Archiv | März 2017

Paddockbefestigungen im Vergleich

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Erneut ist eine Woche vergangen und diese war bei mir vollgepackt mit Terminen. Und wenn der Kopf dann raucht und die Füße nur noch leise ›leg uns hoch‹ flehen, finden wir uns doch oft genug noch vor dem Computer, statt auf dem Sofa wieder. Natürlich weiß ich nicht wie es euch geht, aber ich liebe es zur Entspannung, in den verschiedensten Gruppen zu lesen. Und da der Winter langsam überstanden scheint, gibt es doch ein Thema das vielen Personen derzeit auf dem Herzen liegt: Paddockbefestigung.

Trotz dessen das der Winter dieses Jahr nicht so nass und sintflutartig war, wie die letzten Jahre zu vor, hat der Regen doch so einige Ausläufe an die Schmerzgrenzen getrieben. Auch wenn man eine wirklich große Winterweide bietet, spätestens wenn die Pferde diese nur noch mit Schwimmflossen und Schnorchel betreten wollen, weiß man das es Zeit ist diese wenigstens teilweise zu befestigen. Und schaut man auf die Bilder der Paddockbefestigungen in den verschiedenen Gruppen, dann denkt man sich: Was die anderen schaffen, muss ja bei mir auch gehen.
Meist wird dann die Frage aller Fragen gestellt: ›Wie befestigt man einen Paddock‹, dicht gefolgt von dem Nebensatz ›aber möglichst schnell, einfach und auf jeden Fall GÜNSTIG‹

Okay, ich bin die letzte Person, die etwas gegen Sparen hat, fröne ich ja neben meinen anderen Hobbys auch der Leidenschaft des Couponing. Aber einen Paddock schnell, einfach und vor allen Dingen günstig zu befestigen, das ist schon eine harte Aufgabe.

Denn auch wenn es durchaus die eine oder andere kostengünstige Möglichkeit gibt, so muss man erst einmal die wichtige Checkliste durcharbeiten um zu sehen, was überhaupt infrage kommt.

So muss man erst einmal überlegen:

Welcher Bodenbelag ist erlaubt?

Einfach den Wunschbelag auswählen und auslegen kann ohne Erlaubnis schwer in die Hose gehen. Einige Ämter sehen das mehr als eng, damit das umliegende Ökosystem nicht gestört wird. Hier ist also bei der zuständigen Gemeinde zu erfragen was erlaubt ist und unter welchen Bedingungen. Sonst kann es passieren das man nicht nur eine Strafe zahlen darf, sondern auch noch alles wieder zurück bauen muss. Je nach Bodenbelag mitunter eine Mammutaufgabe. Oft soll der Auslauf zum Beispiel vollständig rückbaubar sein, andere wollen möglicherweise keine Paddockplatten, weil sie schlichtweg nicht wissen, was das ist.
Hier ist es ratsam, mit Mustern bei dem zuständigen Mitarbeiter einen Termin vor Ort auszumachen. Erklärungen, Bilder, Anleitungen und Muster zum Anfassen helfen oft mehr, als einfache Erklärungsversuche via Mail und Telefon.

Habe ich Hilfe maschineller oder personeller Art?

Viele Befestigungsarten sind umso einfacher, wenn man auf große Maschinen zurückgreifen kann. Schlamm abschieben oder Boden ausheben geht mit der Schaufel nun mal deutlich langsamer als mit einem Bagger. Ein Trecker transportiert ebenso grössere Mengen Material als eine Schubkarre. Zudem macht ein Anhänger Transporte deutlich einfacher als ein Kleinwagen, dessen Kofferraum und zulässiges Gesamtgewicht man an die Schmerzgrenze treibt.
Natürlich kann man von Anhänger über Bagger bis zur Rüttelmaschine heutzutage alles anmieten. Aber gerade bei Bagger und Co brauchen solche Dinge sowohl einen geeigneten Führerschein, als auch Erfahrung im Umgang. Selbst wenn in uns vielleicht ein kleiner ›Bob der Baumeister‹ steckt, mit der Baggerschaufel wollen wir nun wirklich niemanden verletzen.
Wobei, … Wenn doch, ist zumindest das geeignete Werkzeug vor Ort, um die Leiche verschwinden zu lassen. Nun, ich denke ihr wisst, worauf ich hinaus will. 😉

Welche Helfer stehen mir zur Verfügung

Ein weiterer Punkt sind helfenden Hände, die einen bei einem solchen Projekt unterstützen. Denn wir kennen es eigentlich alle, es sagen X Leute zu das sie helfen wollen und im Zweifelsfall müssen sie genau dann, wenn der Sand geliefert wird, die kranke Tante besuchen, eine Männergrippe auskurieren oder in Guatemala Pinguine suchen.
Von daher sollte man den Umbau so planen das man ihn möglicherweise auch alleine, oder mit einer Fremdfirma bewerkstelligen kann.

Ist der zu befestigende Bereich an- bzw. befahrbar?

Hört sich nicht wichtig an, ist es aber. Denn je nach Bodenbelag oder Unterbau muss man mit Trecker und Anhänger arbeiten. Eine Rolle Kunstrasen schleppt man nicht à la Obelix seinen Hinkelstein. Und tonnenweise Sand fährt man zudem ungerne mit der Schubkarre von der Abladestelle bis zum Paddock.

Welche Materialanbieter habe ich überhaupt zur Verfügung?

Auch wenn Paddockplatten, Kunstrasen usw. von den Speditionen bis zur Haustüre geliefert werden, so sollte man sich für Kies, Sand, Splitt, Hackschnitzel etc. bei den Anbietern vor Ort beraten lassen.
Was bietet z. B. das nächste Kieswerk an? Welche Sorten Sand sind in großen Mengen vorrätig? Denn es nützt ja nichts, wenn der Wunschsand im nächsten Kieswerk nicht lieferbar ist, und der Baumarkt Unsummen verlangt.

Wie viel Wasser / Matsch muss bekämpft werden?

