Archiv | November 2015

Seelenpferd über den Tod hinaus

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Ich hoffe, ihr habt die grausigen Stürme und den ersten Schnee gut überlebt, und hoffe es geht euch und euren Pferden – und anderen Vierbeinern – gut.

Heute ist der erste Advent, und wir starten in die Vorweihnachtszeit. Das ist die wundervolle Zeit, in der man die Nase aus der Tür raus streckt und den Winter förmlich riechen kann. Vielleicht fällt auch die ein oder andere Schneeflocke und bleibt liegen. Überall machen sich nach und nach Lichterketten und Weihnachtsdekoration breit, und auch die ersten Plätzchen werden gebacken, und meist auch schon vernichtet.

Eigentlich liebe ich diese Zeit.
Ich liebe diese wundervollen Dekorationen. Oder, wenn man abends an geschmückten Häusern vorbei fährt und es überall leuchtet. Und ja ich gestehe, sogar die übermäßigen Dekorationen aus Amerika, samt den aufwendigen Weihnachtsmann Wunschsesseln in den Einkaufscentern finde ich toll.

So ist es nicht verwunderlich, dass es zu Weihnachten bei uns auch gewisse Traditionen gibt. Eine davon ist das Probeessen am ersten Advent. Dabei wird dann das eine oder andere Menü ausprobiert, das dann an einem der Weihnachtsfeiertage aufgetischt werden soll. Dabei ist es eigentlich nur eine Ausrede, um einen schönen Adventabend bei gutem Essen mit der Familie zu genießen.

Ebenso ist es Tradition, dass ich einen Tag vor dem ersten Advent am Stall die Weihnachtsdekoration aufhänge. Denn auch wenn mein Offenstall abgelegen liegt, so lieben es viele Spaziergänger, diesen zu besuchen. Denn sie lieben meine Weihnachtsdekoration. Immer wieder bekomme ich erzählt wie schön es die Pferde haben. Wie nett es sei, das auch die Pferde Weihnachten nicht vergessen werden, und eben, wie hübsch alles aussehe. Und damit ich am ersten Advent Zeit für die Essensvorbereitungen habe, wird der Stall eben immer einen Tag vorher geschmückt.

Zumindest bis vor 5 Jahren. Denn seitdem ist es nicht mehr das Gleiche.
Vor 5 Jahren verstarb am ersten Advent mein Seelenpferd.
Über 20 Jahre war sie an meiner Seite, wir kannten einander in und auswendig. Und wenn es doch nicht unerwartet war, so kam es dennoch plötzlich. Am Tag davor habe ich wie immer die Weihnachtsdekoration am Stall aufgehängt. Sie war an dem Tag bester Laune. Sie klaute mir die Tüten mit den Kugeln, zupfe an der Girlande und ist nicht von meiner Seite gewichen. Ich hätte niemals gedacht, was mich am nächsten Tag erwartet.

Ich darf mich nicht beschweren denn sie war friedlich eingeschlafen. Etwas das weder allen Menschen noch Tieren vergönnt ist. Und während sie da lag und ich auf ihre Abholung wartete, fielen die ersten lang ersehnten Schneeflocken auf sie nieder.
Der Schnee, der mich sonst glücklich machte, war wie ein letzter trauriger Gruß des Himmels. So wurde der Tag, an dem ich eigentlich glücklich in die Adventzeit starte, mit einem Mal mit einem Schleier belegt, den ich bis heute nicht ganz entfernen kann.

Ich kam mir undankbar und ungerecht vor, denn sie war nicht das erste Pferd, das ich gehen lassen musste. Und doch trauerte ich um sie mehr als um die Anderen. Auch wenn meine anderen Pferde wirklich innig liebe, so hatte dieses eine Pferd eben einen wirklich besonderen Platz in meinem Herzen. Ebenso besaß ich noch weitere Pferde, welche ebenso mit dem Verlust zu kämpfen hatten. So schleppte ich mich durch den Tag, nur um kurz darauf von meiner Schwiegermutter einen Satz zu hören, den ich bis heute nicht vergessen kann:
»Du bist aber gleich beim Essen dabei und benimmst dich, du kannst da nicht heulen, wir wollen ein schönes Essen.«
Ich war geschockt und verzweifelt. Ich wollte mir die Decke über den Kopf ziehen und einfach nur im Bett liegen und weinen. Aber Familie ist Familie und so hielt ich das Essen tapfer durch.  Ich machte Smalltalk und versuchte zu lächeln. Dabei wäre ich am liebsten nur nackt nach draußen in den Schnee gelaufen, nur damit die eisige Kälte meinen Schmerz überdecken könnte.
Und wieder darf ich mich nicht beschweren, denn genau jene Familie – auch das Schwiegermonster – erkannte schließlich das meine Fassade bröckelte. Allgemein kam man zu dem Schluss, das ich noch ein Pferd dazu bekomme. Am Anfang dachte ich, dass es keine gute Idee sei. Ein Pferd, kann doch nicht durch ein anderes ersetzt werde. Ebenso wollte ich nicht undankbar oder unfair meinen anderen Pferden gegenüber sein. Denn ich wollte nicht das jemand auf den Gedanken käme das diese nicht ausreichen.
Allerdings merkte ich ebenso, dass meine kleine Herde wirklich unglücklich war ohne ihre Leitstute, und willigte zu meinem Weihnachtsgeschenk ein. So gab es zu Weihnachten viele Umschläge, und im Januar zog ein neues Familienmitglied in den Stall ein.

