Archiv | Dezember 2016

Kinderspiel Selbstversorgung?

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Man mag es kaum glauben, aber wir haben mittlerweile den vierten Advent. Mir kommt es fast so vor als ob die Zeit bis Weihnachten dieses Jahr einfach verflogen ist.
Waren Herbst und Winter sonst immer sehr zäh und langwierig, so vergeht dieser Winter schneller als es all die Jahre zuvor war. Sicher hat das gute Wetter einen großen Anteil daran, denn während die letzten Winter dauernass und matschig waren, sorgen nun kalte und sonnig frostige Tage für ein leichteres arbeiten.
Aber nicht nur das schöne Wetter, auch der neue, befestigte Paddock machen die Stallarbeit für mich zu einer wahren Freude.

Dennoch, trotz aller Freude, verbringe ich täglich viele Stunden im Stall. Dabei sitze ich weniger auf meinen Pferden, sondern versorge ihre Bedürfnisse und optimiere und warte meinen kleinen Stall und die Weiden. Lese ich dann im Internet von Personen, welche in die Selbstversorgung wechseln möchten, dann muss ich immer ein wenig schmunzeln. Wie motiviert lesen sich diese Frischlinge, wie hoffnungsvoll sind sie noch. Und ja, ich darf darüber lächeln, war ich doch vor 12 Jahren nicht anders.

Auch ich hatte den Wunsch alles selber zu regeln und ich dachte mir, dass es so schlimm ja nicht sein könnte. Schließlich hatte ich auch zu Pensionszeiten immer einen großen Anteil der Stallarbeit geleistet.

So hatte ich trotz Vollpension oft, …

  • selber gemistet. Und meist nicht nur meine eigenen Pferde, sondern aus Freundschaft oder Langeweile oft alle Pferde.
  • Futter vorbereitet, für alle Pferde und gefüttert.
  • den ganzen Hof sauber gehalten, mit meinem besten Freund dem Besen …
  • Weide Hol- und Bringdienste übernommen, um den Stallbesitzer zu entlasten.
  • bei der Heu- und Strohernte geholfen. (Mit Heuschnupfen immer wieder ein Erlebnis.)
  • Boxen gestrichen / gekalkt und natürlich nicht nur meine

Usw.

Eigentlich habe ich immer gerne und viel geholfen. Ich habe trotz Vollpension Dienste übernommen, um den Stallbesitzer oder Miteinstaller zu entlasten. Und ja, ich habe es gerne gemacht.

Also dachte ich zum Wechsel in die Selbstversorgung, dass die Arbeiten rund um die Pferde ein Klacks sein würden. Das hatte ich ja eigentlich alles schon früher gemacht.

Heute weiß ich, dass es ein dummer Gedanke war. Ein verständlicher, aber dennoch dummer Gedanke.

Denn ich hatte nicht bedacht, dass ich all diese Arbeiten freiwillig übernommen hatte. Egal wo ich aushalf, es war meine Entscheidung gewesen. Niemand stand hinter mir und sagte ›du musst das aber jetzt!‹.

Nun mit dem eigenen Stall ist man selber sein eigener Sklaventreiber. Denn plötzlich weiß man, dass man all diese Dinge selber erledigen muss. Das keine Stallbesitzer oder Heinzelmännchen diese Dinge für einen erledigen. Man ist plötzlich selber in der dauerhaften Pflicht.

Man muss:

  • Die die Pferde mehrmals täglich mit Futter und Wasser versorgen, bzw. wenigstens dieses kontrollieren.
  • Für Sauberkeit auf Stall und Weiden sorgen.
  • Für genug Futter und Einstreu auf Vorrat sorgen.
  • Für einen ordnungsgemäß eingezäunten Auslauf sorgen.
  • Alle Instandhaltungsarbeiten rund um Stall und Weide managen.
  • Selber kontrollieren, ob alle Pferde gesund und unverletzt sind.
  • Selber bei Terminen wie z.B. Sylvester dafür sorgen das nichts passiert.

Usw.

Und plötzlich verbringt man neben der normalen Versorgung seine Zeit damit auf den Heulieferanten zu warten. Oder nach Silvester die Weiden nach verirrten Raketen abzusuchen. Man setzt auf einmal selber Zäune instand, mit welchen eine Horde Wildschweine wenig erfolgreich Limbo gespielt hat.

