Archiv | September 2015

Selbstversorger oder Masochist?

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.

Momentan widme ich mich vermehrt den Vorbereitungen für den Winter. Und wer nun glaubt, ich hänge Herbstdeko auf, koche Kürbissuppe und backe schon mal Plätzchen, dem sei versichert, dass er sich irrt. Gut ok, das mit den Plätzchen klingt verlockend, aber es ist ja noch ein wenig Zeit.

Eine Facebook-Bekannte bat mich einen Beitrag zu schreiben über das Thema »Was sich als Selbstversorger ändert, für den Pferdehalter«. Und natürlich schreibe ich auch gerne einen Sonntagsbeitrag zu eurem Wunschthema. (Eine kurze PN reicht dazu)

Also legen wir mal los:
Es gibt 2 Arten von Selbstversorgern.

Jene, die das Glück Gottes auf ihrer Seite haben. Neben einem kleinen Goldesel, oder zumindest einem gut gefüllten Bankkonto, die Pferde daheim halten können.
Meist können sich diese, eine schöne Anlage leisten, nebst Reitplatz und Halle. Strom und Wasseranschluss sind natürlich ebenso gegeben. Diese Personen haben meist soviel Geld, das Zäune von Firmen gesetzt werden, Reitplätze und Hallen fertig gebaut werden. Und die Weidepflege übernimmt der Trecker oder ein Bauer im Auftrag.
Diesen Pferdehaltern gönne ich ihr Glück aus vollem Herzen.
Denn auch wenn sie bei der rundum Betreung ihrer Pferde weniger Arbeit haben, so stecken sie immer noch mehr Arbeit, Zeit und Geld hinein, als ein reiner Pensions Einstaller.

Aber da gibt es noch die Anderen:
Jene Pferdehalter, die eigentlich keinen Goldesel daheim haben, aber sich irgendwann für die eigenen 4 Wände / Selbstversorgung entschieden haben.

Gründe dafür können sein:

  • Zu wenig Weidegang / Auslauf
  • Weidegang / Auslauf in einer unharmonischen Gruppe (Verletzungsrisiko)
  • Es wurde bislang nicht auf die Futterqualität geachtet
  • Es wurde nicht ausreichend oder zuviel gefüttert
  • Das Pferd braucht spezielle Bedingungen, die kein Pensionsstall in der Nähe erfüllt (z.B. ein Rehepferd)
  • Man möchte einen Hengst artgerecht halten
  • Man möchte dem Stallgezicke entfliehen
  • Man glaubt, dass die Selbstversorgung kostengünstiger ist. (Bis einen die Realität erwischt)

Am Anfang ist man meist voller Enthusiasmus. Man malt es sich in den schillernsten Farben aus. Die eigenen 4 Wände, in denen man schalten und walten kann, wie man will. Man sieht sich schon Zäune streichen, die Sattelkammer einrichten und glückliche Pferde auf den Weiden. Und die Versorgung selber kann ja nicht so schlimm sein. Schließlich hat man früher auch fast alles alleine erledigt, da kann man das doch locker schaukeln, oder nicht?
Ok, ich dachte auch so. Hatte ich doch in vielen Pensionsställen immer einen Großteil der Versorgung geleistet.

Hm nein, die Realität sieht meist anders aus.
Während einem am Anfang noch von allen Seiten Hilfe versprochen wird, à la »das bau ich dir schon«, »den Zaun setz ich mit links« oder »das kann ich fix mit dem Trecker machen«, so lernt man in der Realität schnell, dass man meist auf sich allein gestellt ist.
Schlechtes Wetter und Regen lassen einen rasch merken, dass man die meiste Arbeit doch allein erledigt. Während die freundlichen Helfer meist auf dem Sofa liegen und genau dann einen Schnupfen auskurieren. Oder ein anderer Infekt, einen verstauchten Zeh, oder betreffende Personen unbedingt mit der Schwiegermutter essen wollen.

