Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Ich hoffe, ihr habt die Weihnachtstage gut überstanden und hattet eine schöne und friedliche Zeit mit eurer Familie und euren Lieben. Nun da die stressigen Tage vorbei sind und wir in riesen Schritten auf den Jahreswechsel zu gehen, wird es mal wieder Zeit für ein schwieriges Thema. Auch wenn ich ja keine Scheu vor brisanten Themen habe, bitte ich darum die Mistgabeln erst dann herauszuholen, wenn der Text auch bis zu Ende gelesen wurde.
Nun gut auf zur Steinigung, falsche Bärte gibt es am Stand neben an.
Es gibt in der online Pferdewelt Themen, die jedes Jahr zur selben Zeit wieder kommen. So kann man im Herbst die Decken und Schermuster Diskussionen erwarten. Im Frühjahr die Fragen zum Anweiden. Und im Sommer das Thema Bremsenplage.
Im Winter gibt es neben der alljährlichen Tradition zur »was macht ihr mit den Pferden an Sylvester?« – Frage allerdings nur noch ein Thema: Matsch auf den Ausläufen.
Wehe also, es wird ein vermatschtes Pferd in einem matschigen Auslauf / Weide gepostet, dann werden die Mistgabeln gezückt und der Scheiterhaufen aufgetürmt.
Frei dem Motto:
- Matsch ist ungesund
- Matsch sorgt für Sehnenprobleme
- Matsch sorgt für Strahlfäule
- Matsch sorgt für Mauke
- In Matsch liegt kein Pferd gerne
- Alle Matschausläufe sind ungepflegte Schlammlöcher
- Alle mit Matschauslauf sind nur zu faul oder zu geizig zum Befestigen
Und wahrscheinlich ist Matsch auch an den Hämoiriden der Schwiegermutter samt den falschen Zahlen im Lotto schuld …
Zumindest ist das die Argumentation, die man oft von den selbsternannten Paddockplatten Missionaren hört.
Bitte versteht mich nicht falsch, ich finde Paddockplatten echt klasse, aber es ist auffällig, dass einige der Besitzer doch recht hartnäckig missionieren, als ob sie den eigenen teuren Kauf verteidigen müssten. Diese Missionierung im schönsten Sektenstil geht teilweise so weit, dass einem die Pferde weggenommen werden sollten, nur weil sie einen Matschauslauf haben. (Dass die Pferde neben diesem Auslauf auch trockene Bereiche samt großzügigen Offenboxen haben, wird gerne ignoriert)
Und alle Argumente, warum ein anderer Auslauf nicht möglich ist, gelten nicht, denn dann bemühe man sich einfach nicht genug. Sei es zu arm oder geizig, zu faul, oder stelle seine Bedürfnisse über die des Pferdes.
Aber nun gut wir wollen ja nichts beschönigen. Matsch ist nervig, und eigentlich will ihn niemand haben, außer den TV-Sternchen bei einer Gesichtsmaske im Schönheitstempel.
Dennoch sollten wir die ganze Sache mal neutral betrachten.
Früher, als viele meiner Leser noch Sackhüpfen bei Papi gespielt haben, war die Pferdewelt im Winter sehr einfach gestrickt, denn da gab es ab Herbst Weideverbot.
Die größeren Ställe nutzten dann die Reithalle, um die Pferde an der Longe oder unter dem Sattel zu bewegen. Kleinere Privatställe hatten, wenn man Glück hatte, eine Winterweide. Diese wurde von allen Pferden im Winter als Auslauf genutzt und trieb den meisten Bauern dann die Tränen in die Augen. Denn von der Weide blieb oft nicht mehr übrig als ein umgepflügter Acker.
Sorgen um Hufe oder Beine machte man sich damals nicht. Hätte man damals gejammert, dass der Matsch Sehnenprobleme bringt, hätte man von seinem Reitlehrer eins hinter die Löffel bekommen. Frei dem Motto: »Dann reit mal gescheit, dann hat dein Pferd auch nichts an den Sehnen«.
Mauke wie auch Strahlfäule gab es damals wie heute und wurde behandelt. Auf den Matsch wurde das damals allerdings nicht geschoben.