Allein die normale Versorgung braucht täglich eine gewisse Zeit. Dazu kommen dann die immer wieder auftretenden Instandhaltungsarbeiten. Und diese treten meist genau dann auf wenn man sie am wenigsten brauchen kann.

Zum Beispiel:

  • Man möchte Abends ausgehen und will kurz vorher in guten Sachen noch bei den Pferden nach dem rechten sehen. Leider stehen diese plötzlich neben der Weide, weil der Haflinger Zaunbingo gespielt und leider gewonnen hat.
  • Während man auf der Arbeit ist, klingelt das eigene Handy Sturm, weil ein pseudo Tierschützer am Stall Stunk macht. Da die armen Pferde ja im Offenstall stehen und das ja eine Tierquälerei ist, muss man die am Zaun für Notfälle ausgehangene Telefonnummer dazu nutzen, dieses sofort mitzuteilen. Und bevor dieser dann gleich noch die Polizei, PETA und den Papst informiert, stellt man sich diesem Gespräch besser und klärt – mal wieder – über Offenstallhaltung auf. Oder warum Heunetze nicht dazu gedacht sind, um die armen geschundenen Pferde zu ärgern.
  • Sonntags ausschlafen oder Urlaube sind nur dann noch möglich, wenn man eine passende Vertretung hat. Denn die Pferde wollen immer versorgt sein, auch am Wochenende. Entweder man hat dann gute Freunde, die ab und an aushelfen, oder man muss einen kostenpflichtigen Versorgungsdienst nutzen. Und meist sind alle Gefallen bei den guten Freunden schon mehr als ausgereizt, wenn man denn selber wieder einmal krank ist. Denn auch wenn wir Grippe oder Magen-Darm haben: Den Pferden ist das egal, sie wollen versorgt sein.

Nun ich denke, ihr wisst worauf ich hinaus will. Aber Selbstversorgung ist ebenso auch etwas wunderschönes, denn es hat auch seine Vorteile:

  • So bestimmt man selber das Futter wie auch seine Qualität und Menge.
  • Man bestimmt über Haltung und Auslauf.
  • Durch die ständige Arbeit vor Ort festigt es die Beziehung zu seinen Pferden ungemein.
  • Man ist sein eigener Herr und muss sich weder mit Stallbesitzern herumärgern, welche sich nicht an Verträge oder Abmachungen halten, noch mit blöden Miteinstallern.

Natürlich haben die wenigsten von uns freiwillig die ganze Arbeit gewählt. Viele wechseln, weil die Zustände in Pensionsställen teilweise untragbar sind. Schlechte Futterqualitäten oder nicht eingehaltene Weidezeiten, aber auch Abmachungen, die nicht beachtet werden, lassen uns oft in die Eigenregie wechseln.

Aber viele geben es nach Jahren der Selbstversorgung wieder auf, weil sie mehr Reiten, statt versorgen wollen.

Von daher sollte man sehr gut überlegen, ob man wirklich in die Selbstversorgung wechseln will.

  • Ob man das körperlich wie auch zeitlich überhaupt schaffen kann, neben Familie und Beruf.
  • Ob man mit damit leben kann, auch mal, oder mal öfter, auf Reiten zu verzichten.
  • Das es nicht wirklich billiger ist als ein Pensionsplatz, wenn man Futterkosten wie auch Wartungsarbeiten und die eigene Arbeit dazu zählt.
  • Das man immer – wirklich immer – selber für seine Pferde verantwortlich ist. 24 Stunden, 7 Tage die Woche, egal was passiert oder was die Bande anstellt.

Ich für mich kann sagen: Ja, es ist viel Arbeit. Gerade im Winter kommt das Reiten oft zu kurz. Aber die gute Versorgung samt einem Leben im Offenstall kann ich meiner Bande nur so bieten. Also nehme ich das auf mich, auch wenn es Tage gibt wo ich auch mal gerne länger schlafen würde. Tage, an denen mich die Grippe plagt und das Bett leise flüstert ›bleib doch liegen, du fühlst dich elend‹. Und trotzdem raffe ich mich auf und gehe zu meiner Bande.