Von daher, wenn man sich mit dem Gedanken an die Selbstversorgung trägt, sollte man sich darüber im Klaren sein: Man ist 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche für seine Pferde verantwortlich.
Und das bedeutet, das man jeden Tag wenigstens 2 x am Stall ist und für Futter, Wasser, Pflege und Bettchen sorgt.
Und wenn es einem nicht gut geht, interessiert das keine Sau.
Dann kann man nicht mal eben den Pensionsbetreiber anrufen, dass er sich bitte um die Versorgung kümmert. Denn man ist selber der Stallbetreiber.

Da man nicht immer eine Freundin belangen kann oder will, und auch die Familie irgendwann streikt, kriecht man auf den Brustwarzen vorwärts zum Stall. Man erledigt die Versorgung trotz Fieber und Schüttelfrost, während einem kotzsterbens schlecht ist. Und während man sich nach dem warmen Bettchen und einem heißen Tee sehnt, erbricht man sich vor den Hufen seines Pferdes, das einen dabei anschaut, als ob man vom Mond kommt.
Meist merkt man spätestens dann, dass man sich übernommen hat. Wie eigentlich schon viele Male davor. Und dennoch schleppt man sich vorwärts und denn es muss weiter gehen. Die Hauptsache ist, den Pferden geht es gut.
Aber es ist nicht nur die Versorgung selber, die sich ändert. Nein, es kommen ja noch Zusatztermine dazu. Ärgerte man sich früher darüber, dass der Tierarzt oder Hufschmied vielleicht zu spät kam, wartet man jetzt noch zusätzliche Stunden auf den Heu- / Strohlieferanten.
Und meist ist es genau dann schweine kalt oder nass. Oder aber das Heu muss geholt werden, und das Kraftfutter ebenso. Dann verbringt man seine Zeit auf fremden Höfen  oder in Geschäften, und damit wie man das Futter auf Anhängern oder ins Auto stapelt.

Ach ja das Auto … Als Selbstversorger darf man sich von einem sauberen Auto verabschieden! Denn so sehr man sein Auto liebt und pflegen möchte, es wird immer Situationen geben, in denen man in schmutzigen Stiefeln ins Auto springt.
Die nasse Jacke klebt voller Heu, die Reithose hat es nicht geschafft den Matschflecken aus zu weichen, und ein zarter Stallgeruch wird das Auto assimilieren.
Oder aber es wird Heu im Auto transportiert und man stellt fest, dass die Säcke doch nicht ganz so dicht sind.

Ich gestehe, ich habe es einmal geschafft, dass in meinem alten Auto Hafer gewachsen ist.
Wie das passierte?
Ein undichter Wasserkanister auf der Rückbank, und ein umgekippter Hafereimer …
Einige sonnige Wochen später kamen zarte grüne Sprösslinge aus den Ritzen meiner Rückbank!
Es wird euch nicht überraschen, dass ich heute noch damit aufgezogen werde. 😉
Aber zumindest benutze ich seitdem nur noch Futtereimer mit Deckel  …

Die Wasserversorgung kann ebenso schneller ein Problem werden als in flauschigen rosa Träumen vorher ersonnen. Hat man nicht das Glück eines Wasseranschlusses oder Brunnens, so schleppt man jeden Tag das Wasser in Kanistern zum Stall. Denn auch aufgefangenes Regenwasser ist je nach Jahreszeit nicht immer ausreichend.
Hat man dazu noch keinen Stromanschluss, darf man sich mit Konstruktionen aus Grablichtern und Frostwächtern arrangieren, um das Wasser eisfrei zu halten.
Schön ist das nicht …

Auch sieht man die Welt plötzlich mit völlig anderen Augen. Man läuft im Baumarkt plötzlich nicht mehr arglos durch den Holzbereich, sondern sieht förmlich neue Stallwände und Raufen vor sich.

Oder aber die Kleidung. Diese hat sich von Reitsport-Marken-Kleidung, plötzlich zu praktisch, bequem und robust verändert. Denn so schön die Kollektionen in den Reitzubehör Katalogen auch sind, wie soll man damit Zäune flicken und durch Matsch und Schnee waten?

Und wenn dann die beste Freundin von ihrem Sommer Urlaub auf den Malediven schwärmt und denn Preis dazu nennt, dann sehen wir plötzlich nicht mehr Sonne und Meer vor uns. Nein, wir rechnen den Urlaubspreis in Heuballen oder Paddockplatten um. Sachen, die uns auf einmal viel wichtiger geworden sind, als Sonne Strand und Meer. Oder eine Behandlung bei der Kosmetikerin, oder ein Besuch im Sonnenstudio.

