Archiv | April 2018

Aus den Augen aus dem Sinn?

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, es ist euch gut ergangen in diesem ersten warmen Frühlingstagen. Endlich kommt die Sonne raus, um irgendwann in den Sommer überzugehen und dann Herbst und Winter folgen zu lassen. So ist das Leben in dem wenigstens manche Dinge nach einem festen Plan verlaufen.

Andere Dinge lassen sich nicht immer im Voraus einkalkulieren. So gibt es gerade im Pferdebereich oft unverhoffte Trennungen, wenn das geliebte Pferd den Besitzer wechseln muss. Nicht selten liest man dann nach einer Weile, manchmal auch nach Jahren, im Internet Aufrufe in denen das verkaufte Pferd wieder gesucht wird. Ganze Seiten und große Gruppen gibt es für diese Pferdesuche, bei denen in mir die Frage aufkommt: »Was soll das bringen?«
Verkauft ist schließlich verkauft. Warum wird danach gejammert?

Dazu sollten wir erst einmal aufschlüsseln, welche Art von Verkäufen es gibt:

  • Im Normalfall weiß man, an wen man sein Pferd verkauft. Das heißt Person A verkauft an Person B sein Pferd. Man lernt sich kennen, macht einen Vertrag und tauscht neben dem Geld auch die Daten aus. Ist man sich sympathisch kann man auch vereinbaren das man über den weiteren Werdegang des Pferdes informiert wird. In der heutigen Zeit ist dies via Internet umso einfacher. Allerdings geht das auch nur wenn beide Vertragspartner sich darüber einig sind und das Pferd immer bei Person B bleiben wird.
  • Verkauft man an einen Händler, wird das Pferd im Regelfall weiter verkauft. Schließlich lebt ein Händler von An- und Verkauf der Pferde. Wird das Pferd verkauft, bekommt der Vorbesitzer keine Daten oder Angaben zu dem neuen Besitzer. Das ist auch gut so, denn der neue Käufer hat ein Recht auf seine Privatsphäre und möchte mit dem neuen Pferd keine Altlasten an Vorbesitzern erwerben.
  • Nicht selten sind auch Verkäufe, bei denen Eltern das Familienpferd verkaufen, von dem das Kind die ganze Zeit dachte, das es sein eigenes Pferd ist. Passiert so ein Verkauf als Strafe, aus wirtschaftlichen Gründen oder weil sich der Spross nicht um die Versorgung des Pferdes gekümmert hat, fließen nicht selten die Tränen und das Geschrei ist groß. Haben die Eltern keinen weiteren Kontakt vereinbart, muss das Kind damit leben seinen Liebling nie wieder zu sehen, und auch über dessen weiteren Werdegang nichts weiteres zu erfahren.
  • Ein Pferd, das einem nicht gehört wird verkauft wie z.B. ein Pflegepferd oder eine Reitbeteiligung. Nicht selten suchen dann auch diese nach dem Pferd, das sie vorher betreut und umsorgt haben. Jedoch vergessen sie dabei, dass ihnen dieses Pferd niemals gehört hat und sie auch keinerlei Anrechte darauf haben / hatten. 

Die Möglichkeiten der Trennungen sind also vielfältig, und vereinbart man mit dem Käufer keinen weiteren Kontakt, hat man schlichtweg Pech gehabt. Auch Schutzverträge in denen Geld fließt haben keinerlei rechtlichen Bestand. Denn bereits bei einem einzigen Euro, der bezahlt wird, werden alle Klauseln hinfällig. In diesem Fall heißt wieder ›verkauft ist verkauft‹. Will man also seinen Schützling nicht ganz aus der Hand geben, empfiehlt sich kein Verkauf, sondern eine Reitbeteiligung, Halbpacht oder ein ›zur Verfügung stellen‹.
Doch auch das hat seine Tücken wie ich hier schon erklärt habe.

Viel zu oft, ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen und schon ertrunken, bis einigen Besitzern endlich einfällt, wie sehr sie ihren Liebling doch nach dem Verkauf vermissen.
Plötzlich wird dann im Internet gesucht, Anzeigen geschaltet und eine ist rührseeliger als die andere. Immer war es ein Schicksalsschlag, böses Voodoo oder ein Verkauf ohne eigenes Zutun, das zu dieser Trennung führte.
Und man möchte sich ja nur erkundigen wie es dem Liebling nun so geht, wo er jetzt ist, was mit ihm passiert. Nicht zu vergessen, die absolut wichtigen Informationen zur Vorgeschichte, die man nur selber liefern kann. Selbstredend das alle Informationen sicher bei dem Verkauf verschwiegen wurden und der neue Besitzer einfach zu doof ist um ohne diese das Pferd zu händeln.

