Archiv | August 2016

Das Immenhofmädel in mir

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, ihr habt mich vermisst?
Mittlerweile habe ich das Gefühl, der Sommer war nicht einmal richtig da, und der Herbst steht schon vor der Türe. Zumindest weiß das Wetter bei uns nicht wirklich, was es will. Mal regnet es, dann scheint eine Stunde später wieder die Sonne und wieder eine Stunde später, ist der Himmel dunkel. Als ich eben nach dem Stallbesuch wieder im Auto saß und den Pferden beim Grasen zu schaute, fiel doch glatt ein gelbes Blatt auf meine Windschutzscheibe, und dann noch eines und noch eines. Mein Blick wanderte in die Baumkronen und tatsächlich breitet sich dort so langsam das zarte Gelb in den Blättern aus. Wo ist nur der Sommer geblieben? Hatte ich nicht gerade erst den nassen Winter überstanden?

Irgendwie verfliegt die Zeit stetig, zu sehr nimmt einen die Arbeit, der Haushalt, die privaten Dinge, aber auch alles rund um die Pferde gefangen. Denke ich darüber nach, wie lange ich schon Pferde halte, dann wird mir anders. Nicht weil diese Zeit nicht wunderschön war / ist, sondern weil mir bewusst wird wie viele Jahre, schon wie im Flug vergangen sind.
Sicher ich habe unendlich viel erlebt in dieser Zeit, und ich bin sehr dankbar für alle Gelegenheiten, die sich mir boten und auch weiterhin bieten werden. Und doch hat sich seit meiner Jugend viel verändert. Zum Positiven muss man eindeutig bei der Pferdehaltung erwähnen. Denn aus herkömmlicher Boxenhaltung oder gar Ständerhaltung mit wenig oder gar keinem Auslauf, sind immer mehr Stallbesitzer zu großzügigen Boxen mit viel Auslauf, wie auch Offenställen umgestiegen. Auch wenn da noch nicht alle umgerüstet haben, so ist der Wandel im Laufe der Jahre doch wirklich als positiv zu erachten.

Was mir aber manchmal ein wenig fehlt, ist das Immenhof-Feeling, das wir damals als Kinder erlebt haben. Denn schaue ich durch so manche Pferdegruppe dann bin ich fast traurig wie sich die Reiterszene entwickelt.

Während wir früher:

  • Mit Jeans und Gummistiefeln auf dem Pony saßen
  • Eine rutschende Samtkappe mit Gummizug besaßen, die so viel schützte wie ein Kaninchenfurz
  • Barfuß die Pferde von der Weide holten
  • Ohne Sattel auf den Weiden Wettrennen bestritten
  • Ohne Sattel mit Wassergläsern in der Hand gesprungen sind
  • Über Blätterhaufen von Rübenfeldern gehüpft sind (mit Erlaubnis der Bauern)
  • Über Stoppelfelder gesaust sind und Wettrennen gemacht haben (mit Erlaubnis und vorherigen Abgehen im Schritt zwecks Löchersuche)
  • Wir mit den Ponys Wettrennen machen konnten, ohne das sie durchgingen
  • Stundenlang bei der Heu- und Strohernte geholfen haben, ohne murren, aber voller Stolz, dass man helfen durfte
  • X Boxen gemistet haben, auch wenn es nicht die eigenen waren, einfach aus Spaß
  • Kehren und fegen ein Wettstreit war unter den Stallmädels
  • Stundenlang zusammen mit anderen Mädels Sattelzeug geputzt und getratscht haben
  • Pflegepferde statt Reitbeteiligungen gehabt haben
  • Auf den Pferden stehend das Obst aus den Bäumen pflückten
  • Statt Knotenhalfter und Spezialzäumung einfach Halfter und Trense benutzten
  • Zubehör in den Farben Braun und Schwarz, allenfalls Blau und Grün besaßen. Mit Stirnriemen aus Plastik statt Bling Bling
  • Stundenlang Rüben sauber gemacht haben, selbstredend für den gesamten Stall
  • Wundversorgung erlernt und übernommen haben, wann immer es nötig war
  • Usw.