Ebenso wird man merken das sich die Beziehung zu seinen Pferden deutlich ändert, denn Reiten wird nicht mehr im Vordergrund stehen. Bedingt durch die reichliche Arbeit, fehlt einem einfach oft genug die Zeit. So verbringt man Wochenenden mit dem Zaunbau. Oder aber man sucht stundenlang die Weiden nach Giftpflanzen ab.
Dann gibt es noch die Momente in denen Pferd oder Wildschwein (manchmal besteht da kein Unterschied) just in dem Moment einen Zaun zerlegen, wenn man eigentlich schon mit dem Sattel vor dem Pferd steht. Also legt man diesen beiseite und macht sich an die Arbeit. Das Wohl der Tiere steht über dem Wunsch nach einem Ausritt.

Machen wir uns nichts vor, als Selbstversorger ändert sich für uns eine Menge. Und es gibt Tage, an denen man weinen, kreischen und toben möchte. Tage an denen man sich die Bettdecke über den Kopf ziehen und einfach nicht vor die Türe will. Die Pferde auf den Mond wünscht. Naja, oder wenigstens in einen Pensionsstall.
Und dennoch lohnt sich das Alles.
Denn man hat plötzlich selber in der Hand, wie die Pferde versorgt werden.  Wenn die Pferde aufblühen dank passender Sozialkontakte. Wenn sie gesünder sind dank mehr Auslauf. Wenn sie nicht mehr koliken, dank passendem Futter. Dann ist es all das Wert.

Von daher gilt meine Hochachtung allen Selbstversorgern, weil ich weiß, wie hart dieses Leben sein kann.

Flauschige Grüße
Celeste
(Offenstall-Selbstversorger, seit 11 Jahren)

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Die richtige Führposition

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.
Hat das Herbstwetter euch auch so gut im Griff? Die Pferde werden weich und flauschig, und mitunter nutzen sie die von den Regengüssen aufgeweichten Weiden, um eine Matschmaske aufzulegen. Aber wie die Kosmetikindustrie uns ja hat wissen lassen, macht Matsch im Gesicht nur schöner.

Man muss ich hübsche Pferde haben …

Aber nein, so schlimm ist es natürlich nicht. Aber nach dem trockenen Sommer ist es doch wieder ein wenig seltsam, wenn das Fell nun von einigen Matschflecken verziert wird.
Ob wir also wollen oder nicht, wir sind im Herbst angekommen.
Aber das bedeutet eben nicht nur Regen, sondern auch in bunten Farben schillerndes Laub an Bäumen und Büschen, oder farbenprächtige Sonnenuntergänge. Kürbisse die einen bei den Straßenverkäufern schon von weitem anleuchten, oder auch günstige Preise bei Karotten im Supermarkt.
Wie schon einige Male erwähnt: Ich mag diese Jahreszeit wirklich sehr gerne.
Da ich aber bedingt durch die Handwerker im Haus auch weiterhin mehr daheim sein muss, als ich möchte, gibt es natürlich immer wieder Themen, die weil heiß diskutiert, auf meiner Pinnwand aufploppen und mich über Tage verfolgen. Diese Woche war es das Thema: Die richtige Führposition.
Nachdem mich das Thema so viel Nerven gekostet hat, möchte ich auch hier gleich einmal meinen Senf dazugeben.

Was soll man sich darunter vorstellen?
Es gibt einige Bodenarbeitstrainer, ebenso wie Möchtegerntrainer oder selbst ernannte Pferdegurus die darauf schwören das ein Pferd nur und ausschließlich an Position X zu gehen hat. Meist soll das Pferd an der rechten Seite gehen und der Kopf des Pferdes soll einzig und allein auf Schulterhöhe des Pferdeführers sein.
Jeder Schritt davor wäre verboten, denn dann würde das Pferd plötzlich eine Verwandlung zum grünen Hulk ablegen und die Chefposition des Führenden in Frage stellen. Jeder Schritt dahinter aber auch, denn das Pferd könnte sonst seinem Besitzer in die Hacken laufen, es umrempeln, oder sich in einem unachtsamen Moment in einen Pferdezombie verwandeln und in einem Blutrausch nach Menschenhirn seinen Führer anfallen.
Allerdings bin ich mir bei so manchen Kommentaren nicht sicher, ob der arme Pferdezombie nicht doch verhungern würde …