Oft werden Platten einfach in den Matsch verlegt, Hackschnitzel oder Sand auf den Paddock geworfen, und dann wundert man sich, dass alles innerhalb kürzester Zeit im Morast versinkt.

Denn eines ist gewiss, der Regen kommt jeden Herbst / Winter wieder und das Wasser muss irgendwohin. Ist der  Boden nicht wasserdurchlässig dann staut sich das Wasser auf dem Bodenbelag. Staut es sich zu sehr dann versinken selbst die teuersten Platten. Bei stark belastetem Boden ist ein guter Unter-/Aufbau also absolut sinnvoll, und mit einzuplanen.

Hat man diese kleine Checkliste nun auf dem Schirm, dann kann man sich den gängigen Bodenbefestigungen widmen. Da wäre zum Beispiel:

Holzhackschnitzel

Diese sind meist recht günstig und werden als schnelle Lösung angepriesen. Leider ist diese Problembehebung nicht von langer Dauer, sondern verschlimmert dieses mitunter. Denn Hackschnitzel sind ja nichts anderes als Holz, und dieses fault auf Dauer wenn es nass wird. Dazu vermischt es sich im Auslauf auch noch mit Äpfeln und Urin, was den Prozess beschleunigt. In der Handhabung nutzen die Pferde einen solch belegten Auslauf zwar gerne, aber ebenso gerne auch als Toilette. Die Hygiene im abäppeln ist bei Hackschnitzeln wirklich ein Geduldsspiel, ähnlich einem Glücksrad Contest in einer Buchstabensuppe.
Entscheidet man sich doch für diese Vorgehensweise, sollte man darauf achten, dass man keine kostengünstigen Baumschnittreste der Gemeinden kauft, da man nie weiß, welche giftigen Holzbestandteile darin verborgen sein können. Hier lohnt es sich also tiefer in die Tasche zu greifen, damit man ggfs. weiß, was die Pferde anknabbern. Ebenso sollten sie keine Rinde beinhalten, denn diese verrottet noch schneller.
Sinnvoll ist ebenso unter die Hackschnitzel wenigstens ein Vlies zu legen, damit sich der Erdboden nicht mit den Hackschnitzeln vermischen kann. Möchte man einen Wasserstau verhindern, kommt man auch bei dieser Lösung um einen vernünftigen Unterbau nicht herum.

Kunstrasen

Dieser wird in den Gruppen oft als günstige Variante angeboten. Je nach Anbieter sind die Preise für gebrauchten Kunstrasen wirklich nicht zu verachten. Manchmal bekommt man ihn günstig in gebrauchter Qualität, wenn zum Beispiel Fußballplätze, Spielplätze oder ähnliche Anlagen erneuert werden. Im Internet gibt es inzwischen die verschiedensten Anbieter die gebrauchten Kunstrasen zu recht günstigen Preisen verkaufen. Aber auch diese Verlegevariante hat so seine Tücken.
So muss man sich darüber klar sein, das so eine Rolle unheimlich schwer ist, und weder ohne Trecker transportiert, noch ordentlich verlegt werden kann. Gut es gibt vielleicht Powerfrauen, welche im Xena-Outfit, mit einem gewaltigen ›Eieieieiei‹ die Rollen dennoch per Hand anschieben. Aber mal ehrlich, schön ist eigentlich anders. Wenn man diese Rollen also kräftesparend und passgenau verlegen möchte, dann sollte ein Trecker schon behilflich sein.
Ebenso sollte man vor Kauf und Verlegung eines in Erfahrung bringen, und zwar die Entsorgungskosten. Denn dieser immergrüne Teppich wird irgendwann auch einmal ausgetauscht und entsorgt werden müssen. Und einfach liegen lassen mit einer ›nach mir die Sintflut‹-Einstellung, gilt nun mal nicht. Leider sind die Gebühren wie auch Zuordnungen von Gemeinde zu Gemeinde oft unterschiedlich. Das heißt, wenn man Pech hat wird der Kunstrasen mitunter als Sondermüll deklariert und entsprechend teuer abgerechnet. Von daher fragt man besser vorab nach, bevor man günstig kauft, und später sehr teuer entsorgen muss.

Schweinespalten

Diese sind auch ein neuer Trend der Paddockbefestigung. Oft werden die Schweinespalten gebraucht von den Bauernhöfen entsorgt und man kann sie sehr günstig ergattern. Allerdings gilt auch hier die Frage: Darf ich sie verlegen und wenn ja, habe ich das passende Werkzeug dafür?
Bei den Kunstrasenrollen konnte man ja im Doppelpack noch die She-Hulk raushängen lassen und sich durchkämpfen. Bei den Schweinespalten hat man ohne Trecker keine Chance diese zu verlegen.
Auch hier sollte ein vernünftiger Unterbau gegeben sein, ebenso Gefälle, damit das Wasser weg kann. Im Winter bei Eis und Schnee können die Spalten mitunter recht rutschig werden, hier kann man aber mit Gummimatten abhelfen.

Rasengittersteine / Waschbetonplatten

Diese bekommt man entweder im Bauhandel, in Gartencentern oder über Kleinanzeigen günstig bis geschenkt. Will man viel Geld sparen, und ist sich schwerer Arbeit bewusst, dann kann man damit einen Paddock günstig auslegen. Die Tücken liegen wie immer darin, dass diese Steine einen vernünftigen Unterbau brauchen, damit das Wasser weg kann, und die Steine später sauber verlegt werden können. Um ausbaggern, Vlies und Kies verlegen wird man also in den seltensten Fällen herumkommen. Natürlich gibt es auch da Spezialisten, welche die Steine gleich in den Matsch verlegen, hier möchte ich jedoch an die obige Checkliste verweisen:

  • Was darf ich befestigen?
  • Welche Wassermassen müssen weg?
  • Muss der Boden befahrbar sein?

