Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Man mag es kaum glauben, aber wir haben mittlerweile den vierten Advent. Mir kommt es fast so vor als ob die Zeit bis Weihnachten dieses Jahr einfach verflogen ist.
Waren Herbst und Winter sonst immer sehr zäh und langwierig, so vergeht dieser Winter schneller als es all die Jahre zuvor war. Sicher hat das gute Wetter einen großen Anteil daran, denn während die letzten Winter dauernass und matschig waren, sorgen nun kalte und sonnig frostige Tage für ein leichteres arbeiten.
Aber nicht nur das schöne Wetter, auch der neue, befestigte Paddock machen die Stallarbeit für mich zu einer wahren Freude.
Dennoch, trotz aller Freude, verbringe ich täglich viele Stunden im Stall. Dabei sitze ich weniger auf meinen Pferden, sondern versorge ihre Bedürfnisse und optimiere und warte meinen kleinen Stall und die Weiden. Lese ich dann im Internet von Personen, welche in die Selbstversorgung wechseln möchten, dann muss ich immer ein wenig schmunzeln. Wie motiviert lesen sich diese Frischlinge, wie hoffnungsvoll sind sie noch. Und ja, ich darf darüber lächeln, war ich doch vor 12 Jahren nicht anders.
Auch ich hatte den Wunsch alles selber zu regeln und ich dachte mir, dass es so schlimm ja nicht sein könnte. Schließlich hatte ich auch zu Pensionszeiten immer einen großen Anteil der Stallarbeit geleistet.
So hatte ich trotz Vollpension oft, …
- selber gemistet. Und meist nicht nur meine eigenen Pferde, sondern aus Freundschaft oder Langeweile oft alle Pferde.
- Futter vorbereitet, für alle Pferde und gefüttert.
- den ganzen Hof sauber gehalten, mit meinem besten Freund dem Besen …
- Weide Hol- und Bringdienste übernommen, um den Stallbesitzer zu entlasten.
- bei der Heu- und Strohernte geholfen. (Mit Heuschnupfen immer wieder ein Erlebnis.)
- Boxen gestrichen / gekalkt und natürlich nicht nur meine
Usw.
Eigentlich habe ich immer gerne und viel geholfen. Ich habe trotz Vollpension Dienste übernommen, um den Stallbesitzer oder Miteinstaller zu entlasten. Und ja, ich habe es gerne gemacht.
Also dachte ich zum Wechsel in die Selbstversorgung, dass die Arbeiten rund um die Pferde ein Klacks sein würden. Das hatte ich ja eigentlich alles schon früher gemacht.
Heute weiß ich, dass es ein dummer Gedanke war. Ein verständlicher, aber dennoch dummer Gedanke.
Denn ich hatte nicht bedacht, dass ich all diese Arbeiten freiwillig übernommen hatte. Egal wo ich aushalf, es war meine Entscheidung gewesen. Niemand stand hinter mir und sagte ›du musst das aber jetzt!‹.
Nun mit dem eigenen Stall ist man selber sein eigener Sklaventreiber. Denn plötzlich weiß man, dass man all diese Dinge selber erledigen muss. Das keine Stallbesitzer oder Heinzelmännchen diese Dinge für einen erledigen. Man ist plötzlich selber in der dauerhaften Pflicht.
Man muss:
- Die die Pferde mehrmals täglich mit Futter und Wasser versorgen, bzw. wenigstens dieses kontrollieren.
- Für Sauberkeit auf Stall und Weiden sorgen.
- Für genug Futter und Einstreu auf Vorrat sorgen.
- Für einen ordnungsgemäß eingezäunten Auslauf sorgen.
- Alle Instandhaltungsarbeiten rund um Stall und Weide managen.
- Selber kontrollieren, ob alle Pferde gesund und unverletzt sind.
- Selber bei Terminen wie z.B. Sylvester dafür sorgen das nichts passiert.
Usw.
Und plötzlich verbringt man neben der normalen Versorgung seine Zeit damit auf den Heulieferanten zu warten. Oder nach Silvester die Weiden nach verirrten Raketen abzusuchen. Man setzt auf einmal selber Zäune instand, mit welchen eine Horde Wildschweine wenig erfolgreich Limbo gespielt hat.
Allein die normale Versorgung braucht täglich eine gewisse Zeit. Dazu kommen dann die immer wieder auftretenden Instandhaltungsarbeiten. Und diese treten meist genau dann auf wenn man sie am wenigsten brauchen kann.
Zum Beispiel:
- Man möchte Abends ausgehen und will kurz vorher in guten Sachen noch bei den Pferden nach dem rechten sehen. Leider stehen diese plötzlich neben der Weide, weil der Haflinger Zaunbingo gespielt und leider gewonnen hat.