Meine Pferde waren glücklich mit ihrer neuen Freundin.
Und ich? Ich war erst einmal beschäftigt. Mein kleines neues Panzerlein hielt mich arg beschäftigt, und sorgte ebenso dafür das alle Zäune aufgestockt werden mussten. Und irgendwann ertappte ich mich dabei, dass dieses kleine Pferdchen, was hinreißend und einnehmend war, mein Herz eroberte. Ersetzen kann sie mein Seelenpferd nicht, aber das muss sie auch nicht. Ich liebe sie so wie sie ist.

Dennoch, auch nach 5 Jahren, ist der erste Advent schwierig für mich.
Dieser Schleier des Trauerns liegt immer noch auf diesem Datum. Ich merke es schon Tage vorab, wie mich dieses Datum verunsichert. Also habe ich entgegen der Tradition schon jetzt die Weihnachtsdekoration aufgehängt.
Denn jede Kugel und jede Girlande erinnert mich an den Tag vor 5 Jahren, als sie mir diese spaßeshalber stibitzte. Ich habe sie wie immer aufgehängt, fest entschlossen dem Trauerschleier zu trotzen.
Für meine Pferde, die vielleicht nicht Weihnachten kennen, aber deren Stall hübsch ausschaun soll.
Für die Spaziergänger, die sich Jahr für Jahr darauf freuen.
Und für mich, die ich diesen Schleier vielleicht nicht ganz zerreißen kann, aber durch ihn hindurch schreiten, in dem Wissen das es weiter geht.
Weiter mit meinen wundervollen Pferden und wundervollen Menschen um mich herum.
Ich weiß, dass ich nicht alleine bin, denn wir alle müssen irgendwann ein geliebtes Tier gehen lassen.

Viele von euch mussten Ähnliches erleben. Ich muss euch nichts erzählen, ihr wisst genau, wie sich das anfühlt.
Dennoch wenn es mal wieder zu schlimm wird:

  • Es ist absolut o. k. zu weinen, soviel man will.
  • Es ist aber auch absolut ok zu lachen. Nur weil man trauert, muss man nicht auf Humor oder Galgenhumor verzichten.
  • Es ist absolut o. k., sich ein anderes Pferd zu kaufen. Es ist kein Ersatz, sondern ihr bietet einem neuen Freund einen Platz in eurem Herzen und ein gutes Zuhause.
  • Und wenn es zu schlimm wird, spricht nichts dagegen, seine Sorgen und Gefühle mit einem Psychologen zu besprechen.

Eine schöne Möglichkeit seinen verlorenen Freund bei sich zu tragen sind ebenso:

  • Wandbilder und Fotoalben
  • Eine Einäscherung und eine Urne, die man aufstellt
  • Ein Diamant oder Kristall, den man aus Asche oder Haaren fertigen lassen kann
  • Ein Armband / Kette / Ring aus seinen Haaren
  • Haare die in Plastikherzen eingeschmolzen werden
  • Trensen oder Anhänger, die aus Mähnen und Schweifhaar gehitcht wurde

Oder einfach der Platz in Gedanken und Herzen.

Für was auch immer ihr euch entscheiden werdet, macht das, was euch wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Das was euch das Gefühl verschafft, das euer Seelenpferd immer noch einen Teil bei euch gelassen hat.
Ich selber habe immer noch eine dicke Strähne aus der Mähne.
Bis heute kann ich sie nicht verarbeiten lassen. Aber irgendwann werde ich so weit sein. Bis dahin ist sie in meinem Herzen.

Also starten wir nun in die Weihnachtszeit, und ich bitte um Verzeihung das mein Beitrag nicht so humorbetont wie sonst ist. Ich wünsche euch, euren Pferden und anderen Vierbeinern das ihr alle gesund und munter bleibt. Dass es euch gut geht, dass ihr Spaß habt und glücklich seid.

Ich werde versuchen den ersten Advent gut über die Bühne zu bringen. Und sollte sich, wie jetzt beim Schreiben, ein Tränchen verirren, so ist das auch in Ordnung. Ich habe  viele Erinnerungen an mein Seelenpferd, das kann mir niemand nehmen.

Flauschige Grüße
Celeste

osch

 

Austauschware Pferd

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Na, ist es bei euch auch so lausig kalt? Der Winter hat sich die letzten Tage in einigen Gebieten nun doch noch sehr deutlich gezeigt. Auch wenn bei uns noch kein Schnee liegt, so bringt der Wind eine eisige Kälte mit sich.
Während die Pferde das kalte Wetter genießen und dies mit Freudenhüpfern auf Weiden und Paddocks zum Ausdruck bringen, bin ich nun doch froh wieder Daheim zu sein. Und während ich mich bei einem heißen Kakao aufwärme, wohl wissend das es gleich wieder zu den Pferden geht, zappe ich ein wenig durch das Internet.

Während ich meine Bücher  bewerbe – schließlich sind sie ein tolles Weihnachtsgeschenk – stolpere ich immer wieder über Pferdeverkaufsanzeigen.
Daran ist nichts Verwerfliches, denn es müssen ja Pferde verkauft werden, damit wir überhaupt zu unseren eigenen Pferden kommen können. Schließlich haben die wenigsten von uns das Glück, ein Pferd geschenkt zu bekommen. So finden viele Pferde über Freunde und Verwandte neue Besitzer. Oft hat man auch das Glück sein neues Pferd als Reitbeteiligung vorab kennen lernen zu dürfen. Aber meist werden Pferde eben über Verkaufsanzeigen beworben.
Ich mag Verkaufsanzeigen. Oft sind sie mit schönen Bildern bestückt, manchmal auch Videos. Die Abstammung ist meist angegeben, und ich freue mich nicht selten, Verwandte meiner Pferde zu sehen.

