Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder und ich wünsche euch sowie euren Vierbeinern einen wundervollen zweiten Advent. Nun geht es so langsam in riesigen Schritten auf Weihnachten zu und ich darf Stolz verkünden, dass nicht nur alle Weihnachtsgeschenke besorgt sind, sondern auch die zweite Ladung Weihnachtsplätzchen gebacken wurden. So habe ich also etwas Luft um mehr Zeit im Stall zu verbringen, bei diesem wunderschönen frostig-sonnigen Wetter.
Und genau dieses Wetter lockt wie immer eine Menge Spaziergänger an. Leute die ihre Hunde ausführen. Touristen welche in den nahe gelegenen Pensionen wohnen. Und natürlich die Stammspaziergänger, welche meinen Stall mittlerweile als tägliches Ausflugsziel auserkoren haben.
Ja, ihr habt richtig gelesen: Diese meist älteren Personen besuchen wirklich täglich meinen kleinen doch recht abgelegenen Offenstall.
Das war zu Anfang schon etwas gewöhnungsbedürftig, schließlich ist mein Stall weder ein Streichelzoo noch ein Freizeitpark. Und mit den geleckten Anlagen der meisten Reitställe kann ich mit meinen panierten Offenstallschnitzeln nun auch nicht mithalten. Mich wunderten diese täglichen Besuche, die schon fast ritualisiert werden, also sehr.
Dazu kam natürlich noch die Sorge, dass die Pferde trotz Verbotsschilder gefüttert werden. Also suchte ich zügig das Gespräch mit den verschiedenen Personen.
Schnell stellte sich heraus, warum meine Zaungäste solchen Spaß an den Besuchen haben. Nicht zuletzt ist das wohl meinem kleinen Haflingermädchen geschuldet, das sich am Zaun allen Besuchern anbiedert wie eine Bordsteinschwalbe bei einer gerade eingelaufenen Schiffscrew.
Und so lässt sie sich tätscheln und kraulen und lauscht den Geschichten der Omis, wenn sie von den alten Arbeitspferden aus ihrer Kindheit erzählen.
Während meine anderen 3 die Besucher nicht mal mit dem Hintern anschauen, ist mein Panzerlein zu jedem Besucher freundlich. Nicht selten erzählen mir dann meine Gäste wie zutraulich das Panzerlein ist und auch, dass dieses Pferd sie ja so lieb gewonnen haben muss, da es ja immer zu ihnen kommt.
Gut, in diesem Moment möchte ich sie dann nicht uncharmant auf den Boden der Tatsachen zurück holen und erklären das dieses Pferd zu jedem geht – quasi ein Pferdeflittchen eben. Also belasse ich sie im Glauben ihrer besonderen Beziehung und lächele.
Das Gute an den dauernden Besuchen ist, dass meine Gäste sehen, wie viel Arbeit die tägliche Versorgung macht. Wie lange ich Heunetze stopfe, während ich mich mit ihnen unterhalte. Und wie ich säckeweise Einstreu in den Stall bringe, den Auslauf harke oder kanisterweise Wasser schleppe.
Auch die Mengen an Rundballen Heu, wie deren zügiger Schwund, wird beobachtet und kommentiert.
Oft kommen dann Aussagen und Fragen:
- Das man nicht gedacht hätten das es so viel Arbeit sei.
- Warum ich mir freiwillig so viel Arbeit aufbürde.
- Warum ich sie nicht lieber in einen Reitstall stelle, mit Boxen und fließend Wasser. Da hätten die Pferde es ja gleich so schön warm.
Und das ist dann der Moment, wenn ich auf meine Pferde-Bande zeige und erkläre, dass …
- die Pferde hier einen sehr großzügigen Offenstall haben, mit größeren Innenbereichen pro Pferd, als die normalen Boxengrößen in den Reitställen.
- die Pferde hier selber entscheiden dürfen, ob sie rein oder raus möchten und dieses Angebot auch gerne nutzen.