Die Zeiten waren einfach anders und was auch immer wir anstellten, wir waren unter den wachsamen Augen der Stallbesitzer, Stallmeister, Reitlehrer und Bauern. Sicher gab es  mal den ein oder anderen Unsinn, aber alles was den Pferden geschadet hätte, wäre mit einem Donnerwetter geendet. Damals galten diese Personen noch als Respektspersonen die einem im Zweifel auch das Fell über die Ohren zogen. Die eigenen Eltern waren dann übrigens nicht wie heute zeternd mit einem Anwaltsschreiben zur Stelle. Nein, von denen gab es dann gleich noch eine drüber, falls man den Stallmeister verärgerte. Im Stall hatte man sich zu benehmen, und das Wort von Stallbesitzer / Stallmeister / Bauer / Reitlehrer hatte Respekt verdient.

Schaue ich nun durch die Gruppen dann sehe ich eine neue Generation Reiter:

  • Eine die oft sehr unvorbereitet an das Thema Pferd heran geht, da ihnen die Ausbildung bei einem Pflegepferd fehlt.
  • Mädchen, die nach ein paar Reitstunden eine Reitbeteiligung nehmen und sich wundern warum ihnen das Pferd auf der Nase herumtanzt.
  • Mädels, die Reitbeteiligungen wechseln wie Unterhosen, weil sie nie mit einem Pferd zurechtkommen, statt zu begreifen, dass der Fehler an ihnen liegt.
  • Eltern, die lieber Geld in ein eigenes Pferd oder eine Reitbeteiligung stecken, statt ihre Kinder auch mal für ihre Ausbildung arbeiten zu lassen. Denn oft kommt da der Spruch:
    »Also misten und das schmutzige Pferd putzen muss de Tschackeliiineee nicht, die soll ja reiten.«– Kinder, die einen ganzen Schrank voll Schabracken oder anderen Zubehör Sammelkollektionen besitzen, aber kein Geld in die eigene Ausbildung, oder die des Pferdes investieren wollen. Natürlich sind nicht alle so, aber auch das habe ich oft genug erlebt.
  • Mädels, die nicht wissen, wie Sattelzeug geputzt wird (ja, auch da habe ich schon mehrfach gelesen, wie man Schimmel entfernen soll)
  • Mädels, die eine Facebook Scheinwelt präsentieren mit Wallekleidchen und Freilaufbildchen, aber bei den normalen Reitkünsten hapert es an allen Stellen.

Die neue Generation ist oft mehr Schein als Sein.
Statt gut gerittener Ponys, welche mit einem durch dick und dünn gehen, hat man nun coole Problempferde, die alle traumatisiert sind. Diese müssen dann gerettet und mit Halsring und Wallekleid fotogerecht durch die Pampa gejagt werden. Auf eine Sicherheitstrense muss man aber verzichten, denn sonst fehlt ja der Showeffekt für die Facebook-Fraktion.
Und das sind dann Sachen, bei denen ich im Kreis brechen möchte, denn auch da hätte damals der Spaß aufgehört.
Freilauf oder Halsring im Gelände?
Die Bauern hätten uns von unseren Pferden geholt und uns den Arsch versohlt. Nur um uns dann bei dem Stallbesitzer und unseren Eltern zu verpetzen, was dann ebenso mächtig Ärger gegeben hätte. Nein, damals waren wir eher stolz darauf, dass wir tolle Ponys hatten. Welche die gut geritten waren und sich nicht mit dem Problempferdstatus rühmen konnten. Wir sind täglich geritten, haben die Ponys auch zum Eisessen oder zur Buchhandlung im Nachbardorf mitgenommen. Dort konnten wir sie sogar vor der Türe anbinden ohne das Chaos entstand. Sie waren straßen- und verkehrssicher in allen Lagen, weil es geübt und darauf Wert gelegt wurde. Und wenn wir abends dann mit der Futterschüssel in der Hand vor unserem schmatzenden Pony saßen, oder vor Müdigkeit in der Box auf ihm liegend einschliefen, dann war die Welt in Ordnung.