Denn nichts ist lästiger, als wenn man erst nach dem Verlegen merkt, dass die Wassermassen nicht weichen, der Matsch durch die Steine quillt und man alles wieder neu verlegen darf.
Die Schwierigkeit bei den Steinen liegt eindeutig im Gewicht, ein Rasengitterstein kann locker 30 kg wiegen. Und diese transportieren und verlegen ist Schwerstarbeit. Entweder hat man dabei gute Hilfe, oder jede Menge Eis und Schokolade zur Motivation. Ein netter Masseur für die geschundenen Knochen kann nach der Verlegung auch nicht schaden. 😉

Vlies/Sand Kombinationen

Diese sind meist eine schnelle und günstige Lösung. Oft wird auf großer Fläche der Matsch abgeschoben, Vlies verlegt und dann mit Sand aufgefüllt. Dennoch hat auch dies kleine Stolperfallen, im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur das sich oft Pfützen bilden weil das Wasser keinen Puffer hat in den es abfließen kann. Nein, oft kommt das Vlies auch nach einiger Zeit nach oben gewandert. Dies kann man zum Teil unterbinden indem man die Ränder des Vlieses nicht nur überlappen lässt, sondern auch vernäht. Aber dies schützt nicht vor Pferden mit Buddelmotivation, welche den Paddock als Sandkasten nutzen und darin Bob der Baumeister spielen. Denn scharrende Pferdehufe lassen das beste Vlies irgendwann deutlich leiden, bis hin zur vollständigen Zerstörung. Und fehlt das Vlies als Trennschicht dann vermischen sich wieder Sand und Boden, und der Matsch ist schneller da als man glaubt.
Diese Befestigung kann auf großer, nicht all zu matschiger Fläche also nur funktionieren, wenn man keinen Goldgräber dabei hat.

Betonrecycling

Auch dies ist eine preisgünstige Variante, die im Netz immer mehr Anklang findet. Allerdings gilt auch hier die Erlaubnis der Gemeinde zu haben, denn eine Strafzahlung samt Rückbau macht selten wirklich Freude.
Betonrecycling gibt es bei verschiedenen Anbietern oft kostengünstig, allerdings muss bei der Verlegung darauf geachtet werden das der Unterbau Wasserdurchlässig ist. Hat man also reinen Lehmboden sollte dieser vorab abgetragen werden. Auch ein Kies/Schotterunterbau ist keine schlechte Idee. Auf keinen Fall sollte man auf das Vlies verzichten, dann das Recycling verlegen und ganz wichtig das Rütteln nicht vergessen!
An diesem Belag kann man viel Freude haben, allerdings ist mitunter ein hoher Hufabrieb gegeben. Dies sollte man bei empfindlichen Pferden vorab bedenken.

Paddockplatten

Jeder kennt sie, jeder liebt sie und wenn man auf die Preise schaut, dann fängt man an zu weinen. Dennoch haben Paddockplatten nicht umsonst den Platz 1 in der Verlegeszene. Sie bieten schließlich einige Vorteile gegenüber den anderen Methoden:

  • Paddockplatten haben ein geringes Gewicht, sie können in grossen Mengen getragen und verlegt werden.
  • Sie sind stapelbar und lassen sich auch im Auto transportieren.
  • Sie sind sehr leicht rückbaubar.
  • Selbst gebraucht haben sie einen hohen Wiederverkaufspreis.
  • Sie sind stark belastbar und befahrbar.
  • Sie werden oft leichter genehmigt, da sie rückbaubar sind.
  • Es lassen sich auch kleine Stellen befestigen, und nach und nach erweitern. Auch Wege kann man damit gut verlegen.

Hier hat man nun die Wahl Platten gleich in den Matsch zu verlegen, hierzu gibt es geeignete Platten verschiedenster Anbieter. Ebenso gibt es Platten, welche einen Minimalunterbau mit Vlies brauchen, oder aber welche die auf einen richtigen Unterbau nicht verzichten können. Welche Platten man wählt, hängt also – mal wieder – von der Bodenbeschaffenheit ab sowie der Verlegetechnik.
Ein Aufbau mit Vlies, Kies, Platten und Sand ist in den meisten Fällen die Ideallösung für viele Jahre voller Freude. Wie so etwas geht, zeigt euch diese Anleitung.
Wie ihr seht, gibt es eigentlich viele Lösungsmöglichkeiten für den ganz persönlichen, perfekten Paddock. Dennoch muss man sich eben nach den Ämtern, den örtlichen Begebenheiten und der eigenen Geldbörse richten, bevor man überhaupt zur Tat schreiten kann.
Für mich war die ideale Lösung das System mit den Paddockplatten. Im nächsten Sonntagsbeitrag werde ich euch dann von meiner Testphase berichten:

  • Platten mit Unterbau
  • Platten nur mit Vlies
  • Vlies nur mit Sand

und wie sich die einzelnen Bereiche über Herbst/Winter/Frühling geschlagen haben.

Bis nächste Woche, flauschige Grüße
Celeste

 

Wenn die Ferne ruft

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, es ist euch gut ergangen in dieser wirklich wundervoll sonnigen Woche? Dieses Wetter lädt ja angeblich zum Reisen ein und so habe auch ich einen kleinen Tagesausflug hinter mir. Nicht das ich Ausflüge wirklich mag, denn ich verlasse nur ungerne mein Heim und meine Tiere. Meist sind solche Touren ja auch mit langen Autofahrten verbunden. Und ich gebe gerne zu, dass ich zwar gut und sicher Auto fahre, aber fremde Strecken oder gar Autobahnfahrten tunlichst vermeide. Gut ich hatte Glück, bei unserem Kurzausflug übernahm ein Freund der Familie den Fahrdienst, mein Mann die Navigation und ich konnte mich mehr oder minder entspannt zurücklehnen und die Bordverpflegung übernehmen.
Von dieser Art zu reisen, lasse auch ich mich dann gerne überzeugen. 😉

Natürlich ist es bei den Pferden nicht anders, auch bei ihnen steht ab und an eine Reise an, so zum Beispiel:

  • zu einem neuen Besitzer
  • einem neuen Stall
  • Tierklinik
  • Urlaub mit Pferd
  • abgelegene Weiden
  • Tagesausflüge
  • Turniere/Schau
  • Lehrgänge

Usw.