Damit diese Führposition auch ja korrekt bei behalten wird, übt man was das Zeug hält. Das Pferdchen wird immer wieder mit zuppelndem Strick oder wedelnder Gerte daran erinnert, seine Position auch ja bei zu behalten. Meist unterstreichen spezielle Halfter, Gerten, Stöckchen und Stricke das »Training«, der kommenden Pferdeflüsterer.
Der Geldbeutel des Pferdegurus wird dabei nur rein zufällig mit gefüllt, schließlich möchte er ja nur das Beste für Pferd und Reiter. Und so wird dieser auch nicht müde immer wieder Bücher und Videos anzupreisen, samt der unersetzlichen Ausrüstung für Pferd und Reiter. Denn nur damit unterstreicht man die passenden Übungslektionen! So mancher der Verkäufer erinnert mich mit seinem gebetsmühlenartigen Anpreisen der Vorteile an die Teleshoppingkanäle, bei denen ich lieber schnell weg zappe.
Die Schüler üben aber eiffrig. Immer wieder wird dem Pferd die perfekte Position eingebläut. Und das endet dann meist entweder mit einem völlig entnervten Pferd, oder einem das abgestumpft ist und wirklich stoisch auf der gewünschten Position bleibt.

Aber ist das wirklich wünschenswert?
Will man das wirklich?

Wie ihr wisst, ich bin ein Mensch, der sehr pragmatisch ist. Bei mir gelten folgende Führregeln:

  • Das Pferd lässt sich brav und anständig von jeder Person führen (auch Kinder)
  • Das Pferd rempelt und drängelt nicht und achtet den persönlichen Tanzabstand
  • Das Pferd lässt sich von allen Seiten führen
  • Das Pferd geht auf Wunsch neben / vor / hinter mir, so wie ich es dirigiere
  • Es wird nicht am Strick gefressen
  • Auf der Weide / in der Box dreht sich jedes Pferd zu mir um und wartet brav, bis ich das Halfter ausziehe und es wegschicke

Das hat natürlich einige Vorteile. Ich habe somit ein Pferd, das ich in allen Führpositionen dirigieren kann. Das ist praktisch, wenn man z.B. mit 2 Pferden durch einen Engpass muss und eines hinter her gehen kann.
Es ist handlich, wenn man sein Pferd z.B. am Strick vorschicken kann, beispielsweise in eine Weideschleuse hinein, während man selber in Ruhe das Tor schließt, oder drängelnde Fremdpferde weg schickt. Auch kann das Pferd relativ entspannt neben einem trotten, auch mal nach links und rechts sehen, und nur dann reagieren wenn ich eine Ansage mache. Und es ist für mich selbstverständlich das auch andere Personen (selbst Kinder) die Pferde problemlos führen können. Nichts ist gruseliger als reine Mama-Pferdchen, die nur von Mutti zur Weide / zum Stall gebracht werden können. Und der arme Stallbesitzer dann verzweifelt, wenn Mutti krank oder im Urlaub ist.

Ich hatte nie ein Problem damit, dass eines meiner Pferde meine Position in Frage gestellt hätten, nur weil ich nicht auf eine bestimmte Führposition achte. Also mit dem Hulk und dem Pferdezombi kann ich einfach nicht dienen. Meine Pferde sind eben stinklangweilig.
Wenn man also an seiner Führposition arbeiten will, kann ich entsprechend nur dazu raten diese eher aus zu weiten, statt zu beschränken. Das heißt, nicht auf einen festen Punkt zu bestehen, sondern eher zu üben das Pferd von allen Seiten aus Dirigieren zu können. Es erleichtert das Leben ungemein und bietet Abwechslung. Dazu braucht es keine besondere Gerte, keinen Spezialstrick oder Halfter, sondern ein HGW-Halfter (HGW = hundsgewöhnlich) samt langen Strick reichen völlig.