- ich draußen und drinnen Futter anbiete, damit sie ihre freie Wahl auch genießen können.
- sie hier riesige Winterweiden haben zum Laufen, Toben, Spielen, Wälzen, rum Hüpfen oder Wildschweine Schubsen.
- sie keine Decken oder gar einen warmen Stall brauchen, sondern flauschig warmes Winterfell tragen.
usw.
Und wenn sie dann in das warme flauschige Fell des Panzerleins fassen, merken sie, dass die Pferde wirklich nicht frieren. Ein Blick in den Stall zeigt, das lauschig eingestreute Bettchen. Der prüfende Blick auf die Pferdefigur Marke: ›Pummelfee‹, lässt mehr als nur erahnen das die Pferde ausreichend gefüttert werden.
Hüpft das Panzerlein dann auch noch sorglos über die Weide, erkennen auch meine Besucher, dass ein Offenstall eine gute Sache ist.
Natürlich muss man zu Anfang viel erklären, das ist aber auch kein Wunder. In den Köpfen der meisten Pferde unkundigen Personen gehört ein Pferd in eine Box. Dort ist es ihrem Glauben nach warm, geschützt vor Wind und Wetter und auch seine Versorgung ist einfacher. Hört man den Gesprächen der Besucher zu, dann kennen viele diese Haltung noch von den Arbeitspferden von früher. Die mussten tagsüber auf den Feldern schuften und abends ging es in die Box mit Decke und Kraftfutter. Viele haben auch die Bilder der meisten Großreitställe vor Augen, jene mit vielen Boxen. Und Pferde unkundige Personen glauben teilweise, dass die Pferde nur allein der Nahrungsaufnahme wegen auf die Weide kommen. Nicht wegen der nötigen Bewegung und der sozialen Interaktion.
Hier muss man wirklich erklären und aufklären, das ein Pferd ein Bewegungs- und Herdentier ist. Zeigt man dann auf seine Bande die gerade zusammen spielt, sich hemmungslos wälzt oder Mähnenkraulen betreibt, dann ist das auch für die Besucher schnell einleuchtend.
So habe ich viel zu erklären und oft stehlen mir diese Gespräche die Zeit. Aber sie bringen auch viel Gutes:
- Die Besucher wissen, dass sie nicht füttern dürfen und warum.
- Sie wissen, warum die Pferde auch im Winter problemlos im Offenstall leben.
- Sie tratschen diese Dinge weiter. An jeden, der es hören oder nicht hören will …
- Sie achten darauf, dass niemand Fremdes füttert.
- Sie spielen für Fremde den Erklärbär mit ihren neugewonnenen Informationen.
- Sie haben immer ein Auge auf die Pferde, auch wenn ich nicht da bin.
- Das Panzerlein freut sich über jede Aufmerksamkeit und die Besucher freuen sich über das freundliche Pferd.
Und gerade deswegen habe ich nun extra Stühle vor dem Zaun aufgestellt. Da kann jeder rasten, wenn er mag. Sitzen und plauschen und die Pferde beobachten, wie er will.
Ebenso achte ich immer darauf das Futter und Wasser im Stall, wie auch draußen gut sichtbar aufgestellt ist. Damit niemals derlei Fragen aufkommen, wenn ich nicht da bin.
Dazu wird der Stall immer wieder neu dekoriert, zu Weihnachten, Ostern, Frühling usw. Meine Besucher lieben dies und fragen immer wieder danach.
Natürlich könnte man auch sagen das einem die Besucher den Buckel runter rutschen können. Das die ganzen Gespräche und Erklärungen die Mühe nicht wert seien.
Aber ich bin ehrlich, ich versuche meinem Umfeld freundlich zu begegnen. Ich mag es wenn sich die Menschen an Stall und Pferden erfreuen. Aber viel wichtiger ist mir auch, das dem Thema Offenstall auch von pferdeunkundigen Personen aufgeschlossener begegnet wird. Dass es so zu mehr Einsicht und Verständnis gegenüber dieser Haltung kommt. Daher versuche ich meinen kleinen Anteil als Erklärbär zu leisten und sehe mich bestätigt, wenn die vorher unerfahrenen Personen nun Fremde voller Stolz aufklären.