Und vor so einer Reise sollte natürlich immer ein gutes Pferdeanhänger- und Transportertraining anstehen. Denn wir wissen zwar was es mit dem Reisegefährt auf sich hat, für Pferde sind Transporter und Anhänger aber gruselige Höhlen die sich bewegen und seltsame Geräusche von sich geben. Kein Wunder das die meisten Pferde nicht unbedingt wild darauf sind, diese zu betreten.
Von daher ist ein Anhängertraining ein Muss vor dem ersten Verladen. Hier kann man über die Bodenarbeit eine gute Vorarbeit leisten, und mit Rampen und Gassen als Training den späteren Einstieg deutlich erleichtern. Auch tägliche Fütterungen im Hänger können diesen deutlich attraktiver erscheinen lassen. Hier ist aber immer darauf zu achten, dass der Pferdehänger über ein Zugfahrzeug gesichert ist, damit dieser nicht wackeln/kippen kann.
Ist man sich selber im Training unsicher dann sollte man einen guten Bodenarbeitstrainer zu Rate ziehen. Sich helfen lassen ist keine Schande! Abzuraten ist von Ratschlägen mit diversen Longen, Gerten, treibenden Gassen oder Zwang. Denn nur weil man das Pferd in den Anhänger zwingt, bleibt es deswegen dort nicht automatisch friedlich. Und ein zerlegter Hänger, wie ein verletztes Pferd, sind nun wirklich nichts was man sich wünscht. Von daher übt bitte mit Zeit und Ruhe und notfalls einer Person vom Fach die euer Pferd langsam an diese Situation heranführt.
Von Beruhigungsmitteln rate ich ebenso ab, denn ein Pferd sollte Herr seiner Sinne sein, um sich entsprechend ausbalancieren zu können. Ein Pferd das zugedröhnt ist mag vielleicht rosa Flauschehasen sehen, aber steht in den Kurven nicht sicher auf den Beinen. Und ein umgekipptes, festgelegtes Pferd aus dem Anhänger zu befreien, ist ähnlich erstrebenswert wie eine Zahnwurzelbehandlung von der Fleischereifachverkäuferin. Von daher Finger weg von den Drogen, trainiert lieber vernünftig.

Nun ist es sinnvoll sich für ein Transportmittel zu entscheiden.
Hänger oder Transporter?

Anhänger sind meist deutlich einfacher zu bekommen als Transporter. Bei häufigen Fahrten lohnt sich natürlich der Kauf eines eigenen Anhängers. Fährt man nur seltener ist ein Mietanhänger eine gute Wahl. Viele Anhängerverleihe bieten inzwischen auch Pferdeanhänger an, welche man Tage- oder Wochenweise ausleihen kann. Bei wenigen Fahrten im Jahr ist das meist günstiger als Wartung, TÜV und Stellplatzkosten für einen eigenen Hänger.

Der Transporter hat gegenüber dem Pferdehänger allerdings deutliche Vorteile:

  • Es passen meist mehr als 2 Pferde rein.
  • Trennwände sind meist variabel und lassen sich auch zu kleinen Boxen umbauen. (Kranken/Fohlen/Ponyboxen)
  • Die Rampen sind breiter und meist mit Seitengattern versehen.
  • Die Pferde können zum Ausladen oft gewendet werden und müssen nicht rückwärts raus.
  • Man hat bei einem Unfall mehr Knautschzone.
    (Bei einem Auffahrunfall sitzt das Auto hinter einem gleich im Hänger)
  • Die Fahrt im Transporter ist schonender für die Beine und den Allgemeinzustand, da die Vibrationen während der Fahrt deutlich geringer sind als in einem Anhänger. Lange Fahrten sind somit weniger belastend, was gerade kranken, alten oder verletzten Pferden sehr zugute kommt.
  • Allerdings brauchen die meisten Transporter auch einen Fahrer mit einem entsprechenden Führerschein. Das heisst man kann zwar einen Pferdetransporter ausleihen, allerdings muss der Fahrer dieses Fahrzeug dann auch führen dürfen.

Aber muss man wirklich immer selber fahren?
Es gibt ja Menschen die sind begnadete Autofahrer. Es gibt auch Menschen, die sind begnadete Anhängerfahrer … Doch ich gehöre definitiv nicht dazu. Ich fahre gerne und sicher Auto, ich liebe meinen Puschel. Ja, mein Auto hat einen Namen und heißt deswegen Puschel, weil er hinten einen Puschel hat, eine Anhängerkupplung. Diese bleibt aber definitiv ungenutzt, denn auch wenn ich laut meinem Führerschein mit einem Anhänger fahren darf, so weiß ich doch ,wo meine Grenzen sind.
Es ist ja nicht nur die Fahrt alleine, sondern auch Engpässe oder rückwärts einparken mit Anhänger, was Schwierigkeiten bereiten kann. Und mit einem Pferd an Bord kann ein zu schnelles Bremsen, eine zackige Kurve oder eine zu schnell genommene Bodenschwelle den Spaß an der Fahrt schnell vermiesen.
Hängerfahren muss also wirklich geübt werden und Hängerfahren mit Pferd erst recht. Denn nur wenn wir es sicher, ruhig und vernünftig von A nach B bringen, wird es uns dann beim Ausstieg nicht den Fuckhuf zeigen, mit einem deutlichen ›da steig ich nie wieder ein‹ Gesicht.
Will man also selber fahren ist ein Anhängertraining sehr sinnvoll. Der ADAC bietet zum Beispiel verschiedene Kurse an, aber ebenso auch verschiedene Fahrschulen die den Bedarf an Anhängertraining erkannt haben.