Trainieren kann man das wunderbar auf Platz oder Weide.
Mit Eimern, Baustellenhütchen als auch Sprungständern usw. baut man sich Wege, Sackgassen oder Engpässe. Die Pferde lernen sehr schnell das sie auch am längeren Strick auf den richtigen Weg geschickt werden können, ohne das Mutti Hüfchen hält.

Habt ein wenig Vertrauen, das ja sonst immer so groß geschrieben wird, in die Intelligenz eurer Pferde. Ihr werdet sehen, wie es euch und euren Pferden das Leben einfacher machen wird.

Flauschige Grüße
Celeste

200915

 

Ponyhof oder Kinderhort?

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.

So langsam wird es wirklich herbstlich. Das Laub färbt sich, an den Apfelbäumen hängen Äpfel die Schneewittchen neidisch machen würden, und die Trauben an den Weinreben färben sich langsam rot.
Ich liebe diese Zeit, in der die Natur dieses wunderschöne Farbenspiel bietet. Diese Zeit nutze ich umso lieber für Spaziergänge mit den Pferden. Und dann passiert es: Mit einem Pferd oder Pony an der Hand wird man plötzlich zu Freiwild!
Denn auf einem Spaziergang begegnen einem immer Mal wieder Eltern mit ihren Kindern oder Jugendliche, welche den faszinierten Blick nicht von deinem Pferd abwenden können.
Während man im Sattel noch schnell flüchten kann, so hat man bei einem Spaziergang mit Pferd dieses Glück nicht.

Also wie reagiert man?
Augen zu und durch?
Einfach Lächeln und Nicken und weiter gehen?
Stehen bleiben und das Ponyreitopfer spielen?
Arrogant die Blicke des Kindes ignorieren?
Umdrehen und flüchten?

Ich glaube, Letzteres möchte man manchmal am liebsten.

Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Kinder, zumindest nichts was wirkt oder nicht strafbar ist. Aber wenn ich spazieren gehe, ausreite, auf der Weide oder am Stall mit meinen Pferden agiere, dann möchte ich meist eines: meine Ruhe!
Ich habe ein aktives und stressiges Leben. Und entsprechend möchte ich die Zeit mit meinen Pferden in Ruhe verbringen. Gerne nehme ich auch Freunde und Verwandte – auch mit Kindern – mit. Aber wann, wo und wie möchte ich selber entscheiden.
Umso schwieriger wird es dann, wenn fremde Personen meinen das man mit einem Pferd quasi zu einem Kinderhort wird. Das ist bei einer Zufallsbegegnung, wie einem Spaziergang, noch erträglich. Da kann man, wenn das Pferd/Pony geeignet ist, natürlich gerne mal streicheln lassen, und dann verabschiedet man sich freundlich.

Kompliziert wird es, wenn die Eltern dann meinen das man sein Kind doch gleich mal reiten lassen soll.
Da frage ich mich dann immer »geht`s noch?«
Leihe ich mir deren Auto einfach aus?
Oder den Rasenmäher?
Darf ich mir ihr Kind borgen? In meinem Keller könnte es Teppiche knüpfen!

Meist wiegele ich dann immer gleich ab, da man ja keine passende Kappe dabei habe. Und ohne Kappe dürfen Kinder bei mir nicht reiten. Tragen die Kinder aber dank Fahrrad einen Helm, braucht es eine andere Ausrede. Meist ist das Pferd zu unruhig, mag keine Kinder oder ist heimlich ein Mitglied beim Kuh-Schubs-Klan.
Und mal im Ernst liebe Eltern, es mag euch ja nicht in den Sinn kommen, aber wenn ich euren Zögling reiten lassen möchte, dann bin ich durchaus fähig das selber anzubieten! Das mache ich auch, aber eben nur, wenn mir das Kind samt Eltern sympathisch ist. Und das ist es selten, wenn ein geplärrtes »ich will aber!!!!« kommt. Oder wenn von den Eltern ein »nun setz den Karl Friedrich endlich auf das Pferd« genäselt wird.

Ein wundervolles Erlebnis war der Moment, als ich mit meinem Jungpferd spazieren war, und einer ungefragt sein Kind einfach darauf setzte. Glaubt mir, das Donnerwetter wird den Eltern noch heute in den Ohren klirren, dabei ist der Spross von damals nun erwachsen.