Nein, als ich die Selbstversorgung anfing habe ich mir das wirklich nicht so vorgestellt. Ich dachte lächelnd das ich all das schon schaukeln werde. Das es nicht so hart sein kann wie von anderen beschrieben. Heute weiß ich, meine Gedanken waren naiv und blauäugig. Dennoch war es für mich die beste Entscheidung, die ich mir vorstellen kann. Und wer nun überlegt in die Selbstversorgung zu wechseln der ist gewarnt, dass es nicht ganz so einfach ist. Aber trotz allem ist es dennoch wunderschön!

In diesem Sinne ein Hoch auf alle Selbstversorger, die sich den Pferden zuliebe abrackern. Die diese Arbeit auf sich nehmen um ihnen ein besseres Leben zu bieten. Und wenn ihr es auch manchmal im Stress vergesst: ›Seid stolz auf euch und eure Arbeit!‹

Flauschige Adventgrüße

Celeste

P.S. Weihnachten und Neujahr gibt es keinen Blogbeitrag. Ihr werdet es kaum glauben, aber meine Oompa Loompa und ich nehmen uns frei. 😉

 

Weihnachten steht vor der Tür

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, es ist euch und euren Lieben gut ergangen? Mittlerweile haben wir den dritten Advent und Weihnachten ist nicht mehr weit. Neben den Vorbereitungen für die Feiertage, oder die großen Festessen, plagen uns und unsere Lieben immer wieder Sorgen um das perfekte Weihnachtsgeschenk.

Auch ich wurde oft gefragt: »Was wünschst du dir denn zu Weihnachten.« Und nein, ich bin nicht gerade die Person, die dann mit ›Weltfrieden‹ antwortet. Nun es mag Personen geben, die frei heraus ihre Wünsche äußern können. Fragt man mich, dann kommt da eher ein entsetztes ›Oh Gott‹-Gesicht. Dann ein Versuch die Gedanken zusammenzufassen, bis ich meist nur ›etwas fürs Pferd‹ vor mich hin stottere.
Nun, Pferde- oder Stallzubehör Geschenke sind bei uns Reitern auf jeden Fall sehr beliebt. Schaut man durch die Gruppen dann liegt Reitzubehör oft weit vor Schmuck, Parfüm und anderen Präsenten auf dem Wunschzettel. Während die jüngeren Damen oft noch Wünsche wie aktuelle Handys und Laptops oder Musik CDs haben, so finden sich in den Antworten der älteren Reiter oftmals das beliebte Pferdezubehör.

Aber es ist ja nicht nur der eigene Wunschzettel, den man pflegt, sondern auch die Reitergeschenke für sein pferdiges Umfeld:

  • Stallbesitzer
  • Miteinstaller
  • Pflegemädchen
  • Reitbeteiligungen
  • Reitlehrer
  • Hufschmied
  • Tierarzt

Usw.

Natürlich muss man nicht jedem etwas zu Weihnachten schenken. Aber wenn man es dennoch möchte, dann steht man bei der Geschenksuche vor der Qual der Wahl. Daher fasse ich hier einmal ein paar Dinge zusammen, die euch bei den letzten Geschenken vielleicht behilflich sein können:

Schmuck aus Pferdehaar
Ein paar Strähnen aus Schweif oder Mähne lassen sich zu wundervollen Schmuck verarbeiten. Mittlerweile gibt es viele Anbieter welche Armbänder, Ketten, Ohrringe, Schutzengelanhänger und vieles mehr mit dem Pferdehaar erstellen. Sinnvoll ist hier ein Gutschein, damit sich der Beschenkte mit dem Pferdehaar seiner Wahl das passende Stück erstellen lassen kann.
Hier ein Anbieterbeispiel.


Fotogeschenke
Mit Fotos des geliebten Pferdes lassen sich bei verschiedenen Anbietern Fotobücher, Wandbilder, Kalender, Tassen, Shirts und vieles mehr erstellen. Ein günstiges Geschenk das viel Freude bringen kann.
Hier ein Anbieterbeispiel.


Bücher
Bücher sind immer eine gute Wahl als Geschenk. Die Auswahl für Reiter ist vielfältig. Es gibt Bücher zu diversen Reitweisen, verschiedene Kurse, aber auch zum Thema Pferdeverhalten und Medizin gibt es viele gute Ratgeber. Und natürlich gibt es auch noch meine beiden Ratgeber, die für kleines Geld ein wundervolles Geschenk sind: https://www.amazon.de/Celeste-Drake/e/B00O7M167S


Gutscheine
Gutscheine sind eigentlich kein ganz so persönliches Geschenk, aber für Trainingskurse finde ich sie ideal. Auch sind Gutscheine für Reitsportgeschäfte  sehr beliebt. Bei bastelnden Offenstallern sind mittlerweile auch Gutscheine für Baumärkte auf dem Wunschzettel.