Natürlich bieten auch Freunde und Verwandte oft ihre Dienste an. Mit den Worten ›das Geld kannst du dir sparen, wenn ich fahre‹ wollen sie einem eigentlich nur Gutes tun. Allerdings gibt es viele Autofahrer, die wirklich gut Anhänger fahren können und vielleicht sogar jeden Sommer mit dem Wohnwagen durch Europa zuckeln, aber mit einem lebenden Pferd im Gepäck überfordert sind. Ist der nette Helfer also noch nie zuvor ein Pferd gefahren sollte man dankend ablehnen. Ist er schon mit Pferde gefahren ist dennoch ein genauer Blick auf die Fahrweise angeraten. Ist dieser ruhig und besonnen dann kann man natürlich auf das Angebot zurückgreifen.

Will man nicht selber fahren, kann man natürlich ein Transportunternehmen beauftragen. Das bietet viele Vorteile denn Pferdespeditionen:

  • Arbeiten meist mit großen Transportern statt Hänger. (Vorteile siehe oben)
  • Sind meist während der gesamten Fahrt videoüberwacht.
  • Arbeiten meist mit einer Begleitperson.
  • Sind versiert im Umgang mit nervösen Pferden.
  • Sind versichert
  • Holen und bringen Pferde, ohne das man dabei sein muss.

Gerade bei großen Strecken lohnt sich oft ein Transporteur. Zum Beispiel wenn man ein Pferd kauft das viele 100te Kilometer weit entfernt steht. Man lässt es sich quasie liefern, statt selber die Strecke doppelt zu fahren. Zudem kann man die Zeit nutzen und Daheim die Box/Offenstall herrichten, statt selber vielleicht im Stau zu verweilen.

Ich nutze eigentlich immer Transporteure, es gibt da die verschiedensten Anbieter und ich habe nie schlechte Erfahrungen gemacht. Zudem ist so eine Fahrt für mich ziemlich nervenaufreibend, während es für die Speditionen ein Routine-Job ist. Sie sind erfahren, eine zweite Person hat über die Kamera ein Auge auf das Pferd und häufig bekommt man auch Zwischenmeldungen aufs Handy. Für mich eine wirklich gute Lösung, weiß ich meine Fahrkünste doch selbstkritisch einzuschätzen.

Nun, wenn man sich für ein Pferdetaxi entschieden hat, dann sollte man noch eines bedenken: die passende Reisekleidung.
Auch die erfahrensten Pferde sollten immer eine dem Wetter entsprechende Decke tragen. Entweder eine Abschwitzdecke oder wenigstens eine leichte Fliegendecke im Sommer. Denn Reisen ist oft aufregend und Pferde schwitzen schnell. Um allen Eventualitäten aus dem Weg zu gehen, ist eine leichte Decke mit Sicherheitsverschlüssen eine gute Wahl. Halfter und Strick muss ich sicher nicht extra erwähnen, denn ein Pferd sollte im Anhänger wie auch Transporter gesichert werden. Denn mag die Rosinante noch so brav und träge im Hänger sein, auch sie kann sich im Falle eines Unfalles erschrecken. Und wenn man dann ein unangebundenes Pferd Not ausladen muss, dann macht das ohne Halfter keine Freude.
Nicht zu vergessen sind passende Transport- oder Fesselkopfgamaschen. Auch ein wirklich Reise erfahrenes Pferd sollte diese aus Sicherheitsgründen tragen. Von einer Rampe kann man schnell abrutschen, und die Verletzungen davon können  ein Pferdebein ein Leben lang beeinträchtigen.
Von daher achtet bitte auf eine passende, gut sitzende und bequeme Reisekleidung. Zudem ist fehlende Reisekleidung doch eine hervorragende Begründung für den ein oder anderen Shoppingausflug. 😉

Ich selber nutze wie gesagt nur Speditionen oder befreundete Züchter für meine Transporte. Denn ich überlasse so etwas eindeutig lieber den Profis, lehne mich zurück und nutze die Zeit anderweitig, während meine Pferde gut versorgt sind.

So wünsche ich euch und euren Pferden viel Spaß auf euren Reisen. Kommt mir immer heil und gesund an euren Zielen an. Und wenn ihr euch selber nicht stressen wollt dann lasst euch fahren, denn ab und an ist ein Taxi wirklich erholsam.

Flauschige Grüße
Celeste

 

Frühjahrsputz mal anders

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Nach Tagen voller Regen, welche einen schon bald eine Arche bauen ließen, kehrt nun mit den warmen Sonnenstrahlen ein wenig Frühling ein. Die Vögel zwitschern und die Pferde fangen so langsam an den Flausch zu verlieren.

Wenn wir uns einmal gezwungener maßen von den Pferden loseisen und uns zum Jagen und Sammeln durch die Einkaufsmärkte bewegen, werden wir häufig durch diverse Werbeschilder an ein unbequemes Detail dieser Jahreszeit erinnert: >Frühling, nun ist es Zeit für den Frühjahrsputz.<

Ähem ja, nicht das ich ein Freund von Staubmäusen bin, Gott bewahre, aber diesen Trend des Frühjahrsputzes habe ich nie verstanden. Gut es mag begnadete Hausfrauen geben, welche zu diesem Anlass jedes Möbelstück dreidimensional abschrubben, und das wenigstens mit fünf verschiedenen Reinigern und sieben verschiedenen Lappen und Schwämmen. Aber so ganz kann ich mich dafür nicht begeistern.

Mein Frühjahrsputz ist eher eine Frühlingsvorbereitung für den Stall. Denn jetzt ist die Zeit gekommen gewisse Dinge vorzubereiten und zu checken, bevor die große Weidesaison anfängt.

