Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, ihr habt mich vermisst!
Nachdem wir nun mitten in den Frühling gehüpft sind, und die Pferde langsam entflauschen, habe ich dank der Weidezeiten, nun doch etwas mehr Freizeit. Da ich diese meist – neben den Pferden – am PC verbringe, ist der Drang nach Schokolade als Nervennahrung nicht selten.
Ich gestehe, dass ich ein absoluter Freund von Kinderschokolade bin. Wer mir also eine Freude machen will, diese kann man als Fanpost gleich paketweise an mich schicken. 😉
So kam es dann auch, dass ich als Ostersüßigkeit von meinem Mann, eines dieser riesigen Kinder Schokoladeneier bekam. Okay, mal im Ernst, für einen Kinderschokoladen Junkie ist so ein Riesenei nun wirklich ein Highlight. So schnappte ich mir die Schokolade, aber das Spielzeug hat mich nicht wirklich interessiert. Mein Mann nahm dieses dann an sich, und versuchte es gemäß der Anleitung zusammenzusetzen. Vielleicht lag es am Alter, vielleicht an der fehlenden Fingerfertigkeit, aber er scheiterte kläglich. Auch meine Unterstützung brachte keinen Erfolg, außer einer Erweiterung meiner Fluchsammlung. Diese Fummelarbeit war nicht die ersehnte Spannung und der Spaß, mit denen so heftig geworben wird. Ich nahm daraufhin die Bastelarbeit an mich, und gab meinem Mann etwas von der Schokolade zur Beruhigung.
Während ich das Spielzeug, still und heimlich im nächstgelegenen Mülleimer entsorgte, kam mir der neue Trend in der Offenstallszene in den Sinn, der in meinen Augen teilweise ähnlich frustrierend für die Pferde sein muss: Spielzeug für Pferde!
Okay, eigentlich ja ein netter Gedanke, möchte man dem Pferd neue Eindrücke bieten und es mit Spaß beschäftigen. Die Reitsportgeschäfte, wie auch der Online Handel, bieten entsprechend eine enorme Auswahl an fertigen Spielzeugen:
– Spielbälle (speziell für Pferde)
- Große Gymnastikbälle
- Futterbälle
- Knabberkugeln
- Bewegliche Lecksteine
- Lecksteine mit Geschmack im Bonbon Design
- Kratz und Massagebürsten/Matten
Und vieles mehr.
Die Flut an Spielzeugen ist grenzenlos, denn der Reitsporthandel hat eines begriffen:
Mit dem schlechten Gewissen der Pferdebesitzer lässt sich gutes Geld verdienen.
So verkauft sich eine Vielzahl an Pferdedecken eigentlich nur, weil die Besitzer ihren Pferden etwas Gutes tun wollen, statt sich auf eine natürliche Thermoregulation zu verlassen. (Eine vernünftige Haltung mit Unterstand vorausgesetzt).
Aber auch viele Zusatzfuttermittel werden bedenkenlos ins Pferd gekippt. Einfach, weil die Werbung vorgaukelt, dass nur mit Mineralfutter-›Superflauschig‹ ein seidiges glänzendes Fell erreicht wird.
Oder Bio-Kräuterli-Powersaft, welcher gleich vorbeugend gegen alle Hustenformen, bis hin zum Fußpilz des Besitzers wirkt.
Und mit den oben erwähnten verschiedensten Spielzeugen, suggeriert man einem Pferdebesitzer, dass sein Pferd sich langweilen muss, wenn man ihm nicht die verschiedensten Anreize in einem Spielzimmer bietet. Und als gute Pferdemutti will man das ja nicht, also kauft man ordentlich ein bis die Tüten platzen, oder baut sie selber.
Nun es spricht eigentlich nichts gegen zusätzliche Beschäftigung in Form von Spielzeug, wenn
- eine ordentliche Haltung
- eine ausgeglichene Herde
- eine ausgewogene Fütterung
- passende Spielpartner
- ausreichend Bewegung
gegeben sind.
Nur ist Spielzeug dann zumeist nicht nötig und wird möglicherweise sogar ignoriert, wenn nicht gerade ein Futteranreiz gegeben ist. Denn das ist wie bei Menschenkindern: Wenn sie zusammen draußen unterwegs sind und aus Stöcken Flitzebögen basteln, oder aus Blättern Schiffchen für den Bach flechten, dann ist die Spielkonsole daheim nicht wirklich notwendig. Für einen Stubenhocker ohne Freunde, kann die Spielkonsole allerdings die einzige Beschäftigungsquelle über viele Stunden sein.