Ebenso kann man Gutscheine selber erstellen, zum Beispiel für 3 Hufschmiedbehandlungen, oder einige Säcke Pferdefutter nach Wahl. Immer wieder beliebt sind auch Gutscheine für Hilfsdienste zum Beispiel ›3x Stall misten / Pferde füttern / versorgen‹. Lasst eurer Fantasy freien Lauf. Denn diese Geschenke sind manchmal für den Pferdehalter eine ungemeine Erleichterung bei der Urlaubsplanung oder wichtigen Terminen.


Stallzubehör
Dieses ist bei Selbstversorgern und Offenstallern mehr als beliebt. Eine neue Schubkarre oder Akkuschrauber, neue Mistgabeln oder Forken, Futterkrippen oder Raufen sind Geschenke, die unser Herz erfreuen. Und sind diese dann auch noch farblich etwas peppiger, dann hebt das die Arbeitsmoral doch gleich mal an. Hier ein Anbieterbeispiel für eine bunte Schubkarre mit dem wundervollen Namen Hildegard.

Aber auch Paddockplatten und Windschutzvorhänge oder T Pfosten können ein sinnvolles Geschenk für Stallbesitzer sein. Denn es muss immer wieder etwas ausgebaut oder ergänzt werden. Und ein trockener Paddock oder eine sichere Weide ist ein Geschenk, mit welchem es kein Parfüm oder Schmuckstück aufnehmen kann.

Hier ein Anbieterbeispiel für Paddockplatten, T Pfosten und viele andere sinnvolle Dinge.


Pflegemittel
Ob Pflegemittel für das Pferd oder für das Sattelzeug, diese kleinen Flaschen und Dosen eignen sich wunderbar als Weihnachtsgeschenk. Denn Pflegemittel verbrauchen wir Reiter immer wieder. Und ein kleiner Geschenkkorb mit verschiedenen Mähnensprays, Schweiftinkturen, Hufölen, Lederpflegemitteln und dazu ein paar Leckerchen, das ist doch etwas das jedes Reiterherz höher schlagen lässt.
Natürlich kann man auch zu Satteldecken und Halftern, oder Reitbekleidung zurück greifen. Diese sind ebenso sehr schöne Geschenke. Hier sollte man allerdings sicher in den Grössen, wie auch im Geschmack des Reiters sein. Denn nicht jeder mag eine pinkfarbene Reithose, ein paar Stallstiefel mit Eulenmotiv oder ein Halfter das vor Flauschigkeit überquillt. Hier ist es sehr sinnvoll vorab den persönlichen Geschmack des zu Beschenkenden zu erkunden.

Stallbesitzer, Hufschmiede und Tierärzte freuen sich ebenso über eine Kleinigkeit. Hier sind z.B. Tassensets sehr niedlich, welche man mit Süßigkeiten oder Teebeuteln befüllen kann. Natürlich spricht auch nichts gegen selbst gebackene Kekse die man hübsch verpackt. Ebenso freut sich der Heulieferant über eine Kleinigkeit und sei es nur ein paar Pralinen.

Dies nur als kleine Auswahl an Dingen, die ein Reiterherz erfreuen. Ich finde es wichtig, das man sich auch bei den Menschen bedankt, die das Leben rund um die Pferde möglich machen. Es muss nichts Großartiges oder Teures sein, aber es sollte mit dem Herzen ausgesucht sein.  Meine Geschenke habe ich schon alle beisammen und eingepackt, was mir ein gutes Gefühl beschert.

Für meinen Geburtstag oder das nächste Weihnachten, setze ich mir aber gleich noch ›Zaunpfosten‹, ein neues ›Stainless Steel Snaffle with Shanks‹ und ein ›Merothisches Ledergebiss‹ auf den Wunschzettel. Damit ich bei der nächsten aufkommenden Frage nicht schon wieder panisch herum stottern muss.