Hier mal ein paar Dinge aus der Tipps- und Tricks-Kiste:

  • Jetzt ist der geeignete Zeitpunkt um Bremsenfallen selber zu basteln. Denn man hat noch genug Zeit fehlende Komponenten zu bestellen, oder den nötigen Joghurt-/Salateimer auszulöffeln.
    Wie man so eine Bremsenfalle für ganz kleines Geld selber bastelt, zeige ich euch in dieser Anleitung.
    Das ist nicht nur sehr einfach und günstig, sondern macht bis auf sabotierende Katzen wirklich Spaß.
    Habt ihr mehrere Weiden, dann bastelt gleich mehrere Fallen, wenn ihr schon dran seid, denn das erspart euch das lästige Umhängen der Fallen bei einem Weidewechsel.
    Sind die Fallen fertig, dann hängt sie zeitnah auf, denn auch wenn ihr das fliegende Terrorgeschwader noch nicht seht, so sind diese schon unterwegs. Und was einen Bremsenfallentot gestorben ist, kann schon mal nicht mehr beißen oder sich vermehren.
  • Der nächste Tipp ist wieder gegen Bremsenbisse, aber diesmal für euch selber. Jahrelang war ich eine reine Bremsentankstelle trotz diverser Anti-Bite-Sprays. Nichts, wirklich nichts half gegen diese Biester. Und waren die Bisse allein nicht schon schlimm genug, so reagierte ich auch noch allergisch auf diese. Was dann nur mit Schmerzmitteln und Kortison zu behandeln war. Schön war also anders.
    Durch Zufall entdeckte ich ein Duschgel, das gegen die Bremsen hilft. Ja ihr lest richtig, ein Duschgel, und zwar die Sorte ›Litamin Zitrone Buttermilch‹.
    Einmal täglich damit geduscht und die Bremsen ignorieren mich komplett. Lasse ich einen Tag das Duschgel weg und benutze ein anderes, bin ich wieder Bremsenfutter.
    Ob das Duschgel bei jedem wirkt kann ich nicht sagen, aber ich habe unglaublich viele positive Rückmeldungen von Reitern erhalten, bei denen es ebenfalls hilft. Allerdings darf man sich bei dieser Nutzung nicht mit anderweitig intensiven Duftstoffen zukleistern, wie Parfüm oder sehr duftintensiven Pflegeprodukten.
    Bei mir wirkt das Duschgel wahre Wunder und deswegen ist jetzt der passende Zeitpunkt sich damit auf Vorrat einzudecken. Alternativ geht auch die Litamin Zitrone Buttermilch Bodylotion, allerdings ist diese meist noch schwerer zu bekommen. Von daher wenn ihr auch Bremsenopfer seid, dann lege ich euch dieses Duschgel ans Herz. Vielleicht hilft es euch so gut wie mir.
  • Aber es sind ja nicht ja nicht nur die Bremsen, welche unseren Pferden auf den Keks gehen. Nein, sobald die ersten Sonnenstrahlen erscheinen, kommen die Kriebelmücken aus ihren Verstecken – diese garstigen kleinen Mistbiester, welche sich nur zu gerne in den Ohren der Pferde niederlassen.
    Damit diese meine Pferde in Ruhe lassen, nutze ich meine Möhrchenöhrchen-Creme. Dazu benutzt man Penaten Wundschutzcreme (die blauen Plastikdosen sind ideal)
    Darin zerbrösel ich zwei Rivanoltabletten. Wichtig ist das man dazu Handschuhe trägt, denn Rivanol färbt die Haut neongelb. Nachdem die Creme/Tabletten zwei Tage durchweicht sind, kann man das Gemisch durchrühren und es ist gebrauchsfertig. Diese Creme schmiere ich IN die Ohren wie auch auf die Bauchnaht sowie die Euter-/Schlauchgegend.
    Die Creme trocknet und hinterlässt einen pudrigen Film der die Mücken abschreckt und ebenso kleine Wunden abheilen lässt. Auch wenn neongelbe Öhrchen nicht ganz so schick aussehen, die Creme bietet permanente Ruhe vor den Mücken. Alle paar Tage erneuer ich die Creme was den Pferden so gut gefällt das sie mittlerweile alleine die Ohren hinhalten wenn ich mit der blauen Dose komme.
  • Der nächste Punkt auf der Frühjahrsputzordnung ist ein Weidencheck. Denn viele von uns haben grosse Weiden welche sie nur im Sommer benutzen. Somit besuchen wir diese im Winter natürlich eher seltener da wir einfach tausend andere Dinge zu tun haben. Und selbst wenn wir diese in tadellosen Zustand verlassen haben, so können Wildschweine, Rehe, aber auch dumme Menschen für Schäden gesorgt haben. Hier ist es wichtig das man frühzeitig vor dem Anweiden diese Sommerweiden Stück für Stück abgeht.
    • Sitzen alle Pfosten fest?
    • Sind alle Litzen noch ganz und gespannt?
    • Sitzen alle Bretterzäune oder Wildzäune noch fest?
    • Sind alle Schlösser noch leicht zu öffnen? (ölen)
    • Sind alle Tore noch leichtgängig? (Scharniere ölen)
    • Haben Wildschweine eine Buddelparty gefeiert? (Weide in Ordnung bringen und Förster informieren)
    • Braucht die Weide noch Dünger oder Pflege?

      Checkt man diese Dinge noch früh genug vor dem Anweiden dann ist man vor bösen Überraschungen sicher. Dazu hat man noch genug Zeit für unverhoffte Reparaturarbeiten oder Zubehör, welches man kostengünstig bestellen möchte.