Ähnlich ist es bei unseren Pferden. Sinnvoll ist also unseren Pferden ein ausgewogenes Bewegungs- und Beschäftigungskonzept in der Herde zu bieten. Dort sollen sie spielen und toben, mit Artgenossen, die ihnen körperlich auch gewachsen sind. Und das bitte ohne Futteranreiz, und über viele Stunden. Bis sie danach zusammen Fellpflege betreiben, ein Nickerchen halten und wieder von vorne los legen.
Und wer einmal gesehen hat wie Jungpferde in der Herde zusammen spielen, der sollte in sich gehen und überlegen wie das ein Spielzeug ersetzen soll!
Allerdings möchte ich nicht behaupten, dass Pferdespielzeuge im Allgemeinen schlecht sind, denn in der Herde kann man ja auch zusammen mit einem vernünftigen Spielzeug spielen. Ein stabiler Pferdeball kann durchaus eine Jungpferdeherde zum Spiel einladen. Knabberäste sowie Bewegungstrails und Hindernisse auf diesem, können ebenso für eine Menge Spaß sorgen.
Der neue Trend der selbst gebastelten Pferdespielzeuge, gibt mir hingegen, doch teilweise Anlass zur Besorgnis. In vielen Gruppen werden die Bildchen und Videos gepostet, um sich auch gleich ein virtuelles Schulterklopfen abzuholen. Schließlich haben die Besitzer doch Stunden mit der Bastelarbeit verbracht, welche nur den einen Zweck haben, dem Pferd etwas Gutes zu tun.
Aber sind diese Futterketten, an denen Brot, Möhren oder Äpfel wie an einer Perlenkette, aufgereiht sind, wirklich so sinnvoll als Beschäftigung?
Von Seiten der Besitzer mit Sicherheit, denn diese sind auf jeden Fall beschäftigt mit dieser Fummelarbeit, wenn sie diese Ketten zusammensetzt.
Anders ist es beim Pferd. Hat man einen geschickten Kandidaten, dann ist die Kette in 5 Minuten vernichtet. Hat man einen etwas tollpatschigeren Anwärter, kann das jedoch mitunter länger dauern und diesen ebenso lange auch frustrieren. Während Menschen bei den misslungenen Fressversuchen ihren Spaß haben, kann so manches Pferd dagegen sehr gefrustet werden. Daher sollte man sich die Gefahren eines solchen Futterspielzeuges vor Augen halten:
- Frustration statt Spaß, da das Futter immer ›flüchtet‹.
- Gefahr durch Verschlucken, wenn das Futter dann doch ergattert und zu hastig gefressen wird.
- Gefahr durch falsche Körperhaltung.
- Gefahr durch Verheddern in der Befestigungsschnur, durch die dauernde Bewegung.
- Gefahr für die Zähne, z.B. bei Heuschnüren, die in den Zähnen hängen und diese dann mit ausreißen können.
usw.
Wenn man also Spielzeug anbieten möchte, sollte man auf Futterketten verzichten. Sinnvoll sind eher Pferdespielbälle, aber bitte nur jene die auch für Pferde gefertigt wurden.
Herkömmliche Gymnastikbälle aus dem Handel, sollte man meiden. Diese können im Spiel platzen, wenn sich ein Pferd darauf stürzt.
Müssen es Futterspielzeuge sein, dann bitte fertige Bälle aus dem Handel. Diese kann das Pferd über den Boden rollen, was eine vernünftige Körperhaltung bietet.
Spielzeuge können zum Beispiel dann Sinn machen, wenn das Spiel in der Herde nicht gegeben ist. Beispielsweise wenn das Pferd über längere Zeit krank ist und Boxenruhe braucht. Einen Ersatz für Spielpartner sind sie aber nicht, und sollten auch nur als Lösung für eine zeitbeschränkte Notsituation eingesetzt werden.
Ansonsten überlegt einfach, ob ihr nicht besser die Haltung optimiert und SELBER eure Pferde beschäftigt, statt ein Spielzeug anzubieten.
Denn auch wenn ein neues Spielzeug als Kind wirklich toll war, die schönsten Erinnerungen haben wir doch an die Ausflüge, welche wir zusammen mit unseren Eltern oder Freunden unternommen haben.
In diesem Sinne, flauschige Grüße
Celeste