Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Ich hoffe, ihr seid gut in den Frühling gestartet und genießt zusammen mit euren Lieben das schöne Wetter? Momentan entflauschen meine Pferde mächtig, und jeden Tag habe ich nach dem Putzen das dumpfe Gefühl eher einem Wookie, als einem Menschen zu ähneln. Ich bin überall mit Haaren bedeckt, ich spucke und spotze, weil ich welche verschlucke, aber die Pferde genießen diese Streicheleinheit sichtlich. Allerdings dauert es meist nur 10 Minuten, bis sie danach wieder im Dreck liegen. Ich ertappe mich dann schon dabei, wie ich leise vor mich hin fluche, und ihnen Kosenamen wie Dreckspatz, Kackbratze und Erdferkel gebe.
Zum Glück muss ich derzeit jedoch nicht alleine Wookie spielen, denn auch meine beste Freundin darf meine Pferde entflauschen. Und geteiltes Leid ist ja schließlich nur halbes Leid. In solchen Momenten bin ich froh, dass meine Pferde so umgänglich und gut erzogen sind, dass jeder mit ihnen zurechtkommt. Denn das ist nicht überall so, womit wir dann auch gleich beim Thema der Woche wären.
Immer wieder liest man in den Gruppen und Foren von ein Mann- / Frau-Pferden.
Pferden, die sich nicht von Freunden und Verwandten versorgen oder putzen lassen würden. Jene, bei denen der alltägliche Umgang und die Versorgung nur und ausschließlich von der Pferdemutti übernommen werden kann.
Denn versucht das eine andere Person, dann wird das Purzelchen ungemütlich, und / oder erstarrt vor Angst und Panik.
Wahlweise packt das Mausezähnchen auch gerne Zähne und Hufe aus, vorzugsweise natürlich in den Menschen, der eigentlich nur die Versorgung übernehmen sollte.
Doch wie kann das sein? Woher kommt das ein Mann- / Frau-Pferd?
Kandidat 1 hat wirklich schlechte Erfahrungen gemacht.
Damit meine ich jetzt nicht das es mal eine Gerte um die Ohren bekommen hat, oder die falsche Leckerli-Sorte gefüttert wurde. Auch nicht eines, das Mal einen richtigen Anschiss bekommen hat. Nein, ich meine jene Pferde, die wirklich einen an der Klatsche haben, bedingt durch falsche Ausbildung oder Umgang des Menschen.
Jene, die überfordert wurden, oder wirklich mehrfach vermöbelt und das ohne für das Pferd erkennbaren Grund.
Kommen solche Pferde wieder an einen ruhigen konsequenten Trainer, der eine Vertrauensbasis schafft, dann kann es gut sein das diese Pferde erst einmal Schutz und Halt bei jenem Trainer suchen. Aber ein guter Trainer wird dieses Pferd auch wieder langsam an fremde Menschen heranführen. Er wird dafür Sorge tragen, dass sein Zögling auch wieder Vertrauen in anderen Menschen findet. Denn ein guter Trainer braucht kein ein Mann-/ Frau-Pferd um sein Ego zu beweihräuchern.
Kandidat 2 ist eigentlich nur eine verzogene kleine Kackbratze.
Ein Pferd, das gemerkt hat, das es seinen Besitzer besser erzieht als umgekehrt.
Und während sich der Besitzer im vermeintlichen Ruhm sonnt, dass sein Pferd ihn, ja nur ihn so abgöttisch liebt und nur ihm vertraut und diese Seelenverbindung niemals zerstört werden kann, reibt sich das Pferd dabei lachend die Hufe über die Dummheit des Besitzers. Denn Schnurzelchen hat schnell gemerkt, dass die Leckerlis nur so fliegen, wenn man sich ein wenig pissig anstellt, bis dann die säuselnde, beruhigende Stimme des Besitzers ihn mit Leckerlis über den vermeintlichen Gruselmoment hinweg trösten.
Und wenn Schnurzelchen beim Schmied die Hufe weg zieht, oder beim Tierarzt die Hufe fliegen lässt, dann glaubt die Pferdemutti ernsthaft, das Schnurzelchen das nur macht, weil sie ja nicht den Huf hält. Statt zu begreifen, dass ihr Schnurzelchen schlicht weg schlecht erzogen ist.
Denn das will man sich ja nicht eingestehen. Glaubt die Pferdemutti ja das ihre ganze Mühe und Arbeit Früchte tragen muss.