- Während man auf der Arbeit ist, klingelt das eigene Handy Sturm, weil ein pseudo Tierschützer am Stall Stunk macht. Da die armen Pferde ja im Offenstall stehen und das ja eine Tierquälerei ist, muss man die am Zaun für Notfälle ausgehangene Telefonnummer dazu nutzen, dieses sofort mitzuteilen. Und bevor dieser dann gleich noch die Polizei, PETA und den Papst informiert, stellt man sich diesem Gespräch besser und klärt – mal wieder – über Offenstallhaltung auf. Oder warum Heunetze nicht dazu gedacht sind, um die armen geschundenen Pferde zu ärgern.
- Sonntags ausschlafen oder Urlaube sind nur dann noch möglich, wenn man eine passende Vertretung hat. Denn die Pferde wollen immer versorgt sein, auch am Wochenende. Entweder man hat dann gute Freunde, die ab und an aushelfen, oder man muss einen kostenpflichtigen Versorgungsdienst nutzen. Und meist sind alle Gefallen bei den guten Freunden schon mehr als ausgereizt, wenn man denn selber wieder einmal krank ist. Denn auch wenn wir Grippe oder Magen-Darm haben: Den Pferden ist das egal, sie wollen versorgt sein.
Nun ich denke, ihr wisst worauf ich hinaus will. Aber Selbstversorgung ist ebenso auch etwas wunderschönes, denn es hat auch seine Vorteile:
- So bestimmt man selber das Futter wie auch seine Qualität und Menge.
- Man bestimmt über Haltung und Auslauf.
- Durch die ständige Arbeit vor Ort festigt es die Beziehung zu seinen Pferden ungemein.
- Man ist sein eigener Herr und muss sich weder mit Stallbesitzern herumärgern, welche sich nicht an Verträge oder Abmachungen halten, noch mit blöden Miteinstallern.
Natürlich haben die wenigsten von uns freiwillig die ganze Arbeit gewählt. Viele wechseln, weil die Zustände in Pensionsställen teilweise untragbar sind. Schlechte Futterqualitäten oder nicht eingehaltene Weidezeiten, aber auch Abmachungen, die nicht beachtet werden, lassen uns oft in die Eigenregie wechseln.
Aber viele geben es nach Jahren der Selbstversorgung wieder auf, weil sie mehr Reiten, statt versorgen wollen.
Von daher sollte man sehr gut überlegen, ob man wirklich in die Selbstversorgung wechseln will.
- Ob man das körperlich wie auch zeitlich überhaupt schaffen kann, neben Familie und Beruf.
- Ob man mit damit leben kann, auch mal, oder mal öfter, auf Reiten zu verzichten.
- Das es nicht wirklich billiger ist als ein Pensionsplatz, wenn man Futterkosten wie auch Wartungsarbeiten und die eigene Arbeit dazu zählt.
- Das man immer – wirklich immer – selber für seine Pferde verantwortlich ist. 24 Stunden, 7 Tage die Woche, egal was passiert oder was die Bande anstellt.
Ich für mich kann sagen: Ja, es ist viel Arbeit. Gerade im Winter kommt das Reiten oft zu kurz. Aber die gute Versorgung samt einem Leben im Offenstall kann ich meiner Bande nur so bieten. Also nehme ich das auf mich, auch wenn es Tage gibt wo ich auch mal gerne länger schlafen würde. Tage, an denen mich die Grippe plagt und das Bett leise flüstert ›bleib doch liegen, du fühlst dich elend‹. Und trotzdem raffe ich mich auf und gehe zu meiner Bande.
Nein, als ich die Selbstversorgung anfing habe ich mir das wirklich nicht so vorgestellt. Ich dachte lächelnd das ich all das schon schaukeln werde. Das es nicht so hart sein kann wie von anderen beschrieben. Heute weiß ich, meine Gedanken waren naiv und blauäugig. Dennoch war es für mich die beste Entscheidung, die ich mir vorstellen kann. Und wer nun überlegt in die Selbstversorgung zu wechseln der ist gewarnt, dass es nicht ganz so einfach ist. Aber trotz allem ist es dennoch wunderschön!
In diesem Sinne ein Hoch auf alle Selbstversorger, die sich den Pferden zuliebe abrackern. Die diese Arbeit auf sich nehmen um ihnen ein besseres Leben zu bieten. Und wenn ihr es auch manchmal im Stress vergesst: ›Seid stolz auf euch und eure Arbeit!‹
Flauschige Adventgrüße
Celeste
P.S. Weihnachten und Neujahr gibt es keinen Blogbeitrag. Ihr werdet es kaum glauben, aber meine Oompa Loompa und ich nehmen uns frei. 😉