An Stall und Weide ist es das gleiche Spiel. Ist man mit der Arbeit beschäftigt und Eltern mit Kind kommen vorbei, erwarten sie förmlich das man sich um sie kümmert. Ignoriert man sie dank MP3-Player oder einer göttlichen Geduld, dann finden sie dennoch einen Weg, auf sich aufmerksam zu machen.
Und spätestens, wenn die ersten Grashalme und ausgerupften Sträucher über den Zaun fliegen, haben sie unsere Aufmerksamkeit.
Natürlich beantworte ich alle Fragen. Ich lasse auch gerne das Kind die Pferde streicheln. Aber immer unter der Ansage, dass die Weide nur betreten wird, wenn ich dabei bin und es erlaube.
Heidenei, das können so manche Eltern dann nicht verknuspern.
»Die stehen doch da, seien sie froh, wenn sich die Ann Katrin Elisabeth Florentina um die Pferde kümmert. Die hatte schließlich schon 5 Reitstunden, die weiß wie das geht. Aber putzen oder misten muss die nicht, die soll sich nicht schmutzig machen.«
Danke und ich weiß, wo der Ausgang der Weide/Stall ist.

Warum halten die Eltern es immer für ein Gottesgeschenk, wenn sie einem die Sprösslinge aufs Auge drücken? Bin ich ein Kinderhort?
Am Besten war der Spruch von mir unbekannten Eltern, deren Kind ich kurz die Pferde streicheln ließ. Die meinten glatt, das sie mir das Kind nun da lassen, sie holen es dann in einigen Stunden wieder ab. Ich habe hier ja eh zu tun, da störe das Kind nicht.
Äh ja sorry tut mir furchtbar Leid aber ich muss nun zu einer Zahnwurzelbehandlung ohne Narkose, ich habe mich doch so darauf gefreut …

Die absolute Looserkarte hat man aber gezogen, wenn man ein Pony besitzt. Alles was für einen selber zu klein zum Reiten ist, scheint der Freifahrtschein für fremde, als auch bekannte Eltern zu sein.

»Du kannst den ja eh nicht reiten, das macht dann der Justin Pascal Jeremy Kevin.«

Dass man eine unheimlich große Auswahl an Trainings und Beschäftigungsmöglichkeiten auch für Ponyzwerge hat, wird gerne überhört.
Nein, anscheinend beten die armen Ponys nachts einen Windelschrein an. Dies tun sie in der Hoffnung der allmächtige Schnullergott möge ihnen das einzig wahre Kind senden zu deren Bespaßung das arme Pony ja geboren wurde …
Zumindest denken das anscheinend einige Eltern.

Ich bin ehrlich, ich habe kein Problem damit, Kinder an meine Pferde zu lassen. Meine Pferde als auch Herr Pony lieben Kinder. Dennoch bin ich dabei, bestimme die Regeln, und sorge dafür das alles sicher und fair – auch für die Pferde – abläuft.
Aber ich möchte gefragt werden!
Ich möchte nicht das man einfach meine Pferde als Kindertagesstätte missbraucht, nur weil sie auf einer Weide in der Nähe stehen.

Und Himmel Herrgott nochmal, liebe Eltern seid den Kindern ein Vorbild, indem ihr höflich um Erlaubnis fragt.

Das heißt es wird:

  • Keine Weide betreten
  • Kein fremdes Tier gefüttert
  • Kein Pferd / Pony einfach angefasst
  • Im Gelände nicht hinter den Pferden her, oder darauf zu gelaufen
  • Und ein »Nein« auch als »Nein« akzeptiert!

Denn wenn ein Pferdehalter »Nein« sagt, ist das nicht immer, weil er euch oder euer Kind nicht leiden kann. Manchmal haben auch wir einfach keine Zeit, den Kopf voller Stress oder wollen schlicht weg unsere Ruhe.

Ich liebe meine Pferde ebenso wie meine Ruhe. Und möchte ich Gesellschaft, dann biete ich streicheln wie Reiten durchaus selber an.
Allerdings nur bei den Kindern, die ich mag. 😉

In diesem Sinne, flauschige Grüße
Celeste

 

Kinderhort

 

Willkommen im Zirkus

Hallo meine Flauschehasen, da bin ich wieder.