Ist das jetzige Zuhause gefunden und reagiert der neue Besitzer nach X Aufrufen und Anzeigen nicht, oder ignoriert sogar persönliche Nachrichten, dann muss er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein fieser kleiner Möpp sein. Denn man will ja schliesslich nur helfen, wie kann er es wagen nicht zu reagieren?

Tja Schätzelein, was soll ich sagen. Ist es dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass ein neuer Besitzer vielleicht keinen Kontakt wünscht?

Während manche Käufer zu den Vorbesitzern oder Züchtern einen guten und regen Kontakt pflegen, so kaufen manche ihr Pferd ohne diesen Wunsch. Sie möchten unbelastet eine Verbindung zu ihrem neuen Familienmitglied aufbauen, ohne Altlasten, Vorgeschichten oder alten Bindungen. Den meisten gelingt das sehr gut.
Erwähnt sei auch, dass es manchmal sogar ratsam ist, ohne Altlasten und Vorgeschichten, mit einem neutralen Blick neu zu starten. Zum Wohle des Pferdes, wie auch des neuen Besitzers.
Sicher gibt es auch Neubesitzer, welche dann doch gerne etwas über die Vorbesitzer erfahren möchten. Aber diese können ja dann selber beim Kauf weiteren Kontakt vereinbaren, oder aber wenn sie über einen Zwischenbesitzer kaufen, selber nach dem Vorbesitzer suchen.

Wer nach einem Verkauf jedoch Anzeigen und Gesuche schaltet, sollte sich darüber klar sein, dass sie nicht immer von Erfolg gekrönt sein werden. Denn auch wenn den neuen Besitzer euer Aufruf erreicht und er ihn auch liest, so muss er darauf nicht reagieren. Geschweige denn, auch nur den Wunsch danach verspüren. Denn mal ehrlich, man kennt sein Gegenüber nicht und es ist nicht klar, ob die Vorbesitzer sich wirklich nur nach dem Wohlergehen des ehemaligen Pferdes erkundigen wollen. Manche wünschen Besuche und andere, wird man bevor man es sich versieht überhaupt nicht mehr los. Schon mehrfach gab es Fälle, in denen es manche Vorbesitzer, vorzugsweise junge Damen, übertrieben haben. So stalken sie über das Internet das Pferd, den Besitzer oder den ganzen Stall. Manche lassen einfach nicht los und wollen nach wie vor in den Alltag des ehemaligen Pferdes eingreifen.

Man sollte also gut überlegen, wie sinnvoll der Kontakt für beide Seiten ist. Als Vorbesitzer kann es sein, dass man Dinge erfährt, auf die man lieber verzichten würde. Denn manchmal haben die neuen Besitzer andere Ansichten im Umgang mit dem ehemaligen Liebling, als man selber. Hier muss man sich darüber klar sein, ob man die Wahrheit nicht nur erfahren will, sondern auch verkraften kann.

Aber auch der neue Besitzer muss sich darüber im klaren sein, auf was er sich einlässt, wenn er den Vorbesitzer informiert oder gar zu sich einlädt. Auch wenn sich der Vorbesitzer hoffentlich nicht als psycho Stalker entpuppt, ist so ein Treffen ein wenig wie das Kennenlernen der Ex Freundin des Mannes. Es wird höflich gelächelt, ein wenig von der Vergangenheit geschwärmt und freundliche Floskeln ausgetauscht. Denn ob Pferd oder Mann, man hat sich eine Liebe geteilt. Wie bei Menschen funktioniert dies in den seltensten Fällen ohne Eifersucht bei späteren Treffen. Egal wie lange die ›Beziehung‹ her ist. 

Wenn man sein geliebtes Pferd verkauft, sollte man sich entsprechend darüber im Klaren sein, dass man alle Anrechte auf sein Pferd verliert. Wer also sein altes Pferd bei einem neuen Besitzer sucht, sollte sich in Geduld üben, aber noch mehr in Höflichkeit. Und sollte der neue Besitzer auf eure Kontaktaufnahme eingehen, dann erfreut euch an seiner Freundlichkeit. Verlangt nichts, sondern seid dankbar für alle Informationen. Zu guter letzt, sollte es zu einem Treffen kommen, seid euch bewusst, dass es nicht mehr euer Pferd ist und handelt auch danach! Andernfalls kann es schnell das letzte Treffen werden.

Ich wünsche euch alles Gute bei der Pferdesuche, flauschige Grüße
Celeste