Statt mit Konsequenz und Erziehung für ein vernünftiges Benehmen zu sorgen, wird jedes Fehlverhalten weg gestreichelt und getröstet. Fest im Glauben, das die arme Pferdeseele ja so viel Leid ertragen musste.
Und so erklärt man das Pferd dann lieber zum ein Mann- / Frau-Pferd, denn Schnurzelchen will ja auch wirklich lieber bei seiner Pferdemutti bleiben.
Schnurzel ist ja nicht blöd. Warum sollte er sich Konsequenz und Erziehung antun, wenn die Pferdemutti ihm das Ärschlein pudert.
Von daher ist das hier ein selbst gemachtes ein Mann- / Frau-Pferd, das absolut nicht nötig wäre …
Kandidat 3 ist eigentlich kein ein Mann-/ Frau-Pferd.
Allerdings wacht die Pferdemutti eifersüchtig über ihren Schaaaaatz das man fast schon Gollum ähnliche Züge erkennen kann. Da darf nur sie dem Purzelchen die Futterschüssel reichen. Nur sie Purzelchen von der Weide holen, die Box betreten usw.
Denn niemand kann das so gut wie die Pferdemutti selber. Und bei Anderen würde das Purzelchen sich ganz gewiss nicht so gut anstellen. Es würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Ausrasten und weglaufen, wenn Mutti das nicht selber machen würde! In tiefe Trauer verfallen, die schwarze Emo-Kollektion der Pferdedecken auflegen, und mit dem Hufkratzer Muster ins Fell ritzen. Denn niemand, wirklich niemand kann so gut mit Purzelchen umgehen wie die Pferdemutti selber.
Und Purzelchen will das ja auch! Ganz sicher! Zumindest glaubt die Pferdemutti fest an ihr ein Mann- / Frau-Seelenpferd. Dabei könnte eigentlich jeder Purzelchen versorgen und reiten, aber das wäre zu viel für das Herz der Pferdemutti. Also glaubt sie weiter an ihren Traum vom ein Mann- / Frau-Pferd. Außerdem ist es die perfekte Entschuldigung um ihre Eifersucht zu verschleiern.
Wo käme man denn hin, wenn raus käme das Purzelchen sich nicht nur gut reiten und versorgen lässt, sondern eine andere Pferdemutti genauso akzeptiert?
Oder oh Gott, wenn er sie vielleicht sogar lieber mag als die eigene Mutti?
Egal welcher Kandidat, kein ein Mann- / Frau-Pferd sollte ein solches bleiben. Solche Pferde sind keine Seelenpartner, sie sind nicht cool oder etwas Besonderes, sondern sie sind schlicht weg falsch bzw. unerzogen oder fallen der persönlichen Eitelkeit zum Opfer!
Man muss sich zum Wohl aller bewusst sein, das man nicht 24 / 7 ein Pferdeleben lang verfügbar ist. Ein Pferdebesitzer wird auch einmal krank, manchmal auch für längere Zeit. Ebenso können auch Urlaub, Arbeit oder Familie dafür sorgen, dass man nicht 24 / 7 bei Purzelchen Huf halten kann.
Davon abgesehen sind solche Pferde auch eine Qual für Stallbesitzer, Hufschmiede und Tierärzte. Oder all die anderen Personen, die mit so einem Pferd manchmal zwangsweise umgehen müssen.
Von daher seid nicht stolz auf ein Mann- / Frau-Pferde, sondern sucht nach einer Lösung. Den ängstlichen Pferden, macht die fremden Menschen mit Zeit, Ruhe und Geduld, schmackhaft. (Nein, aufgeben ist nicht, sowas kostet nun mal Zeit und Nerven)
Die unerzogenen oder selbst gemachten ein Mann- / Frau-Pferde erzieht einfach mit Ruhe und Konsequenz. Und wenn ihr das selber nicht auf die Kette bekommt, dann sucht euch einen ordentlichen Trainer.
Und die Pferdemuttis mit den ein Mann- / Frau-Pferden, die eigentlich gar keine sind, denen rate ich zu etwas weniger Eifersucht. Ihr müsst eure Pferde nicht wie einen Schatz hüten. Es wird euch nicht weniger gern haben nur weil Andere es versorgen oder reiten. Und selbst wenn euer Pferd einem anderen Menschen Zuneigung schenkt, dann seid stolz darauf. Denn euer Pferd hat dann erkannt, das ihr von guten und netten Menschen umgeben seid.
Vielleicht zeigt es dir ja nur, dass dort auch ein neuer Freund auf dich warten könnte. 😉
Flauschige Grüße
Celeste
Auf den Punkt genau getroffen 🙂