Ich bedaure  die heutige Jugend ein wenig für alles, was ihnen entgangen ist. Sicher mag die Pflegepferdzeit kein Zuckerschlecken gewesen sein. Es war harte Arbeit und wir wurden  oft als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Aber wir haben so viel im täglichen Umgang rund um die Pferde gelernt, was den meisten Reitbeteiligungen und Reitschülern gerade in der heutigen Zeit einfach verwehrt bleibt.

Ich kann daher nur raten etwas mehr Immenhof-Feeling zuzulassen, und etwas weniger  Wert auf Marken, und eine Internet-Scheinwelt zu legen.
Pimpt euch allerdings mit gut sitzenden Kappen und sicherem Schuhwerk und verzichtet nicht auf eine ausreichende Zäumung im Gelände. Und wenn ihr dann das Trippel-Trappel-Pony-Lied im Ohr habt, dann denkt daran: Die Zeit verfliegt viel zu schnell. Nutzt sie für eine vernünftige Ausbildung mit euren Ponys und Pferden. Habt Spaß im Stall und genießt eure Zeit. Denn auch wenn wir später alle alt und grau sind, das Immenhofmädel wird immer in uns stecken.

In diesem Sinne, flauschige Grüße
Celeste

immenhof

 

Selbsternannte Trainer und andere Plagen

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, ihr habt mich vermisst? Letzte Woche habe ich es mal wieder geschafft mich auf die Nase zu legen. Nein, nicht zusammen mit dem Pferd oder gar von dem Pferd. Das kann ja jeder … Ich mache das daneben, beim Spazierengehen, wenn ich mit Herrn Pony unterwegs bin.
Ich meine da soll mal einer sagen ‘Reiten sei ein gefährlicher Sport’. Ich schaffe es, mich NEBEN dem Pferd lang zu legen. Gut, ich muss dazu sagen, die Straße war abschüssig und ich bin auf einen Kieselstein getreten. Dieser hat mich ähnlich einer Bananenschale derart aus dem Gleichgewicht gebracht, dass es mich schwungvoll lang gelegt hat. Elegant war es sicherlich nicht und in der B-Note gab es garantiert die Bewertung ‘betrunkene Schildkröte auf Koks‘.
Nur gut, dass Herr Pony bei mir war, denn ich habe mir Knöchel und Sehnen böse  angeschlagen bei meinem Salto. So habe ich mich an ihm hochgezogen und ihn humpelnd als Krücke benutzt. Braves Ponylein, du bist unersetzlich!

Da mein Bein eine Ruhepause benötigte, habe ich mal wieder viel Zeit im Internet verbracht. Ich meine wie sollte man auch sonst seine Zeit nutzen, wenn man sich schonen soll? Und natürlich bin ich wieder über einige Dinge gestolpert, die mich zu einem Sonntagsbeitrag angeregt haben.

Momentan ist es wieder sehr modern altbewährten Dingen aus dem Weg zu gehen. Nicht das alle alten Sachen gut sind und alles Neue schlecht, aber der Trend geht mal wieder zu neuen Wegen und Lösungen. Sprich, ist das Pferdchen eine unerzogene Kakerlake, welche dem Besitzer auf dem Kopf rumtanzt, dann muss es nicht einfach erzogen werden. Nein, der Besitzer muss sich nicht in Selbstreflexion üben und sein Handeln überdenken. Es müssen kreativere Lösungen her.

So braucht der unerzogene Pferdeteenager auf jeden Fall:

  • Eine Haaranalyse
  • Einen Tierkommunikator
  • Einen Futtermittelberater
  • Einen Tierheilpraktiker
  • Einen Pferdehomöopathen
  • Einen Tierpsychologen
  • Einen Bachblütentherapeuthen