Gruselig finde ich jedoch Anzeigen wie:

  • Tausche Pony gegen Sattel
  • Tausche Pferd gegen Kutsche
  • Tausche Pferd gegen Anhänger
  • Tausche Pferd gegen Pony
    Usw. …

Da denke ich mir dann auch , welche Beziehung mögen diese Besitzer wohl zu ihren Pferden haben? Sehen sie einen Freund, ein vertrautes Lebewesen oder ein Familienmitglied in ihm?
Wohl kaum bei einer solchen Anzeige …

Es wird immer Situationen geben, in denen man ein Pferd verkaufen wird.
Sei es, dass …

  • man Pferde zum Verkauf züchtet.
  • man mit Pferden handelt und so seinen Lebensunterhalt verdient.
  • man mit dem bisherigen Pferd einfach nicht zurecht kommt.
  • man sich den Unterhalt des Pferdes nicht mehr leisten kann.
  • man zeitlich dem Pferd nicht mehr gerecht werden kann.

Es spricht nichts dagegen, wenn man seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Pferden verdient. Das schließt dennoch nicht aus, dass man sorgsam ein anständiges neues Zuhause für die Pferde finden kann.
Ebenso kann jeder in eine Notlage geraten. Man kann seinen Job verlieren, krank werden, ein Familienmitglied pflegebedürftig oder Ähnliches. Auch dann spricht nichts gegen den Verkauf des Pferdes, solange dieses mit Sinn, Herz und Verstand passiert.
Hat man ein Pferd, dem man nicht gewachsen ist, erwarte ich aber das man alle Mittel an sich selbst zu arbeiten ausgeschöpft hat. Dazu gehören übrigens auch Trainer, die vielleicht kostspielig sind. Aber diese Chance sollte man dem Pferd und vor allem sich selber schon geben.

Was ich aber nicht mag, sind Personen die Pferde einfach abschieben, weil:

  • das Pferd nicht den Erwartungen entspricht.
  • zu klein/groß ist.
  • nicht das erwartete Traumfohlen wurde.
  • nicht die Turniererfolge bringt, die man sich erträumt hatte.

Pferde sind kleine keine Plüschtiere. Wir sollten sie sorgsam aussuchen und zu einem Familienmitglied machen. Sie auszutauschen, nur weil sie nicht unseren Erwartungen entsprechen, empfinde ich als Fehler. Denn dann haben wir uns unseren neuen Freund nicht sorgsam ausgesucht. Wir haben zu viele Wünsche und Hoffnungen in ein Pferd hinein interpretiert, die es einfach nicht erfüllen konnte. Und da der Fehler dann an einem selber liegt, sollte man auch die Beziehung zu seinem Pferd neu überdenken, und einen Neustart wagen. Denn wenn die eigenen Wünsche nicht mehr ganz so hoch gesteckt sind kann sich auf einmal eine wundervolle, völlig unerwartete neue, innige Beziehung auftun.

Und was die lieben Tauschfreunde angeht: Bitte, lasst diesen Unsinn!
Ein Pferd ist kein Auto oder Fahrrad. Es ist ein Lebewesen, das Respekt und Liebe und Fürsorge verdient hat. Das tauscht man nicht an den nächsten Besten, nur weil er gerade den passenden Tauschsattel oder eine Kutsche hat, nach der es uns verlangt.
Wenn man ein Pferd verkaufen will wird zuerst ein neuer passender Besitzer gesucht. Danach kann man sich von dem Verkaufspreis seine weiteren Wünsche erfüllen.

Und bedenkt, zu 99% liegen die Fehler in eurer Beziehung beim Menschen. Das Pferd reagiert nur auf den Besitzer, die Haltung und seine Ausbildung. Und ein gutes Pferd ist schnell verkauft, weil man auf ein besseres Pferd hofft. Aber wenn sich bei dem neuen Pferd dann eure alten Fehler einschleichen, werdet ihr eure Traumziele nie erreichen.
Lernt dazu, überdenkt eure Beziehung, seid selbstkritisch.
Oft ist ein Verkauf nicht wirklich nötig, wenn man die Arschbacken zusammenkneift und sich zusammenrauft. Und falls es doch einmal nötig sein sollte, gebt euer bestes, damit euer Pferd den Besitzer bekommt, den es verdient.

Flauschige Grüße
Celeste

 

Wenn Pferdelust zum Frust wird

Hallo meine Flauschehasen,
da bin ich wieder. So langsam wird das Wetter mehr als nur herbstlich. Es regnet und stürmt, und bei dem Schmuddelwetter möchte man doch am liebsten Daheim bleiben. Oft hat man wenig Lust auch nur einen Zeh über die Bettkante hinaus zu strecken, geschweige denn sich selber zum Stall zu bewegen. Der Gedanke ans heimische Sofa, frischgebackene Kekse und ein heißer Kakao ist verführerischer, als die Stallarbeit bei Kälte und Regen die auf einen wartet.