  • Frühjahrszeit ist auch Anweidezeit, und niemand von uns möchte Koliken oder Hufrehe riskieren. Also halten wir uns peinlich an einen Anweideplan den wir individuell für unsere Herde erstellen. Wohl dem, der alleine ist und das Zeitmanagement selber im Griff hat, aber in vielen Ställen hat man eine Haltergemeinschaft mit abwechselnden Stall- und Weidediensten.
    Hier empfiehlt es sich einen schriftlichen Anweideplan zu erstellen. Tag für Tag mit festgelegten Zeiten und der Person, welche das rein- und rausstellen an diesem Tag übernimmt, und danach auch als erledigt abzeichnet.
    So ein Plan offen ausgehängt ist für alle Beteiligten eine gute und übersichtliche Hilfe damit es nicht zu doppelten, oder vergessenen Anweidezeiten kommt. Denn bei aller Freundschaft und Absprache – Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Und eine Whats App à la ›ich hab die Pferde schon mal raus gestellt‹ kann sehr schnell untergehen und die Pferde bleiben länger als sie sollten auf der Weide. Nein, dann lieber ein fester Plan, der vielleicht altmodisch, aber sicher ist.
  • Sollte uns noch Zeit und Enthusiasmus für weitere Frühjahrsputztätigkeiten bleiben, so empfiehlt sich ein Blick in die Sattelkammer.
    Wohl denen, die ihre Sammelkollektionen daheim in den Schränken aufbewahren. Aber oft ist es doch so, dass viele von uns gerade im Winter eher mäßig zu Putz- und Aufräumorgien neigen.
    Ein Putz- und Pflegetag für Sattelzeug schadet also schon mal nicht, ebenso alle Decken und Halfter noch einmal durchzuwaschen. Putzzeug sollte man bei der Gelegenheit gleich desinfizieren und vielleicht auch entrümpeln. Ihr kennt das, es kann immer mal etwas ausgetauscht und erneuert werden. Ausserdem gibt uns das eine gute Entschuldigung für einen Besuch im Reitsporthandel oder gar einer Messe. 😉
  • Bevor wir aber einen Messebesuch starten sollten wir vielleicht noch das Auto entrümpeln. Ich habe zwar gerüchteweise von Autos gehört, die trotz Pferdebesitzer immer sauber und gepflegt sind, aber vielen ergeht es wie mir: Das Auto ist voller Pferdesachen. Hier lohnt sich nicht nur ein Entrümpeln und Aufräumen – natürlich nur, damit man genug Platz für Einkaufstüten einer Pferdemesse hat.) – nein, Staubsaugen und Staubwischen, wie auch ein Duftelement lassen uns fast glauben in einem fremden Auto zu sitzen. Und eins ist gewiss, auch wenn der Zustand nicht von Dauer sein wird, so findet man manchmal lang verloren geglaubte Schätze bei einer Aufräumaktion wieder.

Alles in allem eigentlich genug Dinge, die man tun kann zu dieser wundervollen Jahreszeit. Und seien wir ehrlich, die Meisten davon machen mehr Spaß als ein Frühjahrsputz als super Putzfee daheim.

In diesem Sinne, flauschige Grüße
Celeste

 

Die kleine Raupe Nimmersatt

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Nach einer kleinen Grippepause melde ich mich nun wieder zu Wort. Ich muss sagen, dieses Mal hat es mich wirklich übel erwischt. Hatte ich mich doch bei einem kleinen Bazillenmutterschiff angesteckt, welches den Virus wahrhaft bis zur Perfektion ausgebrütet hat. Also habe ich mich mit Medikamenten eingedeckt und mich dann die meiste Zeit im Bett verkrochen und dieses auch nur dann verlassen, wenn ich die Pferde versorgen musste. Denn seien wir ehrlich, so eine richtig fieser Grippalerinfekt braucht eben seine Zeit, wenn er sich einmal bei uns heimisch fühlt. Nun ich habe mich brav geschont und mich gezwungen meine Medikamente zu nehmen. Ebenso habe ich mich selber genötigt genug zu trinken. Denn auch wenn ich weder Durst noch Hunger hatte, so weiß ich doch, wie wichtig es ist, in solchen Fällen nicht auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Denn wenn es nach eben jenem gegangen wäre hätte ich dauerhaft nichts gegessen oder getrunken.
Aber wir Menschen sind ja nicht blöd, wir wissen das es eben nicht immer gut ist auf den eigenen Körper zu hören und all seinen Gelüsten nach zu gehen. Denn unser Körper weiß nicht immer, was er eigentlich gerade am nötigsten braucht oder was ihn gesund erhält.

Komischerweise erwarten wir das bei unseren Pferden genau anders herum. Denen dichten wir in mythischer Wildpferdmanier die absolute Weitsichtfähigkeit an, mit denen sie sich selbst schützen und versorgen sollen.
So gibt es zum Beispiel einen ganz neuen Trend in der Offenstallszene und zwar die Mineralfutterstationen. Dort werden für die Pferde frei verfügbar die verschiedensten konzentrierten Mineralstoffe in verschiedenen Trögen frei zur Verfügung angeboten. Der Hintergedanke dabei ist, dass sich die Pferde nur dann daran bedienen, wenn sie das Mineral gerade benötigen.
Okay, an für sich eine wirklich schöne Idee. Und sieht man diese Mineralfutterstationen auf den verschiedenen Bildern, hat man gleich den Eindruck, dass Tine Wittler ein ›schöner wohnen für Pferde‹ Komitee durch den Stall gejagt hat. Die Mineralfutterstationen machen auch designmäßig wirklich etwas her und gleichzeitig bekommt jeder Pferdebesitzer das Gefühl so eine Station ebenso anbieten zu müssen. Denn je länger wir die Bilder betrachten, umso mehr kommt das schlechte Gewissen in Form eines kleinen Teufelchens, das auf unserer Schulter sitzt und uns piesackt. Frei dem Motto:

  • Du bist keine gute Pferdemutti, wenn du so etwas nicht auch anbietest.
  • Du verwehrst deinen Pferden wichtige Mineralien.
  • Die sollen sich selber frei bedienen können, auch das ist Freiheit.
  • Die wissen selber ganz genau, was sie brauchen.