Verzeiht das es letzte Woche etwas stiller war, aber meine liebe Oompa Loompa war in ihrem wohl verdienten Urlaub. Und ohne sie bekomme ich Technik-Chaot meine Texte nicht in meinen eigenen Blog. Da sie aber nun genug davon hat die heilige Kakaobohne anzubeten, können wir uns nun wieder unserer Arbeit widmen.

Ich gebe ja zu, dass ich viel im Internet unterwegs bin. Und mittlerweile bekomme ich langsam einfach nur noch einen Brechreiz, wenn ich die ganzen Bilder Wettbewerbe sehe …
Ich liebe Gewinnspiele, das weiß jeder, der meine Seite kennt. Genau deswegen veranstalte ich auch welche. Aber ich mag keine Gewinnspiele die alleine über die meisten »Likes« den Gewinner bestimmen. Denn dann sieht man mal wieder die Start- und Gruppenseiten vor lauter »Ich mach das sonst nie, aber klickt bitte auf das Bild« -Bildchen überquellen.

Ganz vorne mit dabei: Halsring-, Freilauf-Bildchen und nicht zu vergessen, Zirkuslektionen.

Zumindest sollen die meisten Bilder so etwas darstellen.
Betrachtet man die Bilder aber ohne den Fotoshop-Effekt, denkt sich das Minikleidchen, das Holi-Pulver und die Wallemähne bei Mensch und Tier weg, dann ist man meist überrascht. Denn viel zu oft werden die Lektionen nicht sauber ausgeführt, und die Körpersprache des Pferdes zeigt eher ein deutliches »Du kannst mich mal ganz gepflegt muscheln« statt einem »Ich liebe meine Pferdemami soooo sehr«-Ausdruck.

Irgendwie ist das für mich ziemlich erschreckend, denn ich bin mit anderen Vorstellungen in der Pferdewelt aufgewachsen und erzogen worden. Früher war es wichtig, dass Pferde gehorsam, gut zu Händeln, rittig und eifrig waren. Dass sie gut im Futter standen, nett und freundlich waren und keine Unarten zeigten.
Steigen war damals beispielsweise eine absolute Unart und somit unerwünscht.
Das war etwas, das man seinem Pferd nicht beibrachte, außer es war ein Zirkusgaul. Und nur wenn man der Spanischen Hofreitschule angehörte, die solche Lektionen in jahrelanger Arbeit den Pferden beibrachte, wurde das als Lektion akzeptiert. Sonst aber war das etwas, das nicht gerne gesehen wurde.
Und hätte so manches Mädel seinem Pferd so eine Lektion beigebracht, dann hätte es eine mächtige Strafpredigt gegeben. Man hätte einen Teufel getan, als einem Pferd extra eine solche Unart anzutrainieren. Und noch weniger hätte man sich gewünscht, wenn sein Pferd als Zirkusgaul verschrien gewesen wäre.

Selten, wirklich ganz selten, wurden Ausnahmen toleriert. Meist nur dann, wenn einem Steiger diese Lektion abtrainiert, und dann als feste nur auf Abruf sitzende Lektion einprogrammiert wurde.
Den Zirkusgaul Stempel hatte man dennoch weg.
Beliebt waren solche Aktionen also nicht.

Das Pflegerinnen oder Reitbeteiligungen solche Dinge an fremden Pferden geübt hätten, wäre einem Rauswurf gleichgekommen. Und den Anschiss danach hätte man sicher noch 3 Dörfer weiter hören können.
Nein, mit solchen Lektionen machte man sich nicht beliebt.

Heute ist das anders, denn »Likes« und Bewunderungskommentare sind anscheinend wichtiger geworden, als eine vernünftige Ausbildung. Mittlerweile scheint es zum guten Ton zu gehören, das sich Facebook-Seiten mit schönen Fotos schmücken müssen.
Ja müssen, denn ohne Bilder mit Zirkuslektionen kann eine große Seite augenscheinlich nicht mehr leben. Und es muss sich immer weiter überboten werden, damit man noch mehr »Likes« bekommt.