Und so passiert es dann:
Ganz langsam still und heimlich pflanzt sich die Unlust ein.
Etwas an das man früher nie gedacht hätte. Schließlich liebt man seine Pferde. Abäppeln, Erdferkel wieder zu Pferden bürsten, Zäune flicken, in der Dunkelheit für das Training verladen. All das hat uns früher nie etwas ausgemacht.
Im Gegenteil wir waren stolz darauf, wie leicht uns diese Arbeiten von der Hand gingen, über die andere Personen oft stöhnten.
Dennoch ist es wie eine Grippe – irgendwann erwischt es jeden!
Das Schlimme ist, dass man sich diese Unlust oder eher Pferdefrust, meist überhaupt nicht eingestehen will. Man meint schon fast, dass man sich deswegen schämen muss. Schließlich investiert man so viel Zeit, Geld und Arbeit in dieses Hobby. Oft mussten wir Kämpfe gegen Familie, schlechte Ställe und andere Widrigkeiten ertragen. Und dann kommt man sich undankbar vor, wenn einen die Unlust überfällt.
Es kommen Selbstzweifel auf, eventuell auch Vorwürfe von der Familie à la »Du wolltest doch ein Pferd, warum kümmerst du dich nicht / reitest du denn nicht?«
Irgendwann fühlt man sich wie eine Mutter, die ihr eigenes Kind im Bastkörbchen im Fluss ausgesetzt hat und quält sich trotz Frust zu seinem Pferd. Was nur noch mehr dafür sorgen wird, dass man sich noch schlechter fühlt.

Meine lieben Pferdefreunde, lasst euch gesagt sein: Ihr seid nicht allein!
Jeder von uns hat diese Phase, in der man keine Lust hat. In der man das geliebte Pferd auf den Mond wünschen möchte.
Phasen, in denen man lieber etwas anderes machen möchte, als den täglichen Trott im Stall.
Und niemand hat das Recht, euch deswegen fehlende Pferdeliebe vorzuwerfen! Uns allen ergeht es irgendwann einmal so. Die Frage ist, wie man mit dieser Situation umgeht.

Vogel Strauss Taktik?
Den Kopf in den Sand stecken? Die eigenen Bedürfnisse ignorieren und sich trotzdem zum Stall schleppen?
Dort unmotiviert mit einem Pferd arbeiten, das die Unlust deutlich spürt?
Ich halte das für den falschen Weg.

Sinnvoller ist es erst einmal die Gründe zu erforschen. Warum hat man plötzlich keine Lust mehr?

Zum Beispiel:

  • ein schlechtes Stallklima
  • schlechte Trainingsbedingungen
  • Winterblues bei Pferd und Reiter
  • das Wetter
  • Trainings Rückschläge
  • keine Freunde im Stall
  • schlechte Haltungsbedingungen
  • Ärger mit den Stallbesitzern, der Reitbeteiligung/Besitzer
  •  Stress auf der Arbeit/Daheim

Es gibt viele Gründe, die einem die gute Laune am Stall verderben können. Sicher kann man nicht alle abstellen, aber einen Großteil kann man ändern, wenn man das Problem erst ergründet hat.

So kann man zum Beispiel:

  • Ein schlechtes Stallklima wieder aufwerten, wenn man selber versucht, die Wogen zu glätten. Ein klärendes Gespräch mit Kakao und Kuchen kann ungemein hilfreich sein. Ebenso das man selber auf neue Personen im Stall zu geht und sie herzlich empfängt.
    Ist das Stallklima aber zu fest gefahren, und keine Klärung mehr möglich, sollte man einen Stallwechsel in Betracht ziehen. Denn ein glückliches Pferd braucht auch einen glücklichen Besitzer.
  • Der Winterblues trifft uns alle. Wichtig ist hier die passende Kleidung. Kuschelig warm, aber wind- und regendicht ist ein Muss. Denn wenn einem der Poppes am Stall weg friert und die Füße nass werden, dann ist kein Wohlbefinden mehr möglich.
    Hilfreich ist auch neben der passenden Kleidung immer eine Thermoskanne mit heißem Tee oder Kakao parat zu haben. Dazu ein paar Plätzchen, und die Stallarbeit ist nur halb so schlimm.
    Ein paar Lichterketten und Weihnachtsgestecke machen dann die Stallatmosphäre umso heimeliger und lassen uns das Schmuddelwetter fast vergessen.
  • Trainingsrückschläge erlebt jeder einmal. Und manchmal nistet sich der Gedanke des Versagens in den Gehirnwindungen ein. Hier muss man aber so selbstkritisch sein und erkennen das niemand perfekt ist. Jeder benötigt auch einmal Hilfe. Und nicht immer ist ein Alleingang sinnvoll, egal wie gut vorab immer alles gelaufen ist. Von daher holt euch einen Trainer dazu. Nicht weil ihr schlecht reitet oder ausbildet, sondern um neue Wege zu gehen.
  • Zuviel Arbeit, auch das bringt so manche Selbstversorgung oder der Winter mit sich. Sachen, über die wir früher gelächelt haben, werden auf einmal zur Last. Irgendwann ist man es Leid zum x-ten Mal einen Zaun zu flicken, im Matsch abzuäppeln, oder ein nass verschlammtes Pferd zu säubern.
    Hier ist Arbeitserleichterung der beste Weg gegen den Frust. Sichere Zäune kann man entweder bauen, oder von einer Firma setzen lassen.
    Gegen den Matsch helfen zum Beispiel Paddockplatten. Heunetze, die man auf mehreren Stationen vorbereitet, erleichtern den Arbeitsaufwand. Und bei dem Schlammschweinpferd kann ein Pflegemädchen oder eine kostenlose Reitbeteiligung eine Entlastung sein.
  • Eine Pferdepause – auch eine liebende Pferdemutti braucht einmal Urlaub.
    Hier kann und darf auch ein Pferdebesitzer eine Auszeit nehmen. Wichtig ist nur, dass die Versorgung des Pferdes geregelt ist. So kann dies ein Stallbesitzer, eine Reitbeteiligung, eine Pflegerin oder ein professioneller Pferdenanny-Dienst erledigen.
    Dies sollte natürlich entsprechend entlohnt werden, verschafft einem aber eine Pause in dem Gewissen, das sein Pferd dennoch gut versorgt ist.
  • Ein Besuch im Reitgeschäft – hört sich wenig spektakulär an, hilft aber ungemein.
    Der Moment, in dem ein Reiter ein Reitgeschäft besucht, ist immer wieder wundervoll. Man betritt den Laden und der Geruch nach Leder, Pferdefutter oder Sattelfett umhüllt einen. Ehe man sich versieht streichen die Hände über Decken und nehmen Halfter in die Hand. Das eine oder andere Produkt wird auf jeden Fall den Weg nach Hause finden. Und dann ist sie da, die Motivation diese neue Errungenschaft auch an seinem Liebling zu testen.
  • Ein Stallwechsel – manchmal bleibt man nur wegen seinem Pferd an einem Stall, der einem den letzten Nerv raubt. Denn während das Pferd gut versorgt ist, kosten einen Stallbesitzer, nervige Miteinstaller, eine schlechte Verkehrsanbindung oder fehlende Trainingsbedingungen den letzten Nerv.
    Natürlich steht das Wohlbefinden des Pferdes an erster Stelle, aber man sollte sich selber dabei nicht vergessen. Denn wenn man selber keine Motivation findet, und nur noch frustriert zu seinem eigenen Pferd fährt, oder sich gar nicht erst aufraffen mag, dann ist ein Stallwechsel keine schlechte Idee.

Ich denke ihr wisst nun worauf ich hinaus will. Statt sich wegen dem Pferdefrust zu schämen, sollt ihr das Problem analysieren und überlegen, was sich verbessern lässt. Denn ist auch nur ein kleiner Teil des Frusts beiseite geschafft, werdet ihr erleben, dass ihr euch besser fühlt.

In diesem Sinne, jeder von uns kann von Pferdefrust erfasst werden, und es ist keine Schande dies zuzugeben. Wir sind alle Menschen, die ihre Pferde lieben. Die sich aufopfern, viel Arbeit, Zeit und Geld für ihre Lieben opfern und sich oft genug selbst vergessen. Wenn ihr in dieser Situation seid, dann analysiert das Problem. Lässt es sich beheben dann arbeitet daran. Lässt es sich nicht beheben, gönnt euch eine Pause. Solange euer Pferd gut versorgt ist, ist alles in Ordnung. Und hier muss niemand die Übermutti raushängen, die Versorgung können auch andere Personen übernehmen. 😉

Ich wünsche euch Motivation, Lust und die Hoffnung, dass nach schlechten Tagen auch immer wieder gute Tage kommen.
Flauschige Grüße
Celeste

Unlust

 

Normal kann doch jeder

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Momentan bin ich mitten im Umzugsstress. Kartons und Möbel schleppen lässt meine Arme immer länger werden, und mein Kreuz schreit langsam und stetig um Hilfe. Wenigstens erweist sich die Stallarbeit als großartiges Training, um auch diese Umzugshürde kraftmäßig zu meistern.
Die Pferde sehen mich eigentlich nur noch, wenn ich sie versorge. Wenigstens eine Stunde Heunetze stopfe, und ihnen einen Kuss auf die Nase drücke. Im Internet bin ich momentan auch nicht wirklich viel unterwegs, dank Zeitmangel, aber dennoch lasse ich es mir nicht nehmen noch einen Sonntagsbeitrag für euch zu schreiben. Schließlich kann ich euch bei all der Arbeit und dem Stress nicht vergessen.

Während ich also jeden Tag Heunetze stopfe, kreisen meine Gedanken. Auch wenn das mit meinem Heuschnupfen ein wenig delikat ist, entspannt mich die Stallarbeit dennoch immer wieder. Die Pferde warten geduldig, bis die vorher entfernten Netze wieder alle gefüllt in die Raufen und Heunetzständer gebracht werden. Sie stehen da wie Schlammschweinchen, genießen die Herbstsonne und wenn ich dann voll bepackt durch sie durch stapfe, wird weder gedrängelt noch geschubst oder gar am Netz gezerrt. Meine Pferde sind so normal, dass es schon stinklangweilig ist. Und mich stimmt das sehr glücklich, denn ich weiß, dass es da draußen Pferdemamis gibt, die damit tot unglücklich wären.
Denn es gibt viele Pferdebesitzer, deren Pferde müssen etwas Besonderes sein. Und damit meine ich nicht, das sie ein goldfarbenes Bonbon als Leckerli erhalten wie ein Kind in der Werthers echte Werbung. Nein, es gibt Pferdebesitzer, die dichten ihren Pferden Eigenschaften und Wesenszüge bis hin zu Krankheiten an, nur damit sie ein besonderes Pferd haben.

Immer wieder modern: das Problempferd
Dieses hat in seiner Vergangenheit immer etwas Schlimmes erlebt. Zum Beispiel der Regenwurm, der es böse angeschaut hat. Dich gefolgt von dem Schmetterling, der dem armen Pferd ins Gesicht gepupst hat!
Diese Pferde wurden immer geschlagen und misshandelt. Und dazu zählte nicht die Schlagermusik in Dauerbeschallung, die das Pferd heute im Reitstall bei der neuen Mutti ertragen muss. Nein, ein Pferd, das vorab etwas Schlimmes erlebt hat, (egal ob es stimmt oder nicht) bietet sagenhafte Vorteile:

  • Man hat immer Gesprächsstoff zum Angeben
  • Man kann es retten vor den bösen Vorbesitzern und bekommt damit wenigstens ein Fleißkärtchen oder ein Sternchen ins Aufgabenheft
  • Man kann es durch Liebe und Zuneigung (Erziehung wäre auch eine Maßnahme) wieder auf den rechten Pfad bringen und dann sagen »man hat ein Problempferd korrigiert!«

Und klappt das alles nicht, weil Fury einem stetig den Fuck-Huf zeigt und einem etwas hustet, dann nutzt man die Problempferd Erklärung als Rechtfertigung für jedes schlechte Benehmen des Pferdes. Das heißt, Schatzelpupsie darf treten und beißen, und es wird mit seiner ach so schlechten Vergangenheit entschuldigt.
Lustigerweise entschuldigen derart viele Pferdebesitzer ein Grotten schlecht erzogenes Pferd mit einer angeblichen Problempferd Vergangenheit.
Spannend ist, wenn man dann wirklich die Vorgeschichte des Pferdes erfährt und lachend feststellt, was für ein rosa-flausche-gepuffeltes Leben dieses bislang geführt hat. Und sich ebenso bei den Vorbesitzern tadellos benommen hat. Nur bekommt das der neue Besitzer dank mangelnder Konsequenz nicht auf die Reihe.
Und dann wird die Problempferd / »schlechte Vergangenheit« -Keule geschwungen. Das muss das Umfeld dann natürlich akzeptieren, auch wenn Herzilein einen auf der Weide mit den Hufen zuerst begrüßt. Egal, Problempferd ist die universal Entschuldigung für alles!

Mal so unter uns Betschwestern: Schätzeleins, auch ein Pferd, das wirklich eine ECHTE schlechte Vergangenheit hat, kann man erziehen und ausbilden. Das kostet aber sehr viel Arbeit, eine Menge Zeit und noch mehr Geld. Und mitunter seid ihr dieser Aufgabe weder von eurem Ausbildungsstand, noch körperlich und geistig gewachsen. Dann muss ein Profi da ran. Und kein selbst ernannter Trainer aus dem Nachbarstall, Schamane oder Geistheiler oder der Neffe von Tante Berta der ja schon soooo viele Pferde korrigiert hat.
Und ein Pferd, das wirklich nicht mehr alle Latten am Zaun hat, ist eine Zumutung für jeden Pensionsstall. Nur weil ihr euch mit so einem Pferd (oder dessen Rettung) schmücken wollt, könnt ihr das nicht einfach auch von eurem Umfeld verlangen. Also, wenn ihr wirklich ein echtes Problempferd habt, dann arbeitet auch bitte daran. Denn so ein Pferd ist alles Andere als etwas Besonderes. Den Zustand nicht ändern zu wollen (und alles daran zu setzen) ist einfach nur dämlich.

Und die anderen Schätzeleins, die kein echtes Problempferd haben, es aber als Ausrede nutzen, damit ihr Pferd etwas Besonderes ist, oder einfach Allen auf der Nase rum tanzen darf: Euch soll der Blitz beim sch … treffen!
Auch ihr könnt eure Pferde erziehen, bzw. ausbilden lassen. Und fehlt euch dazu das Geld oder der Trainer dann seid ihr einfach kein guter Besitzer für dieses Pferd. Dann ist ein Verkauf an eine Person, die ernsthaft Zeit und Geld investieren möchte, eine gute Idee.

Ebenso beliebt: Krankheiten
Nein, Flauschepuffel kann das Futter nicht nehmen wie die anderen Pferde, der braucht noch XY-Zusätze. Dabei braucht Flauschepuffel diese Zusätze überhaupt nicht, aber es beruhigt das Gewissen der Besitzer.
Nicht zu vergessen die Decken und Schur Epedemie.
Heidenei wann auch immer man durch das Internet zappt es wimmelt im Herbst von vermeintlich kranken Pferden. Das Pferd schwitzt 3 Haare nass? Dann muss es aber geschoren werden, und eine Decke muss auch darauf …
Die muss sowieso drauf ,denn sonst ist Puschelwuschel verspannt im Rücken.

Das es Fälle von schlechter Thermoregulation bei alten und kranken Pferden gibt, ist unabstreitbar. Diese müssen entsprechend geschoren/eingedeckt werden! Aber die Masse an empfindlichen Pferden nimmt in letzter Zeit im selben Ausmaß zu, wie die Lese- und Rechtschreibschwäche der heutigen Jugend. Denn genau wie bei den Pferden, gibt es natürlich die echten Fälle, die betroffen sind. Das wünscht man sich nicht, aber man richtet sich darauf ein. Aber ebenso gibt es die Jackenlienes, und Chantalles und Djustins die zu faul zum Lernen sind, und sich unter dem Deckmäntelchen der Lese-Rechtschreib-Schwäche einen faulen Lenz machen. Diese entsprechen dann den Pferdebesitzern, welche den empfindlichen Rücken oder das flauschige Fell als Ausrede für Schur und Decken nutzen. Natürlich ist eindecken und scheren oft bequemer, aber dann seid so ehrlich und steht dazu!
Macht aus euren gesunden Pferden keine Problempferde, die sie nicht sind. Seid froh, wenn eure Pferde gesund sind. Seid froh wenn sie keine schlechte Vergangenheit hatten. Und übt so viel Selbstreflexion, um zu erkennen, ob das Pferd wirklich ein Problem hat. Oder ob es für euch einfach einfacher wäre, wenn das Pferd ein Problem HÄTTE!
Ein gesundes und normales Pferd ist vielleicht stinklangweilig, und es bietet auch nicht so viel Gesprächsstoff. Dennoch solltet ihr euch mit einem normalen Pferd glücklich schätzen. Schließlich ist eine Beziehung zu einem Pferd etwas wundervolles. Etwas wofür wir dankbar sein sollten.
Ein normales Pferd ist ein großes Glück, das ich euch allen wünsche.
Habt Vertrauen in eure Pferde, auch gut erzogen und ohne angedichtete Extras sind sie einfach einmalig.

Flauschige Grüße
Celeste

081115

 

Supermami mal anders

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Momentan genießen wir wohl alle den goldenen Herbst mit den letzten sonnigen Tagen. Die Pferde spielen Schlammschwein, einige Mücken tanzen noch, und die Tage werden kürzer.
Und während ich mich meinen Projekten widme, warte ich derweil gespannt auf den Buchstart des ersten Buches meiner Oompa Loompa. (Ja, es gibt sie wirklich!)
Denn am 15. November startet ihr Buch »Liebe Supermami, du kannst mich mal! Leben mit Kleinkind«. Passend zum Start gibt es natürlich auch eine Verlosung, die ihr auf ihrer Seite bzw. in der Release-Veranstaltung findet.
Ich liebe ja provokante Titel, und gerade bei dem Supermami-Titel muss ich unweigerlich an die Pferde Supermamis denken. Denn ja diese gibt es leider auch.

Ich gestehe, ich gehöre auch zu den Frauen, die ihre Tiere mit »komm zur Mutti« rufen. Nicht weil ich einen unerfüllten Kinderwunsch habe. Denn wer mich kennt, weiß, dass ich mir eher eine Zahnwurzelbehandlung ohne Narkose samt einem Genitalherpes wünschen würde, statt einem Kind. Nachdem ich „Liebe Supermami, …“ schon vorab gelesen habe, fühle ich mich – auch wenn ich meine Nichte heiß und innig Liebe –  darin auch durchaus bestärkt. Nein, es ist eher so, weil ich meine Pferde liebe, pflege und umsorge. Und so nenne ich meine Katze eben mein Katzenkind. Und meine Pferde werden eben mit »komm zur Mutti« gerufen.
Sicher könnte ich auch »Komm zu Celeste rufen«, aber da meine Tiere zur Familie gehören, bin ich doch ein wenig wie eine Ziehmutter für sie.
Dennoch achte penibel darauf, nicht zur Supermami zu mutieren, denn auch solche Pferdebesitzer gibt es. Diese gibt es in verschiedenen Variationen.

Die Styling-Supermami
Sie sieht ihr Pferd als Modeaccessoire.
Das Pferd wird in stylischen Mustern geschoren, ohne das es gesundheitsmäßig Not tun würde, und in die neusten Pferdekollektionen eingekleidet.
Und man kann froh sein das die Pferdchen mehrere 100 kg wiegen, denn sonst würden sie sicher noch in Designer Täschchen mit rum geschleppt.
Passend dazu macht die Styling Supermutti Fotoshootings zu jedem, wirklich jedem Thema.
Dabei werden nicht nur die Jahreszeiten, sondern auch jedes noch so kleine Fest als Anlass genommen.
Dazu wird das Modepüppi – Verzeihung das Pferd – entsprechend gestylt und vor die Kamera gezerrt.
Oft sind dann Pferde dabei, die nicht mal annähernd so gut ausgebildet sind, um die gewünschten Motive darstellen zu können. So wird der Sprung auf den Bildern höher gemogelt, schließlich hat keiner ein Maßband daran gehalten. Aber auch von 567 Bildern genau das Eine raus gesucht, auf welchem das Pferd nicht wie eine Giraffe, oder völlig eingerollt läuft.
Über Stoppelfelder und Feldwege werden Pferde mit Halsring oder ohne Zaum rennen gelassen. Und auch wenn am Ende des Weges 2 Personen zum Abbremsen stehen, so sieht das auf den Fotos niemand. Ob also der Ausbildungsstand dem gewünschten Foto entspricht, ist dabei völlig irrelevant – einzig das gute Foto zählt.

Und das ist dann ein einziger Selbstbetrug der Supermamis, denn der Alltag besteht nicht aus geleckten immer sauber gestylten Pferden. Pferde die immer alle Lektionen aus allen Sparten problemlos abliefern.
Es spricht sicher nichts dagegen, wenn man von seinem Pferd ein schönes Fotoshooting machen lässt. Ebenso wenn man öfters schöne Bilder machen lässt. Aber wenn es zu einer Sucht wird, wirklich jeden Anlass zu einem Shooting zu nutzen, und dieses als Alltag auf Facebook-Seiten darstellt, dann sollte man überlegen, welches Bild man selber von seinem Pferd hat.
Will man ein Familienmitglied oder ein Barbiepferd?
Denn das gestylte Pferd auf dem Bild ist sicher eine schöne Erinnerung, aber das alltägliche Leben ist es doch welches uns mit unseren Pferden verbindet.
Tage an denen sie uns eine mit Möhrensabber verschmierte Schnute dankbar durchs Gesicht ziehen möchten.
Tage an denen sie verschlammt und voller Kletten in der Mähne auf uns zu galoppieren und sich über unseren Besuch freuen.
Aber egal, ich denke ihr wisst worauf ich hinaus will.

Die Krankenschwester-Supermami
Diese sieht in jeder Regung, jeder Bewegung und jedem Furz des Pferdes eine vermeintliche Krankheit. Und damit meine ich keine echte Krankheit. Aber die Krankenschwester Mutti liebt es weniger zu reiten, oder anderweitig mit dem Pferd zu arbeiten. Sie sieht ihren Lebensinhalt in der Krankenpflege des Pferdes.
Etwas das Besitzern von echten chronisch-kranken Pferden oft den letzten Nerv raubt, Ängste und Sorge bereitet, das genießt die Krankenschwester Pferdemutti. Denn so hat sie immer einen Grund um sämtliche Futterzusätze zu kaufen. Das Pferdchen immer einzudecken oder bei Bedarf auch in der Box zu lassen.
So bekommt sie dann auch genug Aufmerksamkeit und Mitleid. Denn das vermeintlich kränkelnde Pferd liefert immer genug Diskussionsstoff, wenn sie sich mit den anderen Einstellern austauschen will.
Und ob diese es wollen oder nicht, sie werden über Futterzusätze informiert, was das letzte Tarot Kartenbild über das Pferd ausgesagt hat. Und der arme Stallbesitzer wird angehalten, seinen Stall Feng-Shui-mäßig auszurichten.
Spätestens wenn auch die Pferde der anderen Einstaller ausgependelt werden und Haarproben zur Analyse und Bilder zum Tierkommunikator geschickt werden, möchte man flüchten. Nicht weil man um die schrumpfende Geldbörse der Supermutti besorgt ist, sondern weil man so viel Schwachsinn oft nicht mehr aushält.
Aber solange die Supermutti nur beratend auf einen Miteinstaller einwirken möchte, kann man das meist noch einigermaßen ertragen. Macht sie dieses allerdings mit der Penetranz eines Teleshopping Kanals mit leichtem Sektentouch, dann möchte man nur eins: ganz weit weg!

Die Freigeist-Supermami
Das ist die gefährlichste des Pferdemutti Clans. Denn diese hat ihre eigene Meinung über die Erziehung ihres Pferdes. Eigentlich spricht da nichts gegen, bis zu dem Moment, wenn das alternativ erzogene Pferdchen seine Mitmenschen in Gefahr bringt.
So sind Ein-Mann-Pferde kein Geschenk Gottes, sondern eine Plage für ihr Umfeld. Ein Pferd muss immer und zu jeder Zeit auch von anderen Personen zu Händeln sein. Sind sie das nicht, ist die Versorgung des Pferdes gefährdet, wenn der Besitzer einmal länger krank ist.

Gruselig sind auch die Pferdebesitzer die ihrem Pferd eigene Rechte zu gestehen.
Sei es das sie erst an einer bestimmten Stelle von der Weide geholt werden wollen, oder auch das sie ungestraft los rennen dürfen, auch wenn der Pferdeführer noch am Halfter hängt. In der Klinik darf das Pferd den Untersuchungsstand zerlegen, im Pensionsstall Zäune und Boxen. Schließlich muss Schatzipubsie nichts Unangenehmes über sich ergehen lassen. So ein Tierarzt oder Schmied ist eben total doof, da darf man als Pferd auch einmal ausrasten.
Wie alternative Mütter, darf das Pferd sich frei entfalten und Pferd sein, und wer damit nicht zurecht kommt, ist nur neidisch auf diese harmonische Beziehung. Dummerweise erkennt außer der Pferdemutti selber niemand diese einzigartige Beziehung, alle Anderen sehen ein verzogenes Pferd. Und gerade deswegen ist die Freigeist-Mutti so gefährlich, sie erkennt nicht, welchen Schaden sie mit der mangelnden Erziehung anrichtet.

Fazit
In uns Allen steckt – mehr oder weniger – der Wunsch sein geliebtes Tier zu bemuttern. Wir lieben sie, wir pflegen sie, und bei echten Krankheitsfällen opfern wir uns oft über Jahre auf. Sie gehören zur Familie, sie sind oft unsere besten Freunde und Seelentröster. Ich möchte nicht einen Tag ohne meine Pferde sein. Ein Leben ohne sie ist für mich unvorstellbar.
Aber ein Pferd sollte nicht zum Modeaccessoire verkommen. Ebenso braucht es keine Hippimäßige Selbstentfaltung. Wir sollten froh und glücklich sein wenn wir nur dann Krankenschwester spielen müssen wenn es nottut. Von daher sollte jeder einmal selber ein wenig seine Beziehung zu seinem Pferd beleuchten.
Und wenn der Mutterinstinkt doch ein wenig zu stark abdriftet, dann überlegt, was in eurem Leben fehlt. Denn was auch immer es ist, ein Pferd ist eine große Hilfe, aber es kann nicht alles ersetzen.

Flauschige Grüße
Mutti Celeste

011105