In diesem Sinne wünsche ich euch einen wundervollen 3. Advent, auf dass ihr bald alle Geschenke zusammen habt.
Flauschige Grüße
Celeste

weihnachtspferd

 

Ausflugsziel Offenstall

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder und ich wünsche euch sowie euren Vierbeinern einen wundervollen zweiten Advent. Nun geht es so langsam in riesigen Schritten auf Weihnachten zu und ich darf Stolz verkünden, dass nicht nur alle Weihnachtsgeschenke besorgt sind, sondern auch die zweite Ladung Weihnachtsplätzchen gebacken wurden. So habe ich also etwas Luft um mehr Zeit im Stall zu verbringen, bei diesem wunderschönen frostig-sonnigen Wetter.

Und genau dieses Wetter lockt wie immer eine Menge Spaziergänger an. Leute die ihre Hunde ausführen. Touristen welche in den nahe gelegenen Pensionen wohnen. Und natürlich die Stammspaziergänger, welche meinen Stall mittlerweile als tägliches Ausflugsziel auserkoren haben.
Ja, ihr habt richtig gelesen: Diese meist älteren Personen besuchen wirklich täglich meinen kleinen doch recht abgelegenen Offenstall.
Das war zu Anfang schon etwas gewöhnungsbedürftig, schließlich ist mein Stall weder ein Streichelzoo noch ein Freizeitpark. Und mit den geleckten Anlagen der meisten Reitställe kann ich mit meinen panierten Offenstallschnitzeln nun auch nicht mithalten. Mich wunderten diese täglichen Besuche, die schon fast ritualisiert werden, also sehr.
Dazu kam natürlich noch die Sorge, dass die Pferde trotz Verbotsschilder gefüttert werden. Also suchte ich zügig das Gespräch mit den verschiedenen Personen.
Schnell stellte sich heraus, warum meine Zaungäste solchen Spaß an den Besuchen haben. Nicht zuletzt ist das wohl meinem kleinen Haflingermädchen geschuldet, das sich am Zaun allen Besuchern anbiedert wie eine Bordsteinschwalbe bei einer gerade eingelaufenen Schiffscrew.
Und so lässt sie sich tätscheln und kraulen und lauscht den Geschichten der Omis, wenn sie von den alten Arbeitspferden aus ihrer Kindheit erzählen.
Während meine anderen 3 die Besucher nicht mal mit dem Hintern anschauen, ist mein Panzerlein zu jedem Besucher freundlich. Nicht selten erzählen mir dann meine Gäste wie zutraulich das Panzerlein ist und auch, dass dieses Pferd sie ja so lieb gewonnen haben muss, da es ja immer zu ihnen kommt.
Gut, in diesem Moment möchte ich sie dann nicht uncharmant auf den Boden der Tatsachen zurück holen und erklären das dieses Pferd zu jedem geht – quasi ein Pferdeflittchen eben. Also belasse ich sie im Glauben ihrer besonderen Beziehung und lächele.

Das Gute an den dauernden Besuchen ist, dass meine Gäste sehen, wie viel Arbeit die tägliche Versorgung macht. Wie lange ich Heunetze stopfe, während ich mich mit ihnen unterhalte. Und wie ich säckeweise Einstreu in den Stall bringe, den Auslauf harke oder kanisterweise Wasser schleppe.

Auch die Mengen an Rundballen Heu, wie deren zügiger Schwund, wird beobachtet und kommentiert.
Oft kommen dann Aussagen und Fragen:

  • Das man nicht gedacht hätten das es so viel Arbeit sei.
  • Warum ich mir freiwillig so viel Arbeit aufbürde.
  • Warum ich sie nicht lieber in einen Reitstall stelle, mit Boxen und fließend Wasser. Da hätten die Pferde es ja gleich so schön warm.

Und das ist dann der Moment, wenn ich auf meine Pferde-Bande zeige und erkläre, dass …

  •  die Pferde hier einen sehr großzügigen Offenstall haben, mit größeren Innenbereichen pro Pferd, als die normalen Boxengrößen in den Reitställen.
  •  die Pferde hier selber entscheiden dürfen, ob sie rein oder raus möchten und dieses Angebot auch gerne nutzen.
  • ich draußen und drinnen Futter anbiete, damit sie ihre freie Wahl auch genießen können.
  • sie hier riesige Winterweiden haben zum Laufen, Toben, Spielen, Wälzen, rum Hüpfen oder Wildschweine Schubsen.
  • sie keine Decken oder gar einen warmen Stall brauchen, sondern flauschig warmes Winterfell tragen.

usw.