Mit den Jahren kam ein Wandel in die Pferdewelt und Auslauf im Winter wurde – Gott sei Dank – endlich eine Normalität. Zwar immer noch nicht überall, aber der Wandel ist doch recht deutlich. Und mit diesem Wandel wurden die Auslaufmöglichkeiten umfangreicher.
So wurden in den Pensionsställen neben Hallen und Reitplätzen auch extra angelegte Paddocks genutzt.
Dennoch sind die meisten Paddocks nicht wirklich geeignet, um der Masse an Pensionspferden bei jedem Wetter standzuhalten. So kann der wunderschön bereitbare Sandplatz im Sommer, dann zum Winter hin ebenso zu einem nassen Sandmatschloch verkommen. Einfach weil 20 Pferde mit Frühlingsgefühlen einen Platz in normaler Reitplatzgröße sehr schnell umpflügen. Auch kann man nicht immer davon ausgehen, dass in einem Pensionsstall eine Halle wie auch Reitplätze dauerhaft als Freilauf zur Verfügung stehen.
Also bleibt in vielen Pensionsställen immer noch die Boxenruhe, oder eben eine Winter-/Matschweide als Alternative. Das ist eigentlich auch verständlich, denn kaum ein Stallbesitzer mag sich seine Halle oder seine Reitplätze zerlegen lassen.
Outet man sich nun als Besitzer einer Winterweide oder als Pensionseinsteller mit Matschauslauf, dann wird man im Internet, wie oben erwähnt, gefressen. Man bekommt immer wieder nahe gelegt, dass man ja die Ausläufe befestigen MUSS, damit die Pferde nicht leiden. Ok befestigen, ähems und das geht dann so einfach?
- In einem Pensionsstall schon mal nicht, denn dort ist man Mieter. Da muss man sich nach den Gegebenheiten richten, die der Besitzer anbietet.
Natürlich kann man anbieten selber die Kosten für einen Umbau zu tragen, aber wer möchte das bitte in einem Stall mit 10 – 15 Pferden und mehr? Wer zahlt das mal eben aus der Portokasse, wenn es nicht das Eigentum ist? Wenn man nicht weiß, ob man dort ewig als Einsteller bleiben kann oder möchte? - Oder als Pächter eines Stalles / Anlage. Auch da muss wohl überlegt sein, ob man in fremdes Eigentum so viel Geld investiert. Es ist nicht das erste Mal, das sich Verpächter eine Anlage ausbauen lassen, dann den Pächter kündigen und teurer vermieten.
- Aber auch die Gesetzte sollten nicht außer Acht gelassen werden. Man darf nicht einmal überall einen Stall oder gar einen Zaun setzen. Bodenveränderungen wie Verdichtungen sind ebenso nicht überall erlaubt. Im Naturschutzgebiet kann das mitunter bösen Ärger geben.
Nur kann man ebenso wenig den Standort des Stalles mit einem Augenzwinkern wechseln. Schließlich machen uns Nettigkeiten wie das Privilegierungsgesetz schon genug Ärger überhaupt einen geeigneten Stallplatz zu finden. - Und dann sind da noch die Kosten. Selbst die günstige Lösung mit Kies und Sand ist schon je nach Größe eine enorme geldliche Belastung. Ein ausreichend großer Auslauf mit Paddockplatten kann aber ein kleines Vermögen verschlucken.
Gehen wir zum Beispiel von einem Auslauf von 20 x 40 m aus. Dieser kann in der Drainage-Kies-Sand-Variation mit Baggerstunden mal eben 5000 € verschlingen.
Das gleiche Spiel mit Drainage, Unterbau und Paddockplatten bewegt sich dann locker bei 20.000 €.
Und wenn dann die Internet Missionare meinen das man sich diese Summen mal eben aus dem Ärmel schütteln soll, dann denke ich mir auch das meine.
Aber schauen wir uns die Möglichkeiten doch mal genau an:
Es gibt verschiedene Untergründe für Ausläufe im Winter.
- Weide vermatscht schnell. Wird tief, ist schwer sauber zu halten, zerstört oft die Grasnarbe. Bietet aber aufgrund der Größe einen sehr großen weiträumigen Auslauf, der wenn er ausreichend angeboten wird, auch nicht so schnell vermatscht.
