3 Pferdeköpfe aus Plastik

Flauschige Grüße an meine lieben Leser,

da bin ich wieder, passend zu dem letzten Wochenende vor Weihnachten. Nunja, eigentlich möchte man bei dem Schmuddelwetter so gar nicht richtig in Weihnachtsstimmung kommen, und von daher möchte ich euch eine Geschichte erzählen. Diese Geschichte hat mit Vertrauen zu tun, und dem Glauben an das Gute, und das Beste daran ist: Sie ist wahr und mir vor vielen Jahren selbst passiert.

Wie einige ja wissen, oder gelesen haben, bin ich in Aachen geboren und dort aufgewachsen. Und das Gute an Aachen ist, dass es nicht nur die Stadt der Pferde ist und schon damals unzählige Möglichkeiten bot. Nein, dort findet auch jedes Jahr das CHIO statt.
So war es damals normal, dass ich mit einer Freundin nach der Schule jeden Tag dort verbrachte. Oder später als ich arbeitete, immer genau dann Urlaub nahm. Früher, vor 25 Jahren, war das Ganze noch kostengünstiger. Es reichte oft ein nettes Lächeln oder ein Gespräch und man hatte ein Eintrittsarmbändchen am Handgelenk.
– Und nein dazu musste man keine unanständigen Sachen machen –
So vertrieben wir uns immer die Zeit, und kannten natürlich fast jeden Verkaufsstand auswendig.

Ich war etwa 17 als ich eine Begegnung hatte, die ich nie vergessen werde. Das war vor ca 24 Jahren. Damals waren alle Sachen, die von der klassischen Reitkunst abwichen, noch ungewöhnlich. So war ich als einer der wenigen Westernreiter damals, schon außergewöhnlich. Ja, man mag das heute kaum glauben …
Ich war also mit meiner Freundin auf dem Verkaufsstand Gelände unterwegs und dort war ein winzig kleiner Stand. Ein Stahlgestell an welchem 3 Pferdeköpfe aus Plastik befestigt waren und daran hingen seltsame Zäumungen. Davor stand ein älterer Herr, ergraut, klein, aber putzmunter. Er pries sehr lautstark seine neuen Zäume an und ich war sehr neugierig. Ich zog meine Freundin zu dem Verkaufsstand und der ältere Herr verwickelte uns in ein Gespräch.
Er erzählte von seinen Zäumungen, aus feinstem Leder. Gebisslose Zäumungen, die man auch mit einem Gebiss kombinieren könnte. Und Ledergebisse, die sich dem Maul anpassen und die man auch ohne Zaumzeug tragen könne. Ich war fasziniert von diesen Ideen. Doch noch mehr faszinierte mich, wie überzeugt dieser ältere Herr von seinen Produkten war. Er hatte unglaubliche Ideen die er auch Jahre später noch umsetzte.

Meine Freundin war von dem Zaumzeug angetan, ich von dem Ledergebiss. Aber die Preise waren, wenn auch zurecht, doch recht hoch für mein kleines Ausbildungsgehalt. Vor allem weil niemand diese Produkte kannte, oder eben wie sie wirkten, und wie ein Pferd wirklich darauf reagierte.
Aber dieser kleine Mann war so überzeugt von seinen Produkten und sah unser Interesse daran. Dann machte er etwas, dass ich nie vergessen werde: Er packte ein Zaumzeug samt Zügeln und das Ledergebiss samt Zügeln in eine Tüte und drückte sie uns in die Hände. Er sagte: »Probiert es einfach aus, wenn es euch gefällt, dann bringt mir das Geld, wenn nicht bringt es einfach zurück.«

Ich zögerte, denn so ein Angebot konnten wir einfach nicht annehmen. Das waren Waren im Wert von mehreren 100 €, bzw. damals DM. Ich hatte große Bedenken, denn was wäre wenn etwas an die Sachen ran gekommen wäre?
Meine Freundin war etwas forscher und sagte sofort zu. Wir fuhren zum Stall und probierten alles aus. Wir waren sehr angetan, selbst die sonst so schwierige Stute meiner Freundin kam mit der Gebisslosen Zäumung zurecht. Das Ledergebiss liebte mein Pony heiss und innig. Meine Freundin entschied sich jedoch gegen den Kauf, ich mich für den Kauf des Ledergebisses.

So fuhr mich mein Vater damals wieder zum CHIO-Gelände. Ich drückte dem Herrn das Zaumzeug in die Hand, und das Geld für das Ledergebiss samt Zügeln. Ich habe noch lange mit ihm diskutiert. Über die Herstellung, die Wirkungsweise und vor allem über seine Ideen die Reitern und Pferden das Leben leichter machen sollten. Selbst Jahre später hat er sich immer noch gefreut mich auf verschiedenen Ausstellungen zu sehen.

Was mich daran so berührte war das Vertrauen das dieser Mann hatte. In seine Produkte und seine Ideen, aber auch an die Ehrlichkeit zweier junger Mädchen, die seine Sachen testen und nicht damit abhauen. Ich hätte dieses Vertrauen sicher nie missbraucht, aber allein das einem so vertraut wird begeistert mich heute wie damals.
Leider habe ich mein Gebiss vor Jahren verliehen und niemals wieder bekommen. Und doch weiss ich wo auch immer es jetzt ist, es wird gute Dienste leisten, auch wenn ich es als Erinnerungsstück vermisse.

Inzwischen ist der Herr leider verstorben, schon viele Jahre lang, aber vergessen werde ich ihn nie. Seine Produkte gibt es auch heute noch, ebenso günstige Nachbauten. Doch wann immer einer fragt, so werde ich das Orginal anpreisen. In Erinnerung an einen grossartigen Mann mit einem grossen Herz und ebensolchem Vertrauen. Sein Name war Erwin Meroth.

Ich danke dir Erwin, alles liebe Celeste …

schnee

 

Ein Gedanke zu „3 Pferdeköpfe aus Plastik

  1. Ich habe auch vor mehr als 30 Jahren bei Herrn Meroth seinen Zaum gekauft, es war auf der Equitana, glaube ich und ich reite heute noch gebisslos, aber nicht mehr mit dem Merothischen, das hab ich irgendwann verschenkt. Das Pferd für das ich es gekauft hatte, ist leider auch schon 1998 gestorben.

     

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert