Archiv | März 2016

Urlaub vom Pferd?

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder. Ich hoffe, ihr habt ein wunderschönes Osterfest und genießt dieses zusammen mit eurer Familie wie euren Huf- und Pfotenfreunden. Ebenso hoffe ich, dass euch die Grippewelle nicht erwischt hat, denn in meinem Umfeld hat sie jeden erwischt. Und auch ich blieb nicht verschont …
Doch was macht der Pferdebesitzer bzw. Selbstversorger selbst mit Fieber Kopfweh, Ohren und Halsschmerzen und Schüttelfrost? Richtig, statt im warmen Bettchen zu liegen bewegt man sich zu seinen Pferden. Und dort erledigt man wie gewohnt alle Stallarbeiten, egal ob die Schweißtropfen auf der Stirn von der schweren Arbeit oder den Fieberschüben kommen. Schließlich wollen die Pferde versorgt werden, und Hilfe hat man dabei eher selten.
Außerdem ist einem alles was man nicht selber erledigt eh selten gut genug, also macht man es doch lieber gleich selber.
So zieht man sein Programm gnadenlos durch. Niest und hustet das man eher an einen Seuchenfürst, als an einen Reiter erinnern würde, und schaut dabei aus wie der lebendige Tod.

Wird man angesprochen das man eigentlich eher ins Bett gehört, dann zuckt man mit den Schultern, und redet sich ein das die frische Stallluft doch nur helfen kann, wenn man krank ist. Kommen wir dann Heim wartet die Familie, die ihr Essen will, der Haushalt, der ausschaut wie nach einem Bombeneinschlag, und die Wäsche, die gewaschen werden will. Denn die Familie ignoriert meist ebenso das man krank ist, denn da die Pferde versorgt werden können muss der Rest vom Haushalt ja ein Klacks sein.
Dazu noch der Beruf, Einkäufe und sonstige Verpflichtungen, die uns die letzten Kraftreserven rauben.
Aber wir halten durch, denn wir dürfen weder Familie noch Pferde vernachlässigen. Denn egal ob Mutter, Ehefrau oder Pferdemutti, wir haben niemals frei!
Zumindest erzählt uns das dieses dämliche Engelchen, das seinen Heiligenschein poliert, während es auf unserer Schulter sitzt.

Aber eigentlich würden wir doch lieber im warmen kuscheligen Bettchen liegen neben unserer Katze, die sich bei uns einrollt und warm hält.
Wie gerne würden wir uns zurücklehnen, uns einen Tee und eine Wärmeflasche bringen lassen, und den Haushalt links liegen lassen.
Und während ausnahmsweise einmal wir bekocht würden, wären die Pferde gut und sicher versorgt.
Wäre das nicht ein Traum?

Wohl dem, der sein Pferd in Vollpension stehen hat. Denn auch wenn die Heinzelmännchen selten den Haushalt schmeißen, so weiß man wenigstens sein Pferd sicher versorgt.
Als Selbstversorger sieht die Sache aber anders aus. Da ist man 24 / 7 für die Versorgung zuständig. Und auch wenn man dazu ab und an Hilfe hat, fällt diese meist genau dann aus, wenn man sie am dringendsten braucht.
Also rafft man sich trotz Krankheit oder Überlastung wieder auf, und achtet dabei nicht auf seinen eigenen Körper.
Das tun wir im Übrigen eh viel zu selten:

  • Das Pferd wird mit allen Impfungen versorgt, während der eigene Impfpass schon vor Jahren ungenutzt in einer Schublade verschwunden ist.
  • Bei dem Pferd wird penibel darauf geachtet welches Futter es in welchen Mengen bekommt, bei uns selber achten wir eher weniger auf gutes und gesundes Essen.
  • Das Pferd wird als Sportler trainiert, und zwar zur Gesunderhaltung. Unser Sportprogramm besteht aus Ausmisten und Zäune ziehen. Gesunde Körperhaltung und Gymnastizierung für uns gibt es meist aus Zeitmangel nicht.
  • Bei dem Pferd wird für jeden Pubs der Tierarzt gerufen und gleich behandelt. Wir verschleppen unsere Grippe, schleppen schwere Futtersäcke trotz Rückenschaden und gehen meist erst zum Arzt wenn wir nur noch auf allen 4en krabbeln können.
  • Für das Pferd gibt es eine angepasste Ausrüstung, für uns selber ausgelatschte Schuhe aus dem Discounter und PC-Arbeitsstühle die eine falsche Haltung vorgeben.

Im Endeffekt tragen wir unsere Pferde auf Händen, sorgen dafür, dass es ihnen an nichts fehlt, aber wir vergessen uns selber viel zu oft dabei.
Und das nicht nur wenn wir krank sind, sondern auch zwischendurch, wenn uns anderer Stress gefangen hält.
Hier sollten gerade wir Selbstversorger ab und an mal eine Notbremsung einlegen, eine Pause machen und durchatmen.

Es muss nicht jeden Tag alles perfekt sein!
Wir dürfen auch einmal krank, genervt oder gestresst sein und uns einen Tag Pferdeurlaub nehmen. Das bedeutet nicht, dass man diese wundervollen Tiere weniger liebt, sondern dass wir uns selber die Auszeit nehmen, um gesund und munter zu bleiben. Denn auch wenn wir bei den Pferden wirklich gut entspannen können, so ist ein Tag Freizeit ohne Stalldienst wirklich erholsam für Körper und Geist.

Doch wie lässt sich das bewerkstelligen?

  • Eine gute Möglichkeit sind abwechselnde Stalldienste.
    Steht man in einer Haltergemeinschaft dann kann man sich tageweise abwechseln. So hat jeder mal einen freien Abend, den er anderweitig nutzen kann.
  • Ebenso kann man sich ein Pflegemädel suchen welche das Pferd an manchen Wochentagen bespaßen darf, aber dafür auch die Stallarbeit erledigt.
  • Familienmitglieder kann man auch einspannen wenn man gewisse Sachen wie Futter / Heunetze vorbereitet und diese nur noch gegeben werden müssen.

Alternativ gehen auch Pferdenannys welche gegen Entgelt die Versorgung übernehmen. Der Preis richtet sich da nach der Arbeit bzw. den Versorgungstagen. Und diese sind keine schlechte Alternative. Nicht um sie regelmäßig zu buchen, aber z.B. für ein Wochenende, das man einfach einmal frei nehmen möchte.
Ein Wochenende, an dem man mal wegfahren möchte, oder daheim die Füße hochlegen, eine große Feier ansteht oder ein Umzug usw.
Und das Gute daran ist, dass man den Pferdenanny Dienst bei solchen Gelegenheiten gut testen kann.
Denn klappt die Versorgung problemlos, dann kann man in einem Not- oder Krankheitsfall diesen auch ohne Angst oder Zögern wieder buchen.
Sicher ist das nicht ganz kostengünstig, aber unsere Gesundheit ist unbezahlbar.

Denn nur wenn es uns gut geht, können wir die Versorgung und Gesunderhaltung unserer Pferde gewährleisten.
Von daher Mädels gönnt euch ab und an eine Pause!
Ja, ich weiß man denkt immer »das geht schon noch«, aber irgendwann geht es nicht mehr.
Sorgt schon jetzt für Ausweichmöglichkeiten und Hilfe, die ihr in einem Notfall habt. Und scheut euch auch nicht, diese in Anspruch zu nehmen.
Denn ihr seid keine schlechte Pferdemutti nur, weil ihr euch einmal eine Auszeit nehmt. Ganz im Gegenteil, es zeigt nur, wie wichtig euch eure Pferde sind, indem ihr euch nicht zu sehr verausgabt.
Ich bin froh, dass ich eine wirklich liebe Freundin habe, der ich meine Pferde blind anvertrauen kann. Es gibt Tage, da übernimmt sie den Abenddienst. Da vorab alles vorbereitet wurde, genieße ich die Abende, wenn ich einfach einmal nicht mehr raus muss. Vielleicht ist das nur ein kleiner Urlaub, aber es genügt, damit ich selber auch einmal wieder durchatmen kann.

In diesem Sinne, flauschige Grüße und ein wenig Pferde-Urlaub, wenn ihr in braucht!
Celeste

Urlaub vom Pferd

 

Reithengst: Fluch oder Segen?

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Ich hoffe, bei euch ist auch dieses wundervolle, sonnige Wetter, das so langsam die ersten Grashalme wachsen lässt? Meine Pferde erfreuen sich momentan täglich mehr und mehr auf der Anweide-Wiese und tun dies mit ausgiebigen Wälzaktionen, aber auch Wettrennen und Hüpfspielen kund.
Ich glaube, es ist für jeden Pferdehalter einfach ein wundervoller Anblick, wenn man sieht wie sehr sich die eigenen Pferde freuen. Und passend zu dem Wetter erwachen natürlich auch die Frühlingsgefühle, und mein Minihengst, mit zartem Größenwahn, umschwärmt seine großen Frauen. So legt er all seinen Charme auf, schmeißt seine kurzen Beinchen, stellt sich in Pose und quietscht wie ein abgestochenes Schwein.
Und wenn er dann all seine »Freude« im Schweif einer seiner Damen hinterlassen hat – höher kommt er ja nicht – dann sind er und seine Damen glücklich. Wie auch immer er es macht, er wickelt sie um den Huf. Charme hat er wohl für seine Damen, das muss man ihm lassen denn sie geiern ihm nach als sei er Tony Stark.

Und kommt dann die Frage, warum ich einen Hengst halte, dann verweise ich auf sein Alter, seine Körung und seine Abstammung und die früheren Zuchtschauen. Ebenso, dass er immer noch seinen Spaß hat, auch wenn es inzwischen »Safer Sex« ist.
Und hätte er diesen Spaß nicht, hätte ich ihn – egal ob gekört oder nicht – schon vor vielen, vielen Jahren kastrieren lassen. Denn ich bin einfach kein Freund davon, wenn man einen Hengst hält, ihn aber nicht seine Triebe ausleben lässt. Auch wenn Hengste sich selber durchaus die Palme wedeln können, so ist das einfach kein Ersatz für das Flirten, das zarte Anbandeln oder auch manchmal die ruppige Abfuhr, die ihn vor einem Liebensspiel erwartet. Ebenso können Hengste und Stuten mitunter sehr innige Beziehungen führen, obwohl er eigentlich eher auf einen Harem ausgelegt ist.
Von daher verstehe ich den Trend der Reithengste nicht wirklich.
Warum tut man sich das an? Und vor allen Dingen: Warum seinem Pferd?
Die wenigsten Ställe bieten eine vernünftige Haltung für Hengste an, denn ein Großteil der Kunden besitzen nun einmal Wallache und Stuten.
Hengste im gleichen Stall zu halten, ist oft mit Aufwand verbunden. Denn zu den Stuten sollen die Hengste natürlich nicht, da diese nicht gedeckt werden sollen. Zu den Wallachen oder in Hengstherden untereinander geht das auch nur bedingt. Denn auch wenn das oft und manchmal auch jahrelang gut geht, so kann sich das schnell ändern. Spätestens, wenn die plötzlich auserwählte Traumstute, mit rossig, betörenden Duft daher trabt, und ihm schöne Augen macht. Nicht selten kam es dann auch in ruhigen Jungsherden zu Kämpfen bis aufs Blut. Und manche endeten leider sogar mit dem Tod eines Herdenmitgliedes.
Wenige Stallbesitzer möchten so etwas riskieren, noch weniger die Pferdebesitzer. Und so kommt es leider wie so oft, dass der Reithengst dann in Einzelhaft steht.
Einzeln in der Box, aber eben auch auf einer separaten Weide. So dass man seine Pferdefreunde nur noch riechen und sich gerade mal die Palme wedeln kann, wenn eine rossige Stute vorbei kommt.
Dass einige Deckhengste leider auch so gehalten werden, ist traurig genug. Ich bevorzuge nur Züchter, deren Hengste in der Herde laufen. Aber als Privatperson mit einem reinen Reithengst kann man sich doch aussuchen, ob man das überhaupt will. Oder je nach Alter und Gesundheitszustand eine Kastration in Erwägung zieht.
Oder aber, ob man sich überhaupt erst einen Reithengst kaufen muss.

Genauso verhält es sich bei den Junghengsten.
Da wird so lange mit der Kastration gegeizt als ob die Besitzer das Geld lieber sparen, und in Schabracken investieren möchten.
Immer wieder hört man:

  • Der ist ja sooo lieb, der macht ja nix
  • Der hat noch Zeit, der soll sich erst auswachsen
  • Der will ja nicht decken, obwohl der noch mit 2 bei der Mutter steht
  • Ich kann den ja immer noch legen lassen, wenn der hengstig wird
  • Ich wollte den einmal decken lassen, denn der will ja Vater werden

Äh ja … und ich habe das Verlangen euch bei solchen Sätzen mal dezent mit dem Kopf Richtung Tischplatte zu schubsen. Immer und immer wieder.
Warum warten so viele, bis das Kind in den Brunnen gefallen und abgesoffen ist? Nur weil sich wegen der Hormone das Pferd etwas besser entwickeln könnte?
Warum wartet man bis Johnny seinen Schniedel entdeckt und einmal durch die Herde pimpert? Denn plötzlich ist das Geschrei groß, wenn er zum einen Prügeleien mit den anderen Jungs hat. Zum Anderen, wenn die Stutenbesitzer auf einmal mit Tierarztrechnungen für Trächtigkeitsuntersuchungen aufwarten. Und fängt er sich dabei noch die ein oder andere Geschlechtskrankheit, dann nutzt das Dr. Sommer Gespräch mit ihm auch nichts mehr. Der Junge hat dann das Pimpern für sich entdeckt und wird diesem Drang auch folgen wollen wie Teenagerjungs dem Youporn Channel. Da kann man dann nur noch hoffen, dass die Erziehung besser als 3-Wetter-Taft sitzt. Denn sonst könnte es leicht passieren, dass die gute Kinderstube bei einem Stutenwiehern vergessen wird, und der sonst immer artige Johnny im Eiltempo zur Dame seines Herzens marschiert. Mit seinem menschlichen Pferdemädel als unfreiwilliges Anhängsel im Schlepptau …
So mancher Zaun stellt dann auch kein Hindernis mehr dar und muss ausgetauscht oder aufgerüstet werden.
Nein, sinnvoll ist es doch die Jungs zu kastrieren, sobald die Eiersuche abgeschlossen ist. So erspart man sich, seinem Pferd, aber auch seinen Stallfreunden viel Ärger.

Und mal ehrlich, so Butter bei de Fische: Was zur Hölle findet ihr am Reithengst so schön?
Jede Stute und jeder Wallach kann sich ebenso wunderschön präsentieren. Der einzige Unterschied bei einem Hengst ist, wenn er sich von seinen Hormonen verleitet präsentiert.
Ok, und nun lasst das mal bitte sacken: Ihr findet es schön, wenn sich der Hengst von seinen Hormonen beschwingt präsentiert.
Das wäre bei den Menschen das Gleiche, als wenn ein Kerl stock-geil vor euch steht und sein bestes Stück im Takt zur Musik schwingt. Und damit meine ich jetzt keine Chippendales … 😉

Wenn bei meinem Hengst die Hormone in Wallung geraten dann lache ich ihn aus. Ich finde es putzig und lustig, wie dämlich er dann ist. Egal wie hübsch er sich präsentiert und in Pose schmeißt.
Denn für mich ist er dann einfach nur schwanzgesteuert, wie ebenso viele dumme Menschenmänner es oft sind. Für mich ist das kein Schönheitsideal, dem man hinter her geiern muss. In vielen Wallachen und Stuten steckt ebenso viel Feuer, Eleganz, Temperament, Energie und Schönheit, ohne dass sie sich mit dem Mythos Hengst rühmen können.
Deswegen würde ich auch niemals das Risiko eines reinen Reithengstes auf mich nehmen wollen. Denn auch wenn man momentan den perfekten Stall mit einer guten Hengsthaltung gefunden hat, so weiß man nie, was die Zukunft bringt.
Einen Umzug berufs- oder familienbedingt, ein Pensionsstall, der schließt, oder einen Verkauf, weil man selber krank wird. Man weiß nie, was noch kommt.
Während dann ein Zuchthengst mit guter Abstammung schneller ein gutes Heim findet, wird das mit dem Feld-Wald und Weide-Reithengst von Liesel Müller deutlich schwerer.
Und Pensionsställe mit guter Hengsthaltung sind leider nicht überall zu finden. So kann das kleine Anhängsel zwischen den Beinen Besitzer sowie auch Pferd das Leben ziemlich schwer machen. Und auch die Möglichkeit auf einen guten Platz verbauen.

Nein, mit Wallach oder Stute hat man es einfach leichter.
Und wer vor der Wahl eines Reithengstkaufes steht, sollte dies noch einmal gut überlegen!
Wer einen Junghengst hat, der sollte diesen zeitnah kastrieren lassen. Wartet nicht damit, sondern nehmt euch selber den unnötigen Stress – bevor etwas passiert!

Flauschige Grüße
Celeste

Hengst

 

Die eierlegende Wollmilchsau

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Wieder einmal ist Sonntag und es ist Zeit für einen Blogbeitrag.  Ihr kennt das ja schon und wisst aus Erfahrung, dass ich kein unangenehmes Thema scheue. Nun damit macht man sich natürlich nicht immer Freunde, das gebe ich zu. Schließlich trifft ein Blogbeitrag nicht jedermanns Geschmack. Nur will ich das auch überhaupt nicht. Würde ich das wollen wären meine Beiträge bösartige Lästerbeiträge über Pferdegruppen. Denn wie sich zeigt, sind solche Lästerbeiträge sehr beliebt. Oder Hetzbeiträge über Pferde-TV-Formate, das ist auch immer eine Like und Share Garantie mit unglaublicher Reichweite.
Hmm, nein. Ich bleibe lieber, wie ich bin und schreibe meine Blogbeiträge zu Themen die mir auffallen. Und was ich schreibe  beruht auf meinen eigenen Erfahrungen. Vielleicht ist dabei nicht genug Geläster. Vielleicht sind sie nicht bösartig genug um diebische Schadenfreude zu garantieren, aber sie sind zumindest eines: authentisch.

In diesem Sinne widmen wir uns dem heutigen Thema: der eierlegenden Wollmilchsau.
Kennt ihr sie auch diese Verkaufsanzeigen?

»Suche Verlasspferd, 3-6 Jahre alt, eingeritten, straßen- und kindersicher. Gesund, mit Zubehör, guter Abstammung und Transport. Bitte nur Angebote bis 1500 €.«

Ähm ja, bei solchen Anzeigen muss ich ernsthaft aufpassen, dass ich nicht laut loslache. Für 1500 € erwarten einige Menschen ein gesundes junges aber schon perfekt ausgebildetes Pferd mit bester Abstammung. Und Kaffee kochen und den Stall alleine ausmisten kann es sicher auch noch? Sicher mag es günstige Pferde geben. Aber um einmal meinen verstorbenen Vater zu zitieren:
»Wenn dir ein gutes Pferd zu günstig angeboten wird, dann zähl nach, ob es auch 4 Beine hat.«
Denn wir reden ja nicht von Freundschaftspreisen für Freunde und Verwandte. Oder einem »Platz vor Preis«, weil mir das Gegenüber so sympathisch ist. Hier wird in der Anzeige ein gutes Pferd für wenig Geld geordert, in der Hoffnung das sich ein Dummer findet.
Meistens sitzt der gefundene Dumme aber am anderen Ende der Anzeige. Denn bedingt durch den Wunsch nach dem perfekten Pferd und dem wenigen Geld, wird der Käufer oft über den Tisch gezogen. So wechseln viele kranke und verkorkste Pferde für wenig Geld den Besitzer, unter vielen heroischen Versprechen das genau dieses Pferd dem Gesuch entspricht.
Ich frage mich immer, was erwarten denn die Käufer?
Ein gutes Pferd wird – wenn es sich nicht um einen Freundschaftsdienst handelt – auch gutes Geld kosten. Denn eine gute Aufzucht, Impfungen, Wurmkuren, Eintragung der Papiere, Haltungskosten und Ausbildung kosten sehr viel Geld.  Und oft ist der Kaufpreis nicht einmal annähernd die Summe der Kosten bis dahin.
Sicher mag man ab und an Glück haben und ein gutes Pferd günstig erwerben. Aber niemand hat etwas zu verschenken. Und wenn doch bitte die Adresse an mich! 😉
Letztendlich ist es ähnlich wie bei einem Autokauf, da würde auch niemand einen neuen Porsche in tadellosen Zustand für 2000 € verkaufen. Da würde jeder mit den Ohren schlackern und sagen: »Da muss etwas faul sein.«
Bei einem Pferd wird die Vorsicht aber über Bord geworfen, nur weil treue Augen, einen liebevoll anblicken, und der Besitzer schaurig schöne Geschichten dazu erzählt.