Und schon eifern viele Pferdemuttis diesem Trend nach, völlig arglos und unbedacht, denn sie wollen ja nur das Beste für ihre Lieblinge.
Aber Hand aufs Herz, ist so eine Station wirklich gesund für unsere Pferde?
In diesen Stationen werden verschiedene Mineralien frei angeboten. Das Pferd darf sich daran bedienen, wie es mag. Die Hoffnung ist ja das diese nur solche Mengen aufnehmen, wie sie auch wirklich benötigen. Aber eigentlich wissen wir doch, unsere Kackbratzen sind verfressene kleine Monster. So gibt es Pferde, die kennen selbst bei 24/7 Heu kein Ende und mutieren zur Kugel. Ebenso kenne ich kein Pferd, das bei Kraftfutter leise rülpst und sagt ›ich bin eh schon zu fett, lass mal stecken‹. Dazu gibt es Kandidaten die sogar bei wirklich furchtbar schmeckender Medizin einen Nachschlag wollen, oder Wurmkur freiwillig schlotzen als wäre es ein leckeres Dessert.
Und auch wenn die meisten Mineralfuttersorten bei weitem nicht so gut schmecken wie so manches Futter, gibt es doch Kandidaten, die einfach permanent daran rum schlecken. Und so nehmen einige Pferde aus Langeweile, Hunger, Futterneid oder einfach weil es angeboten wird, mehr an Mineralstoffen zu sich, als sie wirklich benötigen.
Und so wie wir keinen Mineralstoffmangel bei unseren Pferden haben wollen, ist eine Überversorgung ebenso ungesund.

Ich erinnere mich da an eine Geschichte aus meiner Kindheit: Da gab es einen Sommer, der war wirklich sehr heiss, als ich klein war. Irgendwann brachte meine Mutter einen ganzen Korb voller Zitronen mit nach Hause. Diese rochen wundervoll und ich machte mir einen Spaß daraus, diese mit etwas Zucker zu essen. Irgendwann warnte mich mein Vater, dass zu viele davon einen Vitamin-C-Schock auslösen können. Mein Onkel der zu Besuch war sah das aber gelassen, und meinte ›ach die nimmt nur so viel wie sie braucht und vertragen kann.‹
Ich denke ihr wisst, was nun kommt. Es dauerte nicht lange und mein Gesicht brannte wie die Hölle. Überall hatte ich Flecken und Ausschlag von dem Vitamin Überschuss. Ich habe Zitronen seitdem nie wieder einfach so gegessen, und schon gar nicht in solchen Mengen. Mir waren die Schmerzen eine Lehre, aber ein Pferd kennt solche Verknüpfungen natürlich nicht. Das versteht nicht das die Kolikschmerzen von der geplünderten Tonne Hafer kommen. Es weiß nur noch, das es wirklich verdammt lecker war.

Und dann gab es noch eine andere Sache, alle Vegetarierer mögen mir bitte verzeihen.
Als kleines Kind hatte ich eine seltsame Vorliebe, und zwar liebte ich rohes Fleisch. Man muss sich vorstellen das klein Celeste immer wieder Fleischstücke stibitzte, wenn Mutter Drake daheim kochte. Auch wenn es Ärger gab und ich wusste, dass ich das Fleisch nicht roh essen sollte. Ich liebte es und aß es mit Genuss, wenn ich etwas ergattern konnte.
Heute weiß ich, dass Salmonellen und Co. sicher kein Spaß sind, aber als Kind bin ich einfach, wie bei den Zitronen meinen Gelüsten gefolgt. Ich hatte keine Mängel die es auszugleichen galt. Nein, ich aß einfach, was mir schmeckte und worauf ich Lust hatte. Und ähnlich wie Bon Bons, Schokolade und Chips die dazu führten, dass ich mich auch das eine oder andere Mal überfraß, habe ich aus meinen Erfahrungen gelernt.

Bei den Pferden schaut es wieder anders aus, denn sie kennen solche Verknüpfungen aus Erfahrungen nicht. Die lieben zum Beispiel die ersten Tage auf der neuen Weide und würden uns mit einem gezeigten Fuckhuf am liebsten auf den Mond wünschen, wenn wir sie nach kurzen Anweidezeiten, wieder auf den Paddock schicken. Denn trotz aller Wildpferdinstinkte wissen sie eben nicht, was gut für sie ist und wo die Grenze ist.
Das Bauchgefühl ist also nicht immer der beste Berater, was Essen angeht.
Warum wollen wir dann unsere Pferde nach diesem wählen lassen?
Pferde, die quasi ja eh immer verhungern, zumindest glauben sie das ja.
So teilen wir das Heu ein damit sie lange und mehrfach davon essen können. Kraftfutter wie Zusätze werden sorgfältig ausgesucht. Und nicht zu vergessen die Anweidezeiten bei frischer Weide, damit wir Hufrehe und Koliken aus dem Weg gehen.
Warum legen wir dieselbe Sorgfalt nicht auch bei den Mineralien wieder an den Tag?
Denn auch wenn das ›schöner Wohnen‹-Mineralbarelement wirklich designmäßig etwas her macht, so riskieren wir mitunter eine Überversorgung. Und das nur, damit wir uns auf die Schulter klopfen können, weil es so chick ausschaut und wir glauben, etwas Gutes zu tun?
Ohne regelmäßiges Blutbild würde ich so eine freie Versorgung nicht anbieten wollen. Mir wäre das zu gefährlich. Denn wie die Raupe Nimmersatt habe ich kleine Fressmonster dabei. Die einfach wegen der angebotenen Gelegenheit, wie auch einer guten Portion Futterneid daran rum schlotzen würden. Und bei meinem Glück würde das mit Nierenschäden, statt einem wunderschönen Schmetterling, enden.

Ich kann daher nur raten, baut nicht alles wahllos nach, was im Internet so hübsch angepriesen wird. Überlegt euch gut, was ihr in solchen Stationen frei zur Verfügung stellen wollt. Und wenn ihr Mineralien frei anbietet, dann checkt ab und an die Blutwerte und vergesst bitte 24/7 Heu nicht.
Solltet ihr keine Mineralstation anbieten dann ist das nicht schlimm, man muss nicht jedem Trend nacheifern, nur um eine perfekte Pferdemutti zu sein.

Flauschige Grüße,
eine unperfekte Celeste