, die man an den Türen anbringt:
Diese gibt es als Streifen auf der Rolle welche man dann überlappend an den einzelnen Türen anbringen kann.
Möchte man eine andere Möglichkeit des Windschutzes, kann man mit Naturhecken oder Windschutznetzen arbeiten, welche man in einem Abstand vor den Eingängen aufbaut.
Diese brechen dann einen Großteil des Windes, bevor er in den Stall fegt.
Ich selber nutze das Einzel-Offenstall-Prinzip sehr gerne und möchte es nicht mehr missen. Auch wenn die Bande in 2er-Gruppen am Stall zusammensteht, bin ich doch froh nach Bedarf trennen zu können. Denn auch wenn Dumm und Dümmer sich wirklich lieben, manchmal vergessen sie es doch, und Dumm vergisst Dümmer dann mal gerne draußen im Regen. Und Mampflinger und Herr Pony lieben sich auch, dennoch geht ihm der Mampflinger doch auch mal auf den Zeiger. Und dann ist er über seinen eigenen Bereich sehr froh.
Vielleicht werden nun einige Offenstall Fanatiker den Kopf schütteln und behaupten das es keine echte Offenstallhaltung sein kann, wenn man zeitweise trennt.
Doch hier verweise ich noch mal auf die Frage: Was ist ein Offenstall?
Denn die Antwort lautet, wenn das Pferd selbstständig die Entscheidung treffen darf, ob es innerhalb des Stalles, oder draußen auf seinem Auslauf sein möchte. Also wenn nicht der Mensch, sondern das Pferd eigenständig entscheiden darf. Und das ist mit dem Einzeloffenstall absolut gegeben.
Von daher ist das Einzel-Offenstall-Prinzip aufwändig, denn es braucht viel Platz und eine gute Planung. Aber die Möglichkeit der Trennung ist unbezahlbar.
Es sorgt für ruhige Nächte und weniger Sorgen bei ungemütlichen Wetterphasen.
Und beobachtet man seine Pferde, sieht man das sie trotz Separierung ihre Ausläufe, ebenso wie die Sozialkontakte über die Trennbalken hinweg ausgiebig nutzen. Wer also sein eigener Herr ist und Umbaukapazitäten hat, sollte diese Möglichkeit überdenken.
Und wer noch einen Stallbau plant und die Voraussetzungen vor Ort hat, sollte wirklich nicht darauf verzichten. Sicher es sind ein paar variable Trennbalken im Stall und einige Trennzäune und Tore mehr. Und ja, es gibt pro Fellnase eine Raufe und Wasserstelle.
Aber es lohnt sich. Denn es ist immer schön zu wissen, das man es nicht nutzen muss und alle zusammen laufen können. Aber das man es bei Bedarf eben nutzen kann.
Und dieses Gefühl ist für den Selbstversorger, der sich um alle Bedürfnisse seiner Pferde kümmert, unbezahlbar.
Flauschige Grüße
Celeste
In genauso einen Stall habe ich mein Pferd gestellt. Er hat eine riesengroße Box (ca. 4×8 m) mit einem Auslauf (ca. 8×25 m)auf dem er sogar schon rumgaloppiert ist. In der Box sind Fressgitter die in die Stallgasse zeigen wo es für mein Pferd Heu ad libito gibt.
Konzipiert sind diese „Abteile“ (wie sie bei uns genannt werden) für 2 Großpferde oder bis zu 4 Ponys. Die Gitter auf dem Paddock sind halb hoch, so dass er wunderbar die Stute nebenan abschlabbern kann, oder auf der anderen Seite mit dem Wallach spielen.
Momentan steht er leider noch alleine, da sein Lieblingskumpelhafi leider auf Diät steht (Rehekanditdat) und meiner ganz locker die Futtermenge von zwei tragenden Stuten vertilgt. Aber evtl kommt ja irgendwann noch das passende Pferd dazu…
Lg Myrii
Danke für diesen tollen Artikel. Er spricht mir aus der Seele. Ich habe zwei Vollblüter, der eine würde gerne drin stehen nachts, der andere ist aber der Chef und bestimmt den Standort…meistens draußen . Also, nachts doch getrennte Bereiche! Damit jeder wählen kann☺!