- Sand – ist günstig in der Beschaffung, wird aber auch sehr schnell sehr tief. Oft benötigt er je nach Bodenbeschaffenheit einen guten Unterbau. Nicht geeignet bei Sandfressern oder hufempfindlichen Pferden. Auch hier ist eine gute Qualität sehr teuer im Bau.
- Kunstrasen – ist günstig in der Beschaffung, aber in der Verarbeitung ohne maschinelle Hilfe nur schwer verlegbar. Die Entsorgung später ist reiner kostenpflichtiger Sondermüll. Ebenso ist die Geruchsbelästigung nicht ohne. Langzeitstudien gibt es wenige, wenn auch vermehrt von Hufproblemen zu lesen ist.
- Lavagestein – ist je nach Region günstig zu bekommen, aber auch nicht ohne Unterbau zu verwenden. Allerdings für Barhufer nur mässig geeignet.
- Paddockplatten – das Allheilmittel der Internet Missionare. Kostenmäßig erschreckend, allerdings leicht zu verlegen. Je nach Bodenverhältnissen kommt man dennoch nicht um einen Unterbau drum herum. Teilweise werden sie sehr rutschig je nach Wetter, auch für Hanglagen sind sie nur bedingt geeignet. Der Rückbau ist allerdings – mit etwas Arbeit – durchaus möglich, ebenso die Wiederverwendung.
Was die Sauberkeit angeht so sind sie leicht zu reinigen solange genug Sand in den Löchern verfüllt ist. Wird dieses bei der täglichen Säuberung mit ab gekehrt, landen die Äppelreste auch gerne in den Zwischenräumen.
Die richtige Lösung für alle Probleme gibt es also nicht, und man sollte sich hüten, mit dem Finger auf Andere zu zeigen. Nur weil man vielleicht 200 m² mit Paddockplatten ausgelegt hat, macht einen das noch nicht zum besseren Menschen.
Denn der Besitzer einer 20.000 m²-Matschweide bietet seinen Pferden nicht weniger Komfort.
Hier muss jeder selber entscheiden, was ihm für seine Pferde wichtig ist – saubere Füße oder ausreichend Platz oder eine Kombination aus beidem – und wie es sich realisieren lässt.
Denn die äußeren Umstände spielen natürlich in diese Entscheidung mit hinein.
Zu sagen »Dann wechsel den Stall« ist über das Internet nicht nur einfach, sondern auch weltfremd. Denn ein Stallwechsel ist so schon schwierig genug. Einen Stall passend für die Bedürfnisse seiner Pferde zu finden erst recht.
Und an die Wetterhexen die dann krächzen: »Dann darf man kein Pferd halten«, denen Wünsche ich dann auch einen beschleunigten Stuhlgang und kein Toilettenpapier daheim. Denn man verkauft nicht mal eben ein Familienmitglied, nur weil der Stall nicht 100 % den Ansprüchen der Internetgemeinde genügt. Davon abgesehen, dass alte und kranke Pferde seltenst einen Abnehmer finden würden.
Man kann also nur selber stetig daran arbeiten, eine gute Lösung für sich und seine Pferde zu finden. Und vielleicht den Matsch nicht nur als Todfeind zu sehen.
Blicke ich all die Jahre zurück, hatte keines meiner Pferde je Sehnenprobleme. Keines hat seit meiner Offenstallzeit mit Mauke oder Strahlfäule zu tun.
Blicke ich noch weiter zurück, kenne ich auch von damals kein Pferd, das dieses durch Matsch bekommen hat. Auslöser waren aber oft ein schlechtes Immunsystem wie schlechte Hygiene wie Sehnenprobleme durch falsches Training.
Matschausläufe sollten sicherlich nicht unterschätzt werden und sie sind natürlich nicht als Auslauf bei vorbelasteten Pferden geeignet. Aber für gesunde Pferde sind sie auch nicht der Todfeind, sondern werden oft schlechter geredet, als sie in Wirklichkeit sind.
Und nun viel Spaß bei der Steinigung, flauschige Grüße und kommt mir alle gesund und munter in das neue Jahr,
Celeste