Wenn ihr also auf der Pferdesuche seid, dann rechnet bitte mit einem vernünftigen Preis. Schaut euch auf den gängigen Suchportalen um und rechnet in die Preiskalkulation:

  • Rasse / Abstammung Papiere
  • Alter
  • Gesundheitszustand (AKU nicht vergessen)
  • Ausbildungsstand
  • Haltung / Aufzucht

mit ein.

Wird euch ein Pferd sehr günstig angeboten, dann werdet misstrauisch und testet alles, was es zu testen gibt.

  • Ist das Pferd als geritten angepriesen, dann reitet es. Lasst euch nicht abwimmeln à la »Im Moment haben wir keinen Sattel, aber der geht echt spitze«
  • Soll es kindersicher sein, dann schubst notfalls, die z. B. ungeliebten Kinder eurer Schwester, vor das Pferd, als Testobjekt.
    (Aber bitte mit Vorsicht, falls das Pferd doch ein Kinderfresser ist.)
  • Soll es ein Kutschpferd sein, dann spannt es an und testet dieses.
  • Soll es geländesicher sein, dann testet es aus. Allein wie auch in der Gruppe.
  • Soll es schmiedefromm sein, dann hebt alle Hufe und klopft darauf rum. Nehmt eine Feile und simuliert die Hufbehandlung.
  • Checkt die Papiere nach Impfungen und Wurmkuren und lasst euch nicht abwimmeln mit Ausreden wie: »Die Papiere hat gerade Tante Berta in Guatemala, aber die schickt die nach dem Verkauf gleich zu.«
  • Führen, putzen und zur Weide bringen – testet all das aus!
  • Und schaut euch an, wie das Pferd auf seine Pferdefreunde reagiert. Klebt es an ihnen oder benimmt es sich wie die wilde Hilde?

Ihr werdet sehen, selten ist alles so, wie es in den schönsten Worten versprochen wurde. Oft wird der Zustand des Pferdes beschönigt, um einen besseren Verkauf zu gewährleisten.
Manchmal ist es auch keine böse Absicht, sondern pure Verblendung.
Denn zeitweise gehen die Ansichten über Pferdeerziehung deutlich auseinander. Gerade wenn der 700-kg-Puschel einer zarten Elfe gehört, die zusammen bei Mate Tee mit ihm seinen Namen tanzt. Statt dem Koloss mal zu zeigen, was er darf und was nicht.
Testet also alles aus, was möglich ist!
Verweigert euch das der Verkäufer, dann sucht euch ein anderes Pferd.
Und bitte vergesst niemals die Ankaufsuntersuchung!
Erst recht nicht, wenn das Pferd so günstig ist. Denn gerade im unteren Preisbereich wird gerne betrogen, eben weil viele an der AKU sparen, da das Budget so begrenzt ist.
Aber niemand hat etwas zu verschenken, auch wenn er noch so sehr von der verstorbenen Großmutter erzählt, wegen der nun alles verkauft werden soll.
Und bedenkt, wenn solche Schauergeschichten erzählt werden, ist eine kurze Handy Googlesuche sehr hilfreich. Denn sicher gibt es Höfe und Gestüte, die wegen Todesfällen verkauft werden müssen. Aber selten verschenkt man dann gute Pferde derart unter Preis, das selbst ein Händler mit den Tränen ringt.

Ich wünsche euch alles Gute bei der Pferdesuche, aber bitte erwartet nicht die eierlegende Wollmilchsau. Denn das größte Glück, das neue Familienmitglied Pferd, ist eh nicht in Geld zu bewerten und darf auch manchmal etwas teurer sein.

In diesem Sinne,
flauschige Grüße
Celeste

060416