Am besten noch alles zusammen in einer Person. Mehr bringt schließlich mehr, vor allen Dingen Geld. Und als möchtegern Profi in allen Bereichen, macht das werbemäßig einfach ein Bild von einem Allroundtalent.
Wenn das nichts nützt, dann braucht man auf jeden Fall einen Pferdetrainer, der nach individuellen und sehr abstrakten Methoden arbeitet. Normales Jungpferdetraining oder Horsemanship ist da schon zu langweilig. Da müssen spezial Trainer ran, die nach indianischen Methoden arbeiten. Welche die flüstern, mit Körperbewusstsein arbeiten, die mit Pferden tanzen, singen, Klangschalen rühren und Walgesänge anstimmen. Auch das Stallgebäude farblich Feng-Shui mäßig aus- und eingerichtet wurden, habe ich schon erlebt. Da wurde sogar darauf geachtet, dass die Farbauswahl keine negativen Energien auf die Libido des Hengstes ausübt.
Je abstrakter umso besser. Denn man will sich ja von den herkömmlichen Methoden der normalen Trainer abgrenzen. Nur was auffällt und anders ist, kann sich in der Masse an Internettrainern abheben und Geld bringen.
Um das Ganze noch zu unterstreichen bietet man natürlich auch Spezialzubehör an: Spezielle Halfter, Gerten, Decken und Zusatzfutter. Hilfszügel, welche die Wirkungsweise des ach so neuen Trainings, noch unterstreichen sollen. Allerdings leert auch das eher wieder die Geldbörse der ahnungslosen Kundschaft, wenn es diesen auch ein gutes Gefühl vermittelt. Schließlich wollen sie ja, dass es ihren Lieblingen an nichts fehlt. Und ein neues Halfter oder eine Gerte ist schneller gekauft, als ein Jungpferd konsequent erzogen.

Momentan sind wieder viele solcher selbst ernannten Trainer unterwegs. Sie schießen förmlich wie Pilze aus dem Boden und bauen sich online ihre Fanbase auf. Schließlich lässt sich eine Onlinegemeinde schnell von netten Worten und zauberhaften Bildchen beeindrucken.
Also bauen sie schnell eine Homepage und eine Facebook-Seite auf, bestücken sie mit eindrucksvollen Bildern aus dem ‘Training’. Vorzugsweise natürlich Steigbilder mit Wallekleid. Oder aber Liegebilder von Pferden, mit denen man das große Vertrauen dokumentiert. Dazu wird dann noch kurz ein Lebenslauf zusammen geschustert welcher einen guten Eindruck machen soll. Bei welchen Trainern man gelernt habe, wo man überall eine Ausbildung genossen hat usw. Schaut man dann genauer hin oder fragt bei den genannten Trainern wirklich nach, darf man meist herzhaft lachen. Denn die eigentliche Ausbildung war auf einmal nur ein Wochenendkurs. Der Lehrmeister war anscheinend nur aus dem Buch bekannt und der Hof bei dem man als angeblicher Ausbilder tätig war kennt einen nur als Schubkarrenschubse.
Und doch finden auch solche Trainer ihr Publikum.
Aber wie kann das sein?
Eigentlich ganz einfach. Der Pferdebesitzer mit dem knatschigen Jungpferd an der Backe möchte nur eines: Das sein Problem schnell und dauerhaft und ohne viel Aufwand gelöst wird.
Bei einem guten Trainer muss er mitunter:

  • Sein Pferd in einen anderen Stall zum Training geben, weil der Trainer gar keine Zeit hat, X Ställe anzufahren.
  • Er wird nicht nur mit dem Pferd arbeiten, sondern auch mit dem Besitzer. Dieser muss wahrscheinlich sein Verhalten/ seine Erziehung deutlich ändern.
  • Damit rechnen, dass so ein Training für Pferd und Besitzer nicht nur Zeit sondern auch viel Geld kosten wird.
  • Und genau da fangen dann die Zweifel bei den Pferdebesitzern an. Oft wollen sie ihr Pferd nicht aus der Hand geben. Dann ist da die Sorge, ob der Trainer nicht zu streng ist. Nicht zu vergessen das ganze Geld das in Training und in die Pensionskosten fließt, denn auch der andere Stallplatz ist mitunter nicht kostenlos.
    Und schon werden sie empfänglich für die freien Trainer dort draußen. Jene die:
  • So viel Zeit haben das sie in andere Ställe fahren können und das jederzeit.
  • Die nicht viel kosten, aber ein so breites Spektrum von der Tierkommunikation bis zum Problempferdetraining gleichzeitig anbieten können.
  • Die mit großen Worten wie ‘Vertrauen’ werben, aber auch X alternative Trainingsmethoden anpreisen, welche sie angeblich alle beherrschen. Egal in welcher Reit – und Ausbildungsweise.
  • Die endlich erkennen, dass man ein Problempferd hat, statt einem unerzogenen Jungpferd. Ein Grund warum das eigentlich nur verzogene Jungpferd traumatisiert ist, wird sich von unserem Pferdeguru ebenso zügig finden lassen. Denn nur Problempferde machen auch werbemäßig genug her. Außerdem ist der Pferdehalter dann umso leichter zu beeindrucken, wenn das angeblich traumatisierte Problempferd wieder normal reagiert.