In diesem Sinne kann ich nur raten, eure Zaungäste zu ›erziehen‹. Man kann sicher nicht alle aufklären oder bekehren, aber man kann es ja versuchen. Und wenn ich sehe mit welcher Freude meine Besucher strahlen sobald sie meinen Stall sehen, dann haben doch alle gewonnen.
Flauschige Grüße
Celeste
Das ist ein wirklichschöner Artikel und ich glaube du hast auch einfach Glück mit deinen Besuchern.
Unsere Weiden sind um meinen Wohnort verteilt. Mich kennt jeder hier und es gibt auch viele Spaziergänger. Viele sind auch wirklich nett und freuen sich über unsere Ponys (besondere Aufmerksamkeit liegt immer auf Handpferden und den Hufschuhen :D).
Leider wird auch immer viel gelästert, es gibt viele Pferdeleute im Ort und die machen, i.d.R. alle nicht ihre Hinterlassenschaften im Ort weg, ich dagegen mache die Äpfel immer weg. Trotzdem bekommt man dann den Unmut der Leute ab…
Das schlimmste ist momentan eine Frau aus dem Ort, die ebenfalls 2 Pferde auf der Nachbarweide zu meinen Ponys ab. Sie und ihre Familie ist im Ort aufgrund deren Art und Unfreundlichkeit nicht wirklich beliebt. Mit jedem zweiten haben sie Ärger.
Wir begegneten uns bisher neutral grüßend, meist 2 mal täglich an den Weiden. Ende des Sommers kam sie zunächst freundlich wirkend auf mich zu, dass ihr aufgefallen wäre, dass die Pferde regelmäßig kein Wasser haben und wenn sich das nicht ändern würde würde sie das Veterinäramt anrufen. Ich erklärte ihr freundlich, dass ich ihre Wahrnehmung falsch wäre, weil mindestens 4 mal täglich die Pferde (min. 2 x ich, mein Vater, meine Schwester, meine RB und zwei EInsteller) von unterschiedlichen Personen kontrolliert werden (Sie sieht uns ja auch immer), sie eine große Badewanne haben, die immer gefüllt ist, bzw. durch einen Schwimmer gefüllt wird. Dann wurde sie frech und beschimpfte mich, dass ich mich ja ein Scheiß um meine Tiere kümmern würde und uneinsichtig wäre. Ich lies sie koppelschüttelnd stehen. In den nächsten Wochen wurde ich mehrfach von Leuten aus dem Ort angesprochen, dass sie erzählt ich würde meine Pferde vernachlässigen (Die Leute kennen mich ja wie gesagt gut und wissen wie sehr ich meine Tiere liebe und wie viel Zeit ich bei Ihnen verbringe). Dann fing sie an Einsteller von uns zu bequatschen, ob sie wüssten wenn sie selbst nicht da wären, dass sich keiner um die Pferde kümnmert. Zu guter letzt hat sie gestern meine RB (13 Jahre) zugequascht, dass sich ja keiner kümmern würde und ob ihre Eltern wüsste mit welchen Leuten sie sich abgeben würde usw. Ich verstehe nicht was man davon hat? Woher kommen solche Wahrnehmungen? Das Wasser ist gut sichtbar am Zaun und wird über einen Anhänger mit IBC Container gespeist. Dieser wird im Sommer täglich neu gefüllt, im Winter reicht er 2 Tage (1000 Liter für 9 Isländer!). Reden und erklären nutzt nicht. Das macht mich sehr traurig und es frustriert einen auch. Durch diverse andere Erfahrungen blicke ich jedem Spaziergänger oder Beobachter mit Misstrauen entgegen, ich erwarte keinen Freundlichkeiten sondern Gemecker. Das finde ich selbst schon sehr schade.