Und wenn sie dann in das warme flauschige Fell des Panzerleins fassen, merken sie, dass die Pferde wirklich nicht frieren. Ein Blick in den Stall zeigt, das lauschig eingestreute Bettchen. Der prüfende Blick auf die Pferdefigur Marke: ›Pummelfee‹, lässt mehr als nur erahnen das die Pferde ausreichend gefüttert werden.

Hüpft das Panzerlein dann auch noch sorglos über die Weide, erkennen auch meine Besucher, dass ein Offenstall eine gute Sache ist.

Natürlich muss man zu Anfang viel erklären, das ist aber auch kein Wunder. In den Köpfen der meisten Pferde unkundigen Personen gehört ein Pferd in eine Box. Dort ist es ihrem Glauben nach warm, geschützt vor Wind und Wetter und auch seine Versorgung ist einfacher. Hört man den Gesprächen der Besucher zu, dann kennen viele diese Haltung noch von den Arbeitspferden von früher. Die mussten tagsüber auf den Feldern schuften und abends ging es in die Box mit Decke und Kraftfutter. Viele haben auch die Bilder der meisten Großreitställe vor Augen, jene mit vielen Boxen. Und Pferde unkundige Personen glauben teilweise, dass die Pferde nur allein der Nahrungsaufnahme wegen auf die Weide kommen. Nicht wegen der nötigen Bewegung und der sozialen Interaktion.

Hier muss man wirklich erklären und aufklären, das ein Pferd ein Bewegungs- und Herdentier ist. Zeigt man dann auf seine Bande die gerade zusammen spielt, sich hemmungslos wälzt oder Mähnenkraulen betreibt, dann ist das auch für die Besucher schnell einleuchtend.

So habe ich viel zu erklären und oft stehlen mir diese Gespräche die Zeit. Aber sie bringen auch viel Gutes:

  • Die Besucher wissen, dass sie nicht füttern dürfen und warum.
  • Sie wissen, warum die Pferde auch im Winter problemlos im Offenstall leben.
  • Sie tratschen diese Dinge weiter. An jeden, der es hören oder nicht hören will …
  • Sie achten darauf, dass niemand Fremdes füttert.
  • Sie spielen für Fremde den Erklärbär mit ihren neugewonnenen Informationen.
  • Sie haben immer ein Auge auf die Pferde, auch wenn ich nicht da bin.
  • Das Panzerlein freut sich über jede Aufmerksamkeit und die Besucher freuen sich über das freundliche Pferd.

Und gerade deswegen habe ich nun extra Stühle vor dem Zaun aufgestellt. Da kann jeder rasten, wenn er mag. Sitzen und plauschen und die Pferde beobachten, wie er will.

Ebenso achte ich immer darauf das Futter und Wasser im Stall, wie auch draußen gut sichtbar aufgestellt ist. Damit niemals derlei Fragen aufkommen, wenn ich nicht da bin.
Dazu wird der Stall immer wieder neu dekoriert, zu Weihnachten, Ostern, Frühling usw. Meine Besucher lieben dies und fragen immer wieder danach.
Natürlich könnte man auch sagen das einem die Besucher den Buckel runter rutschen können. Das die ganzen Gespräche und Erklärungen die Mühe nicht wert seien.

Aber ich bin ehrlich, ich versuche meinem Umfeld freundlich zu begegnen. Ich mag es wenn sich die Menschen an Stall und Pferden erfreuen. Aber viel wichtiger ist mir auch, das dem Thema Offenstall auch von pferdeunkundigen Personen aufgeschlossener begegnet wird. Dass es so zu mehr Einsicht und Verständnis gegenüber dieser Haltung kommt. Daher versuche ich meinen kleinen Anteil als Erklärbär zu leisten und sehe mich bestätigt, wenn die vorher unerfahrenen Personen nun Fremde voller Stolz aufklären.

In diesem Sinne kann ich nur raten, eure Zaungäste zu ›erziehen‹. Man kann sicher nicht alle aufklären oder bekehren, aber man kann es ja versuchen. Und wenn ich sehe mit welcher Freude meine Besucher strahlen sobald sie meinen Stall sehen, dann haben doch alle gewonnen.

Flauschige Grüße
Celeste

touristen