Ja diese Wunderheiler sind wahre Pferdekenner, die für alle Probleme eine Lösung haben. Und das noch zu den Dumpingpreisen. Eigentlich sollte man ihnen huldigen!

Oder aber man schaltet seinen Kopf ein und merkt das es keine Wunderheilungen gibt.  Dass eine Pferdeausbildung Zeit und Individualität braucht und keine überstürzten Lösungen. Diese selbsternannten Trainer, Flüsterer und Tänzer sind mit Vorsicht zu genießen. Viele von ihnen haben nur einen Bruchteil der Ahnung, die sie vorspielen. Betrachtet man Bilder, Texte oder Videos dann sieht man oft gnadenlose Selbstüberschätzung und eine völlig andere Selbstwahrnehmung. Jedoch selten gutes und ruhiges Pferdetraining.

Ich kann euch nur raten, haltet euch fern von solchen Trainern und Gurus. Wendet euch lieber den tatsächlichen Problemlösungen der meisten Pferdeprobleme zu:

  • Artgerechte Haltung und Aufzucht
  • Vernünftige Fütterung
  • Eine passende Herde mit gutem Sozialgefüge
  • Konsequente Erziehung
  • Keine Überforderung, weder körperlich noch geistig

Und wenn ihr Hilfe braucht, dann sucht euch einen guten Trainer. Einer der mehr Informationen bietet als eine Facebook-Seite oder eine Kleinanzeige, in einem kostenlosen Internet Portal. Fahrt hin und schaut euch das Training vor Ort an. Gibt es wilde Versprechen oder werden schnelle Erfolge nur anhand einer Ferndiagnose versprochen, dann ist es nicht der richtige Trainer.

Tatsächlich es im Pferdetraining nämlich wie bei einer Diät:
Schnelle Erfolge bringen auf auf lange Sicht nur Frust und Rückschläge. Eine langfristige Umstellung allerdings auch auf Dauer Erfolg. Man darf eben nicht an seinen alten Gewohnheiten fest halten, weder beim Essen noch in der Pferdeausbildung.

In diesen Sinne, wünsche ich euch ein wunderschönes Restwochenende,
flauschige Grüße
Celeste

200915

 

Die Sorgen eines Pferdehalters

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, es ist euch gut ergangen und ihr genießt das Wochenende? Ich stecke mitten in den Geburtstagsvorbereitungen für meinen Mann. Der Duft seines Lieblingskuchen kommt langsam wie ein Zeichentrickfilm Finger aus dem Ofen gekrochen und stubst mir unaufhörlich auf die Schulter.
Da ich aber noch warten muss, bis er aus dem Ofen darf, vertrödel ich wie immer ein wenig Zeit in den verschiedenen Facebook-Gruppen.

Immer wieder auffällig sind verschiedene Themen, die uns Pferdehaltern Ängste und Sorgen bereiten. Meist sind es Probleme, die unser pferdeunkundiges Umfeld nicht wirklich verstehen kann. Warum wir wirklich so besorgt sind, oder warum uns gewisse Probleme so belasten, die Andere nicht einmal ansatzweise verstehen können.
Und während wir unser normales Umfeld damit nicht belasten wollen, suchen wir den Austausch mit Gleichgesinnten in den Pferdegruppen.