Die Qualität der Arbeit und Ausbildung dahinter ist erst einmal irrelevant. Schließlich wäre es zu mühselig solche Lektionen über Jahre zu erarbeiten.
Wie soll man sich das auch vorstellen?
Jahrelang an der Rittigkeit und Durchlässigkeit und Harmonie arbeiten, bis solche Lektionen erarbeitet werden können? Himmel, das würde ja Jahre harter Arbeit kosten. Und bis dahin haben dann die Facebook-Mädels Falten und Orangenhaut, die auch Photoshop nicht mehr verdecken kann.

So wäre also das Traumfoto mit der Wallemähne im Minikleidchen neben dem steigenden Pferd hinfällig. Außerdem sind die Fotos, die während des Trainings geschossen werden einfach nicht werbefähig.

Eine Seite die eine normale Ausbildung zeigt? Reitbilder oder Pferde mit Halfter?
Sorry, aber damit wird man einfach kein Facebook-Starlet.
Also scheiß auf Levade, Pesade und Kompliment.
Wenn das Pferd die Haxen in die Luft streckt, dann reicht das!
Und wenn es sich mit dem Rüssel in den Staub wirft, um nach einem Leckerchen zu suchen, muss das einfach genügen!
Den Rest erledigen das Mini- oder Wallekleidchen, das Holi-Pulver und der Sonnenuntergang. Zumindest für viele, eigentlich viel zu viele der Bilder, die ich immer wieder sehe.

Noch schlimmer: es werden dazu sogar schon Anleitungen gegeben.
Über Facebook, Instragram, Youtube, die kleinen Facebook-Starlets erklären ihren Fans, wie man die Pferde dazu bringt – äh, ausbildet.
Da sind dann so nette Erklärungen wie Fußlonge dabei, aber auch die Sache mit dem Gertenwedeln vor dem Pferd, bis es steigt. Und nicht zu vergessen die Leckerli-Methode zum Kompliment, sowie folgen, fangen spielen und Kaffee kochen.

Das sind die Momente, in denen ich den Kopf auf den Tisch schlage.
Spinnen diese Mädels/Damen eigentlich?
Wisst ihr wie gefährlich das ist?
Ihr belohnt wahllos Gesten, die teilweise Drohgebärden sind. Und selten wird dem Pferd durch eine vernünftige Ausbildung klar gemacht, das es auch wirklich nur eine Übungslektion ist. Meist wird gewartet bis das Pferd auf das Gehampel reagiert, und dann mit Leckerchen nach geschoben.
Super Ingo!
Noch besser ist dann, das diese eingeübte Lektion auch ungefragt kommen kann. Und das nicht nur bei dem Besitzer, sondern auch bei Personen, die das Pferd dann händeln müssen, ob sie wollen oder nicht.
Ein Tierarzt freut sich ganz bestimmt, wenn der Puschel ihn ansteigt, weil er gerade einen Gegenstand aus der Tasche zieht. Oder der Hufschmied wird begeistert applaudieren, wenn er einen Huf auf den Bock setzen will und dieser ihm schwungvoll die Zähne ausschlägt.
Burschi hat es ja nicht böse gemeint, wie konnte der Hufschmied auch unbewusst eine Handbewegung machen, die Burschi an das erlernte Kommando erinnert.

Nein, ich kann diesem neuen Trend nichts ab gewinnen. Und wenn man wirklich solche Lektionen ERARBEITEN will, dann macht man das bitte nicht in Eigenregie. Holt euch dazu bitte einen Trainer vor Ort dazu.
Regelmäßig!
Damit ihr die Lektionen nicht nur vernünftig erarbeitet, sondern eure Pferde dabei auch gesund bleiben. Denn unsachgemäß ausgeführt kann der Tierarzt und Osteopath sonst schnell zum Dauergast werden.

Und eins noch neben bei: Zirkuslektionen sind nicht dazu gedacht Jungpferde zu bespaßen. Diese gehören in passende Spielgesellschaft.

Von daher spart nicht an einem guten Trainer, der euch und euer Pferd ausbildet. Und denkt daran, eine harmonische Beziehung zu seinem Pferd misst man nicht an der Anzahl der Facebook-Likes.

In diesem Sinne, flauschige Grüße

Celeste

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