Ein beliebtes Thema im Frühjahr für alle Selbstversorger ist zum Beispiel die Heuernte.

  • Wie wird die Heuernte ausfallen?
  • Wird es genug geben oder wird aufgrund von Heumangel der Preis in die Höhe getrieben?
  • Wie wird die Qualität sein?
  • Wird der Heudealer meines Vertrauens eine gute Ernte haben oder muss ich mir einen anderen suchen?

Und allein dieses eine Thema kann einem Selbstversorger über Wochen und Monate Bauchschmerzen bereiten. Wer kennt es nicht, der ängstliche Blick bei wochenlangen Regen und Unwettern. Oder das bange Hoffen, wenn man weiß das gemäht wurde und man förmlich betet, dass es bis zum Pressen und Einlagern trocken bleibt.
Und fällt die Ernte gut aus, dann tanzt man fast einen Freudentanz und ein Dauergrinsen ist für Tage auf dem Gesicht festgemeißelt. Erscheinen dann die ersten Bilder der gelagerten Heuballen von anderen Personen in den Gruppen, dann freut man sich ebenso für die eigentlich fremden Personen mit.
Man weiß schließlich, welche Sorgen ihnen damit genommen wurden.

Ein ähnlicher Sorgenfaktor sind ebenso Unwetter. Jeder Selbstversorger von uns kennt es. Sobald Unwetter und Orkane gemeldet werden, geht uns der Hintern auf Grundeis.
Obwohl wir wissen, dass …

  • unsere Ställe sicher gebaut sind.
  • unsere Zäune bombenfest halten.
  • die Pferde Unwetter gewöhnt sind.
  • im Offenstall jederzeit raus und rein können.
  • und wir egal, was zerstört wird, es eben wieder aufbauen werden

Das mulmige Gefühl im Magen bleibt.

Und so beobachten wir den Wetterdienst und verbringen Sturm und Orkanzeiten bei den Pferden. Auch das wir nachts raus fahren und alles kontrollieren ist keine Seltenheit. Obwohl wir wissen das eigentlich alles in Ordnung ist. Aber die Sorge quält uns und raubt uns jeden Schlaf. Also kann man auch aus dem warmen Bettchen krabbeln und nachsehen, ob bei der Pferdebande trotz Sturm alles in Ordnung ist. Steht man dann bei Unwetter tropfnass mitten in der Nacht auf der Weide, während die Pferdebande einem nur zugrummelt, ob man denn wenigstens auch etwas Essbares mit gebracht habe, dann ist die Welt wieder in Ordnung. Der Knoten im Bauch löst sich und die Angst verfliegt. Bis zum nächsten Mal …

Als Selbstversorger plagen uns viele Ängste und Sorgen:

  • Wie wird der Winter?
  • Ist genug Futter vorrätig oder muss ich bei längerem Winter nach odern?
  • Ist der Boden gut genug befestigt für den Winter?
  • Gibt es genug Schattenplätze für den Sommer?
  • Wie wird die Fliegen und Bremsenplage für das Jahr ausfallen?
  • Welche Tierarztkosten werden mir dieses Jahr einen Strich durch den geplanten Stallumbau machen?

und – und – und

Aber auch als Pensionseinstaller lehnt man sich selten einfach zurück und genießt das Leben. Denn auch wenn einem viel Verantwortung und Arbeit gegen ein Entgelt abgenommen wird, so gibt es immer noch genug Dinge die einem Sorgen bereiten können.

  • Wird wirklich nach Anweisung gefüttert?
  • Wie ist die Futter und Streu Qualität?
  • Wie ist die Herdenzusammenstellung?
  • Ist das Stallklima auch für mich als Besitzer erträglich?

Auch das sind nur Beispiele von vielen Sorgen, die ihr sicher alle kennt.

Aber was macht man nun mit all seinen Sorgen die einen täglich begleiten?
Natürlich könnte man sein Pferd unter eine imaginäre Glasglocke packen und vor allem schützen was möglich ist. Aber so ein Leben ist weder für das Pferd noch den Besitzer erstrebenswert. Dennoch sollte man nicht alle Vorsicht schleifen lassen und dem Leben naiv und blauäugig begegnen.

Ich bin daher ein Freund der Absicherung bei Dingen, die möglich sind.

  • Alles versichern, was sich versichern lässt.
    Von der Pferdehaftpflicht über die OP-Versicherung, der Krankenversicherung bis zu Stallgebäuden usw. Bei mir ist sogar die Katze Krankenversichert, denn mir bereitet es ein gutes Gefühl das alle Kosten immer abgedeckt sind und ich kein Sparbuch plündern muss. Denn auch wenn man es nicht glaubt, aber meist kommen dann horrende Kosten zusammen, wenn man es nicht wirklich gebrauchen kann.
  • Bei Selbstversorgern hilft es ungemein wenn man alles Bombensicher baut.
    Sei es das Stallgebäude, das dem Orkan standhalten soll, aber auch die Zäune, die nicht nur aus ein paar Steckpfählen und Litzen bestehen.
  • Oder Ausläufe, die trocken gelegt werden, bereiten keine vorab Sorgen bei schlechtem Wetter im Winter.

Ebenso ist es gut immer einen Plan B für wichtige Dinge zu haben.

  • Sei es ein Ersatzstall, in den man notfallmäßig wechseln kann, falls der Sturm den eigenen zerlegen würde.
  • Ersatzrufnummern der verschiedenen Tierärzte und Hufschmiede, wenn der eigene im Notfall nicht zu erreichen ist.
  • Oder ein anderer Heulieferant, den man als Ass im Ärmel hat, falls dem eigenen Heudealer doch mal der Lagerbestand zur Neige geht.

Auch wenn man Plan B nie nutzen muss, es beruhigt ungemein, wenn man einfach weiß, dass es eine Notfall Lösung gibt.

Ich kann daher nur sagen, überlegt was euch wirklich Sorgen und Bauchschmerzen bereitet. Dann überlegt, wie man diese Situation so optimieren kann, dass es die Situation entschärft und euch Entlastung bringt. Denn alles was gut vorbereitet ist, kostet vielleicht erst Arbeit und Geld, aber wird euch dann das Leben leichter machen.
Es gibt noch genug Dinge im Pferdehalter Leben, die sich nicht vorbereiten lassen, welche uns aber dennoch ungeplant ein Bein stellen werden. Und es reicht völlig, wenn wir uns diesen Dingen widmen müssen, wenn es so weit ist, statt uns noch weiter mit unseren vorab Sorgen zu plagen.

Ich selber sorge mich um viele Dinge, das gebe ich gerne zu. Ich versuche aber alle Sorgen und negativen Gedanken zu sortieren, und entsprechend zu optimieren. Natürlich besitze auch ich das kleine schweinische Teufelchen das bei einem Orkan stichelnd auf meiner Schulter hockt und mir Angst und Sorgen einflüstern will, bis ich mich nachts zum Stall aufmache. Aber bedingt durch meine Vorbereitungen fahre ich nicht mehr voller Angst und Sorge nachts zum Stall, sondern in den Gedanken, das alles in Ordnung sein wird. So kann ich mich mit einem Fingerschnipsen des Teufelchens auf meiner Schulter entledigen. Egal wie wüst der Sturm um mich rum tobt.
Ich möchte keine Glasglocke für meine Pferde, aber ich möchte auch nicht naiv und blauäugig alle Gefahren ausblenden. Also bereite ich mich so gut es geht vor, und der Rest darf dann vom Schicksal ausgewürfelt werden. Und lese ich in den Gruppen das es anderen Personen ebenso geht, dann ist das beruhigend. Schließlich versteht das pferdeunkundige Umfeld so eine nächtliche Tour nicht wirklich.

In diesem Sinne wünsche ich euch Allen sorgenfreie Tage, Wochen, Monate und Jahre.
Und wenn euch die Sorgen doch einmal übermannen, seid gewiss: Ihr seid nicht alleine.

Flauschige Grüße
Celeste

sorgen